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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (11)

Hier nun die letz­te Por­ti­on des gewal­ti­gen Auf­sat­zes von E.B. Tyler zum The­ma »Slang aus der Sicht des Phi­lo­lo­gen«. Ich wer­de viel­leicht noch eine Zusam­men­fas­sung nach­schie­ben, wenn ich lus­tig bin. Aber lie­ber wür­de ich mich an den nächs­ten Bro­cken zum The­ma machen. Sie sind ohne­hin am bes­ten bedient, wenn Sie alles selbst lesen.

Der ers­te Teil befin­det sich hier. Ich habe mich beim Auf­tei­len ein biss­chen ver­schätzt, des­halb ist die­se letz­te Fol­ge eher kurz und schmerz­los. Viel Spaß an alle, die noch dabei oder viel­leicht gera­de dazu gekom­men sind.

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (11)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

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Ein ech­tes eng­li­sches Slang­wort chi­ne­si­schen Ursprungs ist kotoo­ing oder »per­forming the ko-too«. Jeder­mann weiß, dass to run a‑muck vom malai­ischen amuk kommt; dass bosh tür­kisch für »leer« ist; dass chouse sich von einem gewis­sen tür­ki­schen chi­aus, dem Gesand­ten, ablei­tet, der 1609 nach Eng­land kam und unse­re Händ­ler her­ein­leg­te oder chisel­led (prell­te), wie wir heu­te sagen wür­den; und dass das Wort nabob, das einen rei­chen indi­schen Beam­ten im Ruhe­stand bezeich­net, vom ara­bi­schen nawáb kommt, das den Gou­ver­neur einer Pro­vinz bezeich­net. Weil ich gera­de Ara­bisch erwäh­ne, es ist recht merk­wür­dig, wie wenig Ein­fluss das Hebräi­sche auf den eng­li­schen Slang gehabt hat. Die jüdi­schen Ärz­te des Mit­tel­al­ters, die Geld­ver­lei­her, Mak­ler, Kauf­leu­te und Alt­klei­der­händ­ler seit­her haben auf unse­ren Stra­ßen nur eini­ge weni­ger Begrif­fe wie shoful oder show-full für fal­sches Geld bzw. eben­sol­chen Schmuck hin­ter­las­sen (Hebrä­isch, shafal, nied­rig, gemein). Es steht fest, dass die Spra­chen der nord­ame­ri­ka­ni­schen India­ner fast eben­so viel zum eng­li­schen Slang bei­getra­gen haben, schließ­lich spre­chen wir mit gro­ßer Selbst­ver­ständ­lich­keit von einem pow-wow oder einer squaw; und das Stra­ßen­volk kann die ver­zwei­fel­te Lage erken­nen, die man mit gone coon bezeich­net, ohne dass man ihm die Wen­dung erklärt.

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Mit die­sen exo­ti­schen Ele­men­ten schlie­ße ich die­sen Abriss einer Phi­lo­lo­gie des Slang. Eini­ge hier­her gehö­ren­de The­men wie etwa die Heim­lich­keit und Künst­lich­keit die­ser Spra­che wur­den hier um der Kür­ze wil­len weg­ge­las­sen, ande­re wie­der­um ein­fach des­halb, weil sie zu absto­ßend sind. Der Slang­schmied ver­wen­det einen Gut­teil sei­nes Geschicks auf degou­tier­li­che Kon­zep­te, die ein Slang­wör­ter­buch – güns­tigs­ten­falls – unprä­sen­ta­bel machen; ganz zu schwei­gen von dem üblen Geruch, der Lis­ten mit Wör­tern anhaf­tet, die so weit­ge­hend von Vaga­bun­den und Kri­mi­nel­len geprägt wur­den, deren gro­tes­ke Phan­ta­sie lau­nen­haft mit bit­te­ren Scher­zen über »skil­ly« (Hafer­grüt­ze) und »ewi­ge Trep­pe« (die Tret­müh­le im Arbeits­haus), ganz zu schwei­gen von halb zurück­schre­cken­dem, halb her­aus­for­dern­dem chaff über Hen­ker und Teu­fel das grund­le­gen­de Elend ihres Lebens über­spielt. Ein­zel­hei­ten, wie ich sie hier auf­ge­führt habe, genü­gen jedoch für mei­ne Absicht, zu zei­gen, dass jeder ernst­haf­te Stu­dio­sus des Eng­li­schen sich mit dem Slang zu befas­sen hat, ob das eng­li­sche Wör­ter­buch die­sen nun aner­kennt oder nicht. Es befin­det sich mehr Neu­mo­di­sches in die­sem Essay als ich erwar­tet hat­te, als ich mit der Arbeit begann; Tat­sa­che ist jedoch, dass bis­her die lin­gu­is­ti­sche Unter­su­chung neu­mo­di­scher oder ver­fem­ter Wör­ter mit ihrer Erfas­sung kei­nes­falls hat Schritt hal­ten kön­nen; und es dürf­te eine Wei­le dau­ern, bis es neu­en Stu­dio­si an Neu­hei­ten man­geln wird, die sie für ihre Mühe entschädigen.

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