Ugs.- Pro­jekt 13: bräsig

Wie­der mal so ein Wort, das mich in mei­ner Ansicht bestärkt, dass man sich nicht so haben soll­te, wenn es dar­um geht, beim Über­set­zen auf Wör­ter und Wen­dun­gen aus den deut­schen Regio­nen zurück­zu­grei­fen. Vor­aus­ge­setzt, dass man sich kun­dig macht, was ihre Bedeu­tung angeht. Aber das soll­te ja ohne­hin zum Reper­toire eines ordent­li­chen Über­set­zers gehö­ren. Unse­re deut­sche Umgangs­spra­che ist im Grun­de nichts wei­ter als ein Fun­dus von Wör­tern und Wen­dun­gen, die gesamt­deutsch Kar­rie­re gemacht haben. War­um man­che Wör­ter Kar­rie­re machen und ande­re nicht, dar­über sol­len sich ande­re Gedan­ken machen. Ich bin sicher, einer der wesent­li­chen Grün­de dafür ist ihre Grif­fig­keit, die Tat­sa­che, dass sie ganz prä­zi­se eine bestimm­te Lücke im gesamt­deut­schen Wort­schatz fül­len; ein wei­te­rer liegt wohl dar­in, dass sie spon­tan gefal­len, inter­es­sant klin­gen, anspre­chen. Und für kaum ein Wort trifft das mehr zu als das Adjek­tiv »brä­sig« und die eine oder ande­re Ablei­tung davon. 

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache
(Die Bedeu­tun­gen von »brä­sig« fin­den Sie wei­ter unten.)

»Aus dem anar­chi­schen Exzess ist eine brä­si­ge Ver­ein­stü­me­lei gewor­den«, mein­te die­ser Tage im Sati­re-Gip­fel irgend­so ein vor Selbst­ge­fäl­lig­keit bers­ten­der Pro­fi­sa­ti­ri­ker in sei­nen herz­lich über­flüs­si­gen Betrach­tun­gen über den deut­schen Fasching.1 »Brä­sig« frei­lich (mehr …)

  1. Sol­che sind so über­flüs­sig wie die all­jähr­li­chen Refle­xio­nen zum Weih­nachts­stress. []

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Dia­lekt, boah – vol­le Dröhnung

Falls Sie auch der Mei­nung sind, dass neu­es Umgangs­deutsch aus­schließ­lich aus lau­sig syn­chro­ni­sier­ten ame­ri­ka­ni­schen Fil­men & Fern­seh­se­ri­en kom­men soll­te, und es ent­spre­chend lie­ben, ins Kino zu gehen, anstatt ein­fach ger­ne zu gehen, sind Sie zwar falsch hier, soll­ten das Fol­gen­de aber dop­pelt so gründ­lich lesen. Und falls Sie der Ansicht sind, ich hät­te einen guten Job gemacht anstatt gute Arbeit geleis­tet, gilt das drei­mal. Und ich lege noch eins drauf, falls Sie den­ken, man müs­se die Spra­che vor irgend­et­was ande­rem schüt­zen als denen, die sie unter Schutz stel­len wol­len.  Ver­ges­sen Sie Ihre alber­nen Kli­schees vom Wach­sen der Sehn­sucht nach Hei­mat und Zuge­hö­rig­keit in einer glo­ba­li­sier­ten Welt, hier geht es um brauch­ba­ren Wort­schatz in einer blut­lee­ren Übersetzungswelt…

»Mund­art als Anlass für Dis­kri­mi­nie­rung« hieß ein net­ter Arti­kel im Bay­ern-Teil der SZ vom Syl­ves­ter letz­ten Jah­res.1 Hans Krat­zer stellt dar­in den Augs­bur­ger Sprach­wis­sen­schaft­ler Wer­ner König, einen der Her­aus­ge­ber des Baye­ri­schen Sprach­at­las, vor. Es hört sich erst mal recht emp­find­lich an, was der eme­ri­tier­te Ger­ma­nist über die Benach­tei­li­gung zu sagen hat, die uns Süd­deut­schen zuteil wird, nur weil wir das »r« rol­len, aber letzt­lich hat er natür­lich Recht. Wir Bay­ern und Baden-Würt­tem­ber­ger kön­nen zehn­mal den Rest die­ser Repu­blik wirt­schaft­lich mit durch­zie­hen, ernst neh­men wol­len uns die Preus­sen ober­halb der Main­li­nie nicht. Zu schwei­gen von der Über­heb­lich­keit, mit der man uns unse­rer Spra­che wegen begeg­net. »Eine süd­li­che Fär­bung« der Aus­spra­che, so meint König, »reicht aus, um im Deut­schen Fern­se­hen als Vollexot vor­ge­führt zu wer­den.« Oder als »Voll­depp, der kein Deutsch kann«, wie der Autor des Arti­kels erklä­rend nachschiebt.

