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Trump-Wör­ter­buch #33: Ste­ve Bannon

Wäh­rend Donald Trump & Fami­lie Ame­ri­ka nur aus­neh­men und idea­le Bedin­gun­gen für ihre kor­rup­te Mil­li­ar­därs­misch­po­ke schaf­fen wol­len, ansons­ten aber mit Poli­tik nichts am Hut haben, ist Ste­ve Ban­non da ganz ande­rer Art. Der Mann ist ein poli­ti­scher, um nicht zu sagen stra­te­gi­scher Den­ker, der auf die Ver­nich­tung des Sys­tems und des­sen Umwand­lung in einen faschis­ti­schen Obrig­keits­staat sinnt. Und den wird uns eine zwei­te Amts­zeit Donald Trumps unter der Lei­tung von Ste­ve Ban­non besche­ren. Dan­ken Sie nur nicht, dass die bei­den nicht mit­ein­an­der reden …

Nach Donald Trump selbst ist Ste­ve Ban­non womög­lich eine der gefähr­lichs­ten und absto­ßends­ten Per­so­nen, die in der Neu­zeit im Wei­ßen Haus tätig waren. Es ist beängs­ti­gend, dass er dem Zen­trum der Macht jemals so nahe kom­men konnte …

Bill Press1

Ste­ve Ban­non, Jahr­gang 1953, hat­te bereits eine gewun­de­ne Lauf­bahn als Mari­ne­of­fi­zier, Invest­ment­ban­ker und Hol­ly­wood-Pro­du­zent hin­ter sich, als er 2007 die extrem rechts­las­ti­ge Web­site Breit­bart News mit­be­grün­de­te. Er war also schon ein eta­blier­ter Feind des Estab­lish­ments und »Bom­ben­wer­fer«,2 als man ihn 2011 mit Trump bekannt mach­te, der damals mit dem Gedan­ken spiel­te, für das Amt des Prä­si­den­ten der USA zu kan­di­die­ren. Trump über­leg­te es sich damals zwar anders, aber als er 2016 tat­säch­lich kan­di­dier­te, war Ban­non genau der rich­ti­ge Mann für sei­ne Kam­pa­gne und ersetz­te im August 2016 Paul Manaf­ort, als bekannt wur­de, dass die­ser Mil­lio­nen von Janu­ko­wytschs Par­tei der Regio­nen erhal­ten hat­te.3 So sehr Trump nach ihrem Zer­würf­nis, Ban­nons Rol­le bei sei­nem »his­to­ri­schen Sieg« her­un­ter­spiel­te, besteht nicht der gerings­te Zwei­fel an Ban­nons Bedeu­tung sowohl im Wahl­kampf als auch wäh­rend der ers­ten Mona­te von Trumps Prä­si­dent­schaft als »Chef­stra­te­ge«. Nicht zu ver­ges­sen, dass einem Umstürz­ler wie Ban­non sich mit Trump die Gele­gen­heit sei­nes Lebens bot. Und dann gilt er mehr oder weni­ger als Erfin­der des Trumpismus.

Ban­nons sowohl erz­kon­ser­va­ti­ve wie gegen das »Estab­lish­ment« gerich­te­te Welt­an­schau­ung war ent­schei­dend für die ideo­lo­gi­schen Grund­la­gen und die Rich­tung der eben gewähl­ten Regie­rung Trump. Unge­ach­tet Trumps eige­ner Ver­gan­gen­heit, so recht passt das alles ohne­hin nicht zusam­men, hat­te Ban­non ein in Stein gehaue­nes von der »herr­schen­den Klas­se« als »Glo­ba­lis­ten«, »Geber­klas­se«, »Eli­te der Eli­ten« und »Kor­po­ra­tis­ten« bezeich­net. Eli­te und Exper­ten hät­ten durch die För­de­rung des »Frei­han­dels«, d.h. des Glo­ba­lis­mus, »die ame­ri­ka­ni­sche Arbei­ter­klas­se aus­ge­wei­det und eine Mit­tel­klas­se in Asi­en geschaf­fen«.4 Er hör­te sich an wie im Arbeits­kampf, ver­sprach eine »voll­kom­men neue poli­ti­sche Bewe­gung«. Nur zu ver­ständ­lich, dass ihnen die Arbei­ter­schaft auf den Leim ging. Die »schwar­ze Arbei­ter- und Mit­tel­schicht und die his­pa­ni­sche Arbei­ter- und Mit­tel­schicht sind wie die Wei­ßen durch die Poli­tik des Glo­ba­lis­mus schwer geschä­digt wor­den«, sag­te Ban­non. »Ich bin ein Wirt­schafts­na­tio­na­list. Bei mir heißt es Ame­ri­ca First.«

