Deut­scher Slang à la 1892 (2)

Immer wie­der erstaun­lich, die Kar­rie­re, die so ein Wort oder eine Wen­dung machen kann. Und wie lan­ge sich so vie­le von ihnen hal­ten. Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich mache mir die Mühe im Rah­men mei­ner klei­nen Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. (mehr …)

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Serie

Deut­scher Slang à la 1892 (1)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 15: Spacko & Co

Spacko, Spa­cker & Spa­cken – kaum ein Schimpf­wort scheint die letz­ten 20 Jah­re über so beliebt gewe­sen zu sein, und doch gibt es kaum eines, über das man so wenig weiß. Trotz eini­ger Ver­mu­tun­gen und Ver­su­che ist bis­lang nie­man­dem so recht die Erklä­rung gelun­gen, woher es kam. Da es sich selbst­ver­ständ­lich für zeit­ge­nös­si­sche Über­set­zun­gen eig­net, darf es in Slang Guys Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che natür­lich auf kei­nen Fall fehlen.

Zunächst ein­mal: Egal, was das Wort in den Regio­nen bedeu­tet, in der Jugend­spra­che der letz­ten bei­den Jahr­zehn­te ist es defi­ni­tiv gesamt­deutsch ein Schimpf­wort für jeman­den, den man als »dumm«, »dane­ben« oder »pein­lich« bezeich­nen möch­te. Dazu gibt es Ver­ben wie »abspa­cken« oder »rums­pa­cken«, die soviel bedeu­ten, dass man »rum­blö­delt« oder sich »wie ein Idi­ot« oder »voll dane­ben« benimmt. 

Des­glei­chen ist klar, dass sich die­ses Schimpf­wort stei­gern lässt, etwa zum »Vollspa­cken«. (mehr …)

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Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge — Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen

Gna­den­los urteilt Scho­pen­hau­er, selbst­er­klär­ter Ein­ge­ses­se­ner einer gren­zen­lo­sen Gelehr­ten­re­pu­blik, über alles, was sei­nen am Klas­si­schen aus­ge­rich­te­ten Maß­ga­ben nicht gerecht wer­den kann, von der alten deut­schen Dich­tung bis hin zu Spra­chen wie dem Eng­li­schen und, in die­sem Fall, dem Fran­zö­si­schen, die­ser schlech­tes­ten Ver­stüm­me­lung latei­ni­scher Wor­te mit ihrem ekel­haf­ten Nasal. Hier die dritt­letz­te – eben­so kur­ze wie hef­ti­ge – Fol­ge von Scho­pen­hau­ers unsor­tier­ten Betrach­tun­gen über Spra­che und Worte… 

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Ugs.-Projekt 14: beschubst / beschupst etc.

Näher befasst mit dem Verb beschub­sen und des­sen Vari­an­ten habe ich mich bereits im letz­ten Bei­trag. Des­halb hier mehr oder weni­ger nun der eigent­li­che Ein­trag für mei­ne Samm­lung umgangs­sprach­li­cher Wör­ter und Wen­dun­gen, die mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen gehören.

Beschup­pen fand ich über die in mei­nem ers­ten Bei­trag zum The­ma genann­ten Wör­ter­bü­cher hin­aus auch in Johannn Hein­rich Cam­pes Wör­ter­buch der Deut­schen Spra­che aus dem Jah­re 1807. 

Beschup­pen, v. trs. 1) Der Schup­pen berau­ben. Einen Fisch beschup­pen; ihn abschup­pen. Hier­her gehört viel­leicht auch als unei­gent­li­che Bedeu­tung, einen beschup­pen, ihn auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen. Er ist arg beschuppt wor­den. 2) Mit Schup­pen ver­se­hen, beset­zen. Es sind nicht alle Fische beschuppt. Ein beschupp­ter Pan­zer, der aus ein­zel­nen Thei­len zusam­men­ge­setzt ist, die wie Schup­pen über ein­an­der lie­gen. Das Beschup­pen. Die Beschuppung. 

Jeman­den »auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen«. Inter­es­sant ist, dass auch Cam­pe sich nicht sicher ist, ob »beschup­pen« tat­säch­lich etwas mit der Schup­pe zu hat. Aber ana­log zu »jeman­dem das Fell über die Ohren zie­hen« (mehr …)

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Beschupst, beschumpst oder beschubst – die Gelack­ten sind wir allemal

Anfang der 70er-Jah­re dürf­te es wohl gewe­sen sein, da hör­te ich zum ers­ten Mal jeman­den über »die­se beschubs­te Alte« schimp­fen. Gemeint war eine der damals auf­kom­men­den »Eman­zen«, die ihn zu beleh­ren ver­such­te, was er da sage, wenn er jeman­den »däm­lich« nennt. Nun, da auch vier­zig Jah­re danach die­se Art wör­ter­buch­lo­ser Klug­schei­ßer noch nicht dahin­ter gekom­men ist, dass »däm­lich« nichts mit »Dame« – sprich »Frau« – zu tun hat, gebe ich dem Schimp­fen­den auch heu­te noch Recht. Wie auch immer, das »beschubst« fand ich wit­zig und es woll­te mir nicht aus dem Sinn. 

