Heu­te schon was ausgegraben?

Eine Zeit lang hör­te man hier­zu­lan­de in der Sze­ne öfter mal „was dig­gen“ in der Bedeu­tung „sich was anse­hen“ oder „sehen, was sich auf der Pis­te so tut“. Kei­ne Ahnung, wo das abge­blie­ben ist, mit Sicher­heit jedoch denkt das hip­pe Volk die­ser Tage bei „dig­gen“ zunächst mal an den Web­ser­vice von www.Digg.com, wo man eige­ne (was immer das heu­te hei­ßen mag) Nach­rich­ten pos­ten & so dem Urteil der Mas­sen unter­brei­ten kann. Was denen gefällt, wird so nach oben geschwemmt und fin­det damit wei­te­re Ver­brei­tung, was nicht gefällt wird „begra­ben“. (mehr …)

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“Bangs­ter” / “Banks­ter”

Schon als “Bangs­ter” hier­zu­lan­de bei der Kür des “Unwor­tes 2008” vor­ge­schla­gen wur­de, dach­te ich mir, das muss­te dir mal genau­er anse­hen. Aber erst hat­te ich kei­ne Zeit, und dann gin­gen beim Umbau der Web­site die Ent­wür­fe für eine gan­ze Men­ge Arti­kel ver­schütt. Jetzt, im Zuge mei­ner Arbeit an einer bri­ti­schen Dia­lekt-Daten­bank, fiel’s mir wie­der ein, als ich in Jamieson’s Dic­tion­a­ry of the Scot­tish Lan­guage (in der von John John­s­ton gekürz­ten Fas­sung von 1867) auf fol­gen­den Ein­trag stieß:

bangeister

“A vio­lent and dis­or­der­ly per­son, who regards no law but his own will. ” (mehr …)

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Things that can real­ly hang you up

»Hung-up« ist ein Wort, das immer schon eine gewis­se Fas­zi­na­ti­on für mich hat­te, vor allem wegen sei­nen Ver­bin­dun­gen zur Gegen­kul­tur der 60er-Jah­re. Es hieß in die­sem Kon­text u.a. »kon­ven­tio­nell«, »kon­form«, ent­sprach also in etwa unse­rem »spie­ßig«, nur dass man letz­te­res eben nicht auto­ma­tisch mit der Gegen­kul­tur verbindet.

Die als »hung-up« bezeich­ne­te Per­son wird »auf­ge­hal­ten« bzw. »behin­dert« durch sei­ne kon­ven­tio­nel­le Denkweise.

Ver­mut­lich die­ser Kon­no­ta­tio­nen wegen hät­te ich »hung-up« auch nicht in Parishs klei­nem Dic­tion­aire über den Dia­lekt von Sus­sex, will sagen einem Büchl aus dem 19. Jh., ver­mu­tet. Selbst die ande­ren geläu­fi­gen Bedeu­tun­gen wie »neu­ro­tisch« (vol­ler »hang-ups«), »ver­narrt in« (»to be hung up on sb«), »beses­sen von« (»to be hung up on sth«) oder »dro­gen­ab­hän­gig« schie­nen mir, von den­sel­ben Leu­ten benutzt, in die­se Zeit zu gehö­ren. (mehr …)

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Pie in the sky – Eska­pis­mus & Nostalgie

Wie­der mal so ein Tag, an dem sich Nost­al­gi­sches die Klin­ke in die Hand gibt. »Pie in the sky« – soll’s rein in Bri­tish Slang oder nicht? Natür­lich ist es nicht Slang, auf der ande­ren Sei­te ist »Slang« für mich ja nur was Grif­fi­ges, was Leu­ten, die nicht so recht Bescheid wis­sen, sagen soll, dass sie das Büchl kau­fen sol­len, an dem ich wie­der mal zehn Jah­re gewer­kelt habe. »Pie in the sky« ist col­lo­quial, sicher, aber ande­rer­seits arbei­tet man an der Basis für ein Standardwerk…

Was das mit Nost­al­gie zu tun hat?

Nun, gehört habe ich den Aus­druck zum ers­ten Mal bei John Len­non. Doch. Und das – nach erfolg­ter Auf­nah­me – ad nau­seam auf mei­nem Phil­ips Radio-Cas­set­ten-Recor­der, für den ich Ende der 60er-Jah­re in einer Nobel­her­ber­ge in Rot­tach-Egern einen Som­mer lang Glä­ser gespült habe. Ein ganz unglaub­li­ches Teil war das, und ich habe trotz eini­ger Pro­zen­te durch mei­nen Paten­on­kel fast 1000 Emmen dafür bezahlt. Eine Men­ge Holz zu der Zeit! (mehr …)

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Chil­li­ges aus eng­li­schen Landen

Slang ist nicht Dia­lekt, unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass so man­cher hier­zu­lan­de von sei­nem „baye­ri­schen“ oder „säch­si­schen“ Slang spre­chen mag. Was jedoch nicht heißt, dass die bei­den gar nichts mit­ein­an­der zu tun hät­ten. Nicht sel­ten näm­lich kommt Slang aus dem Dia­lekt. Der bes­te Beleg dafür ist der zeit­ge­nös­si­sche ame­ri­ka­ni­sche Slang, der eine lan­ge Lat­te von Wör­tern und Wen­dun­gen aus dem Dia­lekt der ame­ri­ka­ni­schen Schwar­zen bezieht. 

