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Sir Arthur Conan Doyle – zum 80. Todestag

Sher­lock Hol­mes scheint mir nicht eben Kon­junk­tur zu haben. Merk­wür­dig eigent­lich, wenn man bedenkt, wie gut gera­de die Aben­teu­er des Größ­ten aller Detek­ti­ve sich für ein intel­li­gen­tes Com­pu­ter­spiel eig­nen wür­den. Na gut, es gab gra­de wie­der mal einen Film, sogar einen ganz gro­ßen; aber ob da was nach­kommt… Ich erin­ne­re mich noch dar­an, die Geschich­ten des 1859 gebo­re­nen schot­ti­schen Arz­tes ver­schlun­gen zu haben. Im Zei­chen der Vier glau­be ich, habe ich als ers­tes gele­sen; kei­ne Ahnung, wie ich dazu gekom­men war. Und irgend­wo muss hier noch ein Zie­gel aus dem Pen­gu­in-Ver­lag her­um­lie­gen, eine herr­li­che eng­li­sche Gesamt­aus­ga­be, die mir mal weit spä­ter unter­ge­kom­men ist. Heu­te sehe ich die Geschich­ten immer noch ger­ne auf ITV; der Sen­der wie­der­holt die gro­ße alte Serie mit Jere­my Brett als Hol­mes seit Jah­ren uner­müd­lich, weil er sich, finan­zi­ell klamm wie er ist, kei­ne neu­en Seri­en leis­ten kann.*  BBC7 bringt der­zeit eine Rei­he von groß­ar­ti­gen klas­si­schen Hör­spie­len um das Gespann Watson-Holmes.

Heu­te jährt sich zum 80. mal der Todes­tag des gro­ßen Autors, der mit Hol­mes auch irgend­wie unser Bild vom Eng­län­der mit­ge­prägt hat, wie mir scheint. Ich bin kein Fach­mann, nur ein Fan, ich habe nicht wirk­lich was über den Mann zu sagen; ich möch­te hier nur auf ein paar beque­me Mög­lich­kei­ten hin­wei­sen, den Erfin­der des Sher­lock Hol­mes neu oder näher ken­nen­zu­ler­nen, viel­leicht auch ein paar neue Facet­ten des Man­nes, oder sich ein­fach die eine oder ande­re Geschich­te mal im Ori­gi­nal anzusehen.

Natür­lich ist das Gesamt­werk im Inter­net Archi­ve ein­zu­se­hen, aber ich möch­te es mir den­noch nicht neh­men las­sen, eini­ge der Fund­sa­chen dort her­aus­zu­pi­cken. Ein guter Anfang wäre zum Bei­spiel ein Band mit dem Namen Conan Doyle’s Best Books,  ein »Best of…« also, aus dem auch die groß­ar­ti­ge Illus­tra­ti­on die­ses Arti­kel­chens stammt. Wer eine Geschich­te lesen möch­te, gera­de weil er sie kennt, der möch­te viel­leicht in die­sen Hound of the Bas­ker­vil­les gucken. Oder gucken sie sich dabei doch gleich mit Mur­der At The Bas­ker­vil­les eine alte Ver­fil­mung die­ses Stoffs an. Und falls Ihnen die etwas zu alt ist, machen Sie sich doch mit einer klas­si­schen Kino­vor­schau Lust auf eine Ver­fil­mung der Ham­mer Stu­di­os von 1959. Peter Cus­hing präg­te damit wohl auch unser Bild von Sher­lock Hol­mes. Wuss­ten Sie übri­gens, dass Hol­mes die meist­ver­film­te Roman­fi­gur der Film­ge­schich­te ist? Dass es bereits 1900 einen win­zi­gen Hol­mes-Strei­fen gab? Wie auch immer, popu­lär wie Hör­bü­cher heu­te sind, kön­nen Sie sich die Geschich­te natür­lich auch vor­le­sen las­sen. Und falls Sie etwas zwi­schen Vor­le­sen und Kino haben wol­len, ken­nen Sie Movies For the Blind? Fol­ge 24 die­ser Serie bie­tet Ihnen mit Mur­der at the Bas­ker­vil­les Kino für geschlos­se­ne Augen.

