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Deut­scher Slang à la 1892 (35)

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt., und wir sind nun bald am Ende des Bänd­chens. Inter­es­sant ist, dass Gen­the 1892 kaum etwas – sei es ein Wort, sei es eine Wen­dung – bringt, das wir nicht heu­te als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den, das es damals aus diver­sen Grün­den noch nicht gab, Gen­the aber letzt­lich zu beschrei­ben oder ein­zu­füh­ren ver­sucht. Eini­ge weni­ge sei­ner Ein­trä­ge sind ver­schwun­den oder womög­lich in dem Dia­lekt ver­blie­ben, aus dem sie wohl kamen, und wie­der­um eini­ge davon soll­te es noch geben … 

über­plan­schen — uzen. 65

über­plan­schen, v. tr. u. int., Was­ser etc. über­gie­ßen, über­schüt­ten (s. planschen).

über­schnap­pen, v. int., den Ver­stand ver­lie­ren, när­risch, ver­rückt werden.

Das Grimm weiß hier­zu folgendes: 

über­schnap­pen, v. , als trennb., sel­te­ner als untrennb. ver­bin­dung gebraucht, zu schnap­pen, schnel­len (s. o. th. 9 sp. 1170 f.)
1) den schloszrie­gel über­schnap­pen las­sen, lascia­re scat­ta­re Kra­mer teutsch - it. dict. (1702) 2, 619b; cir­cum­ac­tu cla­vis obicem trans­mit­tere Stie­ler 1892. meist vom feh­ler­haf­ten schlos­se gebraucht: der schlüs­sel ist über­schnappt, is ver­draaid Kra­mer-Moer­beck (1768) 353c; der schlüs­sel hat sich über­schnappt Aler dict. (1727) 2, 1946b.
2) in wei­te­rer ver­wen­dung für umkip­pen, stür­zen: bald wird das brett den schwer­punkt ver­lie­ren und auf der einen oder andern sei­te über­schnap­pen Bör­ne 11, 225.
3) von lau­ten, beson­ders der mensch­li­chen stim­me: plötz­lich in eine ande­re, meist höhe­re, stimm­la­ge oder stär­ke über­ge­hen. du lobst mei­ne stim­me, seit­dem sie über­ge­schnappt oder viel­mehr hin­un­ter geschnappt hat ins mann­ba­re Hol­tei erz. schr. 10, 62; die wor­te folg­ten ein­an­der in stei­gen­der beto­nung, und die stim­me, wel­che sie her­aus­stiesz, schnapp­te zuwei­len über vor anstren­gung G. Haupt­mann bahn­wär­ter Thiel (1892) 27
4) als euphe­mist. aus­druck für ver­rückt wer­den, in den dia­lek­ten (Hönig 189b; Hen­nig preuss. wb. 282; Frisch­bier 2, 419a; Schmidt-Peter­sen 11a;  .…
a) der ver­stand etc. schnappt über: nun sind wir schon wie­der an der grän­ze uns­res wit­zes, da wo euch men­schen der sinn über­schnappt Göthe I 14, 226 Weim.; .… 
b) bei per­sönl. sub­ject: dasz er mit erlaub­nis von ihnen, so zu sagen, über­schnapp­te Tieck die rei­sen­den 2, 170 (deut­sche nat. lit. 144); wir dür­fen mit unsern gedan­ken nicht extra­va­gie­ren und über­schnap­pen, um jesus­haft zu wer­den Zin­zen­dorf Lon­do­ner pred. (1757) 2, 47; … 
c) unper­sön­lich: es ist (hat) bei jem. über­ge­schnappt: mei­ne unge­lehr­ten lands­leu­te nen­nen die­se hoch­ge­lahr­ten herrn sehr spaszhaf­ter wei­se über­ge­lehr­te, über­stu­dier­te, gleich­sam zu sagen, als wär’ es bei ihnen durch stu­die­ren über­ge­schnappt Bode Mon­tai­gne 1, 263; Jean Paul 49—51, 413; betrun­ken oder mon­den­süch­tig oder ist es gar bey ihm über­ge­schnappt? neue schau­spie­le (Preszburg 1771 ff.) 12, 110.
5) spon­tan in untrennb. ver­bin­dung für flüch­tig durch­le­sen (vgl.: ein wort, eine rede auf­schnap­pen): ein schö­nes büchel­gen über­schnap­pen U. Brä­ker sämtl. schr. 1, 229.