Aber für mich ist das nur die eine Hälf­te eines all­ge­mei­ne­ren Pro­blems mit den Dia­lek­ten, (mehr …)

  1. Süd­deut­sche Zei­tung, Nr. 300, Samstag/Sonntag, 29./30. Dezem­ber 2012, S. 41. []

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Wäre »ärsch­lings« denn gar so verkehrt?

Manch­mal muten einen Wör­ter einen komisch an, mit­un­ter nur vor­über­ge­hend. Man zer­kaut sie dann, lässt sie sich auf der Zun­ge zer­ge­hen, bis sie wie­der nor­mal zu wer­den schei­nen. Bis­wei­len kommt ein Wort einem aber auch buch­stäb­lich komisch vor. Man fin­det sie lus­tig, put­zig. Was nicht eigent­lich schlecht ist, aber sol­che Wör­ter sper­ren sich dann der all­ge­mei­nen unko­mi­schen Ver­wen­dung. Ich den­ke da etwa an »nichts­des­to­trotz«, das ist spa­ßig gemeint. Aber war­um will mir, seit ich’s vor vie­len Jah­ren gern in einer Über­set­zung ver­wen­det hät­te (was ich dann aber doch wie­der habe blei­ben las­sen). Ich den­ke an das gestan­de­ne deut­sche Adverb »ärsch­lings« …

»Die Plum­pen schla­gen Rad auf Rad / Und stür­zen ärsch­lings in die Höl­le«, heißt es in Goe­thes Mephis­to­phe­les. Und in sei­nem Fast­nacht­spiel warnt ein »Teu­fels­pfäff­lein«, sie »müss­ten all ärsch­lings zum Teu­fel gehen, / Wenn wir nicht täten sei­ner Füh­rung / Uns über­ge­ben und geist­li­cher Regie­rung«. Das Wort »ärsch­lings« fin­de ich put­zig. Und dann ist es ein Wort, das jeder Deut­sche kennt oder wenigs­tens auf Anhieb ver­ste­hen dürf­te. Und den­noch wird es anschei­nend nicht so ernst genom­men, wie ich es ger­ne hät­te. Ist es tat­säch­lich ein­fach humor­voll bzw. wird heu­te so aufgenommen? 

Wenn wir mal Klaus Kin­ski neh­men, der das Wort in sei­ner Bio­gra­phie Ich brau­che Lie­be gleich (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 11: ackern

Umgangs­deutsch für Über­set­zer. Ein wei­te­res soli­des Wort der gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che ist das Verb »ackern«. Und ich mei­ne hier nicht die ers­te Defi­ni­ti­on »pflü­gen«, »mit dem Pflug bear­bei­ten« wie in dem Sprich­wort »Mit unglei­chen Pfer­den ist übel ackern.« Ich mei­ne die Bedeu­tung »arbei­ten«, mehr oder weni­ger hart: »Danach muß­te sie als Anti­fal­ten-Creme-Model ackern oder erfolg­lo­se TV-Movies pro­du­zie­ren.« Und in die­ser Bedeu­tung gehör­te es mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen. Ich habe es noch lei­der nie in einer gese­hen. Aus SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che für Übersetzer 

Nur der Gau­di hal­ber, weil’s gar so schön klingt, die ursprüng­li­che Bedeu­tung vom guten alten Ade­lung Ende des 18. Jahrhunderts: 

Ackern, verb. reg. act. von Acker. 1) Über­haupt so viel als pflü­gen. 2) Beson­ders, bey der Som­mer­saat, zum let­zen Mah­le pflü­gen, wel­ches auch zur Saat pflü­gen, und saat­fur­chen, in der Mark Bran­der­burg aber, in Anse­hung der Gers­ten­saat, strei­chen, genannt wird. Das letz­te Pflü­gen bey der Win­ter­saat wird dage­gen an den meis­ten Orten ären genannt. 3) Bey den Kup­fer­ste­chern bedeu­tet es die zur schwar­zen Kunst bestimm­te Plat­te mit der Wie­ge auf­rei­ßen, um her­nach das Licht hin­ein zu scha­ben.1

ackern

(1) <Vb.> Schwer / ange­strengt / viel arbei­ten; sich abmü­hen; oft aber auch nur syn­onym zu arbei­ten. (mehr …)

  1. Johann Chris­toph Ade­lung, Gram­ma­tisch-kri­ti­sches Wör­ter­buch der Hoch­deut­schen Mund­art. Hil­des­heim: Georg Olms Ver­lag, 1970. []

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Was kratzt mich ein »s« zuviel?

