John Reed – Poet
In seinem Vorwort zu der von ihm herausgegebenen Anthologie amerikanischer Lyrik From Totems to Hip-Hop gibt Ishmael Reed seinem Unwillen darüber Ausdruck, wie viele große Dichter aus dem einen oder anderen Grund in den »offiziellen« Anthologien fehlen.Vor alle Schwarze, Latinos und Indianer findet man darin kaum. Reeds Ansicht nach werden deren Gedichte Anthologien nur zum Schluss »aufgesetzt«, von Herausgebern, die in der Regel nicht den Hauch einer Ahnung von multikultureller Literatur haben. Die küren dann etwa den »besten« schwarzen Dichter, ohne auch nur einen anderen zu kennen. Und das gelte durchaus auch für weiße Dichter, die den Kulturverwesern missfallen, aus politischen Gründen zum Beispiel…
So schreibt er folgendes, das mich aus einem ganz anderen Grund erstaunt:
»John Reed, ein kontroverser weißer Dichter, war einer der interessantesten Dichter des 20. Jahrhunderts. Sein Stil nahm den der Beats vorweg, aber seiner politischen Haltung wegen fehlt er in den meisten Anthologien.«
Man kennt John Reed vor allem als den Autor von Zehn Tage, die die Welt erschütterten, dem Buch, in dem er die russische Oktoberrevolution aus der Perspektive des Augenzeugen schildert. Warren Beatty hat es als Reds mit sich und Diane Keaton in den Hauptrollen verfilmt. Sergei Eisenstein hat sich den Titel für seinen Film Oktober als Untertitel ausgeborgt.
Aber als Dichter? Nie gehört. Ob das nur an den Herausgebern von Anthologien liegt, von denen ich auch ein paar herumliegen habe. (mehr …)