SlangGuy's Blog ...

Gebrauch lächer­li­cher, anstö­ßi­ger, oft unan­stän­di­ger Wor­te und Redens­ar­ten (6)

Beglei­tend zu mei­ner Kolum­ne über den Trend zum Schnit­zer in der »öffent­li­chen Über­set­zung« & der noch ner­vi­ge­ren Macke, die­se Schnit­zer gleich als Mode­deutsch nach­zu­plap­pern, sei hier eine Fund­sa­che aus dem vor­letz­ten Jahr­hun­dert aus der ner­vi­gen Frak­tur­schrift tran­skri­piert. Ich den­ke, die Par­al­le­len & mei­ne Absicht dahin­ter, das alte »Werk­chen« hier zugäng­lich zu machen, wer­den als­bald auch ohne gro­ße Aus­füh­run­gen mei­ner­seits augen­fäl­lig. Wie gesagt, ich hät­te sei­ner­zeit nicht im Athe­nä­um sit­zen wol­len, aber in klei­nen Häpp­chen genos­sen, lässt sich durch­aus etwas ler­nen. Wir sind immer noch bei der Aus­spra­che des Eng­li­schen. Im Gegen­satz zur letz­ten – mehr als drö­gen Fol­ge – sind dies­mal eini­ge inter­es­san­te Klei­nig­kei­ten dabei. Ich hal­te es so kurz wie mög­lich. Was die Bei­spie­le »aus dem rich­ti­gen Leben« anbe­langt, so hal­te ich sie nach wie vor für konstruiert…

*

[Fort­set­zung von hier]

Die Aus­spra­che des Eng­li­schen, so häu­fig unklar im u wie in us, buck, but, mur­der, kön­nen Wör­ter­bü­cher nicht genau geben. Über die ver­schie­de­ne Aus­spra­che des o hat ein­mal ein deut­scher Freund eine prak­ti­sche Lek­ti­on erhal­ten. In einer Restau­ra­ti­on ver­langt er einen Pud­ding. “Hot or cold?” fragt der beschäf­tig­te Kell­ner in Eile. “Hot!” sagt mein Freund und erhält einen kal­ten. Dies begeg­ne­te ihm eini­ge­mal, bis er auf­merk­sam auf die Fra­ge des Kell­ners ward und fand, daß letz­te­rer das o in hot fast wie ein tie­fes a (in wall) aus­sprach. Seit der Zeit erhielt er sei­nen Pud­ding warm. Die bei­den o in hot und cold sind ganz ver­schie­den. Wör­ter­bü­cher geben letz­te­res nur als lang an und ers­te­res kurz. Es sind aber ver­schie­de­ne Voka­le, und Kin­der buch­sta­bie­ren hot oft mit a: hat. Ähn­lich ist es in ande­ren Wör­tern wo o vor t, v oder f steht, z. B. cof­fee, love, London.

Wie das eng­li­sche o vor f aus­ge­spro­chen wird, bewies ein­mal ein eng­li­scher Bekann­ter, der sehr geläu­fig und gut deutsch spricht. An einer badi­schen Sta­ti­on ange­kom­men, frag­te er den Schaff­ner des [page 21] Zuges: »Wie lan­ge brau­chen wir bis Offen­burg?« Da brach die­ser in Geläch­ter aus und rief den umste­hen­den Bahn­hof­be­am­ten zu: „Da ist Einer, der will nach Affenburg!«

Zu obi­gen kom­men aber noch ande­re Schwie­rig­kei­ten, wie u. a. die einer rich­ti­gen Accen­tua­ti­on der Wör­ter, Beob­ach­tung der Län­ge und Kür­ze der Sil­ben. Die­se, wie über­haupt die Aus­spra­che vie­ler Wör­ter, kann nicht unter gewis­se Regeln gebracht wer­den, kann oft nicht durch das Auge, son­dern nur durch das Ohr gelernt wer­den. Die Anga­be der Aus­spra­che in Sprach­bü­chern reicht in vie­len Fäl­len nicht hin und ist oft sehr schwer ver­ständ­lich. Ich will hier nur ein Bei­spiel geben. Ein Freund sag­te ein­mal: “The decea­se of my fri­end does not per­mit him to go out.” Er sprach dise­a­se wie decea­se aus. Ein gutes, bekann­tes Wör­ter­buch lehrt das Wort decea­se (Tod) fol­gen­der­ma­ßen aus­spre­chen: ‘di-ßihß’, und das Wort dise­a­se (Krank­heit) wie: ‘dis-ihs’. Ein and­res, wohl das bes­te, englisch=deutsche Wör­ter­buch, lehrt decea­se wie ‘di-sise’ und dise­a­se wie ‘dez-ize’ aussprechen.

Nebst der Aus­spra­che hat die eng­li­sche Ortho­gra­phie sehr gro­ße Schwie­rig­kei­ten und ist selbst für Ein­ge­bo­re­ne schwer. Das eng­li­sche Dik­tat ist ein schwie­ri­ger Teil man­cher Prü­fun­gen bei wel­chen dies in Deutsch­land lächer­lich wäre. Dies erklärt die Ent­ste­hung der bekann­ten Buch­sta­bier­ver­samm­lun­gen, [page 22] spel­ling-bee­s1 genannt, die vor eini­gen Jah­ren in Eng­land Mode waren.

Fuß­no­te: 1 Bee wird schon anfangs des vori­gen Jahr­hun­derts in Ame­ri­ka im Sin­ne von Zusam­men­kunft zum Zwe­cke gemein­sa­men Stre­bens, gegen­sei­ti­ger Hil­fe und gemein­sa­mer Unter­hal­tung gebraucht.

