… when you oug­tha be truthin’!

Eine der merk­wür­di­ge­ren Stel­len, die mir in Song­tex­ten so unter­ge­kom­men sind, stammt ganz aus der Anfangs­zeit mei­ner Beschäf­ti­gung mit der Mate­rie. Damals hat­te ich mei­ne lie­be Mühe, die Zei­le „You keep lying when you ought to be trut­hing“ aus Nan­cy Sina­tras „The­se Boots are Made for Wal­king in den Kopf zu bekom­men. Alles dar­an sperr­te sich dem Ver­ständ­nis. Und wen woll­te man Mit­te der 60er-Jah­re nach so etwas fra­gen? Ich mei­ne, selbst wenn es einer ver­stan­den hät­te, mehr als eine Klug­schei­ßer­ant­wort wie die, dass es „truth“ als Verb eben nicht gibt, war nicht drin.

Nun geis­tert seit eini­gen Jah­ren ein Wort durch die Pres­se oder das Web oder die Pres­se im Web, das mich jedes Mal an die „Boots“ den­ken lässt: „truther“. (mehr …)

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Über­set­zun­gen, die mir gestoh­len blei­ben kön­nen (1)

Am Wochen­en­de gab’s in der SZ vom 31.10. ein an sich ganz net­tes Inter­view mit Richard Gere, der es – vor die Wahl gestellt – vor­zog, über Hun­de zu plau­dern anstatt über Frau­en. Gleich irgend­wo am Anfang lese ich: „Ich habe eine gan­ze Rei­he von Ritua­len jeden Mor­gen, aber kei­nes davon invol­viert Tiere.“

Aus All­tags­mund gehört zu haben mei­ne ich „invol­vie­ren“ zum ers­ten Mal von Hel­la von Sin­nen in Alles nichts oder?, vor über 20 Jah­ren also, oder? Es fiel mir auf, natür­lich, weil ich sofort ans eng­li­sche „invol­ve“ den­ken muss­te und das eben auch die Zeit war, in der plötz­lich alles Sinn zu „machen“ statt zu „haben” und jeder Fuß­bal­ler Din­ge zu „rea­li­sie­ren“ begann, die ihm zuvor gera­de mal „klar gewor­den“ sein dürften.

Das Wort gehört damit in die Rei­he der Wör­ter & Wen­dun­gen, die mit dem Über­hand­neh­men ama­teur­haf­ter Über­set­zun­gen aus dem Eng­li­schen zu gras­sie­ren began­nen. Ist es Zufall, dass die­ses Phä­no­men irgend­wie mit Auf­kom­men und Erstar­ken des Pri­vat­fern­se­hens zusam­men­zu­fal­len scheint? Ich mei­ne, wo lernt der deut­sche Mensch denn sein Deutsch? Bei Goe­the & Schil­ler? Mit­nich­ten. Nicht mal bei Grass oder Lenz. Will sagen, eben nicht in der Schu­le, son­dern aus Film, Funk & Fern­se­hen. Und irgend­wie sorg­te das Pri­vat­fern­se­hen für einen Bedarf an Syn­chron­über­set­zun­gen, der von den gestan­de­nen Leu­ten im Fach allei­ne wohl nicht mehr zu bewäl­ti­gen gewe­sen sein dürf­te. Seit­her hört man in Fil­men die­sen halb eng­li­schen, halb deut­schen Dünn­pfiff, den nun schon gan­ze Gene­ra­tio­nen für so schick hal­ten, dass sie ihn nach­ge­ra­de zwang­haft Feh­ler für Feh­ler nach­plap­pern zu müs­sen mei­nen. (mehr …)

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Euphe­mis­men – Deck­män­tel­chen für aller­hand Schweinereien

„Euphe­mis­mus“, das ist neben „Angli­zis­mus“ das zwei­te Fremd­wort aus der Sprach­wis­sen­schaft, mit dem Lai­en heu­te nur zu gern han­tie­ren. Was wohl gera­de die­se bei­de Wör­ter so fas­zi­nie­rend für Han­ni & Nan­ni und damit zu modi­schen Ver­satz­stü­cken jeder Unter­hal­tung gemacht hat? Ver­mut­lich weil es auf unse­rer Welt mehr Häss­li­ches denn je zu bedeck­man­teln gibt & mehr eng­li­sche Bro­cken durch die Gegend gewor­fen wer­den denn je. Soll hier aber nicht das The­ma sein.

Die­se Deck­män­tel­chen für das Häss­li­che sind näm­lich an sich viel inter­es­san­ter als der Umstand, dass Hinz & Kunz das Fremd­wort dafür in jede zwei­te Kon­ver­sa­ti­on ein­zu­flech­ten ver­su­chen. Und sie wer­den umso Inter­es­san­ter, je mehr man sich mit ihnen befasst. (mehr …)

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“Rude Words” – tun weh…

Anfang die­ses Jah­res hat­te ein bri­ti­scher Leh­rer eine – mei­ner Ansicht nach – gar nicht so schlech­te Idee: Um gemein­sam mit den Schü­lern sei­ner Grund­schul­klas­se dem all­ge­gen­wär­ti­gen Bul­ly­ing ana­ly­tisch auf die mie­sen Schli­che zu kom­men, bat er sie, die unan­stän­di­gen Wör­ter auf­zu­lis­ten, die sie so kann­ten, und nach dem Grad ihrer Anstö­ßig­keit zu sortieren.

Natür­lich fiel dabei das F‑Word in allen Varia­tio­nen, eine Men­ge Wort­schatz aus dem sexu­el­len Bereich und aller­hand Beschimp­fun­gen, auch ras­sis­ti­scher Art. (mehr …)

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»Rough Music«, Cha­ri­va­ri & Haberfeldtreiben

»Us bain’t rough musi­cing Mother Grim­by, her’s done not­hin’. Us is rough musi­cing maän Gray as lives in t’ la-a‑a ne.« 

Bei der Arbeit an mei­nem Wör­ter­buch der eng­li­schen Umgangs­spra­che ist es immer wie­der wenn schon nicht unbe­dingt nötig, so doch alle­mal inter­es­sant, der Geschich­te des einen oder ande­ren Wor­tes, der einen oder ande­ren Wen­dung nach­zu­spü­ren, wobei man denn auch immer wie­der auf Din­ge stößt, deren Fas­zi­na­ti­on man sich nicht ent­zie­hen kann, auch wenn sie einen im Augen­blick nur vom Pen­sum abhalten.
So stieß ich denn neu­lich im 5. Band von Joseph Wrights ganz vor­züg­li­chem Eng­lish Dialect Dic­tion­a­ry (1905) ganz neben­bei auf den Begriff »rough music«, der mich – ver­mut­lich der moder­nen Slang-Kon­no­ta­tio­nen von »rough« wegen – sofort anzog. (mehr …)

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Slang zwi­schen spon­ta­ner Schöp­fung & ein­leuch­ten­dem Sinn

Griffiger Slang verdankt seine Schlagkraft meist eher der blitzartig einschlagenden Konnotation als bestechender Geistesarbeit. Grundsätzlich haben Slang-Begriffe viel gemein mit den Metaphern der Lyrik, die es auch eher selten vertragen,…

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