Maus vs. Track­ball – seid ihr bekloppt oder was?

Wir alle wis­sen, was wir am Maus­prin­zip an sich haben, dar­an besteht kein Zwei­fel. Wenn man bedenkt, dass Com­pu­ter mal ohne Ein­ga­be­mög­lich­kei­ten ange­fan­gen haben und über Loch­kar­ten u.ä. gefüt­tert wer­den muss­ten, ist das, was man heu­te damit inter­ak­tiv so machen kann, wirk­lich der rei­ne Wahn­sinn. Um so schlim­mer ist es da, wenigs­tens mei­ner Ansicht nach, dass die über­wie­gen­de Mehr­heit der Com­pu­ter­be­nut­zer, erstaun­li­cher­wei­se selbst das schlimm an der Label­seu­che erkrank­te Apple-Volk, am pri­mi­ti­ven Urtyp der Maus hän­gen- bzw. dabei ste­hen­ge­blie­ben ist, anstatt sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, wie das der intel­li­gen­te Mensch so an sich hat…

Ich bin ja noch einer in Schwarz­weiß, was das Com­pu­tern angeht, MSDOS hieß das damals (wie ein Medi­ka­ment) und bern­stein­far­be­ne Schrift auf schwar­zem Hin­ter­grund war das Höchs­te an »augen­scho­nen­der« Inno­va­ti­on, wenn man für so was ordent­lich zu löh­nen bereit war. Dann kam Win­dows, und egal was Leu­te, die tat­säch­lich etwas von Com­pu­tern ver­ste­hen,1 (mehr …)

  1. zu denen gehö­re ich nun wirk­lich nicht []

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Algo­rith­men, Syn­ony­me, Dumm­heit & Bücher­ver­bren­ner 2

Auch wenn es nie­man­den wirk­lich inter­es­siert, wer immer den Begriff »Kul­tur« im Mun­de führt, soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass dar­un­ter die Spra­che eben­so fällt wie – wenigs­tens in unse­rern Brei­ten – die Frei­heit sich in ihr aus­zu­drü­cken. Und zwar so aus­zu­drü­cken, wie man es für rich­tig hält. Für die Über­set­zung bzw. den Über­set­zer erge­ben sich dar­aus eini­ge Pro­ble­me, die ihm selbst, jeden­falls dem Pro­fi, nicht eigent­lich wel­che sind. Sie wer­den ihm meist erst zu Pro­ble­men, wenn sie ihm der­je­ni­ge, der sei­ne Über­set­zung redi­giert, lek­to­riert – oder wie immrer sie die­se, so wie sie heu­te meist gehand­habt wird, herz­lich sinn­lo­se ABM-Maße­n­ah­me für Geschei­ter­te nen­nen wol­len – dazu macht.

Okay, wie neu­lich viel zu wort­reich1 ange­kün­digt, sol­len hier zwei Unsit­ten des Lek­to­rats ange­spro­chen sein, von denen die ers­te älter ist & womög­lich herz­lich – oder typisch – deutsch. Und vor allem haben wir anfangs womög­lich alle dar­an gelit­ten, Über­set­zer wie Lektoren.

So über­schrei­ben wir die­ses zwei­te Kapi­tel mal pla­ka­tiv mit »wohl­fei­le Syn­ony­me, schlich­te Dumm­heit & bücher­ver­bren­nen­des Nazi­tum«.

Exkurs: Und bevor hier einer dumm rum­re­det: Um ein Nazi zu sein, brau­chen Sie nicht irgend­wann mal ein Par­tei­buch (mehr …)

  1. Sie haben’s trotz­dem nicht kapiert, geben Sie’s zu. []

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Algo­rith­men, Syn­ony­me, Dumm­heit & Bücherverbrenner

