»Trümm­lig« – Wie­der so ein Schwindel

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Mit einer Ent­schul­di­gung an unse­re Schwei­zer Nach­barn – und die Schwaben…

Ich sto­ße im Web fast jeden Tag auf neue Wör­ter, nicht nur Neu­bil­dun­gen, son­dern auch sol­che, die schon älter, aber eben mir unbe­kannt sind. In der Regel schla­ge ich sie nach, und die Sache ist mit einem Ein­trag in mei­ne Daten­bank – zur für­de­ren Ver­wen­dung – erle­digt. Hin und wie­der ist aber auch eines inter­es­sant genug, um mich ein­ge­hen­der damit zu befas­sen. Schon gar wenn so ein Wort nicht im Duden steht. So ging es mir die­se Woche mit trümm­lig bzw. trüm­me­lig. Auf der Suche nach Zita­ten für ein ganz ande­res Wort stand ich plötz­lich in einem Schwei­zer Forum vor dem fol­gen­dem Satz:

Was bist du nur für ein “trümm­li­ger” ego­is­ti­scher Typ?

Der Duden hat es, wie schon ange­deu­tet, nicht, die­ses »trümm­lig«. Weder in der einen noch in der ande­ren Vari­an­te. In mei­ner eige­nen Daten­bank für deut­sche Umgangs­spra­che fin­de ich ledig­lich trüm­meln, was offen­sicht­lich in Ham­burg »rol­len, wäl­zen« heißt. Das bringt mich erst mal nicht wei­ter. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (10)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (10)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von hier)

*

Latei­ni­sche Wör­ter, gute wie schlech­te, sind auf man­cher­lei Art in den Slang ein­ge­si­ckert. She­riff und Anwalts­ge­hil­fe nah­men ihre Fach­be­grif­fe aus Cur­si­tor Street und Old Bai­ley mit hin­aus auf die Stra­ße, so dass ipsal dix­al heu­te für ipse dixit steht und ein davy eine eides­statt­li­che Erklä­rung, ein affi­da­vit, ist. Selbst der Dieb for­dert sein quo­ta, sei­nen Anteil an der Beu­te, oder gibt sich womög­lich damit zufrie­den, »if his com­ra­de will tip him some quids«. Das Wort quids für Geld, »Ner­vus Rer­um« (ein quid steht für einen Sove­reign), sehen wir aka­de­misch in der fol­gen­den fran­zö­si­schen Pas­sa­ge abge­han­delt, die wir bei Fran­cis­que-Michel zitiert finden:

“Simé­on. – Que veut dire conquibus?
Tho­mas. – J’en­tends des escus.«

Das Ver­bum to fake in der Bedeu­tung »machen», »tun«, lei­tet sich zwei­fels­oh­ne über den einen oder ande­ren Umweg vom latei­ni­schen face­re ab (womög­lich über das ang­lo-nor­man­ni­sche faict, done, faked). Man erin­nert sich an »pals fake away«, den Refrain eines gemei­nen Gas­sen­hau­ers vor eini­gen Jah­ren; das Wort wur­de natür­lich auf die Art von Tun ange­wandt, wie es Schur­ken zu eigen ist, (mehr …)

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Ande­res aus däni­schen Lan­den – Under Byen

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Bei der Arbeit an dem Ein­trag über die Gra­teful Dead ges­tern ist mir eine ande­re Grup­pe ein­ge­fal­len, die… Aber ich mache mal lie­ber der der Rei­he nach.

Ich habe es nicht mit Eti­ket­ten. Jeden­falls nicht über Haus­num­mern wie Blues, Soul, Jazz, Klas­sik und der­glei­chen hin­aus. Des­halb weiß ich auch nicht, wie ich Under Byen ein­ord­nen soll. Aber wenn Sie Musik irgend­wo zwi­schen Lau­rie Ander­son, Port­is­head, P.J. Har­vey, Tom Waits und Björk mögen, um nur ein paar zu nen­nen, dann mögen Sie auch die Grup­pe aus dem däni­schen Arhus.

