“Wald­ba­den”…

MfG GP

– nein, nein, kei­ne Sor­ge, das ist mit­nich­ten ein Titel aus dem Nach­lass von H. D. Thoreau. 

Ein Wald­spa­zier­gang hat sei­ne wohl­tu­en­de Wir­kung; ich bin schon seit Zei­ten zu kei­nem mehr gekom­men, aber ich mei­ne mich zu erin­nern… Das­sel­be gilt wohl auch für Rad­fah­ren im Wald, Lau­fen im Wald, Krie­chen, Krab­beln, Brand­stif­ten… Nein, im Ernst, wenn man’s recht bedenkt, war dafür nie unbe­dingt ein spe­zi­el­ler Name nötig gewe­sen. Man geht spa­zie­ren, macht, was immer man zur Ent­span­nung so macht, nur eben mal zufäl­lig im Wald. Das wird sich jetzt bald ändern. Weil man jetzt bald zum »Wald­ba­den« gehen wird. Kei­ne Ban­ge, es kommt jetzt kein New Age-Vor­trag; mich inter­es­siert nur der Neo­lo­gis­mus, die Neu­prä­gung, das Wort an sich. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Die Puris­ten, die Bewah­rer eines rei­nen Eng­lisch, tun ihr Mög­lichs­tes, die nie­de­ren Wör­ter, die der Slang her­vor­bringt, von der Spra­che der Lite­ra­tur und der fei­nen Gesell­schaft fern­zu­hal­ten. Mit lobens­wer­ter Stren­ge tre­ten sie die lin­gu­is­ti­schen Paria zurück, wann immer sie, aus ihrer hei­mi­schen Gos­se kom­mend, auf dem respek­ta­blen Geh­steig Fuß zu fas­sen sich bemü­hen. Der eine oder ande­re die­ser gemei­nen Ein­dring­lin­ge erweist sich jedoch als stark genug, sich zu behaup­ten, wäh­rend man es tech­ni­schen Begrif­fen aus Han­del und Hand­werk und den erfun­de­nen Wör­tern modi­scher Plau­de­rei, eine gewis­se Tole­ranz übend, von Hau­se aus nicht so schwer macht. So haben don­key, conundrum und fun, heu­te frag­los alle­samt ehr­ba­re eng­li­sche Wör­ter, als Slang das Licht der Welt erblickt; obwohl kein Ety­mo­lo­ge bis­lang zwei­fels­frei hat bele­gen kön­nen, wie sie ent­stan­den sind. Kei­nen Zwei­fel dage­gen gibt es bei drag, der heu­te all­ge­mein übli­chen Bezeich­nung für einen gut aus­ge­stat­te­ten pri­va­ten Vier­spän­ner; es han­delt sich aber um einen Aus­druck des Cant, der, als sol­cher jeder­mann ver­ständ­lich, eine Kar­re oder Kut­sche bezeich­net; und drags­men waren eine Art von Die­ben, die Kut­schen hin­ter­her­lie­fen, um das Gepäck hin­ten­auf los­zu­schnei­den. Von den Schuf­ten, die das Steh­len von Kin­dern zum Gewer­be gemacht haben, hat die gute Gesell­schaft das Wort dafür, näm­lich to kid­nap – i.e. to nab kids – ent­lehnt; was das Ver­bum to knab oder nab für weg­neh­men anbe­langt, (mehr …)

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»We know time« – Bewus­stein in der Zeit vs. Zeit im Bewusstein