Ich habe seit­her neben »beschubst« auch »geschubst« gehört, und gele­sen habe ich bei­de auch als »beschubst« und »beschupst«. Und mitt­ler­wei­le auch noch als »beschumpst«.

Ich dach­te immer, »beschubst« hät­te mit »schub­sen« im Sin­ne von sto­ßen zu tun. Mit ande­ren Wor­ten »beschubst« sei in Ana­lo­gie zu »behäm­mert«, »bescheu­ert«, »beschal­lert« ent­stan­den. Oder »bekloppt«. Das Schub­sen, also der Stoß habe zu einer Geis­tes­t­rü­bung geführt. 

Dum­mer­wei­se habe ich bis­her kei­nen Hin­weis auf die­se Her­kunft gefun­den. Man müss­te sich also auch die ande­ren Bedeu­tun­gen von »beschub­sen« / »beschup­sen« anse­hen.  Eigent­lich kein Pro­blem, obwohl die regio­na­len Aus­spra­che­un­ter­schie­de und Schreib­wei­sen fast schon ver­wir­rend sind; schau­en wir dazu in den Grimm: (mehr …)

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Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Knochen

In die­sem Abschnitt sei­ner unsor­tier­ten Betrach­un­gen über Spra­che und Wor­te ver­sucht Scho­pen­hau­er sich als – ein­ge­stan­de­ner­ma­ßen »dile­tan­ti­scher« – Ety­mo­lo­ge, der wort­ge­schicht­li­che Zusammen­hänge aus den »Ske­let­ten« der Wör­ter, näm­lich den Kon­so­nan­ten, zu erschlie­ßen ver­sucht. Er ist sich der Unzu­läng­lich­kei­ten die­ser Metho­de gegen­über dem Quel­len­stu­di­um wohl bewusst, ande­rer­seits aber auch über­zeugt davon, so auf eini­ge inter­es­san­te Fun­de gesto­ßen zu sein. Die­ses Kapi­tel aus den »Bei­wer­ken und Nach­trä­gen« ist wie­der etwas län­ger und kommt des­halb in meh­re­ren Folgen…

»Die Kon­so­nan­ten sind das Ske­lett und die Voka­le das Fleisch der Wör­ter. Jenes ist (im Indi­vi­duo) unwan­del­bar, die­ses sehr ver­än­der­lich, an Far­be, Beschaf­fen­heit und Quan­ti­tät. Dar­um kon­ser­vi­ren die Wör­ter, indem sie durch die Jahr­hun­der­te, oder gar aus einer Spra­che in die ande­re wan­dern, im Gan­zen sehr wohl ihre Kon­so­nan­ten, aber ver­än­dern leicht ihre Voka­le; wes­halb in der Ety­mo­lo­gie viel mehr jene, als die­se zu berück­sich­ti­gen sind. –

Von dem Wor­te supers­ti­tio fin­det man aller­lei Ety­mo­lo­gien zusam­men­ge­stellt in Del­rii dis­qui­si­tio­ni­bus magi­cis, L. I, c. 1, und eben­falls in Wegscheider’s ins­tit. theol. dog­ma­ti­cae, pro­leg. c. I, §. 5, d. Ich ver­mu­the jedoch den Ursprung des Wor­tes dar­in, daß es, von Hau­se aus, bloß den Gespens­ter­glau­ben bezeich­net habe, näm­lich: defunc­torum manes cir­cum­va­ga­ri, ergo mor­tu­os adhuc supers­ti­tes esse(mehr …)

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»in an ago­ny of« – Der Ago­ni­en zwei­ter Teil

