Den meisten von uns wird bei dem Wort »Schnulli« erst – oder nur – mal der »Schnuller« einfallen. Und selbst in dieser Bedeutung kennt man das »kleine, auf einer mit einem Ring versehenen Scheibe aus Plastik befestigte, einem Sauger ähnliche Bällchen aus Gummi, das Säuglingen [um sie zu beruhigen] in den Mund gesteckt wird«,1 sicher nicht in ganz Deutschland. Aber »Schnulli« hat noch weitere Bedeutungen, die sich gerade der Übersetzer genauer ansehen sollte…
Aber über den Schnuller, um den es hier gar nicht gehen soll, kann Ihnen die Wikipedia mehr erzählen. Oder, was seine linguistische Seite angeht, der Grimm:
schnuller, m. saugläppchen Schmeller 2, 576. Schmid 409. Sartorius 112. Klein prov.-wb. 2, 138: (der artigste junge,) der jemals kindsbrey gegessen und an einem schnuller gesuckelt hätte. Wieland 15, 157; schnuller, tabakspfeife Hartmann-Abele volksschausp. 597 (s. DWB schnullen). schnuller bezeichnet im hessischen penis Vilmar 364, vgl. DWB schnullen, harnen. Pfister erg. 2, 34 bezeugt für schnuller die bedeutung kaulquappe.
Und auch das Verb, von dem der Schnuller sich ableitet, ist allgemein bekannt. Nochmal der Grimm:
schnullen, verb. saugen (vgl. DWB nullen, DWB nollen th. 7, sp. 879. 980), zunächst von kindern, daher schnuller, das saugläppchen; dann auch in allgemeinerer anwendung; eine person abschnullen, abküssen, zerküssen Schm. 2, 576, vgl. Schmid 475. Sartorius 112. Klein prov.-wb. 2, 137. Pfister erg. 1, 23; mit lust essen Hertel sprachschatz 219. schnullen, harnen (von kindern) Albrecht 20, in gleicher bedeutung auch nullen. in der Pfalz für tabak rauchen Klein prov.-wb. 2, 137 (vom saugen an der pfeife, die hie und da schnuller heiszt). schnullen, schmutzige redensarten führen Kehrein 1, 364 (schnudeln?).
Der Schnulli, um den es uns hier eigentlich geht, leitet sich ab von »Schnull« (Rotz; Nasenschleim) und ist verwandt mit Schnudel / Schnuddel, Schnudder / Schnodder. Wie so oft sind hier zahlreiche regionale Varianten mit im Spiel. Und wie so oft hat man den Ursprung längst vergessen. Was denn auch dazu geführt hat, dass man bei einigen der folgenden Bedeutungen denn doch wieder an den »Schnuller« zu denken scheint. So jedenfalls ließe sich erklären, dass der »Rotz« auch positive Konnotationen bekommen kann.
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Schnulli
(1) Subs. (von »Schnuller«) Sauger für Säuglinge.
»Meiner ist jetzt 2 jahre und 2 monate und braucht fuers Eeinschlafen noch seinen Schnulli.« WWW »Mein Sohn bekommt noch seinen Schnulli. Zum Einschlafen und tagsüber ab und zu zum Ausruhen.« WWW »Evtl. kommt er damit nicht zurecht (Saugverwirrung)? Dann lass den Schnulli mal eine Weile weg. Abstillen musst Du auf gar keinen Fall!« WWW »Wenn er so wenig Theater macht, dann lass den Schnulli weg. Kauf ihm lieber ein Kuscheltier oder sonst was, das er zum Trösten nehmen… Nucki?« »Ich lass den schnulli im mund stecken. den spuckt er immer von alleine aus.« WWW »Lass den schnulli doch von der ›zahnfee‹ abholen. dann brauchst du keine schnullis mehr und deine kurze hat keine angst mehr um ihre zähne.«
sinnverw.: Huppi; Nucki.
Schnulli
(2) Subs. abwertend (von »Schnull«: Rotz; Nasenschleim; verwandt mit Schnudel / Schnuddel, Schnudder / Schnodder) unsinniger / unnötiger / schwer erträglicher Aufwand; Quatsch. : »so ein Schnulli«; »den Schnulli lassen«.
»Machste das mit Beziehungen oder direkt beim Lackierer mit Garantie und so einen Schnulli?« WWW »Bitte bewirb dich fürs Zockerspiel, oder lass den Schnulli. Du verfälschst nur das Ergebniss.« WWW »Auch das macht mich nicht zu einem pazifisten, also lass den schnulli endlich.« WWW »Ich könnte persönlich immer zur Sau werden, wenn so ein Schnulli erzählt wird.« WWW »Ihr erzählt einen Schnulli zusammen, das tut schon weh. « WWW »Gut dann pass auf dich auf und mach kein Schnulli. « WWW »Ich wünsche Dir noch ein schönes Wochenende, mach keinen Schnulli, sag nix einfach so lachs dahin, verfall nicht dem Alkoholismus.« WWW »Wenn man keine Ahnung in Naturwissenschaften hat und deswegen irgendwelchen esoterischen Schnulli verzapft, kann man das ja noch verstehen, aber Sie haben ja nicht mal Ahnung von Esoterik! « WWW
sinnverw.: Zinnober; Heckmeck; Sperenzchen; Wippchen; Schmarrn; Krampf; Rotz.
