Bri­ti­sche Dia­lek­te aus bri­ti­scher Sicht

Wer sich ein biss­chen fürs Eng­li­sche und sei­ne Dia­lek­te – »accents« klingt natür­lich etwas nob­li­ger – inter­es­siert, der wird wis­sen, dass sie für den Ler­nen­den bzw. den Aus­län­der nicht immer ganz ein­fach zu ver­ste­hen sind. Ein gutes Bei­spiel ist der Film Train­spot­ting, bei dem für den ame­ri­ka­ni­schen Markt beson­ders dia­lekt­las­ti­ge Tei­le syn­chro­ni­siert wur­den, wenn der Film nicht über­haupt gleich mit Unter­ti­teln lief. Aber die Ame­ri­ka­ner sind bekannt­lich beson­ders faul und noto­risch unwil­lig, sich auf »Aus­län­di­sches« ein­zu­las­sen. Die Leu­te aus Edin­burgh und ihr spe­zi­fisch schot­ti­scher Akzent kön­nen da über­haupt nichts dafür. Aber wie sehen Eng­län­der selbst ihre Dialekte?

Nun, sagen wir es gleich grob vor­ne­weg: »Scou­se«, wie man den Dia­lekt aus Liver­pool nennt – die Leu­te selbst sind Scou­sers – , macht Sie zur über­le­bens­gro­ßen Type; nicht zuletzt die Beat­les haben zur Salon­fä­hig­keit die­ses Dia­lekts bei­getra­gen. Am Sams­tag habe ich ein aus­führ­li­ches Inter­view mit Sir Paul gehört – der hört sich trotz Wohn­sitz in Lon­don und Schott­land immer noch wie ein Scou­ser an. In New­cast­le wür­den Sie »Geor­die« spre­chen; Eric Bur­don war aus New­cast­le, und der Akzent der Geor­dies klingt für den Rest der Insel heu­te recht cool; das »Cock­ney« des  Lon­do­ners ver­mit­telt eine gewis­se Por­ti­on Stra­ßen­witz; auch Schot­tisch wur­de mit Train­spot­ting zuneh­mend cool. Außer­dem scheint mit den Schot­ten nicht gut Kir­schen zu essen; kei­ner macht sich groß lus­tig über sie. Der schlimms­te Dia­lekt, den Sie die­ser Jah­re in Eng­land haben kön­nen, ist laut einer Umfra­ge für 98% der Bri­ten der der »Brum­mies«, der Ein­woh­ner Bir­ming­hams. Spre­chen Sie »Brum­mie« (mehr …)

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Frost­jack­ing – Väter­chen Frost leis­tet Vorschub

Nach­dem Eng­land letz­tes Jahr bereits einen Rekord­win­ter hat­te, scheint er die­ses Jahr schlim­mer denn je: Tau­sen­de von Schu­len sind geschlos­sen, Leu­te ein­ge­schneit und von der Außen­welt abge­schlos­sen, Lawi­nen­war­nun­gen, die Eng­län­der fah­ren gar Ski! Und selbst­ver­ständ­lich wären wir Men­schen nicht, was wir sind, gäbe es nicht bereits wie­der mal rei­hen­wei­se Oppor­tu­nis­ten, die die Not ande­rer auf die eine oder ande­re Wei­se aus­nut­zen. Die neu­es­te Spe­zi­es davon hat sich dar­auf spe­zia­li­siert, ihren Mit­men­schen das Auto zu klau­en, wäh­rend die­se es zum Auf­tau­en warm­lau­fen und – dum­mer­wei­se – dabei her­ren­los ste­hen las­sen. Man hat die­se Spe­zi­es »frost-jackers« getauft, ihr Ver­bre­chen »frost-jack­ing« bzw. »fros­ting« und das Verb dazu lau­tet »to frostjack«.

Poli­ce forces across the UK are war­ning moto­rists to be extra vigi­lan­te during this peri­od of excep­tio­nal wea­ther as a vehic­le theft crime cal­led “Fros­ting” appears to have swept the coun­try fol­lo­wing the hea­vy snow­falls and icy wea­ther. … Edmund King, AA Pre­si­dent, says, ›Dri­vers should not lea­ve their cars with the engi­ne run­ning to de-ice their winds­creens and return to their hou­ses for a cup of tea. This is when the ‘Jack Frost Car Jackers’ poun­ce and dri­ve off. In the­se cases it is high­ly likely that your car insu­rance will not cover such inci­dents.‹ 1

Ich habe mir, wie hier bereits öfters gesagt, schon immer gewünscht, bei der Geburt eines Wor­tes mit von der Par­tie zu sein. Nun, ich den­ke mal, ich bin gera­de näher dran gewe­sen denn je.Und natür­lich stellt sich dem Wör­ter­buch­ma­cher sofort die Fra­ge nach der Her­kunft des Wor­tes, nach der Etymologie.

