Heute ohne große Vorrede das Vorwort zur ersten Ausgabe von J.F. Heigelins Fremdwörterbuch aus dem Jahre 1818 nach der zweiten Auflage von 1838.
Allgemeines Fremdwörter-Handbuch für Teutsche, oder Erklärung aller fremdartigen Ausdrücke der teutschen Conversations-Sprache zur Verständigung, Ausscheidung und Würdigung der in teutschen Schriften und in der Kunst- und Umgangssprache vorkommenden fremdartigen Wörter, Ausdrücke, Namen und Redensarten.
Ein gemeinnütziges Handbuch für alle Stände, Berufsarten, Künste, Gewerbe, Schul- und Bildungs-Anstalten, so wie für Geschäftsmänner, Zeitungsleser und für jeden teutschen Vaterlandsfreund.
von
Dr. J. F. H e i g e l i n, Professor der teutschen Sprache etc.
Zweite sehr verbesserte und vermehrte Auflage
Tübingen, Verlag von C. F. Osiander, l838.
Vorrede zur ersten Ausgabe
Unter die mancherlei Ursachen, welche eine Sprache entstellen und verunreinigen, rechnet man besonders auch den Krieg. Er gebietet, wie über Alles, das er ändern und sich zueignen kann, so auch über Zunge und Feder, sucht sie ihrer Rechte und Freiheiten zu berauben, oder ihr Eigenthum ungescheut zu verwüsten. In Ländern, wo dieser Feind oft und viel einbricht und sein Lager aufschlägt, richtet er immer ein solches Unheil an. Teutschland war von jeher sein Schlacht- und Tummelfeld. Alle Völker Europens haben sich mehr oder minder und 1813 ingesammt darauf geschlagen. Doch trieben hier vormals die Römer und nach ihnen die Franzosen ihr Unwesen am öftesten und kläglichsten. Das Siegel ihrer Herrschaft drückt sich noch so mancher teutschen Zeile auf, und hängt noch an so vieler Mund und Herzen, daß es der Dollmetschungen und Wörterbücher bedarf, um den Landsmann zu verstehen, oder sich ihm verständlich zu machen. Gerichts- und Schulstuben, Spiel‑, Tanz- und Hörsäle, Hütten und Paläste haben des lateinischen, französischen und anderen Sprachkehrigs noch in Menge. Sein Wegschaffen wird immer besprochen und betrieben; er gleicht aber den Hydraköpfen in der Fabel und den Pilzen, die über Nacht ausschießen. Wie ein Opiz von Boberfeld vor bald 200 Jahren über die Verunreinigung der teutschen Sprache in seiner Poeterey (1624) jammerte und klagte; wie ein Leibnitz wieder durch sein Verbesserungs-Bedenken dem Uebel zu steuern suchte, so erneuerten sich in unseren Tagen diese Klagen fast aller Orten un … … ner von Geist und Herz traten auf, um das Unkraut vom … sichten, unsrer alten, reichen, kräftigen und sinnigen Sprache … heit, Würde und Selbständigkeit wieder zu geben. (mehr …)