Natür­lich weiß ich, dass es kein Schwein wirk­lich inter­es­siert, dass man einen Traum­be­ruf gewählt hat, der sich dann als lau­sig bezahl­tes Geran­gel mit klug­schei­ßen­den Analpha­be­ten erweist. War­um soll­te es auch, es geht heu­te einer gan­zen Rei­he von Berufs­grup­pen schlecht, nicht nur den Über­set­zern. Aber so wie der kuli­na­risch Inter­es­sier­te sich heu­te mit aller­hand The­men rund um die Küche befasst, so soll­te auch der lite­ra­risch Inter­es­sier­te – oder wer immer sonst im Feuil­le­ton blät­tert – hier und da ein Auge auf den All­tag des Über­set­zens ris­kie­ren. Er gibt ja immer­hin Geld für das durch Über­set­zen ent­stan­de­ne Pro­dukt aus und schmückt sich mit dem (i.e. reisst das Maul damit auf), was er alles »gele­sen« hat. Dass das hier lang­sam zur Gran­tel­ecke wird, nun, lesen Sie ein­fach mal wei­ter und Sie wer­den ver­ste­hen warum.

Es bedürf­te kei­ner wei­te­ren Dis­kus­si­on, dass man ein sel­ten dum­mes Stück Mensch sein muss, meint man auch nur einen Teil eines Motors durch einen ande­ren erset­zen zu kön­nen, wenn man Auf­bau und Funk­ti­ons­wei­se des betref­fen­den Motors nicht kennt. (mehr …)

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Ein altes neu­es Pro­blem – Sprach­rei­ni­gung à la 1878

Wem all die pseu­do­deut­schen Flos­keln auf­sto­ßen, die die letz­ten 30 Jah­re durch Über­set­zun­gen von blu­ti­gen Ama­teu­ren so ins Deut­sche gelan­gen, der sol­le sich damit trös­ten, dass dies bei­lei­be kein neu­es Pro­blem ist. Ich mei­ne damit, dass es schon immer Leu­te gege­ben hat, denen der­lei »sprach­li­che Ver­un­rei­ni­gung« auf­stößt. Wobei natür­lich die unten monier­ten Fremd­wör­ter und mein per­sön­li­ches Gräu­el, das Pseu­do­deutsch, zwei ver­schie­de­ne Paar Stie­fel sind. Oder wenigs­tens zwei­er­lei Aus­prä­gun­gen ein und des­sel­ben Pro­blems – des Unge­nü­gens an der eige­nen Spra­che (man­gels Fer­tig­keit im Umgang mit ihr viel­leicht?). Aber wie wir an Flos­keln wie “es lie­ben, etwas zu tun”, “lose Kano­nen” und “am Ende des Tages” sehen, bür­gern sich von den einen wie von den ande­ren eine gan­ze Men­ge der sprach­li­chen Gast­ar­bei­ter ein. Lesen Sie selbst …

Unter­hal­tungs­blatt des Frän­ki­schen Kurier
29. Sep­tem­ber 1878, Jahr­gang 26. Num­mer 291

Ernst- und Scherz­haf­tes über Sprachreinigung.

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  1. Der ver­gilb­te alte Fet­zen Papier war nicht immer leicht zu ent­zif­fern. Bit­te also etwa­ige Feh­ler mach­zu­se­hen. []

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Kacke hoch­mo­dern: Pennsylvanisch-deutsch

Ich weiß nicht war­um, aber alte Zei­tun­gen sind für mich inter­es­san­ter als neue. Ich bin sicher, beim nächs­ten Wei­ßeln der Küche wer­den die alten Aus­ga­ben der SZ auf dem Boden erst so recht inter­es­sant. Und das Bis­sel-Far­be-an-die-Wand wird sich schon des­halb über zwei Tage zie­hen. Aber selbst Blät­ter, die man nun sicher nicht beim Heim­wer­ken auf den Boden schmei­ßen wür­de, haben es in sich. Und das obwohl – buch­stäb­lich – immer der­sel­be Scheiß drinsteht…

1878 ist ja durch­aus ein paar Jähr­chen her. Und »Ame­ri­ka« womög­lich auch noch wei­ter weg von uns als heu­te. Und trotz­dem fan­den die Abkömm­lin­ge deutsch­spra­chi­ger Aus­wan­de­rer aus dem Elsass und der Schweiz offen­sicht­lich den­sel­ben Mist für nicht weni­ger sau­ko­misch als die Arsch­kram­pen, die heu­te hier­zu­lan­de etwas nicht »sup­port­en« oder »es nicht lie­ben, ins Kino zu gehen«. Es wirft kein gutes Licht auf die einen wie die ande­ren. Hier ein Bei­trag aus der Nürn­ber­ger Pres­se von 1878. Wo die das her haben, steht lei­der nicht dabei. Die Fuß­no­ten sind jedoch original.