Ein Freund frag­te die­ser Tage mal an, was ich denn mei­ne, ob der Satz »We know time.«, der mehr­mals in Kerou­acs On the Road vor­kommt, mit »Wir ken­nen die Zeit.« rich­tig über­setzt sei. Ob es viel­leicht nicht bes­ser all­ge­mei­ner gefasst »Wir wis­sen Bescheid.« hei­ßen sollte.
Die Fra­ge will mich nicht mehr so recht los­las­sen. Aber ich habe Kerouac Anfang der 70er-Jah­re gele­sen, und obwohl es ein Traum wäre, sich die­se Sachen noch mal vor dem Hin­ter­grund all des­sen vor­zu­neh­men, was man in drei Jahr­zehn­ten dazu  gelernt zu haben meint, ich habe die Zeit dazu nicht und eine Men­ge ande­rer, dring­li­che­rer Probs obendrein.
Trotzdem.
Zunächst erin­nert »we know time« in der Tat an »to know the time« – mit Arti­kel –, und das heißt natür­lich »Bescheid wis­sen«, »wis­sen, wo’s lang geht«, »wis­sen, wie der Hase läuft« – am Bes­ten trifft es das moder­ne­re »wis­sen, was geba­cken wird«; »know the time« hat sich min­des­tens bis in den Hip­hop der 90er Jah­re gehal­ten; ich erin­ne­re mich an eine Zei­le von Chuck D. / Public Ene­my. Es wur­de ab den 80er-Jah­ren zuneh­mend durch »to know what time it is« ersetzt, das unter Schwar­zen jah­re­lang ganz furcht­bar in Mode war; (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (1)

Slang ist auch hier­zu­lan­de ein belieb­ter Begriff; das Wort klingt exo­tisch genug, um in jeder­manns Mun­de zu sein, auch wenn sei­ne Grif­fig­keit eher nur eine schein­ba­re ist. Eine deutsch­spra­chi­ge Lite­ra­tur zum Slang ist prak­tisch nicht­exis­tent. Im angel­säch­si­schen Bereich befasst man sich umso mehr mit dem The­ma, und das schon seit Jahr­hun­der­ten. Nun sind aber wis­sen­schaft­li­che Arti­kel in einer Fremd­spra­che nicht jeder­manns Sache, und so möch­te ich hier eini­ge grund­le­gen­de Auf­sät­ze zum The­ma „Slang“ in deut­scher Über­set­zung bereit­stel­len. Den Anfang mache ich mit E. B. Tylers „The Phi­lo­lo­gy of Slang“, einer ganz vor­züg­li­chen Abhand­lung, die im April 1874 in Macmillan’s Maga­zi­ne erschien. Nach­ge­druckt wur­de sie noch knapp drei­ßig Jah­re spä­ter in Syl­va Cla­pins New Dic­tion­a­ry of Ame­ri­ca­nisms, was auf die Qua­li­tät von Tylors  Aus­füh­run­gen deu­ten mag. Der Arti­kel ist etwas län­ger, des­halb habe ich ihn in mund­ge­rech­te Por­tio­nen auf­ge­teilt. Fra­gen & Kom­men­ta­re sind will­kom­men. (mehr …)

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Gen­an­te Liebhaber?

Nicht sel­ten beim Über­set­zen stöhnt man auf ob des ver­meint­li­chen Unge­nü­gens unse­rer deut­schen Mut­ter­spra­che ange­sichts frem­der Sprach­fül­le. Und natür­lich ist das unge­recht. Wir haben alle Wör­ter, die wir brau­chen. Erst wenn uns aus ande­ren Kul­tu­ren neue Kon­zep­te ange­tra­gen wer­den, ver­sagt unse­re Spra­che. Muss sie ver­sa­gen. Wenn das Benann­te für uns etwas Neu­es ist. Aus dem einen oder ande­ren Grund kennt unse­re Kul­tur das Phä­no­men eben nicht. Ande­rer­seits kom­men uns ande­re bei der Prä­gung eines grif­fi­gen Namens für etwas aber auch nicht sel­ten ganz ein­fach zuvor.

