Nun haben Sie’s endlich geschafft, diese Dumpfbacken aus Redmond: in einem letzten, von Blue-Screen-Gewürge gezeichneten Aufbäumen hat sich einer meiner Laptops verabschiedet. Einfach so. Eben noch Musik gehört. Erst angeblich ein PnP-Fehler, dann wurde – zahllose Versuche später – daraus die freche Meldung Critical Process Died oder so ähnlich … ist auch egal …
Nicht dass ich’s während der Arbeit gleich gemerkt hätte, aber irgendwann kam’s mir denn doch: Hattest du nicht eben noch FIP laufen? Den gepflegten bis keimfreien Spartensender von Radio France, dessen Jazz-Ableger beim Arbeiten besonders gut kommt. Schau ich um die Ecke, und prompt kreischt er mir lautlos entgegen, der »Blue Screen of Death« – oder Stop-Code-Screen wie man ihn auch nennt. Ich sollte vielleicht auch noch drauf hinweisen, dass ich nichts dran gemacht hatte. Die Kiste lief jahrelang tadellos. Ob das Problem also aus heiterem Himmel während des Betriebs kam oder ob in der Zeit, bis mir die Stille auffiel, Platz für einen missglückten Update-Versuch war, könnte ich nicht sagen.
Apropos, wär’s, wenn schon nicht wunderbar, so doch wenigstens gerecht, wenn da jedes Mal in Redmond tatsächlich einer dieser überbezahlten Inkompetenzler, die einem seit dreißig Jahren die Zeit stehlen, tot umfiele?
Es war unkomischerweise die letzte meiner Windows-10-Kisten, die noch nicht von dem Problem befallen war. Die anderen haben sich aber wieder gefangen, na ja, ich habe TrueImage-Backups aufgespielt. Die ich in dem Fall aber nun mal nicht hatte.
Bevor also jetzt irgendein Klugscheißer Einwände erhebt: Das Problem ist mir seit zwei Jahren – oder so – geläufig. Und: Nein, auch in einer von Verwünschungen, Flüchen und verzweifeltem Gegoogel punktierten Versuchsorgie war dem Laptop kein Windows-Leben mehr einzuhauchen – ich meine, außer einer fragwürdigen Existenz als überteuerter digitaler Fotorahmen mit nur einem ebenso hässlichen wie penetrant blauen Bild.
Zurücksetzen hat grade mal eine halbe Stunde geholfen, dann rauchte diese Krücke von einem Betriebssystem auch schon wieder ab. Und dann ging eben irgendwann gar nichts mehr. Und ich denke, ich muss nicht erst groß darauf hinweisen, dass die MS-Bordwerkzeuge – scheinen eher Schmuckcharakter zu haben, die Teile – in der ganzen Computergeschichte noch keinem geholfen haben. In den ersten oben genannten Fällen hatte ich einfach ein Backup über die Systemplatte gebügelt & es war wieder Ruhe im Kasten. Hatte ich aber bei dem Teil wie gesagt keines.
Ich will gar nicht weiter drauf eingehen, dass man bei XP Blue Screens, wenn überhaupt so nur dann zu sehen bekam, wenn man selbst »was ausprobiert« und dabei Mist gebaut hat. Bei Windows 7 hatte ich all die Jahre nicht einen einzigen. Und auch Windows 10 lief jahrelang auf allen Kisten einwandfrei, bis mit irgendeinem Update vor ein, zwei Jahren wieder Blue Screens aufzutauchen begannen.
Anders gesagt, das haben diese überbezahlten Spacken in Redmond verbockt. Und nur nebenbei, der zynischen Arschgeige, die für das depperte Trauer-Smiley auf dem Blue Screen verantwortlich zeichnet, gehört mit einem Baseballschläger das Grinsen abgewöhnt!
Und glauben Sie ja nicht, dass das Gesindel sich irgendwie verantwortlich fühlen würde. Es wäre doch wohl ein Leichtes, und sei’s in diesen verdammten Stop-Code-Screen, einen Link einzubauen, der einem das Betriebssystem neu aufspielt. Bezahlt & nummeriert ist das Teil doch, Herrgottnochmal! (Dafür – und nur dafür! – würde ich mir sogar bei denen das Cloud-Konto einrichten, das sie einem derart aufdringlich andrehen wollen.) Eine Windows-DVD bekommt man mit Laptops ohnehin nicht mehr mit. Der Laptop ist, was Microsoft anbelangt, für die Tonne. Ja, und wenn nicht wirklich Daten drauf sind, hat man eben auch nie so recht Backups von seinen Systemplatten. Was sich bei mir ab sofort ändern wird.
Apropos: Daten sind bei der Geschichte keine verloren gegangen. Nur ein kompletter Vollpfosten würde auch nur einen Brief an die Oma, geschweige denn ein mp3 einer Systemplatte mit Windows drauf anvertrauen. In »richtigen PCs« mit Festplatten gibt man seine Daten auf andere Platten; bei Laptops hängt man zumindest eine USB-Platte dran; die kleinen schwarzen Kästchen sind selbst in Terabyte-Größen so gut wie geschenkt. Und normalerweise ziehen Acronis & Co. regelmäßig Backups der Systemplatte. Hat mir x‑mal die Existenz gerettet, wenn das System mal nicht mehr so wollte, wie es sollte. So was kommt auch ohne Blue Screens auf den besten Computern vor. Und die flotten SSD-Platten halten auch nicht ewig, wenn man den ganzen Tag damit arbeitet.