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Hin und wie­der stößt man auf ein Wort, eine Wen­dung, von der man noch genau weiß, wo sie einem zum ers­ten Mal unter­ge­kom­men ist. Auch wenn es vier­zig Jah­re her sein mag; trotz eines seit jeher lau­si­gen und sicher nicht bes­ser gewor­de­nen Gedächt­nis­ses. So heißt es etwa in Edward Albees The Zoo Sto­ry bei der Beschrei­bung des Prot­ago­nis­ten, er sei »neither hand­so­me nor home­ly«. Es war das ers­te eng­li­sche Buch, das ich mir je gekauft habe. Ich weiß auch noch wo. Und auf der ers­ten Sei­te von Mash habe ich das Wort »Meta­bo­lis­mus« ken­nen gelernt, weil Radar O’Reilly, der fin­di­ge Schrei­ber des 4077th MASH, »under cer­tain atmo­sphe­ric, as well as meta­bo­lic con­di­ti­ons« das Nahen von Hub­schrau­bern bereits einen Augen­blick vor dem Rest der Kom­pa­nie hört. Und auch mit der Zei­le »but what cares I for prai­se« ver­hält es sich so.

Bei den Vor­be­rei­tun­gen für die Über­set­zung eines Buches über Bob Dylan stieß ich auf einen Namen, der mich schlag­ar­tig in die Anfangs­zeit  mei­ner Beschäf­ti­gung mit der eng­li­schen Spra­che zurück­warf: Lomax. Und ich mei­ne damit zunächst ein­mal bei­de, John und Alan, Vater und Sohn. Die Loma­xes waren womög­lich die größ­ten Ken­ner und Samm­ler ame­ri­ka­ni­scher Folk­lo­re  über­haupt. Ich erin­ne­re mich an eini­ge Samm­lun­gen, die ich mir in den 60ern aus dem Ame­ri­ka-Haus aus­ge­lie­hen habe. Ich mei­ne auch, in einem von Alan Lomax‘ Song­books die ers­ten kom­ple­xe­ren Blues­grif­fe gelernt zu haben. Und eine Alter­na­tiv­ver­si­on von „House of the Rising Sun“. Die ich erstaun­lich fand. Und in einem Titel von John Avery Lomax – Cow­boy Songs and other Fron­tier Bal­lads – gab es Text und Noten zu »The Days of For­ty-Nine«. Bob Dylan hat den Song dann 1970 auf sei­nem merk­wür­di­gen Album Self Por­trait her­aus­ge­bracht. Das ich aber damals nicht gehört habe.

Wie auch immer, in Lomax‘ Ver­si­on von »The Days of For­ty-Nine« heißt es (mehr …)

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… and moo­re may we not axe

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In dem Rap­track »Shakey Dog« sagt Ghost­face Kil­lah: »Frank snat­ched his gat, slap­ped him, axed him: ›Where’s the cash, coke and the crack?‹« Ghost­face Kil­lah, mit dem Rap-Kol­lek­tiv Wu-Tang Clan groß gewor­den, kommt aus Sta­ten Island, New York. Was mir mit als ers­tes auf­fiel, als ich schwarz­ame­ri­ka­ni­sches Eng­lisch zu ver­ste­hen begann, war die­se Ver­wen­dung von »to axe« für »to ask« neu für mich; ich hielt sie für einen Scherz. Und damit für Slang. Ist dem wirk­lich so?

Je mehr Eng­lisch ich ver­stand, des­to öfter begeg­ne­te mir die Ver­wen­dung der »Axt« für »fra­gen«, denn so hat­te ich das anfäng­lich auf­ge­fasst, auch anders­wo. Wenn Ray Baro­ne ali­as Ray­mond in der ame­ri­ka­ni­schen Sit­com Ever­y­bo­dy Loves Ray­mond1 etwas wis­sen woll­te, dann sag­te er in der Regel so was wie: »Let me axe you some­thing.« Und wenn er dar­auf bestand, jeman­den gefragt zu haben, mein­te er: »I did axe him!« Ray wohn­te in Long Island, einem Stadt­teil von New York. Um die Jahr­tau­send­wen­de. Und in Rudyard Kiplings Geschich­te »The Record of Bad­a­lia Herods­foot« sieht sich jemand in den Slums des Lon­do­ner East End »What’s the good o’ that, I arx you?« gefragt. Das war im letz­ten Quar­tal des 19. Jhs.