So auch beim Phä­no­men des bodi­ce-rip­per. Unmög­lich, so habe ich mir gedacht, dass es dafür kei­ne deut­sche Ent­spre­chung geben soll­te. Und begann im 19. Jahr­hun­dert zu suchen. Ich beging damit frei­lich den Kar­di­nal­feh­ler, nicht erst ein­mal nach­zu­se­hen, wor­um genau es sich dabei eigent­lich han­delt und wann denn das Eng­li­sche auf die­sen Begriff gekom­men ist. Ich mei­ne ihn seit einer Ewig­keit zu ken­nen. Als ich end­lich nach­schlug, war ich eini­ger­ma­ßen erstaunt: Das Oxford Eng­lish Dic­tion­a­ry nennt einen Erst­be­leg für das Jahr 1980: (mehr …)

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»May have been« möglicherweise…

emb.23… die inter­es­san­tes­te Wen­dung, die man so goo­geln kann.

Ich arbei­te im Augen­blick mit dem Sohn eines alten Freun­des aufs nahen­de Eng­lisch­ab­itur hin. Anders als bei der Arbeit an mei­nem Wör­ter­buch­pro­jekt Bri­tish Slang gibt mir das die Gele­gen­heit, im Web nach Bei­spie­len für bestimm­te Gram­ma­tik­pro­ble­me zu suchen. Und so habe ich denn, um die Wen­dung »may have been« ein­zu­üben, sel­bi­ge mal in Goog­le ein­ge­ge­ben. Bei 200.000.000 Fund­stel­len hat die Such­ma­schi­ne zu zäh­len auf­ge­hört. Na, ich den­ke mal, damit lässt es sich leben, zumal schon der ers­te 100er-Pack womög­lich die inter­es­san­tes­te Kol­lek­ti­on von Fund­stel­len dar­stellt, die mir je unter­ge­kom­men ist. Und die zeit­auf­wen­digs­te, weil man sich über den gesuch­ten Satz hin­aus rasch mal fest­le­sen kann. (mehr …)

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Paria der Linguistik

em_031aSlang ist womög­lich die ein­zi­ge lin­gu­is­ti­sche Kate­go­rie, die ger­ne mal etwas blu­mi­ger defi­niert, ja, die oft lie­ber beschrie­ben wird als defi­niert. Ver­mut­lich ist das eine Fol­ge des Umstands, dass man von Anfang an Schwie­rig­kei­ten hat­te, die­se Erschei­nung in die bestehen­den Para­dig­men ein­zu­ord­nen. Bei einem Begriff wie »Dia­lekt« ist das kein Pro­blem. Im Fal­le von Slang jedoch mein­te zwar jeder zu wis­sen, was das ist, aber wenn es dann an eine sinn­vol­le Abgren­zung ging… Hier möch­te ich eine schon etwas betag­te Defi­ni­ti­on zitie­ren, bei der er einem gera­de­zu leid tun könn­te, der lie­be Slang.

»›Die Defi­ni­tio­nen von Wör­tern‹, sagt Han­nah More, ›sind von ihrer Ety­mo­lo­gie oft nicht zu tren­nen‹, und aus die­sem Grund hat Slang sozu­sa­gen eine Leh­re zu absol­vie­ren, bevor er, wenn über­haupt, zu den (mehr …)

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Zum Geleit: Thu Ver­zicht auf die­sen Band

emb.20Vor ein paar Tagen sprach ich hier noch von den Bedeu­tungs­än­de­run­gen, die einem Wort so wider­fah­ren kön­nen. Jetzt, wo ich mir die Mühe mache, das – der ollen Frak­tur wegen – nur unter ziem­li­chen Anstren­gun­gen zu lesen­de Vor­wort zu Fah­ren­krü­gers Bai­ley fürs für­de­re Stu­di­um abzu­tip­pen, fin­de ich gleich ein net­tes Bei­spiel dafür. Fah­ren­krü­ger erklärt im Vor­wort den Gebrauch sei­nes Dic­tion­n­aires:

Eini­ge Kennt­nis­se muß frei­lich der Sucher mit­brin­gen, wenn er beim Auf­schla­gen das rech­te deut­sche Wort, das gera­de zur Stel­le passt, her­aus­fin­den will. Mir liegt eben ein Schau­spiel von Beau­mont und Flet­cher zur Hand, und mein Auge trifft fol­gen­de Stel­le, die ich hier zum über­flüs­si­gen Bei­spiel aus­he­be. (mehr …)

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Wort­spie­le & ande­re Gräuel

emb.21Es ist ganz natür­lich, die eige­ne Ära als eine allen ande­ren Zei­ten weit über­le­ge­ne zu sehen. Auf der ande­ren Sei­te ergibt sich dar­aus natür­lich auch immer das Pro­blem, dass man alles, was frü­her war, gern unter­schätzt. Ich bin so ein Naiv­ling, inso­fern es um Spra­che geht. Jeden­falls muss ich das anneh­men, weil ich immer wie­der stau­ne, wenn ich sprach­li­che Phä­no­me­ne, die ach so neu schei­nen, in einer ande­ren Zeit, in einem ande­ren Jahr­hun­dert ent­de­cke. Neh­men wir etwa das seit Jahr­zehn­ten ins Kraut schie­ßen­de Phä­no­men des „Schach­tel­worts“. Natür­lich kennt man Lewis Car­rolls Bil­dun­gen; und die sind nun über 100 Jah­re alt. Und den­noch muss­te ich wie­der ein­mal stau­nen, in dem im letz­ten Pos­ting erwähn­ten Jah­res­band von Belford’s Month­ly fol­gen­des zu entdecken:

“Bul-gar-i-an at-ro-ci-ties” (Bul­ga­ri­sche Gräu­el­ta­ten) hat um ein Haar das Zeug zu einer Zei­le im heroi­schen Vers­maß, (mehr …)

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Nur wo Duden draufsteht…

emb.19Ges­tern habe ich mir mit eini­ger Ver­spä­tung end­lich den neu­en „Sze­ne­du­den“ geleis­tet, das vom Trend­bü­ro her­aus­ge­ge­be­ne Wör­ter­buch der Sze­nespra­chen. Ich bin ein gro­ßer Fan, letzt­lich schon seit dem Trend­wör­ter­buch von Horx, das die­se eben­so nütz­li­che wie inter­es­san­te „Rei­he“ sei­ner­zeit ein­ge­lei­tet hat. Noch nicht mal einer wie ich, der selbst stän­dig in eige­ner Sache die Sprach­front rauf und run­ter hetzt, kann all die Neu­schöp­fun­gen in sei­ner Daten­bank haben, die die völ­lig unüber­sicht­li­che Sze­nen­land­schaft heu­te so prägen.

Gera­de weil ich auch die­ses neue Büchl wie­der mag, fällt mir auf, was mir schon bei Horx unan­ge­nehm auf­ge­fal­len ist, und das sind die gro­ben Schnit­zer in Sachen Ety­mo­lo­gie. Es ist ja nun – lei­der – über wei­te Stre­cken alles Eng­lisch, was in sol­chen Samm­lun­gen drin steht, und so bie­ten sich Erklä­rungs­ver­su­che, was die Her­kunft eines Wor­tes angeht, natür­lich an. (mehr …)

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Litt­le friggling things…

Nach wie vor mit dem Auf­bau einer eng­li­schen Dia­lekt­da­ten­bank beschäf­tigt, habe ich gera­de eine net­te Samm­lung aus dem Jah­re 1896 in Arbeit: G. F. Nort­halls War­wickshire: A Word-Book. Und wie immer wür­de man sich lie­ber in dem Band fest­le­sen, anstatt zu über­le­gen, wie man sei­nen Inhalt am Bes­ten en mas­se in die Daten­bank bringt. Schmö­kern geht also nicht, aber eine Hand­voll Ein­trä­ge sind mir denn doch wäh­rend der Bear­bei­tung auf­ge­fal­len, und die möch­te ich Ihnen nicht vorenthalten.

abo­ve-a-bit, adv. Extre­me­ly, to an exces­si­ve degree. ‘He raved and stor­med, abo­ve-a-bit!’ Glouc, Oxf., Shrop., Staff., W. and SE. Worc. (mehr …)

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Wenn der Spatz in der Hand…

zum Jab­ber­wock wird.

