Hudi­gäg­ge­ler, Spar­gel & Bob

Ich bin ein gro­ßer Fan des DeGruy­ter Ver­lags. Ich woll­te, ich könn­te mir mehr DeGruy­ter-Titel leis­ten, allein um die­sen Ver­lag zu unter­stüt­zen! Und ich hät­te an jedem der Titel mei­ne Freu­de. Dem Dorn­seiff. Dem Klu­ge
Wenn ich hier mal die Rega­le ent­lang gehe, sehe ich, dass List – ein Ver­lag der, sei­nen Über­set­zun­gen nach zu urtei­len, heu­te von Analpha­be­ten gelei­tet wird – mal eine Taschen­buch­rei­he hat­te. Neben dem List-Titel steht einer von Athe­nä­um. Gibt’s den Ver­lag noch? Ein Epi­kur von Gold­mann! (Mein alter Latein­leh­rer hat mir das Büchl geschenkt!) Ein Urban-Taschen­buch usw. Ich den­ke mal, es ist kei­ne all­zu ver­we­ge­ne Behaup­tung, dass heu­te eine Men­ge Bücher, die zu lesen ein biss­chen Hirn­schmalz bedürf­te, ein­fach nicht mehr gemacht wer­den. Und ich sage das als einer, der noch nicht mal mehr die Hand­lung von Win­ne­tou I erzäh­len könn­te. Will sagen als einer, der – sei­nes lau­si­gen Gedächt­nis­ses wegen – wohl eine Men­ge Bücher umsonst gele­sen hat. Suhr­kamp ist auch nur noch ein Schat­ten sei­ner selbst. Alle sind sie ver­schwun­den, DeGruy­ter hält die Stel­lung. Falls ich also mit die­sem Blog­ar­ti­kel auch nur einen Käu­fer für DeGruy­ters Vari­an­ten­wör­ter­buch des Deut­schen wer­ben kann… (mehr …)

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Über­set­zungs­kri­tik im Feuilleton?

Everybody’s a cri­tic. Ein Dan­ke­schön an eine Kol­le­gin und ein paar spon­ta­ne Gedan­ken, weil das The­ma nun mal einen Nerv trifft – wenn auch einen ganz anderen. 

Einer Über­set­zer­kol­le­gin ist der Kra­gen geplatzt. Was jeden Tag pas­sie­ren dürf­te, sicher, aber dies­mal kann man es im Kul­tur­ma­ga­zin Titel nach­le­sen. Viel­leicht auch nach­füh­len. Die Kol­le­gen kön­nen das mit Sicher­heit. Es geht dar­um, dass man als Über­set­zer gern mal über­se­hen wird. In der Titel­ei der eige­nen Über­set­zung zum Bei­spiel. Ist mir auch schon pas­siert. Und eben auch bei Hör­ver­sio­nen besag­ter Über­set­zung. Was Isa­bel Bog­dan über die Hut­schnur ging. Wie gesagt, das lässt sich im Titel nach­le­sen. Ich brau­che hier kei­nen Abklatsch zu brin­gen. Zumal sich end­lich mal jemand so recht nach mei­nem Geschmack äußert und sei­nen Zorn nicht in wohl gesetz­ter, aber eben letzt­lich ete­pe­ter und damit zahn­lo­ser Pro­sa erstickt.
Der Gedan­ke, der mir bei der Lek­tü­re kam, ist der, dass offen­sicht­lich jeder Über­set­zer nicht nur sei­ne Ste­cken­pfer­de, son­dern auch sei­ne ganz per­sön­li­chen Soll­bruch­stel­len hat. Mir per­sön­lich wür­de es zum Bei­spiel nichts aus­ma­chen, als Über­set­zer hin­ter dem Werk zu ver­schwin­den, wenn ich nur end­lich mal, nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert, das gedruckt sähe, was ich über­setzt habe. (mehr …)

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Ano­ther man done gone… (1)

