Ganz schwiemelig & schwirblig könnte einem da werden
Ich mag Dialekte und finde, man sollte eine ganze Reihe von Dialektwörtern, sofern ihre Aussprache einer breiteren Verwendung nicht hinderlich ist, viel öfter in Übersetzungen verwenden. Viele Lücken im umgangsdeutschen Wortschatz ließen sich so prima schließen.
Sehr entgegen kommt mir diesbezüglich die mit dem 2. Weltkrieg eingeleitete und vom Internet mittlerweile unendlich beschleunigte Entwicklung, gewisse Wörter eine gesamtdeutsche Karriereleiter hinaufzuschieben. Leider leistet das deutsche Lektorat, das grundsätzlich jede Übersetzung auf den eigenen Horizont zusammenzustreichen geneigt ist, dabei erheblichen Widerstand – ganz im Gegensatz zur lesenden deutschen Bevölkerung, wie ich finde: So rüde der Ton in den zahllosen Foren aus dem deutschen Sprachraum auch sein mag, noch nie habe ich gesehen, dass da jemand wegen eines Dialektwortes platt gemacht worden wäre. Und selbst ein namhafter Übersetzerkollege wie Eike Schönfeld schrieb in seiner Sammlung jugendsprachlicher Ausdrücke Abgefahren – Eingefahren 1985: „Eine genaue Ortsangabe würde allerdings dem Interesse der Benutzer zuwiderlaufen.“ Das hat mir sehr gefallen in einer Zeit, in der ich mich daran machte, meine eigenen Sammlungen zu systematisieren und in Wörterbüchern wie etwa American Slang nutzbar zu machen. Ich sah mich mit meiner Einstellung nicht mehr gar so allein. Als Eike dann in seiner Neuübersetzung von Salingers Fänger im Roggen das Wörtchen „schwiemelig“ einsetzte / einsetzen durfte, hat mich das richtig gefreut. (mehr …)