Natür­lich haben wir in Ame­ri­ka seit Jah­ren den »car jacker«, der sich eher indi­rekt vom »car hija­cker« ablei­tet, (mehr …)

  1. Inter­na­tio­nal Asso­cia­ti­on of Auto Theft Inves­ti­ga­tors; selbst­ver­ständ­lich müss­te es »vigi­lant« (wach­sam) hei­ßen, nicht »vigi­lan­te« – Tipp­feh­ler oder Freud­scher Lap­sus? []

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Mama & Papa, Pot­sch­am­perl etc. – unge­scheut ver­wüs­te­tes Bayern

Unter die man­cher­lei Ursa­chen, wel­che eine Spra­che ent­stel­len und ver­un­rei­ni­gen, rech­net man beson­ders auch den Krieg. Er gebie­tet, wie über Alles, das er ändern und sich zueig­nen kann, so auch über Zun­ge und Feder, sucht sie ihrer Rech­te und Frei­hei­ten zu berau­ben, oder ihr Eigent­hum unge­scheut zu verwüsten.
Dr. J. F. H e i g e l i n, All­ge­mei­nes Fremd­wör­ter-Hand­buch für Teut­sche, Tübin­gen, Ver­lag von C. F. Osi­an­der, 2. Aufl. l838.

Wenn ich mal mit mei­ner  Mut­ter auf das eine oder ande­re fran­zö­si­sche Wort im Baye­ri­schen zu spre­chen kom­me, erin­nert sie mich gern mal dar­an, dass schon ihre Mut­ter auf die Inter­na­tio­na­li­tät von uns Bay­ern hin­ge­wie­sen habe. Das Zitat aus Hei­ge­lins Fremd­wör­ter­buch oben erin­ner­te mich wie­der mal dar­an. Und dass ich – und ich bin ver­mut­lich nicht der ein­zi­ge – lan­ge davon aus­ge­gan­gen bin, allein oder in der Haupt­sa­che das Kriegs­ge­sche­hen im süd­deut­schen Raum habe für all die fran­zö­si­schen Wör­ter im Baye­ri­schen gesorgt. Dem ist aller­dings nicht ganz so…

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Zunächst ein­mal ver­bin­det uns Deut­sche ja schon mal eine lan­ge durch­läs­si­ge Gren­ze mit unse­ren fran­zö­si­schen Nach­barn. Bereits im Mit­tel­al­ter sind von »Aben­teu­er« über »Har­nisch« und »Sold« bis »Tur­nier« eine gan­ze Rei­he Wör­ter ein­deu­tig fran­zö­si­scher Her­kunft belegt. Dazu kamen im Spät­mit­tel­al­ter wei­te­re nütz­li­che Wör­ter von »Bas­tard« bis »rund« (oh ja). Die »Jop­pe«,1 scheint dazu zu gehö­ren, auch wenn die natür­lich bei wei­tem weni­ger baye­risch ist als der »Jan­ker«. Und wo wir schon gera­de gesamt­deutsch sind, auch der heu­ti­ge »Kum­pel« kam sei­ner­zeit erst mal als »Kum­pan«2 aus dem Französischen.

Aber um auf den Krieg zurück­zu­kom­men. Ab dem Spät­mit­tel­al­ter ging es in Euro­pa recht­schaf­fen wüst zu; ent­spre­chend kommt viel Mili­tä­ri­sches zu uns, die »Kaval­le­rie«, zum Bei­spiel; dafür haben wir den Fran­zo­sen mit dem »lans­que­net« unse­ren wacke­ren »Lands­knecht« ver­passt. Im 30-jäh­ri­gen Krieg ging es völ­lig drun­ter und drü­ber; da kamen eine gan­ze Men­ge Wör­ter ins Land.