Da ist jetzt mal ein schlap­pes Jahr­hun­dert dazwi­schen. (mehr …)

  1. Alle Lie­ben Ray­mond, 1996–2005 []

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Bai­ting Bulls & Bin­ning Cats

£250 Buß­geld muss die böse Cat Lady aus Coven­try nun dafür berap­pen, dass sie im August gau­di­hal­ber eine Kat­ze, die ihr auf der Stra­ße unter­ge­kom­men war, in die nächs­te Müll­ton­ne gewor­fen hat­te. Das The­ma hat­te die eng­li­sche Pres­se wochen­lang bewegt und zu einer Hass­kam­pa­gne auf Face­book sowie zu Todes­dro­hun­gen gegen die Tier­quä­le­rin geführt.


Wie’s der Zufall so woll­te, saß ich, als ich ges­tern die Nach­richt im Radio hör­te, gera­de wie­der mal über einem mei­ner End­los­pro­jek­te, einer brauch­ba­ren Dia­lekt­da­ten­bank, ins­be­son­de­re der bri­ti­schen Dia­lek­te. Vor dem Hin­ter­grund, dass besag­te Dame unter Poli­zei­schutz gestellt wer­den muss­te, bie­tet mein jüngs­ter Neu­zu­gang in Sachen Dia­lekt einen inter­es­san­ten Ein­blick in den wei­ten Weg, den die eng­li­sche Volks­see­le zum The­ma Tier­quä­le­rei hin­ter sich hat.

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»Trümm­lig« – des Schwin­dels zwei­ter und duss­li­ger Theil

Click to order!

»Trümm­lig«,  die zwei­te. Ich hat­te ja hier schon ange­kün­digt, der Fall »trümm­lig« dürf­te noch nicht ganz geklärt sein. Und bei all den Besu­chern, die die Suche nach die­sem Wort auf mein Blog führt, set­ze ich mich lie­ber gleich noch mal hin.

Wir hat­ten bei der ers­ten Sit­zung die Bedeu­tung »schwin­de­lig« erar­bei­tet. Was aber den »trümm­li­gen ego­is­ti­schen Typ« nicht so recht erklä­ren möch­te, der mich über­haupt erst auf das Wort gebracht hat.
Doch erst noch eine Hand­voll Bei­spiel­sät­ze zur ers­ten Bedeu­tung, die den Unter­schied zur nächs­ten ver­deut­li­chen sol­len. Ich fan­ge mal mit einem Klas­si­ker an.

»… Seits, und nimmt e Sprung. Jez brut­let er abe go Rhinau;
Trümm­lig isch’s em worde, doch chunnt er witers und witers.«
Johann Peter Hebel, »Die Wie­se«, 1846

»Nur wenn ich rann­te oder berg­auf ging, wur­de es mir trümm­lig und kurz­at­mig, aber das wer­den Dir wohl alle hoch­schwan­ge­ren Frau­en bestä­ti­gen.« (mehr …)

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Good man ma da!

An Hand der Wör­ter in die­sem Band wäre es ein Leich­tes, eine Kar­te zu skiz­zie­ren, auf der klar jene Gegen­den zu sehen sind, in denen das nor­di­sche Ele­ment beson­ders stark ist. Es ist außer­dem höchst bemer­kens­wert, dass in gewis­sen Gegen­den sich vie­le fran­zö­si­sche Wör­ter erhal­ten haben, die in der heu­ti­gen Schrift­spra­che obso­let sind. Ich habe gegen­wär­tig nicht die nöti­ge Muße, die Grün­de dafür her­aus­zu­ar­bei­ten und zu erklä­ren, wes­halb die Dia­lek­te gewis­ser Gegen­den Irlands im wesent­li­chen schot­ti­sche sind, wäh­rend sie in ande­ren Gegen­den denen im Wes­ten Eng­lands ent­spre­chen. Außer­dem kann es kein blo­ßer Zufall sein, dass der Dia­lekt von South Pem­bro­keshire eine erkleck­li­che Anzahl Wör­ter flä­mi­schen Ursprungs aufweist.“ 

Bei der Lek­tü­re die­ser Pas­sa­ge aus Joseph Wrights Vor­wort zu sei­nem monu­men­ta­len Eng­lish Dialect Dic­tion­a­ry fiel mir die inter­es­san­te Anfra­ge einer Kol­le­gin vom Früh­jahr ein, was denn „good man ma da“ hei­ßen könn­te. Und obwohl der Aus­spruch aus dem Titel eines iri­schen Autors stamm­te, über dem sie gera­de saß, hat mir die Fra­ge ein Schot­te beantwortet. 