Wie so eini­ge bemerkt zu haben schei­nen, stel­le ich hier in die­ser klei­nen (hier begon­ne­nen) Serie das Sam­meln & Ana­ly­sie­ren bereits gedruck­ter Über­set­zun­gen als eine der eher dünn gesä­ten Fort­bil­dungs­mög­lich­kei­ten des Über­set­zers vor. Es ist dies eine durch­aus auf­wän­di­ge Metho­de, sicher, aber man lernt dabei auch mehr als durch irgend­ei­ne ande­re. Und ohne den Wil­len, stän­dig wei­ter­zu­ler­nen und sich dafür auf den Hosen­bo­den zu set­zen, soll­te man ohne­hin erst gar nicht ans Über­set­zen den­ken. Nach der Ein­füh­rung letz­tes Mal folgt am Bei­spiel der Wen­dung »in an ago­ny of« dies­mal ein Blick in die Wör­ter­bü­cher, um zu sehen, wel­che Lösun­gen sich dort anbieten…

Im letz­ten Bei­spiel aus der Frau in Weiß ist der Über­set­zer einem fal­schen Freund auf­ge­ses­sen. Was übri­gens gera­de bei die­ser Wen­dung bis auf den heu­ti­gen Tag auf­fal­lend oft vor­kommt. Dass in all die­sen Fäl­len der deut­sche Satz schlicht kei­nen Sinn ergibt, scheint nie­man­dem auf­zu­fal­len – »die Todes­angst des Mit­leids« … hm

Exkurs: Einer der gro­ßen Vor­tei­le die­ser Fort­bil­dungs­me­tho­de besteht dar­in, dass man bei ande­ren die Feh­ler weit schnel­ler zu sehen  und ein­zu­se­hen geneigt ist als bei sich selbst. Und gera­de die blitz­ar­ti­ge Erkennt­nis »was für ein Unfug« hilft einem beim Ver­wer­fen sich anbie­ten­der Lösungen.

Wie auch immer, wir waren bei fal­schen Freun­den: »Ago­ny« hört sich an wie »Ago­nie«, also – so die irri­ge Annah­me – muss auch der Angel­sach­se dar­un­ter ver­ste­hen, was der Deut­sche unter dem Fremd­wort »Ago­nie« ver­steht. Volks­nä­her aus­ge­drückt, die Lösung fällt in die Kate­go­rie »ner­vi­ger Wört­lich­keit«, die sich bei nähe­rem Hin­se­hen als das genaue Gegen­teil sel­bi­ger Wört­lich­keit, sprich als kras­ser Feh­ler ent­puppt. Ein­fa­cher gesagt: Man darf selbst bei ver­meint­lich bekann­ten Fremd­wör­tern den Blick ins zwei­spra­chi­ge Wör­ter­buch nicht ein­fach über­ge­hen und leid­glich – wenn man über­haupt nach­schlägt – in den Fremd­wör­ter­du­den sehen. (mehr …)

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Nicht jedes Gewor­de­ne ist ein Gemachtes

Ein kur­zes Kapi­tel­chen aus mei­nem Scho­pen­hau­er — »Abdruck«, das bes­ten­falls die hart­ge­sot­te­nen Gram­ma­ti­ker inter­es­sie­ren dürf­te. Was an die­sem Bei­trag immer­hin zum Lächeln ani­miert, ist der Gedan­ke einer »die Spra­che erler­nen­den Ver­nunft«. Man muss schon ein Genie von Scho­pen­hau­ers Kali­ber sein, um sich vor­stel­len zu kön­nen, die Durch­schnitts­in­tel­li­genz könn­te Latein – oder irgend­ei­ne ande­re Spra­che – anders erler­nen als durch das stump­fe Ein­pau­ken unre­gel­mä­ßi­ger Ver­ben und die­ser alt­be­währ­te Lern­pro­zess könn­te tat­säch­lich »heil­lo­se Irrt­hü­mer imli­ci­ren und einimpfen« …

Vor­ab für uns Lai­en: Depo­nen­tia sind Ver­ben, die nur in Pas­siv­form exis­tie­ren, aber akti­ve Bedeu­tung haben. lamen­tarī, lamen­tor, lamen­ta­tus sum (bekla­gen, jam­mern), zum Bei­spiel. Lamen­tor ist zwar von der Form her Indi­ka­tiv Prä­sens Pas­siv (ich kon­stru­ie­re mal: »ich wer­de beklagt«), will aber sagen »ich bekla­ge«, »ich bewei­ne« etc. – oder »ich bewei­ne kläg­lich«, wie die­se Web­site so schön illus­triert. Oder im Deut­schen sehr pas­send das refle­xi­ve »ich bekla­ge mich«. Beim Medi­um han­delt es sich um ein drit­tes Genus ver­bi zwi­schen Aktiv und Pas­siv, das wir noch im Alt­grie­chi­schen fin­den. »Es drückt aus«, ich zitie­re Wiki­pe­dia, »dass eine Hand­lung sich auf den Han­deln­den unmit­tel­bar aus­wirkt.« (mehr …)