Ganz im Sin­ne des Katho­li­zis­mus, mit dem er auf­wuchs, soll Ban­nons Ansicht die Schaf­fung von Wohl­stand allen Arbeit­neh­mern zugu­te kom­men. Was die bei­den Spiel­ar­ten des Kapi­ta­lis­mus, der er aus­ge­macht haben will, nicht tun. Das ist zum einen ein staat­lich geför­der­ter Kapi­ta­lis­mus, eine »bru­ta­le Form des Kapi­ta­lis­mus, bei der es in Wirk­lich­keit nur dar­um geht, Reich­tum und Wer­te für eine ganz klei­ne Grup­pe von Men­schen zu schaf­fen«. So schimpft er gegen Vet­tern­wirt­schaft, kor­rup­te Kon­zern­chefs und Wall-Street-Ban­ker, die im Bun­de mit der »per­ma­nen­ten poli­ti­schen Klas­se« ste­hen. Und dann gebe es noch, nicht weni­ger schlimm und ver­derb­lich, »die Ayn-Rand- oder die objek­ti­vis­ti­sche Schu­le des liber­tä­ren Kapi­ta­lis­mus … die letzt­lich dar­auf abzielt, die Men­schen zu Waren zu machen und sie zu objek­ti­vie­ren«. Bei­de hel­fen der Arbei­ter­klas­se nicht.5 Statt­des­sen schwebt ihm eine Form des Kapi­ta­lis­mus vor, die Aspek­te des katho­li­schen Huma­nis­mus und des ame­ri­ka­ni­schen Natio­na­lis­mus mit­ein­an­der ver­bin­det. Nicht dass man ihn wie Joe Biden beim Streik mit Auto­ar­bei­tern gese­hen hät­te; eben­so wenig wie sein Prä­si­dent auch nur im Traum dar­an dach­te, die Pro­duk­ti­on sei­ner über­teu­er­ten Ramsch­wa­re ins Land zurück­zu­ho­len. Und dann kam ohne­hin alles ganz anders.

Aber zunächst ein­mal poten­zier­te Ban­non, iso­la­tio­nis­tisch, nati­vis­tisch und extre­mis­tisch, wie er dach­te, Trumps schlimms­te Instink­te und trug dazu bei, selbst die unge­heu­er­lichs­ten von Trumps Wahl­ver­spre­chen zu unter­fut­tern – »vom Bau einer Mau­er, für die Mexi­ko zah­len soll­te, bis hin zur Auf­kün­di­gung des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens und des Atom­ab­kom­mens mit dem Iran«.6 In den ers­ten Mona­ten von Trumpd Regie­rungs­zeit war Ban­nons Ein­fluss so stark, dass Zyni­ker von »Prä­si­dent Ban­non« zu spre­chen und Trump als »Ban­nons Mario­net­te« abzu­tun began­nen. Tat­sa­che war, dass Ban­non wohl eher Trump als Teil sei­ner Agen­da sah und nicht umge­kehrt. Er ver­glich sich mit stock­fins­te­ren Mäch­ten: »Dun­kel­heit ist gut. Dick Che­ney. Darth Vader. Satan. Das ist Macht.« Außer­dem bezeich­ne­te er sich als »Leni­nist«, denn der »woll­te den Staat zer­stö­ren, und das ist auch mein Ziel. Ich will alles zum Ein­sturz brin­gen und das gesam­te heu­ti­ge Estab­lish­ment zer­stö­ren«.7