Krieg hin oder her, mit dem aus­ge­hen­den Mit­tel­al­ter (mehr …)

  1. »anlie­gen­des klei­dungs­stück bei­der geschlech­ter, jacke. das wort ist zunächst aus den roma­ni­schen spra­chen ein­ge­drun­gen: ital. giub­ba, giup­pa, span. al-juba, prov. jupa, franz. jupe (neben ital. gib­ba, churw. gip­pa, was in der mhd. form gip­pe, neben jop­pe, zu tage tritt), die span. form aber weist auf das arab. alg ̓ubbah, alg ̓obbah, baum­wol­le­nes unter­kleid, vgl. DIEZ etym. wb. der rom. spra­chen 1, 214. die mhd. form ist jop­pe und jup­pe, neben dem dim. jup­pel« Jacob und Wil­helm Grimm, Deut­sches Wör­ter­buch []
  2. mhd. kom­pan aus alt­franz. com­pain; heu­te natür­lich der copa­in []

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Sus­an Saran­don: John Len­non & New York

Ein Hin­weis, bevor es zu spät ist: BBC2 brach­te am 7. & 8.12 zum drei­ßigs­ten Todes­tag von John Len­non eine zwei­stün­di­ge Wid­mung, mode­riert von Sus­an Saran­don, die man gehört haben soll­te. Viel Zeit dazu haben Sie aller­dings nicht mehr; die Pod­casts der BBC sind gera­de mal eine Woche lang zu hören. Des­halb hier der Hin­weis dar­auf; ich möch­te hier nichts zu sei­nem Tod abson­dern, das wäre mehr als über­flüs­sig. Aber wenn Sie ein Fan waren, hören Sie sich das mal an.

Ver­ges­sen Sie die all den spe­ku­la­ti­ven Infor­ma­ti­ons­müll aus drit­ter Hand. Hier kommt Len­non vor allem selbst zu Wort. Dazu selbst­ver­ständ­lich Yoko. Und David Bowie, Elton John, Jann Wen­ner (Rol­ling Stone), Bob Gruen (Foto­graf), Klaus Voor­mann, Allan Tan­nen­baum, Lar­ry King (Jour­na­list), Alan White, Elli­ot Mintz1, Jack Dou­glas, Jona­than Cott, May Pang (Assis­ten­tin & Gelieb­te), Micha­el Lind­say-Hogg, Ethan Rus­sell and Sohn Juli­an Len­non.

Die Sen­dung ver­folgt, wie gesagt, über zwei Stun­den Len­nons Lie­be zur heim­li­chen Haupt­stadt Ame­ri­kas. Schon 1964, bei der ers­ten Tour der Beat­les (bei der sie aus­ge­rech­net der Jour­na­list Lar­ry King beglei­te­te!) woll­te John als ers­tes Bob Dylan ken­nen ler­nen;2 und offen­sicht­lich kiff­te man sich bei die­ser ers­ten Begeg­nung letzt­lich nur herz­haft zu.  Von da an soll­te auch Johns Musik nie wie­der die alte sein.

Laut eige­ner Aus­sa­ge hat­te Len­non schon immer von  New York geträumt, (mehr …)

  1. * Febru­ary 16, 1945; Ame­ri­can media con­sul­tant and publi­cist who­se cli­ents have included the John Len­non Estate, Bob Dylan, Paris Hil­ton, Chris Brown, Yoko Ono, Chris­tie Brink­ley, Crosby, Stills and Nash, Dia­na Ross, Don John­son, Mela­nie Grif­fith and others. []
  2. Dylan war damals noch nicht die Iko­ne, die er kurz dar­auf wer­den soll­te []

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Wiki­Leaks und Trans­pa­ren­cy International

Immer wie­der sehe ich mich die­ser Tage dank Wiki­Leaks an eine Über­set­zung erin­nert, die ich vor eini­gen Jah­ren gemacht habe: Das Jahr­buch Kor­rup­ti­on 2005 von Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal.1 Las­sen Sie mich das kurz erklären…