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»in an ago­ny of« – von den Ago­ni­en über­set­ze­ri­scher Fortbildung

Wie sieht eigent­lich die Fort­bil­dung eines Über­set­zers aus? Vom ers­ten Augen­blick an, in dem mir vor nun­mehr viel zu vie­len Jah­ren über mei­nem Edgar Allan Poe der Gedan­ke kam, Über­set­zen sei der Beruf für mich, habe ich mich gefragt, wie man das wohl ler­nen könn­te. Und als ich pro­fes­sio­nell zu über­set­zen begann, wur­de dar­aus die Fra­ge, wie man etwas dazu­ler­nen, wie man sich wohl sinn­voll fort­bil­den könn­te. Ich spre­che hier nicht von hoch­ge­sto­che­nen Über­set­zungs­theo­rien, die mit dem Berufs­all­tag herz­lich wenig zu tun haben, weil sie einen bei der kon­kre­ten Arbeit am Satz im Stich las­sen. Sicher, es gibt Wör­ter­bü­cher, Idio­ma­ti­ken, zum Teil recht gute Anlei­tun­gen. Aber sie alle hel­fen einem nur bis zu einem gewis­sen Punkt, und das ist der, in dem aus den Tei­len, die man zusam­men­ge­tra­gen hat, ein ordent­li­cher Satz wer­den soll. Es gibt da eine – zuge­ge­ben eini­ger­ma­ßen beschwer­li­che, aber gera­de für den Fort­ge­schrit­te­nen aus­ge­spro­chen loh­nen­de – Metho­de, die ich Ihnen hier vor­stel­len will. 

Ich samm­le Über­set­zun­gen, will sagen, das Buch in der Aus­gangs­spra­che, in mei­nem Fall das Eng­li­sche, und die gedruck­te deut­sche Über­set­zung dazu. Seit den 1970er-Jah­ren habe ich an die fünf­tau­send sol­cher »Pär­chen« zusam­men­ge­tra­gen. Und die neh­me ich mir, mehr oder weni­ger sys­te­ma­tisch, vor. Hier und da einen Absatz; das läp­pert sich zusam­men. Vor­aus­ge­setzt, man sys­te­ma­ti­siert die Fund­sa­chen. Dazu braucht es natür­lich einen Zet­tel­kas­ten, der selbst­ver­ständ­lich längst diver­sen Daten­ban­ken Platz gemacht hat. (mehr …)

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Ugs.- Pro­jekt 13: bräsig

Wie­der mal so ein Wort, das mich in mei­ner Ansicht bestärkt, dass man sich nicht so haben soll­te, wenn es dar­um geht, beim Über­set­zen auf Wör­ter und Wen­dun­gen aus den deut­schen Regio­nen zurück­zu­grei­fen. Vor­aus­ge­setzt, dass man sich kun­dig macht, was ihre Bedeu­tung angeht. Aber das soll­te ja ohne­hin zum Reper­toire eines ordent­li­chen Über­set­zers gehö­ren. Unse­re deut­sche Umgangs­spra­che ist im Grun­de nichts wei­ter als ein Fun­dus von Wör­tern und Wen­dun­gen, die gesamt­deutsch Kar­rie­re gemacht haben. War­um man­che Wör­ter Kar­rie­re machen und ande­re nicht, dar­über sol­len sich ande­re Gedan­ken machen. Ich bin sicher, einer der wesent­li­chen Grün­de dafür ist ihre Grif­fig­keit, die Tat­sa­che, dass sie ganz prä­zi­se eine bestimm­te Lücke im gesamt­deut­schen Wort­schatz fül­len; ein wei­te­rer liegt wohl dar­in, dass sie spon­tan gefal­len, inter­es­sant klin­gen, anspre­chen. Und für kaum ein Wort trifft das mehr zu als das Adjek­tiv »brä­sig« und die eine oder ande­re Ablei­tung davon. 

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache
(Die Bedeu­tun­gen von »brä­sig« fin­den Sie wei­ter unten.)