Oder etwas anders gesagt: Sie bekom­men kei­ne Gitar­re, dafür jede Men­ge Schlag­werk, Pia­no und Bass, dazu Vio­li­ne, Cel­lo, Akkor­de­on und auch schon mal eine Steel­gui­tar zu hören. Und dazu die auf­re­gen­de Stim­me der Sän­ge­rin Hen­ri­et­te Sen­nen­valdt, die auch die Tex­te schreibt. Nebst einer gehö­ri­gen Por­ti­on Thea­tra­lik. (mehr …)

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Das Para­dies für Dead Heads

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Ich bin nicht unbe­dingt ein Dead Head. Nicht dass ich je was gegen die Gra­teful Dead gehabt hät­te. Ganz im Gegen­teil. Ich hat­te auf Vinyl eine Rei­he ihrer Plat­ten. Und wenigs­tens zwei davon habe ich noch auf CD. Wenn ich sage, dass es sich dabei um Blues for Allah und Wake of the Flood han­delt, dann dürf­te das für den Ken­ner mein Ver­hält­nis klar defi­nie­ren. Die Dead Heads, denen ich das die letz­ten 40 Jah­re gesagt habe, wur­den dar­auf irgend­wie merk­wür­dig still. Ver­mut­lich liegt das dar­an, dass die eher auf die coun­try­las­ti­ge­ren Wer­ke der alten Hip­pie-Hero­en ste­hen. Workingman’s Dead zum Bei­spiel. Kei­ne Ahnung. Ich mag die bei­den LPs noch heu­te wegen ihrer relax­ten Art. Ein Remas­ter wäre viel­leicht mal angesagt.

Wie auch immer, wor­auf die meis­ten Deads Heads ste­hen, das sind Boot­legs von Live-Mit­schnit­ten der Band. Die gehö­ren zum Kult. Und nach­dem die Gra­teful Dead im letz­ten Bei­trag hier als Urvä­ter eines ner­vi­gen Trends geoutet wur­den, möch­te ich gleich einen Tipp nach­schie­ben, der mich mit den Dead Heads wie­der ver­söh­nen soll. Nicht dass der har­te Kern sel­bi­ger ihn noch groß brau­chen dürf­te. Aber man weiß ja nie. (mehr …)

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Lach­gas – als »Hip­pie-Crack« zuneh­mend unkomisch

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Quel­le: Wikipedia

Im Tem­po eines Step­pen­brands ent­wi­ckelt sich ein alter Hip­pie-Spaß zur Gei­ßel der ame­ri­ka­ni­schen Festival-Szene.

Bei mei­ner »Pres­se­schau« die­ser Tage muss­te ich an eine Sze­ne aus Rock Scul­lys Erin­ne­run­gen an sei­ne Zeit als Mana­ger der Gra­teful Dead den­ken, die ich vor gut 20 Jah­ren für den Han­ni­bal-Ver­lag über­setzt habe. Ich spre­che von einer sau­ko­mi­schen Sze­ne nach dem Besuch des Nitros-Lie­fe­ran­ten der Band. Über­haupt galt Nitros-Oxid anno dun­nemals als harm­lo­ser Hip­pie­spaß, des­sen erns­te Sei­te eher dar­in bestand, das mys­tisch-reli­giö­se, psy­che­de­li­sche von mir aus, Mit­ein­an­der noch zu beto­nen. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (9)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (9)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von hier)

So eng ist die Ver­wandt­schaft zwi­schen dem eng­li­schen und ande­ren Dia­lek­ten der ger­ma­ni­schen Sprach­fa­mi­lie, dass der unbe­dach­te Slan­g­ety­mo­lo­ge rasch ein­mal ein gutes alt­eng­li­sches Wort für einen hol­län­di­schen oder deut­schen Import hal­ten mag. Er wird dann das Diebs­wort für »steh­len« to nim (dem Cor­po­ral Nym sei­nen Namen ver­dankt) vom deut­schen »neh­men« ablei­ten, wo es doch in Wirk­lich­keit direkt vom angel­säch­si­schen niman (neh­men) kommt; des­glei­chen wird er das alte Cant­wort cran­ke für die »Fall­sucht« etc., von dem die Wen­dung »to coun­ter­feit cran­ke« kommt, womit man die Vor­täu­schung epi­lep­ti­scher Anfäl­le bezeich­net, vom deut­schen krank ablei­ten, wo es doch zwei­fels­oh­ne ein gestan­de­nes alt­eng­li­sches Wort ist. In Fäl­len wie die­sen ergibt sich die Ver­bin­dung zwi­schen eng­li­schen und hoch­deut­schen bzw. nie­der­län­di­schen Wör­tern aus einer gemein­sa­men Abstam­mung, nicht aus einer moder­nen Über­nah­me.