T001Neu­lich kam wie­der mal die pein­li­che Fra­ge, wie weit ich denn mit mei­nem nächs­ten Wör­ter­buch – Bri­tish Slang – sei… Nun, ich hof­fe, ich habe mit bis­lang 600 Sei­ten etwa die Hälf­te des geplan­ten Volu­mens. Aber du machst doch schon gut sie­ben Jah­re dran rum?! Im Prin­zip sind es Jahr­zehn­te, aber kon­kret, doch, das kommt in etwa hin. Wie­so das nicht schnel­ler geht? Tja, weil es eine Schin­de­rei ist, wenn man mehr machen will als eine pop­li­ge klei­ne Samm­lung, die von Lan­gen­scheidt & Co. abge­feilt ist; wie schon mit Ame­ri­can Slang und Hip­hop Slang möch­te ich Neu­es zum The­ma brin­gen. Und das ist eben gar nicht so leicht.

Ein gutes, weil selbst für mich unver­mu­te­tes Bei­spiel für die Schin­de­rei, die hin­ter sol­chen Wör­ter­bü­chern steckt, ist das schlich­te Wört­chen „bird“. Fünf geschla­ge­ne Tage hat es mich allein gekos­tet, mei­ne Daten­bank zu die­sem unschein­ba­ren Wört­chen auf die Rei­he zu brin­gen. Und obwohl ich eini­ges an Nuan­cen zusam­men­fas­sen konn­te, habe ich es auf sage und schrei­be knapp 70 Slang­be­deu­tun­gen gebracht: (mehr …)

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Good man ma da!

An Hand der Wör­ter in die­sem Band wäre es ein Leich­tes, eine Kar­te zu skiz­zie­ren, auf der klar jene Gegen­den zu sehen sind, in denen das nor­di­sche Ele­ment beson­ders stark ist. Es ist außer­dem höchst bemer­kens­wert, dass in gewis­sen Gegen­den sich vie­le fran­zö­si­sche Wör­ter erhal­ten haben, die in der heu­ti­gen Schrift­spra­che obso­let sind. Ich habe gegen­wär­tig nicht die nöti­ge Muße, die Grün­de dafür her­aus­zu­ar­bei­ten und zu erklä­ren, wes­halb die Dia­lek­te gewis­ser Gegen­den Irlands im wesent­li­chen schot­ti­sche sind, wäh­rend sie in ande­ren Gegen­den denen im Wes­ten Eng­lands ent­spre­chen. Außer­dem kann es kein blo­ßer Zufall sein, dass der Dia­lekt von South Pem­bro­keshire eine erkleck­li­che Anzahl Wör­ter flä­mi­schen Ursprungs aufweist.“ 

Bei der Lek­tü­re die­ser Pas­sa­ge aus Joseph Wrights Vor­wort zu sei­nem monu­men­ta­len Eng­lish Dialect Dic­tion­a­ry fiel mir die inter­es­san­te Anfra­ge einer Kol­le­gin vom Früh­jahr ein, was denn „good man ma da“ hei­ßen könn­te. Und obwohl der Aus­spruch aus dem Titel eines iri­schen Autors stamm­te, über dem sie gera­de saß, hat mir die Fra­ge ein Schot­te beantwortet. 