Inter­es­sant. (mehr …)

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Joseph Wright — The Eng­lish Dialect Dictionary

Joseph Wright war ein durch­aus bemer­kens­wer­ter Mann, und das nicht nur für einen Phi­lo­lo­gen, die an sich sicher nicht not­wen­di­ger­wei­se zu den inter­es­san­tes­ten Leu­ten gehö­ren. Erst mit 15 lernt er Lesen & Schrei­ben und geht dann mit 21 nach Deutsch­land (übri­gens buch­stäb­lich, näm­lich zu Fuß!), um in Hei­del­berg zu stu­die­ren, wo er 1885 als Ger­ma­nist pro­mo­viert. Er wird Pro­fes­sor und ver­fasst eine Rei­he von Gram­ma­ti­ken (für das Alt- & Mit­tel­eng­li­sche, das Alt- & Mit­tel­hoch­deut­sche sowie die goti­sche Spra­che), die noch ein hal­bes Jahr­hun­dert nach sei­nem Tod im Ein­satz sind.

Er scheint jedoch eine beson­de­re Schwä­che für die Dia­lek­te sei­nes Mut­ter­lan­des gehabt zu haben. Von 1898 bis 1905 erscheint sein sechs­bän­di­ges Eng­lish Dialect Dic­tion­a­ry, das bis heu­te größ­te Werk sei­ner Art. Es ist, eige­nen Anga­ben nach, ein „voll­stän­di­ges Ver­zeich­nis aller eng­li­schen Dia­lekt­wör­ter, die heu­te noch in Gebrauch sind oder bekann­ter­ma­ßen wäh­rend der ver­gan­ge­nen zwei­hun­dert Jah­re in Eng­land, Irland, Schott­land und Wales in Gebrauch waren“. (mehr …)

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Dia­lek­te stär­ker denn je

Die fort­schrei­ten­de Bil­dung muss in Eng­land frü­her oder spä­ter so etwas wie den cha­rak­te­ris­ti­schen Pro­vinz­dia­lekt nie­der­tram­peln und aus­mer­zen; aber ist es erst ein­mal so weit gekom­men, wird unse­rer Spra­che viel effek­tiv Wert­vol­les ver­lo­ren­ge­gan­gen sein, unter­nimmt man nicht auf der Stel­le Anstren­gun­gen, Wör­ter zu sam­meln und auf­zu­zeich­nen, die zusam­men mit den Ideen, die sie über­haupt erst not­wen­dig mach­ten, in Win­des­ei­le außer Gebrauch kommen. 

So lese ich – durch­aus erstaunt – im Vor­wort zu mei­ner der­zei­ti­gen Lek­tü­re, dem Dic­tion­a­ry of the Sus­sex Dialect von W. D. Parish aus dem Jah­re 1875. Ich bin kein Fach­mann für Dia­lekt­for­schung, weder der deut­schen noch der eng­li­schen, könn­te also nicht sagen, inwie­weit sol­che Befürch­tun­gen typisch sind, kann mich aber nicht erin­nern, je ähn­li­ches gele­sen zu haben. Und ich selbst habe Dia­lekt immer für unver­wüst­lich gehal­ten. Mag sein, dass die Leu­te sich heu­te leich­ter tun, zwi­schen einer Art Hoch­spra­che und ihrem Dia­lekt hin und her zu schal­ten, aber egal in wel­cher Gegend man sich gera­de fin­det, man hört dort Dia­lekt. Und das gilt für Eng­land nicht weni­ger als bei uns. Und dann ist mir, als hät­te ich seit Jahr­zehn­ten das Wort »Dia­lekt-Renais­sance« in den Ohren. Ich bin sicher, wenn ich hier in die Rega­le sehe… Wusst ich’s doch! »Erlebt die Mund­art einen Auf­schwung?« heißt es auf dem Cover von Gabrie­le Rei­nert-Schnei­ders Dis­ser­ta­ti­on Gibt es eine Dia­lekt-Renais­sance? Über­le­gun­gen und Ana­ly­sen zum Köl­ner Raum. Ich bin sicher, ich fin­de noch mehr Ein­schlä­gi­ges, habe aber im Augen­blick kei­ne Lust zum Suchen. Ich will ja nur sagen, ich habe seit jeher eher die Fra­ge im Ohr, ob Dia­lekt nicht im Kom­men sei, nie habe von Befürch­tun­gen gehört, er könn­te ver­schwin­den. (mehr …)

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