SlangGuy's Blog ...

Auld Lang Syne

Robert Burns
Alle Jah­re wie­der sei hier hier denen gehol­fen, die zum Jah­res­wech­sel rasch mal wis­sen wol­len, was sie da um Mit­ter­nacht in feucht­fröh­li­cher Run­de, die Hän­de / Arme mit den Nach­barn rechts & links ver­schränkt, tja, grö­len, ver­mu­te ich mal – wenn Sie nicht gra­de im Kir­chen­chor sind.
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Also, die­ses Jahr knap­per & kla­rer denn je:

auld ist  – obso­let / ver­al­tet bzw. schot­tisch obso­let / ver­al­tet – für old

lang­sy­ne / lang syne ist – eben­so obso­let bzw. schot­tisch obso­let für long sin­ce (seit lan­gem, vor lan­ger Zeit) bzw. hier, wo es als Sub­stan­tiv (Haupt­wort) gebraucht wird: die alte Zeit.

»For auld lang syne my jo, For auld lang syne, We’ll tak a cup o’ kind­ness yet for auld lang syne.« Heißt also nichts ande­res als »auf die alte Zeit«

*

Man braucht sich das nicht groß zu mer­ken, weil es außer in die­sem Kon­text & an Syl­ves­ter nie­mand mehr benutzt & ohne die­se net­te alte Wei­se längst aus­ge­stor­ben wäre.

Aber wer sich’s mer­ken par­tout mer­ken, der mer­ke sich für die adver­bia­le Form (seit lan­gem / vor lan­gem) eine Zei­le aus einem Gedicht des Schot­ten Wil­liam Dun­bar (1513) : »I had bene deid lang­sy­ne, dowtless.« (»I had been dead long sin­ce, doubt­less­ly.«: »zwei­fes­loh­ne war ich seit lan­gem tot«)

Und was das Sub­stan­tiv / Haupt­wort angeht: Bul­wer Lyt­ton spricht von einem treu­en alten Zos­sen als »a fri­end of the hap­py lang syne«: einem Freund aus glück­li­chen alten Zeiten.

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Und »my jo«? Nun, Robert Burns schrieb zumin­dest ein Gedicht an einen Freund mit dem Titel »John Ander­son, My Jo« (1789).

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Der schot­ti­sche Dich­ter & Kul­tur­gut Robert Burns schrieb eige­nen Wor­ten zufol­ge nie­der, was ihm ein alter Mann vor­ge­sun­gen hat­te. Die Wei­se fand er eher mit­tel­präch­tig, aber die Wor­te ergrif­fen ihn bis in die Tie­fen sei­ner See­le. So ent­behrt es auch nicht einer gewis­sen Iro­nie, dass heu­te die sei­ner Ansicht nach mit­tel­mä­ßi­ge – doch, doch, »medio­cre« schrieb er einem Bekann­ten1 – Melo­die alles zu scheint, wo doch den Text kein Schwanz versteht.

Worum’s geht? Nun, um die gute alte Zeit. Und ob man sie ver­ges­sen soll. Und um alte Bekann­te und dar­um, ob man die ver­ges­sen soll. Wenn man sich frü­he­re For­men des Gedichts anschaut, han­del­te es sich dabei wohl um eine eher bit­te­re Refle­xi­on über die Undank­bar­keit so man­cher Zeitgenossen.

Should auld acquain­tance be forgot,
and never brought to mind ?
Should auld acquain­tance be forgot,
and auld lang syne?

CHORUS:
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kind­ness yet,
for auld lang syne.

And sure­ly ye’ll be your pint-stowp !
and sure­ly I’ll be mine !
And we’ll tak a cup o’ kind­ness yet,
for auld lang syne.

CHORUS

We twa hae run about the braes,
and pu’d the gowans fine ;
But we’ve wander’d mony a wea­ry fit,
sin auld lang syne.

CHORUS

We twa hae paidl’d i’ the burn,
frae mor­ning sun till dine ;
But seas bet­ween us braid hae roar’d
sin auld lang syne.

CHORUS

And there’s a hand, my trus­ty fiere !
and gie’s a hand o’ thine !
And we’ll tak a right gude-wil­ly waught,
for auld lang syne.

CHORUS2

Guten Rutsch! 

 

 

  1. Robert Burns, The Com­ple­te Poe­ti­cal Works. New York: Hough­ton, Miff­lin & Co., 1897. []
  2. Der Text ist von der eng­li­schen Wiki­pe­dia. []