Inter­es­sant. (mehr …)

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Über­set­zun­gen, die mir gestoh­len blei­ben kön­nen (1)

Am Wochen­en­de gab’s in der SZ vom 31.10. ein an sich ganz net­tes Inter­view mit Richard Gere, der es – vor die Wahl gestellt – vor­zog, über Hun­de zu plau­dern anstatt über Frau­en. Gleich irgend­wo am Anfang lese ich: „Ich habe eine gan­ze Rei­he von Ritua­len jeden Mor­gen, aber kei­nes davon invol­viert Tiere.“

Aus All­tags­mund gehört zu haben mei­ne ich „invol­vie­ren“ zum ers­ten Mal von Hel­la von Sin­nen in Alles nichts oder?, vor über 20 Jah­ren also, oder? Es fiel mir auf, natür­lich, weil ich sofort ans eng­li­sche „invol­ve“ den­ken muss­te und das eben auch die Zeit war, in der plötz­lich alles Sinn zu „machen“ statt zu „haben” und jeder Fuß­bal­ler Din­ge zu „rea­li­sie­ren“ begann, die ihm zuvor gera­de mal „klar gewor­den“ sein dürften.

Das Wort gehört damit in die Rei­he der Wör­ter & Wen­dun­gen, die mit dem Über­hand­neh­men ama­teur­haf­ter Über­set­zun­gen aus dem Eng­li­schen zu gras­sie­ren began­nen. Ist es Zufall, dass die­ses Phä­no­men irgend­wie mit Auf­kom­men und Erstar­ken des Pri­vat­fern­se­hens zusam­men­zu­fal­len scheint? Ich mei­ne, wo lernt der deut­sche Mensch denn sein Deutsch? Bei Goe­the & Schil­ler? Mit­nich­ten. Nicht mal bei Grass oder Lenz. Will sagen, eben nicht in der Schu­le, son­dern aus Film, Funk & Fern­se­hen. Und irgend­wie sorg­te das Pri­vat­fern­se­hen für einen Bedarf an Syn­chron­über­set­zun­gen, der von den gestan­de­nen Leu­ten im Fach allei­ne wohl nicht mehr zu bewäl­ti­gen gewe­sen sein dürf­te. Seit­her hört man in Fil­men die­sen halb eng­li­schen, halb deut­schen Dünn­pfiff, den nun schon gan­ze Gene­ra­tio­nen für so schick hal­ten, dass sie ihn nach­ge­ra­de zwang­haft Feh­ler für Feh­ler nach­plap­pern zu müs­sen mei­nen. (mehr …)

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Dia­lek­te stär­ker denn je

Die fort­schrei­ten­de Bil­dung muss in Eng­land frü­her oder spä­ter so etwas wie den cha­rak­te­ris­ti­schen Pro­vinz­dia­lekt nie­der­tram­peln und aus­mer­zen; aber ist es erst ein­mal so weit gekom­men, wird unse­rer Spra­che viel effek­tiv Wert­vol­les ver­lo­ren­ge­gan­gen sein, unter­nimmt man nicht auf der Stel­le Anstren­gun­gen, Wör­ter zu sam­meln und auf­zu­zeich­nen, die zusam­men mit den Ideen, die sie über­haupt erst not­wen­dig mach­ten, in Win­des­ei­le außer Gebrauch kommen. 

So lese ich – durch­aus erstaunt – im Vor­wort zu mei­ner der­zei­ti­gen Lek­tü­re, dem Dic­tion­a­ry of the Sus­sex Dialect von W. D. Parish aus dem Jah­re 1875. Ich bin kein Fach­mann für Dia­lekt­for­schung, weder der deut­schen noch der eng­li­schen, könn­te also nicht sagen, inwie­weit sol­che Befürch­tun­gen typisch sind, kann mich aber nicht erin­nern, je ähn­li­ches gele­sen zu haben. Und ich selbst habe Dia­lekt immer für unver­wüst­lich gehal­ten. Mag sein, dass die Leu­te sich heu­te leich­ter tun, zwi­schen einer Art Hoch­spra­che und ihrem Dia­lekt hin und her zu schal­ten, aber egal in wel­cher Gegend man sich gera­de fin­det, man hört dort Dia­lekt. Und das gilt für Eng­land nicht weni­ger als bei uns. Und dann ist mir, als hät­te ich seit Jahr­zehn­ten das Wort »Dia­lekt-Renais­sance« in den Ohren. Ich bin sicher, wenn ich hier in die Rega­le sehe… Wusst ich’s doch! »Erlebt die Mund­art einen Auf­schwung?« heißt es auf dem Cover von Gabrie­le Rei­nert-Schnei­ders Dis­ser­ta­ti­on Gibt es eine Dia­lekt-Renais­sance? Über­le­gun­gen und Ana­ly­sen zum Köl­ner Raum. Ich bin sicher, ich fin­de noch mehr Ein­schlä­gi­ges, habe aber im Augen­blick kei­ne Lust zum Suchen. Ich will ja nur sagen, ich habe seit jeher eher die Fra­ge im Ohr, ob Dia­lekt nicht im Kom­men sei, nie habe von Befürch­tun­gen gehört, er könn­te ver­schwin­den. (mehr …)