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Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal ist eine Orga­ni­sa­ti­on, die sich den Kampf gegen die Kor­rup­ti­on auf die Fah­nen geschrie­ben hat. Welt­weit. Ihr Grün­der ist Peter Eigen,2 ein deut­scher Jurist, der unter ande­rem als Welt­bank-Mana­ger in West­afri­ka tätig war. In die­ser Eigen­schaft erleb­te er aus ers­ter Hand, wel­chen Scha­den Kor­rup­ti­on anrich­tet, in der drit­ten wie über­all sonst auf der Welt. Ich habe wäh­rend der Über­set­zung eine unge­mei­ne Bewun­de­rung ent­wi­ckelt für die­sen Mann. In einem der zahl­rei­chen Fall­bei­spie­le ver­schie­de­ner Autoren ging es um Russ­land. Es wird dar­in ziem­lich anschau­lich geschil­dert, wie kor­rup­te Machen­schaf­ten den indus­tri­el­len Mit­tel­stand ent­eig­net haben. Nicht zuletzt sind das die Machen­schaf­ten, die zu den Mil­li­ar­den­ver­mö­gen geführt haben, die laut Putin heu­te in Deutsch­land bzw. Euro­pa nach Anla­ge­mög­lich­kei­ten  ver­lan­gen.3
Was mich an das Buch bzw. die­sen Arti­kel erin­nert hat, ist fol­gen­de Pas­sa­ge in einem Leit­ar­ti­kel des bri­ti­schen Guar­di­an: (mehr …)

  1. Ist die Tat­sa­che, dass ein Buch von die­ser Bedeu­tung bei amazon.com nicht einen ein­zi­gen Leser­kom­men­tar her­vor­ge­bracht hat, ein Hin­weis dar­auf, wie sehr das Schick­sal die­ser Welt Gene­ra­tio­nen zugeta­cker­ter Deo­rol­ler am Arsch vor­bei­geht? Auch wenn 2005 drauf steht, das Buch gehört mehr denn je gele­sen. []
  2. * 11. Juni 1938 in Augs­burg. Er ist Grün­der und war Vor­sit­zen­der der NGO Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal, deren erklär­tes Ziel es ist, sich gegen Kor­rup­ti­on zu enga­gie­ren. Seit 2004 ist er mit Gesi­ne Schwan ver­hei­ra­tet. Im Jahr 2007 grün­de­te er zusam­men mit Burk­hard Gnä­rig das Ber­lin Civil Socie­ty Cen­ter, ein Forum für inter­na­tio­nal täti­ge Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, das den Aus­tausch von Erfah­rung und Wis­sen inner­halb der Zivil­ge­sell­schaft und mit ande­ren Berei­chen erleich­tern soll. []
  3. Süd­deut­sche Zei­tung, Samstag/Sonntag, 27./28. Novem­ber 2010, »Putin: Euro­pa miss­ach­tet rus­si­sche Inves­to­ren« []

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Meis­ter Pro­per der teut­schen Spra­che (2)

Heu­te ohne gro­ße Vor­re­de das Vor­wort zur ers­ten Aus­ga­be von J.F. Hei­ge­lins Fremd­wör­ter­buch aus dem Jah­re 1818 nach der zwei­ten Auf­la­ge von 1838.

All­ge­mei­nes Fremd­wör­ter-Hand­buch für Teut­sche, oder Erklä­rung aller fremd­ar­ti­gen Aus­drü­cke der teut­schen Con­ver­sa­ti­ons-Spra­che zur Ver­stän­di­gung, Aus­schei­dung und Wür­di­gung der in teut­schen Schrif­ten und in der Kunst- und Umgangs­spra­che vor­kom­men­den fremd­ar­ti­gen Wör­ter, Aus­drü­cke, Namen und Redensarten.
Ein gemein­nüt­zi­ges Hand­buch für alle Stän­de, Berufs­ar­ten, Küns­te, Gewer­be, Schul- und Bil­dungs-Anstal­ten, so wie für Geschäfts­män­ner, Zei­tungs­le­ser und für jeden teut­schen Vaterlandsfreund.

von
Dr. J. F. H e i g e l i n, Pro­fes­sor der teut­schen Spra­che etc.
Zwei­te sehr ver­bes­ser­te und ver­mehr­te Auflage
Tübin­gen, Ver­lag von C. F. Osi­an­der, l838.


