Was mir so bei der Überarbeitung von Tom Wolfes Unter Strom unterkam. (1)
Die Plastikmülltonne mit Kool-Aid auf dem ersten Acidtest von Keseys Pranksters im Januar 1966 mag einer Reihe von Leuten mehr oder weniger sanft die Pforten der Wahrnehmung aufgestoßen und die Veranstaltung selbst in der Folge zu einer ganz neuen Form von Multimedia-Entertainment geführt haben, sprachlich ist von der Nacht nichts hängen geblieben. Dazu war denn die ganze Geschichte doch zu esoterisch & isoliert. Die Einnahme von LSD war nicht an das Pulvergetränk gebunden.
Apropos: Als Hugh Hefner, hip wie er nun mal war, von der psychedelischen Kiste läuten hörte und die Grateful Dead in seine TV-Show Playboy After Dark lud, musste kein geringerer als Hipster-Cartoonist Shel Silverstein darauf achten, dass Hef keiner an die versiegelten (!) Coke-Flaschen ging. Stanley Owsley, LSD-Fabrikant extraordinaire hätte ihm zu gerne eine Dosis verpasst. Er erwischte aber letztlich nur ein armes Bunny, das darauf – Quelle horreur! – auch prompt zu strippen begann. Hef: ›Was ist da los, das ist nicht im Skript!‹
Aber wie gesagt, die Wendung ›to drink the Kool-Aid‹, die heute überstrapaziert zu werden scheint, kommt davon nicht. Sie kommt – Quelle horreur! – von der Tragödie in Jonestown, bei der Sektenführer Jones seine Gläubigen mit Gift versetztes, tja, noch nicht einmal Kool-Aid, sondern Flavor Aid zu trinken zwang.
Was die Wendung bedeutet? Nun, soviel wie blind & mit Haut und Haaren schlucken, was einem so erzählt wird, in geradezu quasireligiösem Maß.
“Check it out, otherwise you could just be drinking the kool-aid too.”
“I won’t be drinking the Kool Aid this year, at least until that fat, smiley- faced red guy jumps through my wall or McCain…”
“In all honesty, I’d probably still be drinking the kool-aid today if I didn’t have a conscience and feel responsible for my actions …”
“There’s a lot of Obama-flavored Kool-Aid out there, of course – according to Clinton partisans.”
Eine nette Sammlung dazu gibt es hier.