Dass man nie auslernt, ist natürlich ein ebenso abgewetztes wie wahres Klischee; aber als Übersetzer möchte man schon manchmal verzweifeln, weil man immer wieder so gar nichts zu wissen meint ob der Masse an Wörtern und Wendungen, alten wie neuen, die Tag für Tag so auf einen einstürmen. Man sollte sie eigentlich bereits im Kopf haben, meint man immer. Schließlich spricht man doch Deutsch… Schnickschnack!
Eigentlich sollte es hier darum gehen, dass mir die Wendung »mit Schnickschnack« im Sinne von »mit allen Schikanen« bis vor kurzem neu war, aber als ich mich nach Anwendungsmöglichkeiten für den Übersetzter umsah, fand ich, dass folgende Ausführungen dem Suchenden vermutlich nützlicher sind. Und zwar geht es um die bekannte englische Wendung »with knobs on«, auf die ich in diesem Zusammenhang kam:
Citroën C4 – French playboy with knobs on (Jeremy Clarkson)
Xbox Kinect: Or is it a more sophisticated Eyetoy with knobs on, much as the Sony PlayStation Move is a more sensitive Wii remote with better graphics?
“It’s a school play with knobs on.
One student described it as “boot camp with knobs on!”
A recession is just ordinary times with knobs on.
“How to survive in a recession?” is: “Do the same as always, with knobs on!”
I’ll be there with knobs on.
Yes, I mean it with knobs on, actually.
I didn’t say she wasn’t cunning, opportunistic, energetic, focused or ruthless. She’s clearly all of that – with knobs on.
But it does, with knobs on.
Awesome with knobs on.
Yes, with knobs on!
‘Pooh to you with knobs on!’
“Same to you, with knobs on.”
Unfortunately, it wasn’t recorded, so if you missed it and didn’t have a legit excuse like being out of the country or a previous engagement or you didn’t know about it, then sucko to you with knobs on!
Dass die Zitate in Gruppen unterteilt sind, hat seinen Grund. »With knobs on« hat selbstverständlich mehrere Bedeutungen oder wenigstens Nuancen; sonst wär’s ja zu einfach. Und rien n’est simple, um ein weiteres Klischee zu bemühen.
Grundsätzlich beinhaltet »with knobs on« ein »Mehr« von der selben Sache ohne »knobs«. Und dann verleihen die »knobs« der Aussage durch die Bank einen gewissen emphatischen Nachdruck. Konkreter: Die erste Gruppe nennt Beispiele, in denen dieses Mehr eindeutig positiv ist. In der zweiten Gruppe ist dieses Mehr eher negativ. Oder die Wendung fällt in einem negativen Kontext. In der dritten Gruppe verstärken die »knobs« keinen Gegenstand, sondern nur eine Aussage, und das im positiven Sinn. In der vierten Gruppe signalisieren die »knobs« eine kindische Intensivierung der Aussage ins Negative.
Übersetzen könnte man »with knobs on« in der ersten Gruppe in etwa mit »mit allen Schikanen«, das Küpper »mit allem, was dazu gehört; ganz so, wie es sich gehört; heftig; kräftig; unübertrefflich« definiert. »Mit Pauken und Trompeten«: mit allem Zubehör. »Mit allem Pipapo«. Womöglich veraltete Möglichkeiten wären: »mit Klavier und Geige«, »mit allem Kompott« oder »mit allem Tod und Teufel«. Oder neuer »mit Schnickschnack«. Wenn man sich im Web so umsieht, scheint die Wendung durchaus auch in dieser positiven Bedeutung verwendet zu werden.
In der zweiten Gruppe würde »mit allen Schikanen« in seiner ursprünglich negativen Bedeutung funktionieren. »Im Quadrat« ist auch eine Wendung, die gerne im negativen Sinne verwendet wurde: »Scheiße im Quadrat«. »Und satt was drauf« würde mir persönlich gefallen. »Doppelt und dreifach« ist auch eine nette deutsche Wendung, die hier passen würde.
In der dritten Gruppe erfolgt eine emphatische Betonung der Aussage. Der Tenor der Aussage ist positiv, »und wie« bzw. »und ob« könnte man als Grundbedeutung nennen. »Erst recht« würde in einigen Fällen ebenso passen wie noch einem »mit Pauken und Trompeten«. Man könnte auch etwas »mit Handkuss« oder »Kusshand« machen im Sinne von »sehr gern«. Und »brennend gern«, wo wir schon dabei sind. Oder »mit Wonne«. »Doppelt und dreifach« passt hier auch noch mal. »Und jetzt erst recht.«
Die vierte Gruppe gehört vor allem in den Bereich kindischer Retourkutschen: einer beleidigt den anderen, der andere gibt es ihm »with knobs on« zurück. »Selber…«, aber eben mit satt was drauf. Das »danke gleichfalls«, das die Wörterbücher hier bieten, kommt von der Bedeutung hin, vergisst aber, wer da spricht. Mit »Das kann man erst recht von dir behaupten!« verhält es sich ähnlich. »Fass dich doch an die eigene Nase!« trifft es ebenfalls nicht genau. »Im Quadrat« träfe es eher. »Hoch zwei«. Da könnte man sich dann steigern. »Quadrats-…« vielleicht. Mehr fällt mir im Augenblick leider nicht ein.
Der oben beworbene Schemann, von dem ich ein großer Fan bin, erwähnt »with knobs on« übrigens gar nicht. Was freilich eher auf die unglaubliche Fülle von Wendungen in unserer Sprache verweist, als dass es dem Nutzen der herrlichen Schwarte abträglich wäre. Ich war nur erstaunt…