Erin­nert sich noch jemand an Dr. Hook? Genau­er gesagt an den Coun­try­ro­cker Ray Sawy­er. Den kras­sen Typ mit Cow­boy­hut und Augen­klap­pe?  Oder ein­fa­cher aus­ge­drückt an Dr. Hook & The Medi­ci­ne Show. Die frea­ki­ge Grup­pe mit den sati­ri­schen Tex­ten des legen­dä­ren Tex­ters und Car­too­nis­ten Shel Sil­ver­stein hat­te einen Rie­sen­hit mit der nicht ganz ernst zu neh­men­den Über­schnul­ze Sylvia’s Mother; mein per­sön­li­cher Favo­rit der Jungs war Frea­kin’ at the Frea­k­ers’ Ball, das sich wun­der­bar auf der Klamp­fe nach­schram­meln ließ. Ach ja, und nicht zu ver­ges­sen The Cover of the Rol­ling Stone. Aber hier geht es mir um einen ande­ren groß­ar­ti­gen Shel Sil­ver­stein-Text, und zwar der zu Marie Laveau, einem Dr. Hook-Song um die legen­dä­re Witch Queen of New Orleans. Auch die Grup­pe Red­bo­ne hat einen herr­li­chen Song über sie geschrie­ben. Wie auch immer, in Sil­ver­steins Text heißt es im Refrain immer so schön gru­se­lig: (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (4)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (4)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Die Ver­meh­rung des Wort­schat­zes durch Neu­bil­dun­gen und Wort­än­de­run­gen, wie wir sie eben mit Bei­spie­len belegt haben, ist jedoch im Slang – wie in ande­ren Spach­zwei­gen auch – eher sel­ten. Ein hun­dert­mal effek­ti­ve­res Mit­tel besteht dar­in, fer­ti­ge Wör­ter zu neh­men und die­se dann geschickt für neue Ideen zu adap­tie­ren. Zu die­sem Ende bedient der Slang sich ganz unge­niert der gram­ma­ti­schen Mus­ter der Spra­che ganz all­ge­mein. Ein Pferd als praun­cer zu bezeich­nen (ein prig­ger of praun­cers ist im Cant, der alten Gau­ner­spra­che, ein Pfer­de­dieb), einen Fuß als trot­ter (fran­zö­sisch trot­tin), eine Feder als volan­te, einen Keks als cas­sant (im Sin­ne des moder­nen ame­ri­ka­ni­schen cra­cker) und die Erde als the pro­dui­san­te belegt eine Metho­de der Wort­bil­dung ganz nach Art des Sans­krit. In die ande­re Rich­tung ist die­se Art der Wort­bil­dung im Eng­li­schen noch auf­schluss­rei­cher, da sie uns im Geis­te auf einen pri­mi­ti­ven Zustand der Spra­che zurück­führt, in dem es kaum einen Unter­schied gab zwi­schen ihren ein­zel­nen Ele­men­ten und in dem noch jedes Wort zu kon­ju­gie­ren war; so steht etwa to kni­fe für erste­chen, war to fork out ursprüng­lich eine Art des Taschen­dieb­stahls, bei dem man zwei gestreck­te Fin­ger wie eine Gabel in die Tasche des Opfers schiebt; to be cor­ne­red bedeu­tet in eine Ecke gedrängt, to be ful­lied voll und ganz dem Gericht über­ant­wor­tet, to be coun­ty-cour­ted heißt vor­ge­la­den wer­den oder, um den prä­zi­sen Slang­aus­druck zu ver­wen­den, sum­mon­sed, i.e. eine sum­mons (Vor­la­dung) des Coun­ty Court zuge­stellt bekom­men. Eini­ge der von Adjek­ti­ven abge­lei­te­ten Sub­stan­ti­ve im Slang sind durch­aus tref­fend: har­dy für einen Stein, flim­sy für eine Bank­no­te, mil­ky ones für wei­ße Lein­tü­cher; im Fran­zö­si­schen fin­den wir dure für Eisen, bas­se für die Erde, curieux für einen Rich­ter und incom­mo­de für eine Later­ne; das Ita­lie­ni­sche kennt dan­no­so (der bzw. die Gefähr­li­che) für die Zun­ge, divo­ti (die Andäch­ti­gen) für die Knie und per­pe­tua (die Ewig­wäh­ren­de) für die See­le. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (3)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (3)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Nach der direk­ten Laut­ma­le­rei und der Erfül­lung durch sie ent­stan­de­ner Wör­ter mit neu­er Bedeu­tung, geht Tyler auf wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Wort­bil­dung ein. 