*

Zum Stich­wort bee erlau­be ich mir, den pseud­ony­men Herrn Hiebs­lac kurz zu unter­bre­chen. Uns sind ja die­se spel­ling bees aus ame­ri­ka­ni­schen Fil­men recht geläu­fig. Viel­leicht inter­es­siert es Sie ja auch, was es mit dem Wört­chen auf sich hat. Wenn Sie dabei an die Bie­ne den­ken, lie­gen Sie übri­gens durch­aus rich­tig, solan­ge Sie’s nicht wört­lich ins Deut­sche zer­ren. Die maß­geb­li­che Instanz in Sachen Ety­mo­lo­gie, das Oxford Eng­lish Dic­tion­a­ry, lei­tet die über­tra­ge­ne Bedeu­tung näm­lich vom sozia­len Wesen der Bie­ne ab. Wenn ich mal mei­ne DVD-Ver­si­on zitie­ren darf:

4. In allu­si­on to the social cha­rac­ter of the insect (ori­gi­nal­ly in U.S.): A mee­ting of neigh­bours to unite their labours for the bene­fit of one of their num­ber; e.g. as is done still in some parts, when the far­mers unite to get in each other’s har­ve­sts in suc­ces­si­on; usual­ly pre­ce­ded by a word defi­ning the pur­po­se of the mee­ting, as apple-bee, hus­king-bee, quil­ting-bee, rai­sing-bee, etc. Hence, with exten­ded sen­se: A gathe­ring or mee­ting for some object; esp. spel­ling-bee, a par­ty assem­bled to com­pe­te in the spel­ling of words. lyn­ching bee: see lyn­ching vbl. n.

1769 Bos­ton Gaz. 16 Oct. (Th.), Last Thurs­day about twen­ty young Ladies met at the house of Mr. L. on pur­po­se for a Spin­ning Match; (or what is cal­led in the Coun­try a Bee). 1809 W. Irving Kni­ckerb. Wks. I. 238 Now were insti­tu­ted quil­ting bees and hus­king bees and other rural assem­bla­ges. 1830 Galt Lau­rie T. (1849) III. v. 98, I made a bee; that is, I coll­ec­ted as many of the most expert and able-bodi­ed of the sett­lers to assist at the rai­sing. 1864 C. M. Yon­ge Tri­al II. 281 She is gone out with Cou­sin Debo­rah to an apple bee. 1876 Lub­bock Educ. in Con­temp. Rev. June 91 He may be invin­ci­b­le at a spel­ling bee. 1884 Harper’s Mag. Sept. 510/2 This execution,+in Ida­ho phra­se was a han­ging-bee.

Die »Gesel­lig­keit«, die in Zusam­men­set­zun­gen wie han­ging-bee und lyn­ching-bee zum Aus­druck kommt, erin­nert mich lei­der nicht nur stark an die jahr­markt­ähn­li­chen öffent­li­chen Hin­rich­tungs­sze­nen aus Clint East­woods Wes­tern Hang ‘em High, son­dern auch an die gesel­li­gen Hexen­jag­den, wie sie heu­te in den ach so sozia­len Medi­en an der Tages­ord­nung sind.

Um noch zwei eng­lisch-deut­sche Wör­ter­bü­cher zum The­ma bee zu Wor­te kom­men zu lassen:

bee b) (Amer.) (mee­ting) nach­bar­li­che Ver­samm­lung zu gemein­sa­mer Arbeit; (par­ty) Fest, das; see also spel­ling bee1

bee 2. bes. Am. Tref­fen von Freun­den oder Nach­barn zur Gemein­schafts­hil­fe oder zur Unter­hal­tung oder zu freund­schaft­li­chen Wett­be­wer­ben: sewing bee Näh­kränz­chen n2

Aber wei­ter im Text:

*

End­lich, nach­dem man obi­ge Schwie­rig­kei­ten bewäl­tigt, kommt noch die rich­ti­ge Anwen­dung man­cher Wör­ter, wobei, wie im Dent­schen, so auch im Eng­li­schen, selbst gebil­de­te Eng­län­der, ja Schrift­stel­ler von Namen, hie und da Feh­ler machen. Der bekann­te, ver­stor­be­ne Schul­mann, Kol­le­ge und Freund von mir, Dr. Wil­limn B. Ewigsen, Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Edin­burg hat ein treff­li­ches, mit außer­or­dent­li­chem Flei­ße kom­pi­lier­tes Werk von 218 eng gedruck­ten Sei­ten geschrie­ben, mit Cita­ten von Schrift­stel­lern und beti­telt: “Errors in the use of Eng­lish”. Ich emp­feh­le es Ihnen zum Studium.

Auch die Aus­spra­che eng­li­scher Fami­li­en­na­men ist oft ganz ver­schie­den von geschrie­be­nen Namen. So z. B. spricht sich Chol­mond­e­ley wie Chöm­ley aus, Laug­harne wie Larn, Vaug­han wie Wān, St. John wie Sint­schin, Men­zi­es wie Men­gis, Broug­ham wie Bruhm, Frou­de wie Fru­de, Beauch­amp wie Bee­cham (Biets­cham). Die mit Mac begin­nen­den, schot­ti­schen Namen haben meis­tens den Accent auf der zwei­ten Sil­be, z. B. Macau­lay, Macpher­son, Mac­dou­gal. Macleod spricht sich Maclowd (Maklaud). Es ist dem Frem­den zu raten, bei außer­ge­wöhn­li­chen Namen sich stets über ihre Aus­spra­che zu erkundigen.

Fort­set­zung hier.

  1. Duden-Oxford — Groß­wör­ter­buch Eng­lisch. 2. Aufl. Mann­heim 1999. [CD-ROM]. []
  2. © Lan­gen­scheidt KG, Ber­lin und Mün­chen, Muret-San­ders []

Schreibe einen Kommentar