Das ver­führt einen denn auch immer wie­der, in Dia­lekt-Wör­ter­bü­chern zu blät­tern in der vagen Hoff­nung, auf die eine oder ande­re Ver­wandt­schaft zu sto­ßen. Und immer wie­der spu­cken mei­ne Daten­ban­ken bei der Suche nach ganz ande­rem unver­mu­tet Wit­zi­ges aus. So stieß ich die­ser Tage in W.D. Parishs A Dic­tion­a­ry of the Sus­sex Dialect (1875) auf fol­gen­den Ein­trag. (mehr …)

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Pseu­dohüf­ti­ges

Wie’s der Zufall so will: Mau­le ich eben noch über “Pseu­do-Ety­mo­lo­gien”, schon fin­de ich was recht Inter­es­san­tes dazu. In die­sem Fall in der “Vor­re­de zur ers­ten und zwei­ten .Auf­la­ge  . . der drit­ten und viel­ver­bes­ser­ten und ver­mehr­ten Aus­ga­be” von Kon­rad Schwencks Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che in Bezie­hung auf Abstam­mung und Begriffs­bil­dung von 1838:

»Der Zweck die­ser Schrift ist, die Ergeb­nis­se deut­scher Wort­for­schung … in der Kür­ze und so all­ge­mein faß­lich, als es der Gegen­stand zuläßt, dar­zu­stel­len, jedoch so, daß, um Raum zu spa­ren, nicht jedes abge­lei­te­te Wort auf­ge­nom­men ward, wenn es jeder­mann selbst ablei­ten kann.… Wo siche­re Wort­ab­lei­tun­gen feh­len, habe ich ent­we­der Ver­mut­hun­gen nicht ange­stellt oder öfters bei­gebracht, um sol­che als gewagt zu bezeich­nen und somit davon abzu­mah­nen, da die Nei­gung dazu ver­brei­tet ist.«

Und dann sto­ße ich zufäl­lig ges­tern auf der Suche nach Syn­ony­men für »ange­sagt« in Her­mann Ehmanns  – wie­der bei Ehmann, tut mir leid – sonst durch­aus brauch­ba­rer Samm­lung von Jugend­spra­che ober­af­fen­geil unter »hip« auf fol­gen­des: (mehr …)

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Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung…

Hin und wie­der beschleicht mich das Gefühl, in Büchern zu ersti­cken, die ich eigent­lich nicht mehr brau­che. Da die vier Wän­de um mei­nen Schreib­tisch her­um jedoch ohne­hin nur noch mit Titeln bestückt sind, nach denen ich des Öfte­ren rasch mal grei­fen muss, gehe ich – absur­der­wei­se – einen Kar­ton vom Dach­bo­den holen, den ich dann durch­se­he. Und wie beim Tape­zie­ren, wo man sich beim Aus­le­gen des Bodens gern mal in alten Zei­tun­gen fest­liest, begin­ne ich in den Büchern aus dem Kar­ton zu blät­tern. Und natür­lich fin­det sich da immer wie­der Interessantes. 

So las ich die­ser Tage in einem Heft­chen aus dem Jah­re 1947 fol­gen­des: »Der Umstand jedoch, daß vie­le Mil­lio­nen Deut­sche in den letz­ten fünf Jah­ren der Hit­ler­re­gie­rung das Zivil­kleid mit der Uni­form ver­tau­schen muß­ten, hat der gesell­schaft­li­chen Struk­tur unse­res Lan­des ein aus­ge­spro­chen mili­tan­tes Geprä­ge ver­lie­hen, nicht nur nach außen, son­dern mehr noch nach innen.«

Nun wird nie­mand unse­rer Gesell­schaft ein mili­tan­tes Geprä­ge nach­sa­gen wol­len, aber ange­sichts eines ande­ren Buches in dem Kar­ton begin­nen mei­ne Gedan­ken auch schon Fäden zu zie­hen. (mehr …)

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Ner­vi­ges: Pseudoetymologien

Als einer, der nun seit Jahr­zehn­ten mit zuneh­men­der Ver­zweif­lung & Frus­tra­ti­on eng­li­sche Umgangs­spra­che ein­zu­deut­schen ver­sucht, bin ich natür­lich jedem dank­bar, der sich mit der deut­schen Umgangs­spra­che befasst & die­se Beschäf­ti­gung hin & wie­der in Buch­form zugäng­lich macht. Es ist mir grund­sätz­lich zunächst mal egal, wie die­se Büchl auf­ge­macht sind, ich sehe sie mir alle genau­er an, ver­su­che sie aus­zu­wer­ten. Das ein­zi­ge, was mich an die­sen kost­ba­ren Samm­lun­gen stört – nein, eigent­lich sind es zwei Din­ge. Das ers­te, das ich hier gleich abha­ken will, ist der krampf­haf­te Ver­such, geist­reich bis wit­zig zu sein. Das mag hin & wie­der glü­cken, auf Dau­er aber nicht. Nicht jeder ist zum Humo­ris­ten gebo­ren. Mich jeden­falls nervt’s. Das sei aber mit der blo­ßen Erwäh­nung schon geges­sen. Was eher stört, weil es auf Dau­er eben auch schäd­li­che Neben­wir­kun­gen hat, sind die Ety­mo­lo­gien, die man sich dabei – größ­ten­teils – ein­fach aus den Fin­gern saugt. Ich mei­ne, dass der­lei Pseu­do­sprach­for­schung auch das Niveau der Lin­gu­is­tik senkt: Viel zu vie­le Dumm­schwät­zer plap­pern der­lei unge­prüft nach und tra­gen damit zu einem der Grund­übel unse­rer Zeit bei: Jeder meint, sich auf jedem Gebiet aus­zu­ken­nen. Und war­um soll­ten sie das auch nicht mei­nen, wenn die, die es bes­ser wis­sen soll­ten, selbst ein­fach drauf­los quat­schen. (mehr …)

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