Conan Doyle war übri­gens Augen­arzt und hat eine Zeit lang in Wien stu­diert. Und bevor ich’s ver­ges­se, er spiel­te auch Fuß­ball; er stand bei einer Ama­teur­mann­schaft im Tor. Aber zurück zum Schrift­stel­ler Conan Doyle oder bes­ser zum Dich­ter, als den ihn hier sicher die Wenigs­ten ken­nen. Gucken Sie doch mal in sei­ne Poems, die zum Teil aus­ge­spro­chen popu­lär waren. Eini­ge wur­den sogar zu Songs. Hier eine Kost­pro­be aus dem Zyklus Songs of Action:

WHAT of the bow ?

The bow was made in England
Of true wood, of yew-wood,
The wood of Eng­lish bows ;
So men who are free
Love the old yew-tree
And the land whe­re the yew-tree grows.

What of the cord ?
The cord was made in England :
A rough cord, a tough cord,
A cord that bow­men love ;
And so we will sing
Of the hem­pen string
And the land whe­re the cord was wove.

What of the shaft ?
The shaft was cut in England :
A long shaft, a strong shaft,
Bar­bed and trim and true ;
So we’ll drink all together
To the grey goose-feather
And the land whe­re the grey goo­se flew.

What of the mark ?
Ah, seek it not in England,
A bold mark, our old mark
Is wai­ting over-sea.
When the strings harp in chorus,
And the lion flag is o’er us,
It is the­re that our mark will be.

What of the men ?
The men were bred in England :
The bow­men — the yeomen.
The lads of dale and fell.
Here’s to you — and to you !
To the hearts that are true
And the land whe­re the true hearts dwell.

The Song of the Bow

Selbst­ver­ständ­lich befin­den wir uns in der Blü­te­zeit des Empire. Und Conan Doyle hat sich zu aller­hand zeit­po­li­ti­schen Vor­komm­nis­sen, auch in den Kolo­nien, geäu­ßert und damit eine Rei­he viel beach­te­ter Dis­kus­sio­nen mit ande­ren Per­sön­lich­kei­ten sei­ner Zeit aus­ge­löst.  Hier eine kri­ti­sche Gegen­dar­stel­lung sei­ner Schil­de­rung des Kriegs in Süd­afri­ka:  Blood and gold in South Afri­ca : an ans­wer to Dr. Conan Doyle ; being an exami­na­ti­on of his account of the “cau­se and con­duct” of the South Afri­can War (1902)

Aber das geht den meis­ten wahr­schein­lich etwas zu weit. Blei­ben wir im lite­ra­ri­schen Bereich. Conan Doyle hat neben Hol­mes mit Pro­fes­sor Chal­len­ger noch eine wei­te­re Seri­en­fi­gur geschaf­fen. Die bekann­tes­te der Geschich­ten um ihn ist sicher The Lost World. Wenn Sie Jules Ver­ne mögen oder H. G. Wells Dr. Moreau oder Juras­sic Park… Gucken Sie sich doch gleich mal die ers­te Ver­fil­mung von The Lost World an. Ein Hör­buch davon habe ich natür­lich auch für Sie.

Hier ein­fach noch eine Hand­voll mei­ner Lese­zei­chen: Eine wei­te­re Hol­mes-Ver­fil­mung mit Basil Rath­bo­ne ist Dres­sed to Kill von 1946. Garan­tiert unbe­kannt ist Ihnen ein Hol­mes-Film mit dem Titel The Slee­ping Car­di­nal. Ein wei­te­res Hör­buch: The Val­ley of Fear gibt es hier. Von 1939 bis 1947 hat­te Hol­mes in den USA eine Radio­show mit dem klas­si­schen Duo Basil Rath­bo­ne als Hol­mes und Bruce Nigel als Wat­son. Cir­ca 220 Epi­so­den! Wenn Sie das nicht erschreckt, son­dern eher ange­nehm gru­selt, Sie fin­den sie hier. Den­ken Sie dar­an, dass da live gespielt wur­de; sie wer­den dop­pel­ten Spaß dar­an haben.

Ich den­ke, Sie haben ver­stan­den, was ich eigent­lich in zwei, drei Sät­zen hat­te sagen wol­len: Weder der Autor, noch sei­ne Figu­ren soll­ten heu­te ein Schat­ten­da­sein füh­ren; das gilt dop­pelt in einer kul­tu­rel­len Land­schaft, in der Phan­ta­sy dominiert.

* Auch der legen­dä­re Pri­sonerNum­mer Sechs – ist des­halb immer wie­der – im bril­lan­ten Remas­ter – zu sehen.

Mur­der At The Bas­ker­vil­les (1937)

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