Herzlich zahm bislang, der deutsche »Slang« aus der Zeit des Fin de Siècle. Die sechste Lieferung wird an diesem Eindruck nichts ändern. Was mitnichten bedeutet, dass die Sammlung nichts Interessantes birgt. Als eine der ersten Sammlungen, die man – nach englischem Vorbild – unter dem Begriff Slang hierzulande zusammengetragen hat, bringt Arnold Genthes Deutsches Slang für heute Begriffe eher Altbackenes, worin andererseits aber auch gerade wieder die Faszination dieser Sammlung liegt. Schließlich muss es doch erstaunen, wie lange sich manche Wörter im Zwischenreich zwischen Literaturdeutsch und Vergessen zu halten vermögen. Sie sind über 100 Jahre in jeder Munde und stiegen doch nie so recht auf in die Sphäre der Hochanständigkeit, legten ihre »Flapsigkeit« nie so recht ab.
Genthes Sammlung ist außerdem einer der ersten Belege für die Anerkenntnis einer gesamtdeutschen Umgangssprache, an die wir im Augenblick, dank des Internets, in rasendem Tempo letzte Hand anzulegen scheinen. Ich persönlich nehme das Folgende als Etappe meiner Mission, mehr Umgangssprache aus allen deutschen Gegenden bei der Übersetzung aus Fremdsprachen zu verwenden. Das Vorwort zu Arnold Genthes, Deutsches Slang habe ich bereits hier vorgestellt.
Arnold Genthe, Deutsches Slang
Eine Sammlung familiärer Ausdrücke und Redensarten
Straßburg: Verlag von Karl J. Trübner, 1892.
***
[page 11]
dabei, adv., Red.; was ist denn dabei? = was schadet das?
Dach, n., Red.: jem. auf’s Dache steigen, ihn strafen, zur Rechenschaft ziehen, ihm Vernunft machen.
dahinter, adv., Red.: sich dahint legen, machen, setzten = anfangen, etwas eifrig zu betreiben.
dalbern, v., lärmenden Spaß, Unsinn machen, sich kindisch betragen. Subst. Dalberei, f. (mehr …)