»Aus dem anar­chi­schen Exzess ist eine brä­si­ge Ver­ein­stü­me­lei gewor­den«, mein­te die­ser Tage im Sati­re-Gip­fel irgend­so ein vor Selbst­ge­fäl­lig­keit bers­ten­der Pro­fi­sa­ti­ri­ker in sei­nen herz­lich über­flüs­si­gen Betrach­tun­gen über den deut­schen Fasching.1 »Brä­sig« frei­lich (mehr …)

  1. Sol­che sind so über­flüs­sig wie die all­jähr­li­chen Refle­xio­nen zum Weih­nachts­stress. []

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Dia­lekt, boah – vol­le Dröhnung

Falls Sie auch der Mei­nung sind, dass neu­es Umgangs­deutsch aus­schließ­lich aus lau­sig syn­chro­ni­sier­ten ame­ri­ka­ni­schen Fil­men & Fern­seh­se­ri­en kom­men soll­te, und es ent­spre­chend lie­ben, ins Kino zu gehen, anstatt ein­fach ger­ne zu gehen, sind Sie zwar falsch hier, soll­ten das Fol­gen­de aber dop­pelt so gründ­lich lesen. Und falls Sie der Ansicht sind, ich hät­te einen guten Job gemacht anstatt gute Arbeit geleis­tet, gilt das drei­mal. Und ich lege noch eins drauf, falls Sie den­ken, man müs­se die Spra­che vor irgend­et­was ande­rem schüt­zen als denen, die sie unter Schutz stel­len wol­len.  Ver­ges­sen Sie Ihre alber­nen Kli­schees vom Wach­sen der Sehn­sucht nach Hei­mat und Zuge­hö­rig­keit in einer glo­ba­li­sier­ten Welt, hier geht es um brauch­ba­ren Wort­schatz in einer blut­lee­ren Übersetzungswelt…

»Mund­art als Anlass für Dis­kri­mi­nie­rung« hieß ein net­ter Arti­kel im Bay­ern-Teil der SZ vom Syl­ves­ter letz­ten Jah­res.1 Hans Krat­zer stellt dar­in den Augs­bur­ger Sprach­wis­sen­schaft­ler Wer­ner König, einen der Her­aus­ge­ber des Baye­ri­schen Sprach­at­las, vor. Es hört sich erst mal recht emp­find­lich an, was der eme­ri­tier­te Ger­ma­nist über die Benach­tei­li­gung zu sagen hat, die uns Süd­deut­schen zuteil wird, nur weil wir das »r« rol­len, aber letzt­lich hat er natür­lich Recht. Wir Bay­ern und Baden-Würt­tem­ber­ger kön­nen zehn­mal den Rest die­ser Repu­blik wirt­schaft­lich mit durch­zie­hen, ernst neh­men wol­len uns die Preus­sen ober­halb der Main­li­nie nicht. Zu schwei­gen von der Über­heb­lich­keit, mit der man uns unse­rer Spra­che wegen begeg­net. »Eine süd­li­che Fär­bung« der Aus­spra­che, so meint König, »reicht aus, um im Deut­schen Fern­se­hen als Vollexot vor­ge­führt zu wer­den.« Oder als »Voll­depp, der kein Deutsch kann«, wie der Autor des Arti­kels erklä­rend nachschiebt.

Aber für mich ist das nur die eine Hälf­te eines all­ge­mei­ne­ren Pro­blems mit den Dia­lek­ten, (mehr …)

  1. Süd­deut­sche Zei­tung, Nr. 300, Samstag/Sonntag, 29./30. Dezem­ber 2012, S. 41. []

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Ame­ri­kas »Fis­kal­klip­pe« — über­set­zungs­tech­nisch ein uralter Abgrund zum neu­en Jahr

Eine alte Geschich­te: Wann immer in einem deut­schen Blatt rasch mal was aus dem Eng­li­schen über­setzt wird, sträu­ben sich dem Über­set­zer­pro­fi die Haa­re. Da liest man einen intel­li­gen­ten, in bes­tem Deutsch & sti­lis­tisch tadel­los gehal­te­nen Arti­kel — bis ein Ame­ri­ka­ner zitiert wird. In Über­set­zung, mei­ne ich. Der hört sich dann plötz­lich an, als wäre er vor­zei­tig von der Son­der­schu­le abge­gan­gen. Und dann schnur­stracks in die Poli­tik… Die heu­ti­ge Schlag­zei­le sei Anlass für ein kur­zes Plä­doy­er dafür, doch öfter mal beim Über­set­zen einen Pro­fi zura­te zu zie­hen, wenigs­tens wenn es um was Wich­ti­ges geht… wie eine Zei­tung oder ein Buch …

Da wirft der Über­set­zer am Neu­jahrs­mor­gen sein Inter­web an, und was erwar­tet ihn? Auf den Titel­sei­ten sämt­li­cher deut­schen Zei­tun­gen, die man bei der mor­gend­li­chen Pres­se­schau per Speed­Di­al so greif­bar hat? Einer der ältes­ten & damit dümms­ten Über­set­zungs­feh­ler über­haupt. Man fand ihn über 100 Jah­re lang in prak­tisch jedem aus dem Eng­li­schen über­setz­ten Buch. Nur ein Bei­spiel, das sich hier auf­drängt, weil es mitt­ler­wei­le kor­ri­giert wur­de. In Salin­gers Klas­si­ker Cat­cher in the Rye (mehr …)

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Wäre »ärsch­lings« denn gar so verkehrt?