Vor­re­de zur ers­ten Aus­ga­be1

Unter die man­cher­lei Ursa­chen, wel­che eine Spra­che ent­stel­len und ver­un­rei­ni­gen, rech­net man beson­ders auch den Krieg. Er gebie­tet, wie über Alles, das er ändern und sich zueig­nen kann, so auch über Zun­ge und Feder, sucht sie ihrer Rech­te und Frei­hei­ten zu berau­ben, oder ihr Eigent­hum unge­scheut zu ver­wüs­ten. In Län­dern, wo die­ser Feind oft und viel ein­bricht und sein Lager auf­schlägt, rich­tet er immer ein sol­ches Unheil an. Teutsch­land war von jeher sein Schlacht- und Tum­mel­feld. Alle Völ­ker Euro­pens haben sich mehr oder min­der und 1813 inge­sammt dar­auf geschla­gen. Doch trie­ben hier vor­mals die Römer und nach ihnen die Fran­zo­sen ihr Unwe­sen am öftes­ten und kläg­lichs­ten. Das Sie­gel ihrer Herr­schaft drückt sich noch so man­cher teut­schen Zei­le auf, und hängt noch an so vie­ler Mund und Her­zen, daß es der Doll­met­schun­gen und Wör­ter­bü­cher bedarf, um den Lands­mann zu ver­ste­hen, oder sich ihm ver­ständ­lich zu machen. Gerichts- und Schul­stu­ben, Spiel‑, Tanz- und Hör­sä­le, Hüt­ten und Paläs­te haben des latei­ni­schen, fran­zö­si­schen und ande­ren Sprach­keh­rigs noch in Men­ge. Sein Weg­schaf­fen wird immer bespro­chen und betrie­ben; er gleicht aber den Hyd­ra­köp­fen in der Fabel und den Pil­zen, die über Nacht aus­schie­ßen. Wie ein Opiz von Bober­feld2 vor bald 200 Jah­ren über die Ver­un­rei­ni­gung der teut­schen Spra­che in sei­ner Poe­terey (1624) jam­mer­te und klag­te; wie ein Leib­nitz3 wie­der durch sein Ver­bes­se­rungs-Beden­ken dem Uebel zu steu­ern such­te, so erneu­er­ten sich in unse­ren Tagen die­se Kla­gen fast aller Orten un …4 … ner von Geist und Herz tra­ten auf, um das Unkraut vom … sich­ten, uns­rer alten, rei­chen, kräf­ti­gen und sin­ni­gen Spra­che … heit, Wür­de und Selb­stän­dig­keit wie­der zu geben. (mehr …)

  1. die Her­vor­he­bun­gen sol­len der Les­bar­keit die­nen und stam­men eben­so von mir wie die Absät­ze []
  2. Mar­tin Opiz, * 23. Dezem­ber 1597 in Bunz­lau; † 20. August 1639 in Dan­zig. []
  3. sic! Gott­fried Wil­helm Leib­niz (1646−1716), deut­scher Uni­ver­sal­ge­lehr­ter []
  4. hier ist lei­der eine Ecke des Buches mini­mal abge­ris­sen []

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Meis­ter Pro­per der teut­schen Sprache

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Eigent­lich woll­te ich hier die Vor­re­de zu einem älte­ren deut­schen Fremd­wör­ter­buch abdru­cken, die ich heu­te Mor­gen müh­se­lig aus der Frak­tur­schrift1 über­setzt habe. Nun woll­te ich aber dazu auch erklä­ren, war­um mich so etwas inter­es­siert. Und damit wür­de der Ein­trag etwas zu kom­plex, was mir irgend­wie dem Gedan­ken eines Blogs zuwi­der zu lau­fen scheint. So denn erst mal ein paar ein­lei­ten­de Wor­te. Mor­gen dann, ohne gro­ßes Gere­de drum­rum das Vor­wort selbst.

Hier erst mal der schö­ne Titel der alten Schwar­te in sei­ner beein­dru­cken­den Gänze:

All­ge­mei­nes Fremd­wör­ter-Hand­buch für Teutsche,
oder Erklä­rung aller fremd­ar­ti­gen Aus­drü­cke der teut­schen Con­ver­sa­ti­ons-Spra­che zur Ver­stän­di­gung, Aus­schei­dung und Wür­di­gung der in teut­schen Schrif­ten und in der Kunst- und Umgangs­spra­che vor­kom­men­den fremd­ar­ti­gen Wör­ter, Aus­drü­cke, Namen und Redens­ar­ten
.

Ein gemein­nüt­zi­ges Hand­buch für alle Stän­de, Berufs­ar­ten, Küns­te, Gewer­be, Schul- und Bil­dungs-Anstal­ten, so wie für Geschäfts­män­ner, Zei­tungs­le­ser und für jeden teut­schen Vaterlandsfreund.

von

Dr. J. F. H e i g e l i n, Pro­fes­sor der teut­schen Spra­che etc. 

Zwei­te sehr ver­bes­ser­te und ver­mehr­te Auflage

Tübin­gen, Ver­lag von C. F. Osi­an­der, l838.