Exkurs: Das macht es ja auch so ärgerlich, wenn immer noch Software-Entwickler darauf bestehen, dass man die damit geschaffenen Dateien in den Dokumentenordner von Windows – sprich auf die Systemplatte – zu speichern hat. Ach, Sie meinen, das gäb’s nicht mehr? Von wegen! Ich habe dieser Tage eines angedachten Podcast-Versuchs wegen das an sich phantastische OpenBoard ausprobiert. Die Option, die damit fabrizierten Folien in einem Ordner eigener Wahl abzuspeichern, ist schlicht nicht eingebaut. Wird von den Leuten diskutiert, ja, aber offensichtlich schon seit Jahren. Wie auch immer, mit einigen inoffiziellen Verrenkungen hab ich’s denn doch geschafft, aber man merkt an den merkwürdigen Namen der Zielordner, dass da was nicht mehr so recht stimmt. Aber das nur nebenbei.
Ich wollte den Laptop, der – das ist ja das Ärgerliche an der Geschichte! – pfenniggut ist, nicht in die Tonne kloppen, also habe ich mal Linux in Form von Ubuntu drübergebügelt. Was mit vorzüglicher Unterstützung von YouTube und dem einen oder anderen Forum denn auch in wenigen Stunden erledigt war. Und wenn man Linux vor Jahren schon immer wieder mal ausprobiert oder seinen Windows-Mist mit Knoppix gerettet hat, ist einem das Betriebssystem ja ohnehin kein böhmisches Dorf mehr. Etwas irritierend ist, dass man über die offizielle Ubuntu-Dokumentation so gar keine Hilfe findet, weil das dort alles irgendwie anders benamst ist als in der Version, die man sich da auf den Stick gezogen und reibungslos installiert hat.
Ach ja, bevor ich’s vergesse, meine brachliegenden alten & teuer bezahlten Window‑7-DVDs, deren Installation rechtlich kein Problem gewesen wären, habe ich nicht auf den Laptop bekommen, weil ich das BIOS nicht dazu überreden konnte, von DVD aus zu installieren. Obwohl eine TrueImage-Wiederherstellungs-Scheibe anstandslos gebootet hat. Und damit, Windows 7 auf den Stick zu überspielen, wollte ich mich nicht rumärgern. Wer weiß, ob da was Bootfähiges rausgekommen wäre. Aber was soll’s, wer will schon noch mit Windows 7 ins Internet, wenn Firewalls und was weiß ich nicht mehr unterstützt werden. Fängt das Gefrickel doch wieder bloß von vorne an.
Wie auch immer, dachte ich mir, Ubuntu wäre ja nun eine ganz nette Lösung, das Gerät an sich ist ja wie gesagt völlig in Ordnung, wenn, tja, … nein, nein, ich finde keine Kontraindikation außer der, dass man eben Windows seit Jahrzehnten gewohnt ist. Es gibt nichts dran auszusetzen! Nichts, nada, zilch! Da es sich bei dem Laptop um einen Traum von einer Jukebox auf meiner Stereoanlage handelt, spielen auch alle anderen Programme, die ich für die Arbeit benötigen würde, keine Rolle. Als einziges Minus erwies sich zunächst der nervige Umstand, dass Ubuntu mit meinem schönen USB-Soundblaster zunächst so rein gar nichts anzufangen wusste. Was wiederum zur Folge hatte, dass aus dem Laptop ein herzlich dünnes Klanggerinsel in den Verstärker & somit über die Boxen ans geneigte Ohr kam.
So dass es im ersten Augenblick ganz so aussah, als müsste ich da doch für einen neuen Laptop berappen, der wieder Windows 10 drauf haben würde, womit das Spiel wieder von vorne begonnen hätte. Wenn auch diesmal mit konsequentem Backup der Systemplatte.
Aber selbst das Sound-Problem war mit etwas Recherche – fast – im Handumdrehen mehr als zufriedenstellend gelöst. Mit der vorzüglichen Anleitung hier habe ich dann auch den Soundblaster eingebunden. Und als dem doch irgendwie der rechte samtene Bums zu fehlen schien, fand ich dann auch noch das Teil hier: PulseEffects. So bekam ich denn auch den Sound noch gebacken. Und satt was drauf! Wenn man da Zeit zu verbumsen hätte, ließe sich prima damit experimentieren. Aber schon nach einigen Tweaks kommt der Sound genauso geschmeidig aus den alten Quart-Boxen, wie ich ihn hören möchte. Wie auch immer, den neuen Laptop spar ich mir jedenfalls erst mal. Und beim nächsten Muckser von Windows 10 auf den anderen Laptops, heißt es auch bei denen: Screw you, Windows! Ciao! Auf Nimmerwiedersehen!
Nachtrag: Meine Ubuntu-Jukebox schnurrt jetzt seit zwei Tagen wie ein Kätzchen. Was für eine Offenbarung! All die Berührungsängste gegenüber Linux sind wie weggeblasen. Was immer Ubuntu von Windows unterscheidet, habe ich mir in einem Schulheft notiert. Die Befehle für die gefürchtete »Eingabeaufforderung«, d.h. den Terminal, wie sich das bei Linux nennt, sind nachzuschlagen, wenn man sie überhaupt benötigt. Die Soundqualität ist eins‑a, sofern ich das mit meinen alten Boxen tatsächlich beurteilen kann. Auf »Bereitschaft« geschaltet, wie der Stand-by-Modus hier heißt, ist das Teil sofort jederzeit aufgeweckt und spielbereit. Fünf von fünf Sternen!