Manch­mal muten einen Wör­ter einen komisch an, mit­un­ter nur vor­über­ge­hend. Man zer­kaut sie dann, lässt sie sich auf der Zun­ge zer­ge­hen, bis sie wie­der nor­mal zu wer­den schei­nen. Bis­wei­len kommt ein Wort einem aber auch buch­stäb­lich komisch vor. Man fin­det sie lus­tig, put­zig. Was nicht eigent­lich schlecht ist, aber sol­che Wör­ter sper­ren sich dann der all­ge­mei­nen unko­mi­schen Ver­wen­dung. Ich den­ke da etwa an »nichts­des­to­trotz«, das ist spa­ßig gemeint. Aber war­um will mir, seit ich’s vor vie­len Jah­ren gern in einer Über­set­zung ver­wen­det hät­te (was ich dann aber doch wie­der habe blei­ben las­sen). Ich den­ke an das gestan­de­ne deut­sche Adverb »ärsch­lings« …

»Die Plum­pen schla­gen Rad auf Rad / Und stür­zen ärsch­lings in die Höl­le«, heißt es in Goe­thes Mephis­to­phe­les. Und in sei­nem Fast­nacht­spiel warnt ein »Teu­fels­pfäff­lein«, sie »müss­ten all ärsch­lings zum Teu­fel gehen, / Wenn wir nicht täten sei­ner Füh­rung / Uns über­ge­ben und geist­li­cher Regie­rung«. Das Wort »ärsch­lings« fin­de ich put­zig. Und dann ist es ein Wort, das jeder Deut­sche kennt oder wenigs­tens auf Anhieb ver­ste­hen dürf­te. Und den­noch wird es anschei­nend nicht so ernst genom­men, wie ich es ger­ne hät­te. Ist es tat­säch­lich ein­fach humor­voll bzw. wird heu­te so aufgenommen? 

Wenn wir mal Klaus Kin­ski neh­men, der das Wort in sei­ner Bio­gra­phie Ich brau­che Lie­be gleich (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 10: gefinkelt

Jeder im deut­schen Sprach­raum weiß, was ein »ganz aus­ge­koch­ter Hund« ist. Ein rech­ter »Hundling« eben. Aber ein ganz »gefin­kel­ter Bur­sche«? Um so einen zu ken­nen, muss­te man bis­lang, wie’s aus­sieht, ziem­lich weit in den Süden, genau­er gesagt nach Öster­reich. Obwohl die bei­den Wör­ter von der Bedeu­tung her sich weit näher ste­hen, als man ver­mu­ten möch­te. Müh­sam nährt sich das Eich­hörn­chen – und SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache.

Schlägt man »aus­ge­kocht« im Duden nach, fin­det man Folgendes:

aus­ge­kocht (ugs. abwer­tend): raf­fi­niert, durch­trie­ben: ein ‑er Bur­sche, Gau­ner, Betrü­ger; wenn Sie es gewe­sen sind, sind Sie ein ganz ‑er Hund (Fal­la­da, Blech­napf 289).1 (mehr …)

  1. © 2000 Duden­ver­lag []

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Jeder ist ein Über­set­zer – über im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein­ge­bil­de­te Wörtlichkeit

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Jeder kann über­set­zen. Natür­lich, so wie jeder im Prin­zip alles auf die­ser Welt kann: kochen, lau­fen, klemp­nern, Leu­te hin­sicht­lich ihrer Steu­ern bera­ten. Jeder von uns kann zu einem hohen Pro­zent­satz, was jeder ande­re kann. Nur, wenn Sie drei­ßig Jah­re Moto­ren bau­en, dann sehen Ihre Moto­ren eben anders aus als der, den sich da gera­de ein blu­ti­ger Amateur­schrauber zusam­men­zurammeln ver­sucht. Das Pro­blem ist nur, außer beim Über­set­zen müss­te man das in kei­nem ande­ren Metier auf der Welt dis­ku­tie­ren. Weder beim Moto­ren­bau, noch beim Leis­tungs­sport. Und auch die Män­gel des Ama­teur­pro­dukts wären über­all rasch zu sehen.