*

»Meis­ter Pro­per der teut­schen Spra­che« – so viel­leicht lie­ße sich eine Serie über deut­sche Sprach­rei­ni­ger beti­teln, die mich nun mal grund­sätz­lich inter­es­sie­ren. Schon des­halb, weil mich so eini­ge Ten­den­zen der letz­ten drei­ßig Jah­re doch recht irri­tie­ren. Nicht als sol­che, ganz und gar nicht, son­dern ledig­lich in ihrer Eigen­schaft als geball­te Mas­sen­er­schei­nung, die gar nicht anders kann, als Zwang aus­zu­üben. Und dann mag ich nun mal unse­re Umgangs­pra­che nicht weni­ger als einen hübsch gedrech­sel­ten deut­schen Satz. Ich lese also die Vor­re­den zu sol­chen Wör­ter­bü­chern gern auf der Suche nach einem Mit­tel­weg. Oder Argu­men­ten dafür. (mehr …)

  1. Ich weiß, sie hat vie­le Freun­de; mir per­sön­lich geht sie aber nun mal auf den Zahn. []

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Rap-Lyrics zwi­schen Dia­lekt und Slang – Eine ers­te klei­ne Lektion

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Rap-Tex­te über­set­zen ist frus­trie­rend. Anders kann man das nicht sagen. Nicht nur weil die Tei­le auf Eng­lisch sind. Es gibt eini­ge wei­te­re Fak­to­ren, die für den Frust ver­ant­wort­lich sind. Und dazu gehört heu­te noch nicht mal das Abhö­ren. Frü­her saß man erst mal stun­den­lang da und hat so ein Teil abge­hört. Mit ande­ren Wor­ten am Plat­ten­spie­ler end­los die Nadel zurück­ge­setzt. Oder Cas­set­ten­re­cor­der zurück­ge­spult, bis es Band­sa­lat gab. Und das Wort Back­up hat­te man da noch nicht mal gehört. Heu­te hat man wenigs­tens das Web, wo sich eine Rei­he von Leu­ten unend­lich viel Mühe machen, für Lyrics zum Mit­le­sen zu sor­gen. Nicht dass sie groß was davon haben außer welt­wei­tem Gemau­le, wenn mal was nicht stimmt. Aber das ist ein ande­res The­ma. Hier eine gro­be klei­ne Ein­füh­rung. Da lan­ge Arti­kel heu­te kein Aas mehr liest, ver­su­che ich die Geschich­te mal in Fort­set­zun­gen zu portionieren.

Was Rap-Tex­te über das Eng­li­sche hin­aus kom­pli­ziert, ist zunächst ein­mal, dass sie grund­sätz­lich von Dia­lekt­spre­chern stam­men. Wenn wir mal von ame­ri­ka­ni­schen Tex­ten aus­ge­hen, bedeu­tet das, dass wir es in der Regel mit dem schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Dia­lekt zu tun haben, der sei­nen Ursprung im Süden der USA hat; ent­spre­chend ist er mit dem Dia­lekt der jewei­li­gen wei­ßen Bevöl­ke­rung dort eng ver­wandt, unter­schei­det sich aber den­noch von ihm. Die regio­na­len Unter­schie­de zwi­schen schwar­zen Dia­lekt­spre­chern in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten sind eher gering. Das ver­leiht dem schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Dia­lekt aber die Beson­der­heit, dass er eben nicht an einer Regi­on fest­zu­ma­chen ist wie ande­re Dia­lek­te. Das liegt ein­fach dar­an, dass die Leu­te ihren Dia­lekt aus dem Süden mit­ge­nom­men haben. (mehr …)

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Wer zum Gei­er war Larry?

