SlangGuy's Blog ...

Hudi­gäg­ge­ler, Spar­gel & Bob

Ich bin ein gro­ßer Fan des DeGruy­ter Ver­lags. Ich woll­te, ich könn­te mir mehr DeGruy­ter-Titel leis­ten, allein um die­sen Ver­lag zu unter­stüt­zen! Und ich hät­te an jedem der Titel mei­ne Freu­de. Dem Dorn­seiff. Dem Klu­ge
Wenn ich hier mal die Rega­le ent­lang gehe, sehe ich, dass List – ein Ver­lag der, sei­nen Über­set­zun­gen nach zu urtei­len, heu­te von Analpha­be­ten gelei­tet wird – mal eine Taschen­buch­rei­he hat­te. Neben dem List-Titel steht einer von Athe­nä­um. Gibt’s den Ver­lag noch? Ein Epi­kur von Gold­mann! (Mein alter Latein­leh­rer hat mir das Büchl geschenkt!) Ein Urban-Taschen­buch usw. Ich den­ke mal, es ist kei­ne all­zu ver­we­ge­ne Behaup­tung, dass heu­te eine Men­ge Bücher, die zu lesen ein biss­chen Hirn­schmalz bedürf­te, ein­fach nicht mehr gemacht wer­den. Und ich sage das als einer, der noch nicht mal mehr die Hand­lung von Win­ne­tou I erzäh­len könn­te. Will sagen als einer, der – sei­nes lau­si­gen Gedächt­nis­ses wegen – wohl eine Men­ge Bücher umsonst gele­sen hat. Suhr­kamp ist auch nur noch ein Schat­ten sei­ner selbst. Alle sind sie ver­schwun­den, DeGruy­ter hält die Stel­lung. Falls ich also mit die­sem Blog­ar­ti­kel auch nur einen Käu­fer für DeGruy­ters Vari­an­ten­wör­ter­buch des Deut­schen wer­ben kann… Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, die Lis­te der Autoren ist etwas zu umfang­reich, um sie hier abtip­pen zu wol­len. Das Buch ist ein blau­er Zie­gel, ein dickes Paper­back, das ich gern mal zwi­schen­durch befin­ge­re. (Sor­ry, im Hin­ter­grund läuft hier im Radio auf BBC2 ein Inter­view mit Bob­by-Don’t worry, be hap­py”-McFer­rin. Dass der Mann ein erns­ter Jaz­zer ist, dürf­te wohl jedem klar sein, aber dass er auch klas­si­sche Musik diri­giert? Nur für den Fall, dass ich mich hier mal ver­tip­pen soll­te.) Außer­dem habe ich heu­te end­lich unse­re frän­ki­sche Spar­gel­sai­son eröff­net. Wozu ein Schluck Weiß­wein gehört.)
Okay, das Vari­an­ten­wör­ter­buch des Deut­schen. Was genau das ist, sagt uns der Unter­ti­tel: Die Stan­dard­spra­che in Öster­reich, der Schweiz und Deutsch­land sowie in Liech­ten­stein, Luxem­burg, Ost­bel­gi­en und Süd­ti­rol. Uff! Ich weiß, dass Öster­reich und die Schweiz einen Wort­schatz haben, den ich bewun­de­re, auch mal sau­ko­misch fin­de und  durch die Bank inter­es­sant. Ost­bel­gi­en? Nie gehört. Aber ich bin auf­ge­schlos­sen. Ich schla­ge mal ein­fach, ja… auf. Sei­te 356. Und damit auch 357. Den ers­ten Ein­trag “Horst” über­ge­he ich mal. Es ist ein Vor­na­me, Herr­gott­noch­mal! Es ist mir rela­tiv wurscht, ob der in Aus­tria sel­ten ist. Aber dann: “in die Hosen müs­sen”. So sagt wohl der Schwei­zer, wenn er sich “an die Arbeit machen muss”… Das möch­te ich mir mer­ken. Es mal in einer Über­set­zung ver­wen­den. “Sich zum sport­li­chen Wett­kampf rüs­ten”, na ja, damit ist es lan­ge vor­bei… Aber um aus den schön ab‑, weil kur­siv gesetz­ten Zita­ten zu zitie­ren (Duden-Redak­ti­on, guckt mal hier rein!): “musst du voll in die Hosen”. Das ist deut­sche Umgangs­spra­che, wie ich sie mir wün­sche! Nicht die­se halb­ga­re, halb englische…
Moment! Moment… Das ist jetzt jetzt das zwei­te Mal! Das war gra­de mal eine Minute!