Ich höre als Über­set­zer immer wie­der mal, dass man denn doch lie­ber mit jeman­dem arbei­ten wür­de, der »wört­lich« über­setzt und des­sen Über­set­zun­gen sich den­noch »gut lesen«. Von mir aus. Als pro­fes­sio­nel­ler Über­set­zer bin ich die­se Dis­kus­si­on herz­lich leid. Ich ver­knei­fe mir selbst die Bemer­kung, man soll­te selbst­ver­ständ­lich dort­hin gehen, wo man gelie­fert bekommt, was man als blu­ti­ger Ama­teur für das Bes­se­re hält; es führ­te doch wie­der nur zur ewig glei­chen alber­nen, weil sinn­lo­sen Dis­kus­si­on. Ner­vig ist natür­lich, wenn man ein »redi­gier­tes« Manu­skript zur Durch­sicht zurück­be­kommt, das sich mehr oder weni­ger als eben die Inter­li­ne­ar­ver­si­on ent­puppt, die man durch mehr­ma­li­ge Über­ar­bei­tung bewusst hin­ter sich gelas­sen hat. Mehr oder weni­ger, weil plötz­lich auch mas­sen­wei­se Feh­ler drin­ste­hen, die man als Pro­fi nie gemacht hätte.

Es ist immer die­sel­be Illu­si­on: dass die­se offen­sicht­lich so wün­schens­wer­te »Wört­lich­keit« beim Über­set­zen die bes­se­re Lösung sei.1 Was man – hier wären eine Rei­he von Exkur­sen über Stil von­nö­ten – noch als Geschmack­sa­che abtun könn­te, läge das ers­te Gegen­ar­gu­ment nicht immer gleich auf der Hand: Die­se Art der wört­li­chen Über­set­zung geht so gut wie immer (es gibt natür­lich Über­set­zun­gen unter­schied­li­cher Schwie­rig­keitsgrade) Hand in Hand mit einer weit gerin­ge­ren Tref­fer­quo­te – sprich: einer grö­ße­ren Zahl von Über­set­zungs­feh­lern. War­um? (mehr …)

  1. Das hat viel mit der Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit zu tun, mit denen der Ama­teur in einem Wald von Wör­tern steht. Er sieht noch nicht ein­mal, dass er in sei­ner Ver­zweif­lung, sich da durch­zu­fin­den, vor lau­ter Bäu­men den Wald nicht mehr sieht. Man muss aber den Text vor­ne­weg stel­len, man muss wis­sen, was man damit machen will, was für ein Gesicht die Über­set­zung haben soll. Da hat der ein­zel­ne Satz sich dann eben unter­zu­ord­nen. []

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Scho­pen­hau­er: Chi­ne­sisch für Kaufleute

Arthur Schopenhauer’s sämmt­li­che Werke
Parer­ga und Paralipomena
Klei­ne phi­lo­so­phi­sche Schriften

Ver­ein­zel­te, jedoch sys­te­ma­tisch geord­ne­te Gedan­ken über vie­ler­lei Gegenstände


Kap. XXV.
Ueber Spra­che und Worte

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§ 311 von Scho­pen­hau­ers Betrach­tun­gen über Spra­che und Wor­te befasst sich mit den Vor- und Nach­tei­len der chi­ne­si­schen Wort­schrift als direk­te »Zei­chen­spra­che« im Gegen­satz zu unse­rer Buch­sta­ben­schrift als blo­ße »Zei­chen des Zei­chens«. Inter­es­san­ter­wei­se hät­te die chi­ne­si­sche Schrift sei­ner Ansicht nach Vor­tei­le für den inter­na­tio­na­len Han­del: man brau­che die Spra­che näm­lich nicht zu beherr­schen, die Kennt­nis der Schrift­zei­chen genü­ge. Nur als Hin­weis auf all die jun­gen Leu­te, die jetzt anfan­gen, Wirt­schaft und Sino­lo­gie zu studieren…

§. 311.

Wir ver­ach­ten die Wort­schrift der Chi­ne­sen. Aber, da die Auf­ga­be aller Schrift ist, in der Ver­nunft des Andern, durch sicht­ba­re Zei­chen, Begrif­fe zu erwe­cken; so ist es offen­bar ein gro­ßer Umweg, dem Auge zunächst nur ein Zei­chen des hör­ba­ren Zei­chens der­sel­ben vor­zu­le­gen und aller­erst die­ses zum Trä­ger des Begrif­fes selbst zu machen: wodurch unse­re Buch­sta­ben­schrift nur ein Zei­chen des Zei­chens ist. Es frägt sich dem­nach, wel­chen Vor­zug denn das hör­ba­re Zei­chen vor dem sicht­ba­ren habe, um uns zu ver­mö­gen, den gera­den Weg vom Auge zur Ver­nunft lie­gen zu las­sen und einen so gro­ßen Umweg ein­zu­schla­gen, wie der ist, das sicht­ba­re Zei­chen erst durch Ver­mitt­lung des hör­ba­ren zum frem­den Geis­te reden zu las­sen; wäh­rend es offen­bar ein­fa­cher wäre, nach Wei­se der Chi­ne­sen, das sicht­ba­re Zei­chen unmit­tel­bar zum Trä­ger des Begrif­fes zu machen und nicht zum blo­ßen Zei­chen des Lau­tes; um so mehr, als der Sinn des Gesichts für noch meh­re­re und fei­ne­re Modi­fi­ka­tio­nen emp­fäng­lich ist, als der des Gehörs, und auch ein Neben­ein­an­der der Ein­drü­cke gestat­tet, des­sen hin­ge­gen die Affek­tio­nen1 des Gehörs, als aus­schließ­lich in der Zeit gege­ben, nicht fähig sind. —