Ich erin­ne­re mich noch, dass wir an der Schu­le Ende der 60er, Anfang der 70er Jah­re den Spruch hat­ten, jemand sol­le hier »nicht den Lar­ry machen«. Bis heu­te war der Spruch in allen Jahr­zehn­ten zu hören. Und sei­ne Beliebt­heit scheint eher zuge­nom­men zu haben als ab. Zumal er mitt­ler­wei­le meh­re­re Bedeu­tun­gen hat. Aber wer war die­ser sagen­haf­te Lar­ry? Dum­mer­wei­se hat­ten wir  damals was Bes­se­res zu tun, als dem Ursprung dum­mer Sprü­che nachzugehen…

~~~

Wie bei allen Wen­dun­gen, die aus irgend­ei­nem Grund attrak­tiv, aber in ihrer Bedeu­tung unklar sind, tritt sich die ursprüng­li­che Bedeu­tung, wie immer sie gelau­tet haben mag, ziem­lich rasch breit. Oft bis ins Gegen­teil. Man den­ke an eine Wen­dung wie etwas »passt wie die Faust aufs Auge«. Das ist hier noch nicht mal der Fall. Den­noch haben wir eine gan­ze Band­brei­te von Nuan­cen: Ob heu­te nun einer »den Lar­ry macht«, »einen auf Lar­ry macht« oder »den Lar­ry raus­hän­gen lässt« oder das alles mit »Lär­ri« oder »Ler­ryn« durch­spielt, es bedeu­tet ent­we­der, dass er (mehr …)

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Putin erteilt den Ame­ri­ka­nern eine Lek­ti­on in Sachen Demokratie

Eine vom über­set­ze­ri­schen Stand­punkt her ganz inter­es­san­te Geschich­te ist bei Lar­ry Kings Inter­view mit Wla­di­mir Putin pas­siert: der Dol­met­scher, der Putin ins Eng­li­sche über­setz­te, hat zuwei­len etwas Schwie­rig­kei­ten, zu einem sau­be­ren eng­li­schen Satz­bau zu fin­den. Was hin und wie­der zu Stel­len führt, bei denen erst das Nach­le­sen der Abschrift die Erkennt­nis bringt.

Ein Bei­spiel dafür ist die Stel­le gleich zu Beginn, als Putin in einer durch­aus raf­fi­nier­ten Retour­kut­sche das ame­ri­ka­ni­sche Demo­kra­tie­ver­ständ­nis in Fra­ge stellt:

I’d like to recall the fact that twice – twice! – in the histo­ry of the United Sta­tes of Ame­ri­ca, the­re were cases, the can­di­da­te to the pre­si­den­cy who sub­se­quent­ly beca­me pre­si­dent of the United Sta­tes were voted by majo­ri­ty of elec­to­ra­te, with the dele­ga­tes repre­sen­ting the les­ser num­ber of elec­to­ra­te as a who­le. Is that democracy?



Ich für mein Teil hab’ das beim Hören nicht kapiert. Obwohl ich mir sicher bin, dass ein eis­kal­ter Kun­de wie Putin sich im Rus­si­schen durch­aus klar aus­ge­drückt hat. Nicht dass das Tran­skript gehol­fen hät­te. Man ver­renkt sich die letz­ten Syn­ap­sen, aber der Satz ergibt erst einen Sinn, wenn man sei­ne paar Bro­cken Kennt­nis­se über das ame­ri­ka­ni­sche Wahl­sys­tem aus der Schub­la­de zerrt. Dann könn­te man das Gan­ze fol­gen­der­ma­ßen sehen: (mehr …)

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Wiki­Leaks – Das Impe­ri­um schlägt zurück

Juli­an Assan­ge. Selbst als ein­ge­fleisch­ter Fan von Ver­schwö­rungs­thril­lern von Three Days of the Con­dor über Mara­thon Man und Con­spi­ra­cy Theo­ry bis hin zu Eagle Eye möch­te man sei­nen Augen und Ohren nicht trau­en. Ein Mann, der die maß­geb­li­chen Regie­run­gen der Welt der Lüge nicht nur bezich­tigt, son­dern zig­tau­send­fach Bewei­se für sei­ne Behaup­tun­gen gelie­fert hat, sieht sich plötz­lich auf der Flucht. Höchs­te Stel­len ste­cken die Köp­fe zusam­men. Man heckt einen Plan aus, den Mann rein­zu­hän­gen,1 ein inter­na­tio­na­ler Haft­be­fehl wird aus­ge­stellt. Der Mann muss unter­tau­chen.2 Das welt­wei­te Impe­ri­um des Gesin­dels, das uns regiert, schlägt zurück.

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  1. der Vor­wurf der Ver­ge­wal­ti­gung wur­de schon beim ers­ten Mal rasch wie­der fal­len gelas­sen []
  2. Laut dem Inde­pen­dent ist er in Eng­land und die Poli­zei hat sei­ne Num­mer. []