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Selig sind die Albernen

MfG www.steelrex.de

Immer wie­der stößt man als Über­set­zer wäh­rend der Arbeit auf etwas, mit dem man sich dann län­ger befasst, als eigent­lich nötig wäre. Meist geht es dabei noch nicht ein­mal um das eigent­lich zu lösen­de Pro­blem, wegen dem man die Recher­che begann. 

Ein Bei­spiel dafür ist die kürz­lich völ­lig aus dem Augen­win­kel gemach­te Ent­de­ckung, dass das heu­ti­ge eng­li­sche Wort »sil­ly« sich die Wur­zeln mit dem deut­schen »selig« teilt. 

So heißt es im OED »… OS. sâlig, MDu. sâlech (Du. zalig), OHG. sâlig (MHG. sælic, mod.G. selig) … In ordi­na­ry mod. Eng­lish the word is repre­sen­ted by sil­ly, a form which aro­se in the 15th c. from a shor­tening of the vowel, the pro­nun­cia­ti­on of which had chan­ged from (e;) to some­thing approa­ching (i;)« (mehr …)

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“Rude Words” – tun weh…

Anfang die­ses Jah­res hat­te ein bri­ti­scher Leh­rer eine – mei­ner Ansicht nach – gar nicht so schlech­te Idee: Um gemein­sam mit den Schü­lern sei­ner Grund­schul­klas­se dem all­ge­gen­wär­ti­gen Bul­ly­ing ana­ly­tisch auf die mie­sen Schli­che zu kom­men, bat er sie, die unan­stän­di­gen Wör­ter auf­zu­lis­ten, die sie so kann­ten, und nach dem Grad ihrer Anstö­ßig­keit zu sortieren.

Natür­lich fiel dabei das F‑Word in allen Varia­tio­nen, eine Men­ge Wort­schatz aus dem sexu­el­len Bereich und aller­hand Beschimp­fun­gen, auch ras­sis­ti­scher Art. (mehr …)

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Hoch­not­pein­li­ches in Guantánamo

Im Zusam­men­hang mit der Auf­ar­bei­tung der ame­ri­ka­ni­schen Ver­hör­prak­ti­ken in Guan­tá­na­mo fällt immer wie­der der Begriff »enhan­ced inter­ro­ga­ti­on«. Dass es sich dabei um ein Hüll­wort han­delt, sieht man schon dar­an, dass es tat­säch­lich Leu­te gibt, die ernst­haft dis­ku­tie­ren wol­len, ob die­se »enhan­ced inter­ro­ga­ti­ons« den Tat­be­stand der Fol­ter erfül­len oder nicht. Ich den­ke, der Umstand, dass ame­ri­ka­ni­sche Insi­der Flug­zeu­ge, mit denen man Infor­ma­ti­ons­trä­ger zur Ver­neh­mung an »geeig­ne­te« Ört­lich­kei­ten trans­por­tier­te, als »tor­tu­re taxis« bezeich­ne­ten, ist beredt genug. (mehr …)

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