Die tat­säch­lich aus dem Deut­schen bzw. Nie­der­län­di­schen ent­lehn­ten Wör­ter, die wäh­rend der letz­ten Jahr­hun­der­te ihren Weg in den eng­li­schen Slang gefun­den haben, ver­mit­teln den Ein­druck, als hät­ten unse­re Sol­da­ten sie im Krieg auf dem Kon­ti­nent und in hol­län­di­schen See­hä­fen auf­ge­le­sen. Ein Slang­satz wie »he left me wit­hout a sti­ver, but I did­n’t care a rap« mag viel­leicht die Erin­ne­rung an die klei­nen Mün­zen nie­der­län­di­scher und schwei­zer Wäh­rung einer Zeit erhal­ten, in der die Ori­gi­na­le nur noch bei Alt­me­tall­händ­lern und in Samm­ler­vi­tri­nen zu sehen sind. Wenn man bedenkt, wie Ger­ma­nis­men die­ser Klas­se Eng­land erreicht haben, braucht es uns nicht zu über­ra­schen, dass vie­le von ihnen zwar durch­aus leben­dig, aber alles ande­re als acht­bar sind. (mehr …)

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Lonely Ave­nue: Nick Horn­by & Ben Folds

Ich den­ke mal, Nick Horn­by kennt man hier­zu­lan­de, und sei es nur von High Fide­li­ty – und sei es »nur« durch Ste­phen Fre­ars’ Ver­fil­mung davon. Aber okay, immer schön der Rei­he nach…

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Sams­tag Mit­tag, wahr­schein­lich habe ich es hier schon gesagt, Sams­tag Mit­tag von 11 bis 14 Uhr MEZ arbei­te ich zu Jona­than Ross auf BBC2. Heu­te gab’s, ich könn­te heu­len, die vor­letz­te Sen­dung. Ever. Die Details um Jona­t­hans Tren­nung von der BBC sind satt­sam bekannt. Bei Jona­than Ross am Sams­tag Mit­tag hat es Gäs­te, wie unse­re Schwei­zer Nach­barn sagen wür­den, Inter­views und Live-Auf­trit­te von Musi­kern, inter­es­san­te New­co­mer eben­so wie ganz gro­ße Namen. Ich habe Mit­schnit­te, die sonst kei­ner hat. In Studioqualität.
Heu­te war Nick Horn­by im Stu­dio. Und mit ihm Ben Folds. Kei­ne Ahnung, wie bekannt Ben Folds hier ist. Viel­leicht kennt jemand sein Trio, (mehr …)

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“Wald­ba­den”…

MfG GP

– nein, nein, kei­ne Sor­ge, das ist mit­nich­ten ein Titel aus dem Nach­lass von H. D. Thoreau. 

Ein Wald­spa­zier­gang hat sei­ne wohl­tu­en­de Wir­kung; ich bin schon seit Zei­ten zu kei­nem mehr gekom­men, aber ich mei­ne mich zu erin­nern… Das­sel­be gilt wohl auch für Rad­fah­ren im Wald, Lau­fen im Wald, Krie­chen, Krab­beln, Brand­stif­ten… Nein, im Ernst, wenn man’s recht bedenkt, war dafür nie unbe­dingt ein spe­zi­el­ler Name nötig gewe­sen. Man geht spa­zie­ren, macht, was immer man zur Ent­span­nung so macht, nur eben mal zufäl­lig im Wald. Das wird sich jetzt bald ändern. Weil man jetzt bald zum »Wald­ba­den« gehen wird. Kei­ne Ban­ge, es kommt jetzt kein New Age-Vor­trag; mich inter­es­siert nur der Neo­lo­gis­mus, die Neu­prä­gung, das Wort an sich. (mehr …)

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Sir Arthur Conan Doyle – zum 80. Todestag