Schließ­lich wur­de Trump all die gute Publi­ci­ty, die Ban­non als das »Gehirn« des Wei­ßen Hau­ses bekam, zuviel. Im August 2017 setz­te im Trumps Ego den Stuhl vor die Tür. Ban­nons Fazit: »Die Trump-Prä­si­dent­schaft, für die wir gekämpft und die wir gewon­nen haben, ist vor­bei.«8

Ban­non sag­te dem Estab­lish­ment der Repu­bli­ka­ni­schen Par­tei den Kampf an, begann sich für Anti-Estab­lish­ment-Kan­di­da­ten für den US-Senat stark zu machen, sprach sogar kurz davon, selbst als Prä­si­dent kan­di­die­ren zu wol­len, falls Donald Trump 2020 nicht zur Wie­der­wahl antre­ten wür­de, aber sei­ne Zeit war erst mal vor­bei. Aber machen Sie sich nichts vor, die bei­den tau­schen sich nach wie vor aus: »Sie mögen sich öffent­lich getrennt haben, aber in ihrem Eifer, alles zu zer­stö­ren, wofür Ame­ri­ka immer gestan­den hat, blei­ben Trump und Ban­non See­len­ver­wand­te.«9

Und sei­ne Plä­ne hat er nie auf­ge­ge­ben. Den­ken Sie an das »Pro­ject 2025«: »Dies­mal bil­den wir weit über 3000 Leu­te aus. Die Heri­ta­ge-Orga­ni­sa­ti­on, das Cen­ter for Rene­wing Ame­ri­ca, all die­se Orga­ni­sa­tio­nen, die kon­ser­va­tiv im Sinn von MAGA sind, bil­den Zehn­tau­sen­de von … 3000 wer­den die ers­te Wel­le bil­den, die die Trump-Regie­rung prak­tisch auf jeder Ebe­ne beset­zen wird, vom Ener­gie­mi­nis­te­ri­um, Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, jede, jede, Stel­le, die besetzt wer­den muss, wird in der zwei­ten Amts­zeit ziem­lich schnell, äh, besetzt.«

Der Mann träumt von einem faschis­ti­schen Umsturz …

  1. Bill Press, Trump Must Go. New York: St. Martin’s Press, 2018: ↩︎
  2. Bill Press, Trump Must Go. New York: St. Martin’s Press, 2018: Bloom­berg bezeich­ne­te ihn im Okto­ber 2015 als »Ame­ri­kas gefähr­lichs­ten poli­ti­schen Akteur«. ↩︎
  3. Andre­as Ross, »Trumps Wahl­kampf-Mana­ger tritt zurück« FAZ. 19.08.2016. ↩︎
  4. Micha­el Wolff, »Rings­ide With Ste­ve Ban­non at Trump Tower as the President-Elect’s Stra­te­gist Plots ›An Enti­re­ly New Poli­ti­cal Move­ment‹«. The Hol­ly­wood Repor­ter, Novem­ber 18, 2016. ↩︎
  5. Ben For­ney, »The Ori­g­ins of Trum­pism: Ste­phen Ban­non Taps Histo­ry«. The Asan Insti­tu­te for Poli­cy Stu­dies. 28.2.2017. ↩︎
  6. Bill Press, Trump Must Go. New York: St. Martin’s Press, 2018. ↩︎
  7. Micha­el Wolff, »Rings­ide …« ↩︎
  8. Cris­tia­no Lima, »Ban­non: ‘Trump pre­si­den­cy that we fought for, and won, is over’«. Poli­ti­co. August 19, 2017. ↩︎
  9. Bill Press. ↩︎

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