Herbst­lied

In Penn­syl­va­nisch-deutsch

13. Jan. 1878 S. 1
»Haus & Welt«, Nürn­ber­ger Pres­se, Jg.VI Nr. 2

Die Luft ist rein, der Him­mel blau,
Herbst ist es den­noch anyhow,1
Von man­chem Baum die Blät­ter fallen,
Jetzt ist es Zeit, bei ihr zu cal­len.2 (mehr …)

  1. anyhow, (vul­gär, rich­tig semehow [sic]) unter allen Umstän­den. []
  2. to call, einen Besuch machen. []

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Inter­net – Para­dies für Hörspielnarren

Sind Sie auch so ein Hör­spiel­narr? Ich mei­ne jetzt nicht die Tei­le, die man in bei­gen Reclam-Heft­chen in der Schu­le lesen muss­te. Herr­gott­noch­mal! Ein Hör­spiel lesen? Das kann doch nur einer Dumpf­ba­cke von Deutsch­leh­rer in den Sinn kom­men … Hör­spie­le muss man hören … Vor­zugs­wei­se mit geschlos­se­nen Augen … in Ste­reo … und näch­tens im Bett …

Das Inter­net ist ist die Erfin­dung für Hör­spiel­n­ar­ren. Als ich so jung war wie die Zip­fel, die heu­te nicht Bes­se­res zu tun haben, als sich auf Face­book und ähn­li­chen Foren foto­tech­nisch im Suff zu prä­sen­tie­ren, da muss­te man aller­hand Ver­ren­kun­gen unter­neh­men, um ab und an mal das Fami­li­en­ra­dio in der Küche für sich zu bekom­men. Aber das war, als wür­de jemand über die Schul­ter in dei­nem Buch mit­le­sen. Und als man dann mal einen Som­mer lang Glä­ser gespült hat­te, um sich einen Kof­fer­ra­dio mit Cas­set­ten­re­cor­der zu leis­ten, war man zwar unab­hän­gig von der Fami­lie, aber hör­spiel­tech­nisch immer noch auf das Pro­gramm des Baye­ri­schen Rund­funks ange­wie­sen. Na gut, im AFN gab’s ein­mal die Woche einen Gru­sel­kri­mi. Mit­tel­wel­le. Und France Inter hat­te nach­mit­tags einen kur­zen Kri­mi. Da muss­te man aber mit ver­dammt spit­zen Fin­gern an der Lang­wel­le dre­hen. Und die Ton­qua­li­tät war immer noch mau. Aber so rich­tig schlimm war das alles auch wie­der nicht; es war eben der Stand der Tech­nik, und man war froh, dass man üer­haupt was reinbekam.

Dann, vie­le Jah­re spä­ter, kam der Satel­li­ten­funk und mit ihm Astra Digi­tal Radio. Da hat­te man dann sage und schrei­be sämt­li­che deut­schen Rund­funk­an­stal­ten in der längst ordent­li­chen Ste­reo­an­la­ge. (mehr …)

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Deutsch-Ame­ri­ka­ni­sche Freund­schaft – Freun­de oder »Part­ner Drit­ter Wahl«?

Unse­re Freun­de & Ver­bün­de­ten, die Ame­ri­ka­ner, hören uns ab. Im gro­ßen Stil. Um die­se Ent­hül­lung macht man die­ser Tage einen Mords­auf­riss. Aber so ganz schlau möch­te man nicht wer­den um das Gewe­se: Gilt es haupt­säch­lich der Tat­sa­che, dass die Ame­ri­ka­ner uns abhö­ren oder dass in die­sem Kon­text ruch­bar wur­de, dass sie uns angeb­lich als Part­ner »drit­ter Klas­se« sehen? Ich ver­mag das irgend­wie nicht so recht zu sagen. Ich mei­ne aber klä­ren zu kön­nen, dass die Auf­re­gung über Zwei­tes eher unan­ge­bracht ist und wir uns auf Ers­tes kon­zen­trie­ren kön­nen.

