Stunts, Esel, Ärsche & sonstige Stückchen

Vor Jahren habe ich mal für den Hannibal Verlag einen Band mit Songtexten des Rappers Eminem übersetzt. Eine ebenso interessante wie undankbare Aufgabe, da so etwas zwangsläufig zu einer Gratwanderung zwischen plumper Wörtlichkeit, assoziativer Freiheit, Gereimt- und Ungereimtheit geraten muss. Die Maßgabe, das Ganze Zeile für Zeile rhythmisch lesbar zu halten, ließ sich als einzige durch die Bank erfüllen.
Das Publikum, das solche Übersetzungen liest, ist nicht dasselbe, das Gedichte liest. Es kann mit Freiheiten nichts anfangen; das Internet sorgt dafür, dass es die Texte im Original vorliegen hat, da will man das wiederfinden, was man versteht oder zu verstehen meint. Daraus entsteht grundsätzlich ein fataler Zwang zu einer Wörtlichkeit, die nicht nur der Übersetzerei an sich schadet, sondern sich längst auf die Entwicklung der deutschen Sprache auszuwirken begonnen hat: Wenn heute alles »einen Unterschied macht«, anstatt »eine Rolle zu spielen«, wenn man es heute »liebt, ins Kino zu gehen«, anstatt dies gottverdammtnochmal einfach »gerne« zu tun, wenn ich für mein Handy einen bestimmten Adapter »möchte«, anstatt ihn einfach zu »brauchen«, dann prägen Übersetzungsfehler – und darunter wäre das alles bis in die 1980er gefallen – das heutige Deutsch.
Das Problem begann übrigens seinerzeit schon mit dem Lektorat, des amerikanischen – geschweige denn des Hiphop-Slangs – völlig unkundig, viel zu viel – Gott sei’s gedankt nicht alles! – auf die Übersetzung von Wörtern reduzierte, (mehr …)