Schnulli
(3) Subs. abwertend (von »Schnull«: Rotz; Nasenschleim; verwandt mit Schnudel / Schnuddel, Schnudder / Schnodder) [unnützer] Kram; überflüssiger bis geschmackloser Tand; Zeug: »der ganze Schnulli«
»Sie ist vollkommen begeistert als wir auf die Idee eines Schlüsselanhängers kommen, und nun schenkt sie ihm so einen Schnulli. Ich glaub mein Freund würde mir den Vogel zeigen, wenn ich mit so nem Mist ankomme.« WWW »Hunde-Accessoire’s wie Halsbänder. Wer für so ein Schnulli Geld ausgibt, ist selber schuld.« WWW »Ich hab mal thats life 1 gehabt. Voller Schnulli die haben blos objekte etc. auf eine cd gebrannt (und die sind nicht mal ihre eigenen sondern aus dem Netz). Voller Schnulli die sachen die es dort auf der Cd gibt kriegste auch im Internet.« WWW »Ich war im spielzeugladen um ein gebugeschenk für ne 5jährige zu holen! katastrophe. ein riesiger laden voller schnulli den kein mensch braucht. « WWW »Einfach gigagantisch. da gibt’s echt 100 läden voller schnulli und klimbim..? da muss ich hin.« WWW
sinnverw.: Zinnober; Plunder; Schamott; Geraffel; Rotz.
schnulli
(4) Adj. abwertend (als Adjektiv analog zu »Klasse« oder »Scheiße« im Sinn von Bedeutung 1) unsinnig; idiotisch; blöde. Wendungen:»schnulli sein«; »etw ist doch schnulli«; »etw voll schnulli finden«.
» Ich persönlich finde diesen Kleinkrieg hier im Forum echt schnulli.« WWW »Aber gleich sindse leer… so en scheiß! Och menno, des is voll schnulli, wenn man hier noch niemanden kennt. Bin nämlich noch ganz doll neu.« WWW »Boah das level is voll schnulli? und wie man es von dir gewohnt is ein schöner fail am ende :333« WWW »Es ist alles voll schnulli. Echt. Ist zwar keines Beitrag wert, aber fertig ist er nun.«
sinnverw.: xxx.
schnulli
(5) Adj. egal; keine Rolle spielen. Wendungen: »echt schnulli sein« ; »etw ist doch voll schnulli«
»Wenn der seinen rechten Dampfhammer ausfährt, gehen bei Dir die Lichter aus. Ob nun ein bisschen weiter rechts oder links kann voll schnulli sein.« WWW »Und das zu wissen is ja wohl voll schnulli, da man ja per zufall gegen jemanden antritt, also ist es wohl kein problem einfach zu sagen, was … «
sinnverw.: schnuppe; wirdst; wurstegal; Jacke wie Hose.
schnulli
(6) Adj. (vermutlich zu »schnulle«; auch für Personen) schnucklig; großartig; toll. Wendungen: »echt schnulli sein«; »jd ist voll schnulli«; »etw total schnulli finden«
»Wi hanna sich in bruno verliebt… die sind hammer das gute paar hoffen wir ma das das klappt… ich find das voll schnulli.« WWW »Very Happy voll schnulli eben.« WWW »joa meen digga wollt da ma son gruss dalassen wa 🙂 joa bist een voll schnulli typ bist voll nett!« WWW »Ich find’ das total schnulli.« mundmische
sinnverw.: knuffig;
Schnulli
(7) Subs. ein weichlicher, femininer Mensch; jd, der es nicht drauf hat.
»Schule, Alda, is mir so egal, / doch guggsu Gleichung vom Differential: / voll kraß und geil, du schwuler Schnulli, / gibts vom Riccati und Bernoulli!« Spiegel Forum »Da ist gerade … mit seinem italienischen Weichspülerkonzentrat ›Bella Italia‹ fertig, und der Moik, der ja jetzt nicht ›du schwuler Schnulli‹ zu dem Lindner sagen darf, muß halt irgend etwas sagen, ist ja live, …« WWW
sinnverw.: Weichei; Lutscher; Laschi.
Schnulli
(8) Subs. (Gefängnis) homosexueller Häftling.
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SlangGuy’s Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
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Worum’s hier geht?
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