Zunächst mal die Stel­le aus dem Spie­gel, die für all den Lärm um nichts ver­ant­wort­lich scheint: 

Vor der Spio­na­ge­wut [der NSA] ist nie­mand sicher … Nur eine hand­ver­le­se­ne Grup­pe von Staa­ten ist davon aus­ge­nom­men, die die NSA als enge Freun­de defi­niert, Part­ner zwei­ter Klas­se („2nd par­ty“), wie es in einem inter­nen Papier heißt: Groß­bri­tan­ni­en, Aus­tra­li­en, Kana­da und Neu­see­land. Die­se Län­der sei­en für die NSA „weder Zie­le, noch ver­langt sie, dass die­se Part­ner irgend­et­was tun, was auch für die NSA ille­gal wäre“, heißt es in einem „streng geheim“ ein­ge­stuf­ten Doku­ment. Für alle ande­ren, auch jene Grup­pe von rund 30 Län­dern, die als Part­ner drit­ter Klas­se („3rd par­ty“) zäh­len, gilt die­ser Schutz nicht. „Wir kön­nen die Signa­le der meis­ten aus­län­di­schen Part­ner drit­ter Klas­se angrei­fen – und tun dies auch“, brüs­tet sich die NSA in einer inter­nen Prä­sen­ta­ti­on.“1

Die Ame­ri­ka­ner haben als laut die­sem Arti­kel »Part­ner zwei­ter Klas­se« und »Part­ner drit­ter Klas­se«. Merk­wür­di­ger­wei­se scheint sich kei­ner so recht Gedan­ken dar­über gemacht zu haben, wer denn dann für die Ame­ri­ka­ner nun »Part­ner ers­ter Klas­se« sei­en. Die es die­ser Rech­nung nach ja eigent­lich geben müss­te. (mehr …)

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d‑101368241.html []

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Zitie­ren als Rei­gen oder die Bür­de des Zitats für den Übersetzer

Immer wie­der bei der Über­set­zung eines Sach­buchs fällt einem auf, dass Autoren Stel­len aus ande­ren Büchern zitie­ren, die selbst nur Zita­te sind. Ich habe bis­her noch nicht erlebt, dass auch nur einer auf das ursprüng­li­che Zitat zurück­ge­gan­gen wäre. Er hät­te dann viel­leicht die eine oder ande­re Über­ra­schung erlebt. Da fehlt dann durch­aus mal ein Wort des Ori­gi­nal­zi­tats. Wenn es durch vie­le Hän­de bzw. Bücher gegan­gen ist, dann feh­len auch mal mehr oder es kommt was dazu.

So es ist auch schon vor­ge­kom­men, dass die – womög­lich in einem lan­gen Rei­gen – tra­dier­te Stel­le, wenn schon nicht das Gegen­teil des­sen aus­sagt, was der Autor damit bele­gen woll­te, so immer­hin sein Argu­ment nicht in dem Maße för­dert, wie er sich das vor­ge­stellt hat.
Aber las­sen Sie mich hier nur ein klei­nes Bei­spiel aus mei­ner jüngs­ten Arbeit anfüh­ren, weil die Anek­do­te doch alles in allem auch für sich allei­ne ganz wit­zig ist.

Der Autor1, den ich gra­de in der Mache habe, möch­te einen Beleg dafür anfüh­ren, wie gewalt­tä­tig das rit­ter­li­che Mit­tel­al­ter doch war, bevor sich die höfi­sche Kul­tur – er beruft sich da auf Nor­bert Eli­as – Schluss mach­te mit der Feu­dal­an­ar­chie und hin­ter­fot­zi­ge­re Metho­den des Durch­set­zens ersann – die man heu­te so als Mob­bing bezeich­nen würde.

