Für dieses Jahr eine Übung in Sinnlosigkeit, wenn ich je eine gesehen habe: eine Kolumne über das Übersetzen ins Deutsche bzw. um die Misere im Bereich dieser eigentlich – so möchte man jedenfalls meinen – doch recht wichtigen Disziplin. Ich weiß, wer sich hierher verirrt, wird die sprachliche Welt nicht verändern. Genauer gesagt, er hält die unablässige Annäherung von immer besserer Maschinenübersetzung und immer lausigerer Humanübersetzung – und deren gegenseitige Einflussnahme – nun sicher nicht auf. Aber vielleicht nimmt er ja doch das eine oder andere mit und beherzigt es bei seiner Arbeit oder achtet künftig einfach mal besser drauf.
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Der Anlass? Nun, das neue Jahr lässt sich mit einem der ältesten Übersetzungsfehler überhaupt an: Klippe für cliff. Wir haben das ja hier schon mal am Beispiel der ominösen Finanzklippe durchgehechelt. Apropos: das protzige Wortgeklingel der Fiskalklippe hebt die Dummheit des Fehlers doch nur hervor. Wie auch immer, wir brauchen das Problem an sich hier nicht noch mal aufzurollen. Betrachten sie die beiden alten Artikel als hier zugehörig.
Aber wo das neue Jahr sich schon mit einem der ältesten Übersetzungsfehler aller Zeiten anlässt, dachte ich mir, mach doch da mal eine regelmäßige Kolumne draus. Meine Mission? –
Ja, ist es eigentlich eine solche? Oder ist es einfach eine Aufgabe? Ein Auftrag?
Mission: 1. (bildungsspr.) [mit einer Entsendung verbundener] Auftrag; Sendung: eine gefährliche, politische, delikate M.; ihre M. ist erfüllt, gescheitert, beendet; Er hat seinem Vaterland einen Dienst tun, hat seine geschichtliche M. erfüllen wollen (Feuchtwanger, Erfolg 750); der 61-jährige Ingenieur ist in wissenschaftlicher M. unterwegs (Woche 21.3.97, 25); ich sah es … als meine M. (meine Aufgabe, Verpflichtung) an, ihn zu retten (Danella, Hotel 151); er ist in geheimer M. nach Paris gefahren.1
– Nun, sagen wir mal, ich betrachte mich gegen Windmühlen entsandt, ausgeschickt, was auch immer, dann können wir’s wohl bei der »Mission« belassen – und dann funktioniert auch der abgedroschene Gag mit der Mission impossible. Und ich streiche den jetzt bewusst nicht, so peinlich er in seinem Mangel an Originalität auch sein mag, weil es hier nicht um Originalität und Schöpfungshöhe gehen soll, sondern um was ganz Unoriginelles, Unschöpferisches, Banales, nämlich um akzeptable Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche. Warum gerade aus dem Englischen? Nun, darauf dürften wir wohl im Lauf des Jahres auch zu sprechen kommen.
Also nochmal: unsere Mission? Sagen wir mal, ein Aufwasch des größten übersetzungstechnischen Blödsinns in diesem anstehenden Jahr. Vielleicht ergibt sich ja zusammen mit einigen der Fundsachen der letzten Jahre ein Bild der Misere. Doch, doch, für jemanden, der sein karges Dasein mit dem Übersetzen fristet, ist es genau das: eine Misere. Aber auch davon irgendwann mehr. Und wo heute zufällig Mittwoch ist, bleiben wir doch gleich dabei, was den Erscheinungstermin anbelangt. Jeden Mittwoch also. Jour fixe? It’s a date.
Leichter Schweißausbruch! Ich weiß nur zu gut, wie schnell die Wochen vergehen…
Und was unseren Start mit einem der ältesten falschen Freunde überhaupt so pikant macht, ist der Umstand, dass auf den Fotos zu diesem menschlichen wie sprachlichen Unglück die Klippen auch noch zu sehen sind. Über dem Horizont des Steilufers, das cliff hier meint.
Ach ja, Trendthemen? Schwachsinn & Zynismus gehen in eine Kneipe… Aber dazu vielleicht das nächste Mal mehr…
- © 2000 Dudenverlag [↩]