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Ame­ri­ka­nis­men – La Guer­re des Mots

Was dem deut­schen Sprach­be­wah­rer der Angli­zis­mus bzw. der eng­li­sche Bro­cken im Hals, ist sei­nem bri­ti­schen Gegen­stück der Ame­ri­ka­nis­mus.

Anfang die­ses Jah­res haben die Bri­ten sich über die hoch­herr­li­che, um nicht zu sagen impe­ria­lis­ti­sche Art echauf­fiert, mit der Hack­fleisch­mul­ti McDonald’s in einem Wer­be­spot ihr gelieb­tes “quid” zum “bob” degra­diert hat­te. Der Spot wur­de durch einen neu­en ersetzt; das Pro­blem schien gelöst.

Aber womög­lich sind durch die Auf­re­gung die Gemü­ter jetzt sen­si­bi­li­siert. Jeden­falls brach­te die Dai­ly Mail in den letz­ten Tagen gleich zwei Arti­kel zum The­ma sprach­li­cher Impe­ria­lis­mus der ame­ri­ka­ni­schen Art.

Der Autor, Matthew Engel, beginnt mit dem – eher halb­herzigen – Zuge­ständ­nis, dass Spra­chen nun ein­mal wach­sen, und einem his­to­ri­schen Rück­blick dar­auf, dass bereits S.T. Coler­idge 1832 das heu­te harm­los anmu­ten­de “talen­ted” scho­ckiert hat­te, das eben aus den eins­ti­gen Kolo­nien nach Eng­land gekom­men war. Sprach­li­che Über­nah­men gehör­ten durch­aus zum All­tag. Aber mit dem Auf­tau­chen neu­er Medi­en wie Film, Funk und Fern­se­hen sei­en die Impor­te aus Ame­ri­ka ins Kraut geschos­sen, und jetzt droh­te die schö­ne Mut­ter­spra­che unter den häss­li­chen Ame­ri­ka­nis­men zu ersti­cken. Engels Auf­ruf, der Flut­wel­le impor­tier­ter Geist­lo­sig­kei­ten den Krieg zu erklä­ren, erin­nert mich an die Nach­richt, laut der die Bri­ten gera­de dem Pro­blem fremd­län­di­scher Flo­ra, die die hei­mi­sche Tier- und  Pflan­zen­welt bedro­he, mit einer groß ange­leg­ten Aus­reiß­ak­ti­on begeg­nen wollen. 

Engel nennt eine gan­ze Rei­he beson­ders irri­tie­ren­der Bei­spie­le, die jeder selbst nach­le­sen mag. Nur ein paar sei­en hier erwähnt.

Aus­lö­ser sei­nes Arti­kels war ein “from the get-go” im Radio; das habe ihn wahn­sin­nig geär­gert. War­um sage man nicht wie bis­her “from the start” oder “from the off”? Es füge der hei­mi­schen Spra­che doch nichts hin­zu. Dass kan­di­die­ren heu­te ganz à l’a­mé­ri­cai­ne” to run for office” hei­ßen muss, statt “to stand for office”. Und dass man sich heu­te “den Fin­ger” gebe, um den Mit­men­schen am Steu­er auf sei­ne Ver­feh­lung auf­merk­sam zu machen, anstatt, wie sich das in Eng­land bis­lang gehör­te, zwei Fin­ger – eine Art Peace-Zei­chen, nur eben mit nach außen gedreh­ter Hand.

The Hor­ror, the hor­ror! Und Engels benutzt die­ses Wort.

Noch inter­es­san­ter, so fin­de ich, wird es in den Kom­men­ta­ren zu sei­nem Arti­kel, in denen die Leser in sei­ne Ker­be hau­en. Mein Favo­rit aus die­sen ist die schein­bar harm­lo­se Wen­dung: Can I get a cof­fee? und die schlich­te Ant­wort dar­auf, näm­lich: No. Nach­dem man zunächst stutzt, kommt es einem dann wie­der; man hat das doch in der Schu­le gelernt: “can” impli­ziert phy­si­sches Ver­mö­gen, nicht etwa die Erlaub­nis, etwas machen zu dür­fen. Die Fra­ge bedeu­tet also so gestellt, ob sich der Betref­fen­de selbst einen Kaf­fee holen kön­ne. Und das geht eben nicht im Café. Was natür­lich die Idio­ten, die für einen Becher Star­bucks-Plem­pe anste­hen, anstatt sich beim Ita­lie­ner bedie­nen zu las­sen, heu­te nicht mehr verstehen.

Mir fällt aber dazu ein, dass das Pro­blem durch­aus auch in ame­ri­ka­ni­schen Fil­men und Fern­seh­se­ri­en the­ma­ti­siert wird, meist um einen Korin­then kacken­den Leh­rer zu cha­rak­te­ri­sie­ren: Can I go to the bath­room? – May I go to the bathroom?

Was Engel auf­stößt ist letzt­lich die Unver­hältnis­mäßigkeit, um nicht zu sagen die Ein­sei­tig­keit die­ses “Aus­tauschs”. Die Ame­ri­ka­ner, so klagt er, über­näh­men rein gar nichts von uns.

Aber er hat durch­aus Ver­ständ­nis für eini­ge der Impor­te, so etwa dafür dass “apart­ments” sich eben bes­ser ver­kau­fen als alt­ba­cke­ne “flats”. Und wenigs­tens einen Import begrüßt er: die Über­nah­me des amerikani­schen “bil­li­on” für 1000 Mil­lio­nen; die Bri­ten ver­stan­den bis­her – wie wir ja auch – unter “bil­li­on” eine Mil­li­on Millionen.

Was ich eher merk­wür­dig finde.

Ver­ste­hen kann ich ihn, wenn er es bedau­ert, dass Eng­land für Wör­ter wie “geek” – den obses­si­ven Com­pu­ter­nerd – kei­ne eige­nen Begrif­fe erfun­den hat. Da bräuch­te es auch bei uns mal eine kon­zer­tier­te Akti­on; ich bin sicher, die deut­schen Dia­lek­te gäben für sol­che Leu­te die eine oder ande­re Alter­na­ti­ve her.

Wie auch immer, den Abschuss macht dann einer, der sei­nen Lands­leu­ten sagt, sie soll­ten sich nicht über Ame­ri­ka­nis­men auf­re­gen – schließ­lich wür­den sie heu­te ohne die Ame­ri­ka­ner mit ger­ma­nisms um sich wer­fen. Herrlich.

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