Die Kür­zung oder Kon­trak­ti­on von Wör­tern, ein äußerst wir­kungs­vol­les Werk­zeug bei der Ent­wick­lung von Spra­che, lässt sich im Slang ganz beson­ders gut ver­fol­gen. So han­del­te es sich im Fal­le von cab – von cabrio­let –, bus – von omni­bus – und mob – von mobi­le vul­gus, die »auf­ge­wie­gel­te Volks­men­ge« –, ursprüng­lich um Slang­bil­dun­gen, und eine erkleck­li­che Zahl von Wör­tern har­ren in die­ser ers­ten Lebens­pha­se noch ihrer Beför­de­rung, so etwa cure für curio­si­ty, tench für peniten­tia­ry, sal for sala­ry, rad for radi­cal, rit for ritua­list etc. Ana­log sind im Fran­zö­si­schen démoc, soc, réac Kurz­for­men (mehr …)

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World’s sexiest geek

“Hel­lo, my dear stu­dents…” Mei­ne Jury sitzt noch über der Fra­ge, was gewe­sen wäre, hät­ten wir sol­che Leh­re­rin­nen gehabt. Tat­sa­che ist, man hät­te sie sich gewünscht. Wie soll­te man — und ich mei­ne damit tat­säch­lich “als Mann” — etwas ver­ges­sen, was einem Mari­na Orl­o­va erklärt. Vor­aus­ge­setzt natür­lich, man bekommt über­haupt etwas mit vor lau­ter Schauen.

Seit ein paar Jah­ren schon gucke ich mir im Web die ety­mo­lo­gi­schen Aus­füh­run­gen der nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­der­ten rus­si­schen Leh­re­rin an, und auch wenn ich selbst ein OED besit­ze, bei ihr macht das – Unge­nau­ig­kei­ten hin oder her – ein­fach mehr Spaß.

Hot­for­words, must inves­ti­ga­te…” Neh­men wir ein­fach mal das Wort “nick­na­me”, das wir heu­te zu Nick ver­kürzt auch in Deutsch­land ken­nen. Was sich im OED fol­gen­der­ma­ßen und etwas tro­cken liest…

eke-name

[f. eke n. + name; cf. ON. aukanafn.]

An addi­tio­nal name, a nickname.

Now super­se­ded by the cor­rupt form nick­na­me: a neke­na­me (Promp. Parv.) for an ekename.

1303 Brun­ne Handl. Syn­ne 1530 As moche þan he ys to bla­me Þat Šeu­eþ a man a vyle eke­na­me. 1483 Cath. Angl. 112 An Ekna­me, agno­men. 1885 Clodd Myths & Dr. i. vi. 109 Nick­na­mes (i.e. eke­na­me or the added name).

hört sich bei Mari­na Orl­o­va fol­gen­der­ma­ßen an (Wer­bung ein­fach weg­kli­cken [x]): (mehr …)

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Break­down FM

Wer astreinen Jazz, Soul & Hiphop abseits abgenudelter Charts-Mucke aus der Retorte mag, der sollte mal bei Breakdown FM reinhören. Nicht nur senden die Jungs aus Oakland 24/7, sie haben…

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (2)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (2)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung: © Bern­hard Schmid

Wie ande­re Sprach­zwei­ge auch erwei­tert der Slang sei­nen Wort­schatz durch Bil­dung neu­er hei­mi­scher Wör­ter eben­so wie durch Über­nah­me ande­rer aus dem Aus­land. Wenn wir zunächst die Neu­schöp­fun­gen betrach­ten, wer­den uns gute Bei­spie­le eines Prin­zips begeg­nen, auf das die eng­li­schen Phi­lo­lo­gen hin­zu­wei­sen sich wirk­lich lohnt: näm­lich dass das Eng­li­sche eine im unge­hin­der­ten Wachs­tum begrif­fe­ne Spra­che ist, die sich durch prak­tisch sämt­li­che aus ande­ren – neu­en wie alten – Spra­chen der Welt bekann­ten Wort­bil­dungs­pro­zes­se zu erwei­tern ver­mag. (mehr …)

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