Es sei sei­ner­zeit im rit­ter­li­chen Euro­pa zuge­gan­gen wie in den Stein­zeit­ge­sell­schaf­ten (mehr …)

  1. da es sich um ein Manu­skript han­delt, nicht um ein bereits gedruck­tes Buch, asse ich den namen mal lie­ber weg []

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Ein Schuss und sie­ben Lei­chen wälz­ten sich in ihrem Blut…

So oder so ähn­lich, mei­ne ich, hieß es mal. (Oder bil­de ich mir das nur ein?) Ver­wechs­le ich das mit »Drin­nen saßen ste­hend Leu­te…«? Na, sei’s drum, jeden­falls haben wir eine Schwä­che für unter­halt­sa­men Mord und Tot­schlag. Solan­ge er auf Papier, Lein­wand oder Bild­schirm beschränkt bleibt. Logisch. Und wir sind uns ver­mut­lich alle einig, dass wir noch nie so mas­siv mit »fik­ti­ver« Bru­ta­li­tät bom­bar­diert wur­den wie heu­te. Aber war das tat­säch­lich jemals anders? Mal abge­se­hen davon, dass es nie sovie­le Autoren und Leser gab. Aber gra­de mal »sie­ben«? Dass ich nicht lache …

Wir sind ja alle damit aufgewachen:

Da Hero­des nun sah, daß er von den Wei­sen betro­gen war, ward er sehr zor­nig und schick­te aus und ließ alle Kin­der zu Beth­le­hem töten und an sei­nen gan­zen Gren­zen, die da zwei­jäh­rig und dar­un­ter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Wei­sen erlernt hat­te. Mat­thä­us 2,161

Egal, ob wir nun katho­lisch oder evan­ge­lisch erzo­gen wur­den, die Weih­nachts­ge­schich­te ist uns wohl allen prä­sent. Mehr oder weni­ger. Und wo wir schon bei Kin­dern sind. Die Hexe aus Hän­sel und Gre­tel ist auch nicht von Pap­pe. Sie hät­te die Klei­nen auch noch schmack­haft gewürzt ver­tilgt. Wir ken­nen das, es ging uns allen genau­so zum einen Ohr rein wie zum ande­ren raus, die Bibel wie Grimms Mär­chen, mit all den ent­setz­li­chen Sachen, die da pas­sie­ren. Oder schlim­mer noch, sind wir nicht alle mit der Figur des ans Kreuz Geschla­ge­nen auf­ge­wach­sen? Ein Skan­dal? Hm. Ver­mut­lich wenn es Ted­dy oder Bar­bie gewe­sen wäre.

Trotz­dem kann man nicht umhin, sich hin und wie­der zu Ver­glei­chen gezwun­gen zu sehen. (mehr …)

  1. Luther Bibel (1912 []

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Plär­ren von pleu­rer und plorare.

Im letz­ten Teil sei­ner Betrach­tun­gen Ueber Spra­che und Wor­te kommt Scho­pen­hau­er noch ein­mal auf sei­ne in der Lie­fe­rung »Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Kno­chen« – Titel von mir – vor­ge­brach­ten Beob­ach­tung zurück, laut der sich ety­mo­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge nicht sel­ten anhand der Kon­so­nan­ten eines Wor­tes erken­nen las­sen. Es ist so eine kurz­wei­li­ge Auf­zäh­lung von Fund­sa­chen ent­stan­den, deren Stich­hal­tig­keit zu über­prü­fen mir die Zeit fehlt, aber das Web bie­tet mitt­ler­wei­le ja jedem von uns genü­gend Mög­lich­kei­ten, dies im Ein­zel­nen nach­zu­ho­len, falls ihm danach ist. Für den wirk­lich Inter­es­sier­ten kommt dann viel­leicht ja über das Erstaun­li­che hin­aus noch Erstaun­li­che­res zum Vor­schein… (mehr …)

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… die Spra­che von Bärenhäutern

Im vor­letz­ten Rest der Res­te spricht Scho­pen­hau­er sich gegen die bereits zu sei­ner Zeit unter Ger­ma­nis­ten übli­che Ver­wen­dung der »deut­schen Spra­che« als Über­be­griff für u. a. einen  »gothi­schen Zweig«; er sieht mit Rask das Goti­sche als über­ge­ord­net. Ein Gräu­el ist ihm der Aus­druck »indo­ger­ma­ni­sche Spra­che«, stel­le sie doch »die Spra­che der Veden« neben die der ger­ma­ni­schen Bärenhäuter…