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»Trüm­mel« – (m)eine klei­ne Obsession

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Das Schö­ne an einem Blog ist nicht nur, dass es einen zwingt, den einen oder ande­ren Gedan­ken, den man sich mer­ken möch­te, so zu for­mu­lie­ren, dass ihn auch ein ande­rer ver­steht; das macht ein Blog zu einem ganz brauch­ba­ren Notiz­block, der der alten Zet­tel­wirt­schaft haus­hoch über­le­gen ist. Aber als »Publi­ka­ti­on«, ein Blog ist ja welt­weit ein­seh­bar, hat es auch den Vor­teil, sei­nen Obses­sio­nen öffent­lich für eini­ge Inter­es­sier­te nach­ge­hen zu kön­nen, ohne damit denen auf den Nerv zu fal­len, die die­se par­tout nicht inter­es­sie­ren. So im Fal­le des Wört­chens »«, das mich nicht mehr los­las­sen mag, seit ich es ent­deckt habe. Obses­si­on hin oder her, die Zahl der Leu­te, die die Suche nach dem Wört­chen auf das Blog führt, ist durch­aus erstaunlich.

»Trümm­lig«1 – das Wort mag mich ein­fach nicht in Ruhe las­sen. Und nach­dem mein Freund Her­bert Pfeif­fer mich mit dem Schwei­ze­ri­schen Idio­ti­kon2 jüngst auf ein Werk auf­merk­sam gemacht hat, das ich von Anfang an hät­te benut­zen sol­len, hier noch­mal ein Nach­wasch (falls es so etwas gibt).

Das  Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon. Was für ein Fund! Das Schwei­ze­ri­sche aller Zei­ten bis ins kleins­te Detail seziert, geord­net und auch noch fein­säu­ber­lich in eine Web­site ein­ge­pflegt.3 Das ist genau das, was man sich von allen deutsch­spra­chi­gen Gegen­den wün­schen würde.

Wie auch immer: »trümm­lig« ist hier auf den Punkt gebracht. Wenn auch etwas ein­ge­hen­der, als der bei­läu­fig Nach­schla­gen­de sich das wün­schen wür­de. Und ich sehe, dass mei­nen bis­he­ri­gen Aus­füh­run­gen nichts hin­zu­zu­fü­gen ist, ohne sie unnö­tig zu kom­pli­zie­ren. So möch­te ich denn hier auch lie­ber auf eini­ge ver­wand­te Wör­ter ein­ge­hen, auf die ich beim Nach­le­sen gesto­ßen bin. Und da sich das Nach­schla­gen ob der Fül­le von Infor­ma­tio­nen gar nicht so ein­fach gestal­tet, berei­te ich das hier mal auf. (mehr …)

  1. sie­he dazu , & . []
  2. Mit bis­her 15 abge­schlos­se­nen Bän­den und dem zu fünf Sechs­teln erschie­ne­nen 16. Band, die zusam­men rund 150 000 Stich­wör­ter ent­hal­ten, ist das Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon schon vor sei­nem Abschluss das umfang­reichs­te Regio­nal­wör­ter­buch im deut­schen Sprach­raum. Es doku­men­tiert die deut­sche Spra­che in der Schweiz vom Spät­mit­tel­al­ter bis in die Gegen­wart, die älte­ren Sprach­stu­fen genau­so wie die leben­di­ge Mund­art. Da der Grund­stock des Mund­art­ma­te­ri­als in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts dank der Mit­ar­beit von gegen 400 Kor­re­spon­den­ten zusam­men­ge­kom­men ist, kann das Werk sonst kaum beschrie­be­ne und heu­te weit­ge­hend ver­schwun­de­ne Berei­che der sprach­li­chen, geis­ti­gen und mate­ri­el­len Kul­tur die­ser Zeit beson­ders gut doku­men­tie­ren. Es ist Arbeits­in­stru­ment für ver­schie­dens­te Wis­sens­ge­bie­te wie Sprach‑, Geschichts- und Rechts­wis­sen­schaft, Volks- und Namen­kun­de. Das Gesamt­werk wird 17 Bän­de umfas­sen. Auf den Abschluss hin sind Arbei­ten an einem alpha­be­ti­schen und einem gram­ma­ti­schen Gesamt­re­gis­ter in Gang. Über­dies wer­den eine Kom­pakt­aus­ga­be (Volks­aus­ga­be) und eine Online-Aus­ga­be des Werks vor­be­rei­tet. []
  3. Kein Mensch könn­te sich das Teil pri­vat leis­ten, da bin ich mir sicher, auch ohne nach dem Preis geschaut zu haben. Viel­leicht klappt es bei der geplan­ten Volks­aus­ga­be. []

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