über­schwap­pen, 1. v. tr., über­gie­ßen; 2. v.int., überlaufen.

üppig, a., übermütig.

Ulk. m., Scherz, Unsinn, Aus­ge­las­sen­heit, harm­lo­ser Blöd­sinn; ulken, v. int., Unsinn trei­ben, ulkig, adj., spa­ßig, lus­tig (s. anul­ken, v. tr., ver­ul­ken, v. tr).

um, adv., Red.: das ist sehr um = das ist ein gro­ßer Umweg.

umgu­cken, v. refl., sich umse­hen, sich wun­dern, sich getäuscht fin­den: da wirst du dich umgu­cken = da ist es nicht so, wie du denkst.

umke­geln, v. tr., etw. umwerfen.

umschich­tig, a., abwechselnd.

umse­geln, v. int., umfallen.

umsprin­gen, v. int., mit jem., nicht viel Feder­le­sens machen.

Umstands­kas­ten, m., umständ­li­cher, lang­sa­mer, unprak­ti­scher Mensch.

unge­scho­ren, Red.: jem. unge­scho­ren las­sen, d. i. unbe­hel­ligt, in Ruhe lassen.

Unglücks­wurm, n., (meis­tens scherz­huft) elen­der, klei­ner, unglück­li­cher Mensch.

unheim­lich, a., rie­sig, außer­or­dent­lich; unheim­lich viel Geld etc.

Unke, f., Red.: bezecht wie eine Unke.

unter­ha­ken. v. tr., jem. unter­fas­sen, den Arm jeman­des nehmen.

unter­krie­gen, v. tr., jem. bewältigen.

unver­fro­ren, a., dreist, keck.

uzen, v. tr., jem. necken, hän­seln, ver­höh­nen, anfüh­ren, zum Bes­ten haben.

66 ver­ab­schie­di­gen — verhohnipeln.

ver­ab­schie­di­gen, v. tr. u. refl., verabschieden.

ver­al­bern, v. tr., 1. jem. durch alber­ne Reden ver­wirrt machen; 2. ver­spot­ten, ver­höh­nen, lächer­lich machen.

ver­bal­lern, v. tr., verprügeln.

ver­bies­tern, v. refl., sich hart­nä­ckig in etw. ver­tie­fen, z. B. in ein Spiel, ein Buch etc.

ver­but­tern, v. tr., verthun.

ver­boh­ren, v. refl., sich in etw. ver­tie­fen; ver­bohrt, a., son­der­bar, selt­sam, ver­dreht; ver­bohr­te Ansicht, ver­bohr­ter Mensch etc.

verb­um­fie­deln, v. tr., er hat Alles verb­um­fie­delt = er hat sein Geld verschwendet.

ver­bum­meln, I. v. tr., eine Zeit ver­bum­meln, müßig hin­brin­gen; etw. ver­bum­meln = etw. aus­zu­füh­ren ver­ges­sen, durch Nach­läs­sig­keit ver­schlep­pen; 2. v. int., ver­kom­men, z. B. ein ver­bum­mel­tes Genie (s. bummeln).

ver­don­nern, v. tr., ver­ur­tei­len, z. B.: jem. zu einer Geld­stra­fe verdonnern.

ver­dreht, a., I. son­der­bar, ver­wirrt, ver­rückt, nicht ganz bei Sin­nen; 2. ver­wi­ckelt, rät­sel­haft, unerklärlich.

ver­duf­ten, v. int., lei­se, unbe­merkt sich entfernen.

ver­flixt, a., schwie­rig, ver­wi­ckelt, rätselhaft.

ver­flucht, a., pfif­fig, schlau, z. B. ein ver­fluch­ter Kerl.

ver­gal­lo­pie­ren, v. refl., durch Über­ei­lung im Reden etw. sagen, das man ver­schwei­gen wollte.

Ver­hält­nis, n., kon­kret für Schatz, Liebs­ter, Liebs­te. z. B.: da geht mein Verhältnis.

ver­hau­en, I. v. tr., jem. durch­prü­geln; 2. v. refl., sich ver­se­hen, einen Feh­ler machen, auch wie sich ver­gal­lo­pie­ren (s. d.).

ver­hed­dern, v. tr. u. refl., ver­wir­ren, bes. Bind­fa­den, Wol­le etc.

ver­hoh­ne­pie­peln / ver­ver­hohni­peln, v. tr., ver­höh­nen, schlecht machen, spotten.

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