Unse­re heu­ti­gen Ger­ma­nis­ten1 thei­len die deut­sche (dius­ke) Spra­che in Zwei­ge wie: 1) der gothi­sche Zweig; 2) das Nor­di­sche, d.i. Islän­di­sche, dar­aus das Schwe­di­sche und Däni­sche; 3) das Nie­der­deut­sche, dar­aus das Platt­deut­sche und Hol­län­di­sche; 4) das Frie­si­sche; 5) das Angel­säch­si­che; 6) das Hoch­deut­sche, wel­ches im Anfang des sie­ben­ten Jahr­hun­derts auf­ge­tre­ten sein soll und in Alt‑, Mit­tel- und Neu-Hoch­deut­sche zerfällt.

Dies gan­ze Stys­tem ist kei­nes­wegs neu, son­dern, eben­falls mit Ableug­nung der gothi­schen Abstam­mung, schon auf­ge­stellt wor­den von Wach­ter, Spe­ci­men Glos­s­a­rii ger­ma­ni­ci, Lips. 1727. (S. Leßings Kol­lektanea, Bd. II. p. 384.) (mehr …)

  1. nach einem Auf­sat­ze in der »Deut­schen Vier­tel­jahrs-Schrift« 1855 Octo­ber bis Dezem­ber. []

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Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge — Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen

Gna­den­los urteilt Scho­pen­hau­er, selbst­er­klär­ter Ein­ge­ses­se­ner einer gren­zen­lo­sen Gelehr­ten­re­pu­blik, über alles, was sei­nen am Klas­si­schen aus­ge­rich­te­ten Maß­ga­ben nicht gerecht wer­den kann, von der alten deut­schen Dich­tung bis hin zu Spra­chen wie dem Eng­li­schen und, in die­sem Fall, dem Fran­zö­si­schen, die­ser schlech­tes­ten Ver­stüm­me­lung latei­ni­scher Wor­te mit ihrem ekel­haf­ten Nasal. Hier die dritt­letz­te – eben­so kur­ze wie hef­ti­ge – Fol­ge von Scho­pen­hau­ers unsor­tier­ten Betrach­tun­gen über Spra­che und Worte… 

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Dra­cu­la

Man mag Bram Sto­kers Dra­cu­la lesen wie man will, als Aus­druck ganz per­sön­li­cher Ängs­te eines bis zum sieb­ten Lebens­jahr Schwä­cheln­den, der nicht ohne frem­de Hil­fe zu gehen, ja noch nicht ein­mal zu ste­hen ver­moch­te, oder als tabu­bre­chen­den Schwa­nen­ge­sang auf den Unter­gang der vik­to­ria­ni­schen Zeit, Tat­sa­che ist und bleibt, er ist unser aller liebs­ter Vam­pir. Aus die­sem Grund hier zum Anfi­xen ein klei­nes Sor­ti­ment Dra­cu­lia­na für all jene, die sich mal mit dem The­ma befas­sen woll­ten, aber aus dem einen oder ande­ren Grund nie dazu gekom­men sind.

Falls Sie 2 Min 16 Sekun­den haben, gön­nen Sie sich erst mal den kost­ba­ren Trai­ler hier. Er bie­tet mit Chris­to­pher Lee und Peter Cus­hing gleich zwei Super­stars der Ham­mer Stu­di­os (Ham­mer Hor­ror). Der Film Hor­ror of Dra­cu­la (hier­zu­lan­de schlicht Dra­cu­la) kam im Jah­re 1958 her­aus und stammt damit aus der gru­se­li­gen Blü­te­zeit des bri­ti­schen Stu­di­os. (mehr …)

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Nathan Bai­ley — Pio­nier des Diktionärs

Will man älte­re Tex­te kor­rekt über­set­zen, so tut man gut dar­an, dabei auch älte­re Wör­ter­bü­cher und Lexi­ka zu Rate zu zie­hen, wenigs­tens neben­her, um sicher zu gehen. Wör­ter ändern ger­ne mal ihre Bedeu­tung, schon gar im Lauf von ein‑, zwei­hun­dert Jah­ren. So gehö­ren älte­re Dic­tion­n­aires ein­fach in die Wör­ter­buch­samm­lung des Über­set­zer­pro­fis. Und manch­mal ist es auch ganz ein­fach lehr­reich bis amü­sant, einen Blick in das Vor­wort so einer alten Schwar­te zu wer­fen – trotz des ner­vi­gen opti­schen Klein­kriegs mit der Frak­tur auf ver­gilb­tem Papier.