Ste­ve Wright in the after­noon läuft hier neben­bei, wie gesagt. Sagt der Mann eben noch zu McFer­rin – “slight­ly delay­ed becau­se of the ash” –, sein “new album” sei “fan­ta­stic”, ihn ihm Stu­dio zu haben sei, “just like being in hea­ven, it’s like going to hea­ven and hea­ring the hea­ven­ly voices”; er und sein Kol­le­ge Tim “abso­lut­e­ly ado­re” die neue CD. Und dann, was? Er spielt die Sin­gle  dar­aus, “Say Ladeo” – was, kaum andert­halb Minu­ten an! Nach­dem alle ande­ren Titel, die nicht in den Him­mel gelobt wur­den, kom­plett zu hören waren? Nicht dass ich für die alte Elvis Cos­tel­lo-Num­mer gra­de eben nicht dank­bar gewe­sen wäre. Aber offen­sicht­lich hat der Mann doch Angst, bei die­ser in der Tat wun­der­schö­nen Musik Hörer zu ver­lie­ren. Oder lang­weilt er sich? Acht, neun Jah­re hat McFer­rin an dem Pro­jekt gear­bei­tet, wie er eben sagt. Die Sin­gle läuft noch im Hin­ter­grund. Okay, okay. Ich nehm’s zurück. McFer­rin erzählt, wie die Plat­te zustan­de kam. Eine Plat­te nur mit Stim­men! Ich wuss­te nicht, dass McFerrins Kon­zer­te vor allem Vokal­kon­zer­te sind, nur er und sei­ne und ande­re Stim­men. Und alles kom­plett impro­vi­siert. Wie bei Keith Jar­rett, den er als Ein­fluss nennt. Die Plat­te – über fünf­zig Sänger/innen sind mit drauf – “has an Afri­can feel … and an … an Eng­lish cho­ral sen­se to it”. “All of it is a capel­la, except for… I think the­re might be a flu­te play­ing in one of the tunes … it’s per­cus­sion and may­be some flu­tes… in … a … pie­ce… but ever­y­thing else is done vocally.”
Und jetzt spielt Ste­ve die zwei­te Num­mer gra­de mal eine Minu­te an! Dann quatscht er rein. Und nach einem Jing­le für heu­te Abend – läuft “la, la, la…” Kylie Mino­gue. Die wie­der aus­ge­spielt wird. Das bringt mich aus dem Kon­zept. Und dabei woll­te ich doch vom “Hudi­gäg­ge­ler” erzäh­len, der Bob­by McFer­rin ganz offen­sicht­lich nicht ist.
Also, Bob­by McFerrins Vocu­bu­la­ries & Das Vari­an­ten­wör­ter­buch des Deut­schen und die put­zi­ge Kylie in einem abge­bro­che­nen Arti­kel. Wer hät­te es für mög­lich gehal­ten. Drau­ßen hat es zu reg­nen begon­nen, aber ein “Hudel­wet­ter” ist das wohl noch nicht. Ich gehe jetzt mal nach ama­zon, um mir die McFer­rin-Plat­te zu zie­hen, und lese das dann noch mal, um die spar­gel­be­ding­ten Tipp­feh­ler zu eliminieren…