1) Wir grei­fen, von Natur zuerst zum hör­ba­ren Zei­chen, und zwar zunächst um uns­re Affek­te, danach aber auch, um uns­re Gedan­ken aus­zu­drü­cken: hie­durch nun gelan­gen wir zu einer Spra­che für das Ohr, (mehr …)

  1. Affek­ti­on (lat.), das pas­si­ve Ver­hal­ten einer Sache oder Per­son von außen kom­men­der Ein­wir­kung gegen­über; … . Mey­ers Gro­ßes Kon­ver­sa­ti­ons­le­xi­kon; Affek­ti­on: a) Dis­po­si­ti­on für etw  so wie das Durch­sich­ti­ge für die Far­be eine gemein­schaft­li­che A. [πάθος = affec­tio] des Was­sers und der Luft ist; so gibt es eine and­re gemein­schaft­li­che A. in bei­den, dem Was­ser und der Luft, für das Rie­chen­de N3,17,8u10 FlH I Aris­tot. Goe­the-Wör­ter­buch []

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Ist Rupert Mur­doch gaga, ver­kalkt, tüt­te­lig oder was?

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Wie der ety­mo­lo­gi­sche Abriss vom Mitt­woch zeig­te, kommt »gaga«, das unser­ei­nem mitt­ler­wei­le als »bekloppt«, »behäm­mert«, »bescheu­ert« etc. geläu­fig ist, aus dem Fran­zö­si­schen. Es bezeich­ne­te dort, wie auch zunächst im Eng­li­schen, eine alte Per­son, die geis­tig nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Und Rupert Mur­doch, der mich letz­te Woche auf Walt Whit­man brach­te, nein, umge­kehrt wird ein Schuh draus… egal, Rupert Mur­doch lie­fer­te bei sei­ner Anhö­rung vor dem bri­ti­schen Unter­haus eine Vor­stel­lung, bei der sich der bri­ti­schen Nati­on die Fra­ge auf­dräng­te, ob der Mann geis­tig noch rege genug ist für so eine Tor­tur. Und ich wie­der­um dach­te an »gaga«.

Rupert Mur­doch tapert sich durch eine Anhö­rung? Rupert Mur­doch ist nicht irgend­ein alter Mann. Er ist nicht nur Chef eines der größ­ten Medi­en­kon­glo­me­ra­te aller Zei­ten, er wür­de einem auch, ohne mit der Wim­per zu zucken, den Kopf abbei­ßen,  piss­te man ihm ans Bein.  (Und dann vor­ge­ben, von alle­dem nichts zu wis­sen; dafür hat man ja sei­ne Scher­gen.) Anders wird man nicht, was er ist. Und anders bleibt man nicht, was er ist. Gun­ther Sachs mag sich die Kugel gege­ben haben aus Angst davor, sich irgend­wann nicht mehr aus­drü­cken zu kön­nen, wie es jeman­dem mit sei­nem Bil­dungs­stand ent­spricht. Aber auch er war so offen­sicht­lich kein ver­kalk­ter Dat­ter­greis. Man mag 80-Jäh­ri­ge so wahr­neh­men, weil sie nicht mehr so aus­se­hen, wie man laut ad nau­seam wie­der­hol­ter Wer­be­spots voll 17-jäh­ri­ger Models aus­zu­se­hen hat, aber geis­tig ste­hen Men­schen, wenn sie nicht bereits viel frü­her nach­zu­las­sen begon­nen haben, den Jun­gen doch in nichts nach. Wenn da einer »gaga« ist, dann hat das schon weit frü­her eingesetzt. 

Mir kam der Gedan­ke, wie man »gaga« im Sin­ne von »kind­lich-senil« eigent­lich ins Deut­sche über­set­zen könn­te. (mehr …)

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