Ich habe hier eini­ge Dik­tio­närs zusam­men­ge­tra­gen, die Ihnen bei der Über­set­zung eines älte­ren eng­li­schen Tex­tes behilf­lich sein könn­ten. Sie stam­men alle­samt von Nathan Bai­ley, einem Pio­nier der Wör­ter­buch­ma­che­rei. Um Bai­leys Arbeit rich­tig wür­di­gen zu kön­nen, soll­te man ver­ste­hen, dass vor die­sem Mann Wör­ter­bu­cher ledig­lich »schwie­ri­ge Wör­ter« erklär­ten,1 d.h. Fremd­wör­ter, vor­wie­gend Lati­nis­men; die eigent­li­che All­tags­spra­che blieb unge­wür­digt und uner­klärt. Zu Bai­leys gro­ßen Ver­diens­ten gehört es, sei­nen Blick auf die eng­li­sche Spra­che als Gan­zes zu rich­ten. Auch auf die All­tags­spra­che. Und unter die­se All­tags­spra­che fie­len bei Bai­ley tat­säch­lich auch bereits Son­der­spar­ten wie die Dia­lek­te, Ter­mi­ni tech­ni­ci und, man höre und stau­ne, auch die Gau­ner­spra­che. (mehr …)

  1. ich rich­te mich hier wie im Fol­gen­den weit­ge­hend nach der eng­li­schen Wiki­pe­dia []

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Mord­sa­che ‘Dün­ner Mann’ — die Trai­ler (3)

Vor eini­ger Zeit hat­te ich hier den Phi­lo Van­ce-Kri­mi mit Wil­liam Powell vor­ge­stellt und bereits dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der auch einen wei­te­ren berühm­ten Film­de­tek­tiv gespielt hat: Nick Charles. Powell war einer der Schau­spie­ler, denen ihre Stim­me aus der Stumm­film­zeit in die des Ton­films gehol­fen hat. Bei so man­chen Stars, vor allem weib­li­chen, lief das eher ja anders her­um. Trotz­dem war der Schau­spie­ler 1934 in Hol­ly­wood auf dem abstei­gen­den Ast, als er mit The Thin Man Film­ge­schich­te schrieb. Er wur­de für sei­ne Dar­stel­lung von Dashiell Ham­mets alko­ho­li­sier­tem Detek­tiv sogar für den Oscar nomi­niert – die ers­te von ins­ge­samt drei Nomi­nie­run­gen übri­gens. Er war 1937 der größ­te Kas­sen­ma­gnet nach Clark Gab­le und… tja, Shir­ley Temp­le.

Nun, wie auch immer, ich habe nach der Ent­de­ckung der Phi­lo Van­ce-Kis­te mei­ne alten Thin Man-Cas­set­ten (oh ja, VHS!) raus­ge­sucht und ange­schaut. Und dann die Ori­gi­nal­trai­ler für die sechs Strei­fen der Thin Man-Rei­he gesucht und hier zusam­men­ge­stellt. The Thin Man kam 1934 in die Kinos. Das Buch ent­stand wie gesagt nach einem Roman von Dashiell Ham­mett, sei­nem letz­ten übri­gens. Es geht aus dem Film nicht ganz klar her­vor, aber die Hand­lung spielt zur Zeit des Alko­hol­ver­bots… (mehr …)

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Bri­an & Bob — die Leich­tig­keit oder Nich­tig­keit des Songs

 »In der Kür­ze liegt die Wür­ze.« Das sagen in der Regel Men­schen mit einem patho­lo­gi­schen Defi­zit an Phan­ta­sie, Men­schen, deren Syn­ap­sen, wer­den sie schon mal gereizt, buch­stäb­lich nicht mehr ein­fällt, als lau­warm ange­lern­te Con­nec­tions abzu­spu­len, anstatt bei jedem gehör­ten Satz­fet­zen brand­heiß Amok lau­fend Roma­ne zu pro­du­zie­ren. Das kann natür­lich hier und da mal sein Gutes haben – vor allem, dass man sol­che Leu­te nicht lan­ge ertra­gen muss –, aber sie soll­ten wirk­lich ihren dum­men Mund hal­ten, was die Arbeit ande­rer angeht; ich habe noch in kei­nem von ihnen einen zwei­ten Heming­way her­an­wach­sen sehen…

