Ein Hinweis, bevor es zu spät ist: BBC2 brachte am 7. & 8.12 zum dreißigsten Todestag von John Lennon eine zweistündige Widmung, moderiert von Susan Sarandon, die man gehört haben sollte. Viel Zeit dazu haben Sie allerdings nicht mehr; die Podcasts der BBC sind gerade mal eine Woche lang zu hören. Deshalb hier der Hinweis darauf; ich möchte hier nichts zu seinem Tod absondern, das wäre mehr als überflüssig. Aber wenn Sie ein Fan waren, hören Sie sich das mal an.
Vergessen Sie die all den spekulativen Informationsmüll aus dritter Hand. Hier kommt Lennon vor allem selbst zu Wort. Dazu selbstverständlich Yoko. Und David Bowie, Elton John, Jann Wenner (Rolling Stone), Bob Gruen (Fotograf), Klaus Voormann, Allan Tannenbaum, Larry King (Journalist), Alan White, Elliot Mintz1, Jack Douglas, Jonathan Cott, May Pang (Assistentin & Geliebte), Michael Lindsay-Hogg, Ethan Russell and Sohn Julian Lennon.
Die Sendung verfolgt, wie gesagt, über zwei Stunden Lennons Liebe zur heimlichen Hauptstadt Amerikas. Schon 1964, bei der ersten Tour der Beatles (bei der sie ausgerechnet der Journalist Larry King begleitete!) wollte John als erstes Bob Dylan kennen lernen;2 und offensichtlich kiffte man sich bei dieser ersten Begegnung letztlich nur herzhaft zu. Von da an sollte auch Johns Musik nie wieder die alte sein.
Laut eigener Aussage hatte Lennon schon immer von New York geträumt, und 1971 beschlossen John & Yoko, für immer dorthin zu ziehen. Natürlich hatte er mit Richard Nixon bereits einen Todfeind im Land, der ihn dort nicht haben wollte. Es begann eine vierjährige Schlacht um Aufenthaltsgenehmigung und Green Card. Mitten auf dem Höhepunkt der Proteste gegen den Vietnamkrieg sah Lennon sich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zwei Jahre hatte er ein Team von FBI-Agenten an den Hacken – das wäre was für WikiLeaks gewesen und DoS-Attacks.
Wir hören eine Reihe von Aufnahmen, sowohl aus der Küche der Lennons als auch aus dem Studio. Selbst einige von Phil Spectors Ausbrüchen bleiben uns nicht erspart. Eine Menge erfahren wir über Lennons Zeit als Hausmann. Und egal, ob das nun Hagiographie oder sonst geschönt ist, John erzählt hier selbst sein Erlebnis mit dem ersten selbstgebackenen Brot. Und das ist mal was anderes.
Wir hören von der Ed Sullivan Show, wir hören aus David Bowies eigenem Mund, wie »Fame« zustande kam…
Vergessen Sie WikiLeaks und beeilen Sie sich. Klicken Sie auf das Bild oben. Der Klick führt Sie noch bis zum nächsten Mittwoch auf die Seite mit dem ersten Podcast; und vergessen Sie nicht, es sind zwei.
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Noch bis zum 14. Dezember als Podcasts auf BBC2: Teil 1, Teil 2.
(Ihr Computer verfügt übrigens auch über eine eigene Funktion für die Tonaufnahme,
auch ohne zusätzliche zu installierendes Programm.)
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Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, in diesem Zusammenhang auf eine alte Übersetzung von mir hinzuweisen, in der es ebenfalls um Lennons Zeit in New York geht: Robert Rosen, Nowhere Man – Lennons Letzte Tage in New York. Rosen war eigener Aussage nach mal im Gespräch gewesen, Lennons Tagebücher herauszugeben, dann aber wohl aus dem einen oder anderen Grund wieder ausgeschieden. Er erklärt die Umstände im Buch näher, aber es ist eben seine Darstellung der Dinge und hier nicht weiter interessant. Das Buch jedoch basiert auf Fakten, die er den Tagebüchern entnommen haben will und – ohne das Risiko juristischer Repressalien – erzählen kann. Da Yoko Ono nun sicher den Daumen auf den meisten Darstellungen des Lebens ihres Gatten hat, ist es zur Meinungsbildung definitiv interessant. Hier gibt es das eine oder andere zu erfahren, das sonst keiner zu berichten weiß. Nur um wieder mal zu einigen Ecken und Kanten in der Hagiographie zu sorgen… Und für die paar Mücken, die das Buch heute gebracht zu haben ist. Sagen wir mal so: Wenn jemand mehrere Bücher über Lennon hat, dann darf dieses nicht fehlen.
- * February 16, 1945; American media consultant and publicist whose clients have included the John Lennon Estate, Bob Dylan, Paris Hilton, Chris Brown, Yoko Ono, Christie Brinkley, Crosby, Stills and Nash, Diana Ross, Don Johnson, Melanie Griffith and others. [↩]
- Dylan war damals noch nicht die Ikone, die er kurz darauf werden sollte [↩]