Sher­lock Hol­mes scheint mir nicht eben Kon­junk­tur zu haben. Merk­wür­dig eigent­lich, wenn man bedenkt, wie gut gera­de die Aben­teu­er des Größ­ten aller Detek­ti­ve sich für ein intel­li­gen­tes Com­pu­ter­spiel eig­nen wür­den. Na gut, es gab gra­de wie­der mal einen Film, sogar einen ganz gro­ßen; aber ob da was nach­kommt… Ich erin­ne­re mich noch dar­an, die Geschich­ten des 1859 gebo­re­nen schot­ti­schen Arz­tes ver­schlun­gen zu haben. Im Zei­chen der Vier glau­be ich, habe ich als ers­tes gele­sen; kei­ne Ahnung, wie ich dazu gekom­men war. Und irgend­wo muss hier noch ein Zie­gel aus dem Pen­gu­in-Ver­lag her­um­lie­gen, eine herr­li­che eng­li­sche Gesamt­aus­ga­be, die mir mal weit spä­ter unter­ge­kom­men ist. Heu­te sehe ich die Geschich­ten immer noch ger­ne auf ITV; der Sen­der wie­der­holt die gro­ße alte Serie mit Jere­my Brett als Hol­mes seit Jah­ren uner­müd­lich, weil er sich, finan­zi­ell klamm wie er ist, kei­ne neu­en Seri­en leis­ten kann.*  BBC7 bringt der­zeit eine Rei­he von groß­ar­ti­gen klas­si­schen Hör­spie­len um das Gespann Watson-Holmes.

Heu­te jährt sich zum 80. mal der Todes­tag des gro­ßen Autors, der mit Hol­mes auch irgend­wie unser Bild vom Eng­län­der mit­ge­prägt hat, wie mir scheint. Ich bin kein Fach­mann, nur ein Fan, ich habe nicht wirk­lich was über den Mann zu sagen; ich möch­te hier nur auf ein paar beque­me Mög­lich­kei­ten hin­wei­sen, den Erfin­der des Sher­lock Hol­mes neu oder näher ken­nen­zu­ler­nen, viel­leicht auch ein paar neue Facet­ten des Man­nes, oder sich ein­fach die eine oder ande­re Geschich­te mal im Ori­gi­nal anzusehen.

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Twist & shout – Kein Grund zur Erregung!

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Wenn der Eng­län­der sich zu echauf­fie­ren droht, hört er nicht sel­ten: »Don’t get your kni­ckers* in a twist!« – Was soviel heißt, wie Nun mach dir mal kei­nen Fleck ins Hemd! oder Reg dich nicht künst­lich auf! Kein Grund zur Auf­re­gung also. So recht zu ver­ste­hen ist die Wen­dung letzt­lich nur, wenn man sie auf ihre ero­ti­schen Ursprün­ge zurück­ver­folgt, denn die hier ange­spro­che­ne Auf­re­gung war zunächst rein sexu­el­ler Natur. Eben­so wie man sie nur auf Frau­en ange­wandt fand. Und selbst­ver­ständ­lich gab es damals, wir spre­chen von den 50er-Jah­ren, prak­tisch nur die guten alten Baum­woll­schlüp­fer. Da gab es noch was zu ver­schie­ben, woll­te man sich statt der Haa­re das Hös­chen rau­fen. Wie auch immer, das fügt sich doch alles zu einem anschau­li­chen Bild.

Aber so wie sich das Bild von der ero­ti­schen Erre­gung mit der Zeit auf die Auf­re­gung bis zum Ärger ver­leg­te, wand­te man es immer öfter auch auf den Mann an, und schließ­lich gelang­te das Bild auch in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Wo dar­aus natür­lich »Don’t get your pan­ties in a bunch!” wur­de. Außer­dem ent­stan­den immer neue Vari­an­ten der Wen­dung, die ihre Beliebt­heit über den Schuss Iro­nie hin­aus wohl auch einer nicht so recht defi­nier­ba­ren ero­ti­schen Anzie­hungs­kraft ver­dankt. Heu­te sind Anwen­dungs­bei­spie­le natür­lich leich­ter zu fin­den denn je. (mehr …)

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