Die­ser alte Dorn in mei­nem Auge kam mir am Sams­tag­abend bei Tom Robin­sons zwei­stün­di­gem Bri­an Eno-Inter­view auf BBC6 in den Sinn. Die bei­den waren auf Enos jüngs­te Expe­ri­men­te mit dem gespro­che­nen Wort, tja, zu spre­chen gekom­men, auf sei­ne Arbeit mit dem Lyri­ker Rick Hol­land, der die Tex­te zu Enos Album Drum Bet­ween the Bells geschrie­ben hat. Was ihn zu die­ser Zusam­men­ar­beit bewegt hät­te, woll­te Tom Robin­son wissen.

»Ich woll­te einen Lyri­ker«, sag­te Eno auf sei­ne typisch wohl­über­leg­te Art,1 »der mir ganz kur­ze Gedich­te schreibt, was aus­ge­spro­chen wich­tig war, da man, wenn man aus Spra­che Musik machen will, gar nicht so viel Spra­che braucht. Songs sind, von der sprach­li­chen Sei­te her, eher Leicht­ge­wich­te, es sei denn, man ist…«
»… Bob Dylan …«
»… Bob Dylan, genau.«

Man hört sie bei­de lachen. Schmun­zeln rund­um. Wobei mir Bob Dylans letz­te CD Tem­pest ein­fiel… (mehr …)

  1. die immer wie­der iro­nisch rela­ti­viert wird durch den Hin­weis, es bestehe durch­aus die Mög­lich­keit, dass das alles gar nicht stim­me, aber er erin­ne­re sich nun mal so. []

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Wo ich heu­te gern wäre – beim Delia Der­byshire Day in Manchester

Delia Der­byshire war eine Pio­nie­rin der elek­tro­ni­schen Musik und eine Pio­nie­rin der Hör­spiel- und Film­mu­sik, die hier­zu­lan­de kein Mensch gekannt hat. Von der ver­mut­lich auch in ihrer eng­li­schen Hei­mat kaum je einer wirk­lich gehört hat­te. Und die 2001 ent­spre­chend ein­sam, nach einer Brust­ope­ra­ti­on, an Nie­ren­ver­sa­gen starb. Wir wis­sen alle, wie wich­tig der Zufall im Leben ist, Zufall und Zeit­geist, und sie ist so offen­sicht­lich eine der Men­schen, die haar­scharf am alles ent­schei­den­den Zufall in ihrem Leben vor­bei­ge­schrammt ist, trotz ihrer Bekannt­schaft mit Grö­ßen wie Paul McCartney …

Seit den 70ern, als all der Kram mit Frau­en & deren Pio­nie­ren auf­kam – woge­gen ich nichts habe, im Gegen­teil –, nervt mich an die­sem Trend, dass immer nur die ange­sag­ten Frau­en abge­fei­ert wer­den. Nicht eine Komi­li­to­nin, die ihre Magis­ter- oder was weiß ich wel­che Arbeit über eine Frau geschrie­ben hät­te, die ihr tat­säch­lich per­sön­lich – und gott­ver­dammt­noch­mal nur ihr! – am Her­zen lag. Und wär’s Joni Mit­chell gewe­sen. Immer waren es die Frau­en, die gera­de in aller Mun­de waren. Und dar­an hat sich womög­lich bis heu­te nichts geän­dert. Umso mehr freut es mich, dass man – nach über 50 Jah­ren! – eine Frau zu ehren / ver­eh­ren beginnt, die ich per­sön­lich fas­zi­nie­rend gefun­den hät­te, graue Maus, die sie offen­sicht­lich im rich­ti­gen Leben für die meis­ten ihrer Zeit­ge­nos­sen gewe­sen sein moch­te… (mehr …)

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