Ugs.-Projekt 17: schwiemelig
Nicht dass meine kleine Ecke im Web zum offiziellen Schwindelblog werden soll, aber offenbar können Synonyme für »schwindlig« bei mir durchaus zum wohligen Taumel führen. Deshalb mit »schwiemelig« gleich ein weiteres schönes Wort, das – als »landschaftlich« gebrandmarkt – seinen Weg nicht so recht in Übersetzungen finden zu wollen scheint. Was schade ist. Ein weiteres Kapitel meines Plädoyers dafür, in Übersetzungen mehr gestandene Wörter und Wendungen aus deutschen Landen zu verwenden. Die Entwicklung ist eine uralte, also warum sich von dem engstirnigen Dialekt-Vorwurf aufhalten lassen, nur weil man im speziellen Fall vielleicht man ein paar Jahre vorne dran sein mag?
In Eike Schönfelds Neuübersetzung von Salingers Fänger im Roggen heißt es mal »Jedenfalls wollte ich, bevor ich zum Hotel kam, noch in so eine schwiemelige Bar«.1 Als Südstaatler war mir das Adjektiv nicht geläufig, aber es hat mir gefallen. Und ich habe mich seither immer wieder mal damit befasst. Und als ich dann irgendwann mal auf das schweizerische »trümmlig« stieß, ergaben sich da gewisse Ähnlichkeiten: wenn jemand von einer »trümmligen Type« spricht, so scheint mir das eine ähnliche Bedeutungserweiterung wie besagte »schwiemelige Bar«. Inwiefern?
Nun, wir hatten »trümmlig« in erster Linie als »schwindlig« definiert; das gilt auch für »schwiemelig«. Meine CD von Dudens Großem Wörterbuch der deutschen Sprache spuckt folgendes aus:
schwiemelig, schwiemlig <Adj.> (nordd. salopp): schwindlig: Es ward einem manchmal ganz schwiemelig (H.Mann, Unrat 132).2 (mehr …)
- J. D. Salinger, Der Fänger im Roggen; dt. von Eike Schönfeld. Kiepenheuer & Witsch. Sehr gut! Besorgen Sie sich die ruhig mal, auch wenn Sie die alte Übersetzung noch im Regal haben. [↩]
- Duden — Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus [↩]