Firefox 57 & Add-Ons
Firefox 57 flutscht wie keine Version je zuvor. Aber da er vom Code her völlig umgekrempelt wurde, stellt man nach der ersten Freude übers neue Tempo fest, dass all die…
Firefox 57 flutscht wie keine Version je zuvor. Aber da er vom Code her völlig umgekrempelt wurde, stellt man nach der ersten Freude übers neue Tempo fest, dass all die…
Ich bin ja noch einer in Schwarzweiß, was das Computern angeht, MSDOS hieß das damals (wie ein Medikament) und bernsteinfarbene Schrift auf schwarzem Hintergrund war das Höchste an »augenschonender« Innovation, wenn man für so was ordentlich zu löhnen bereit war. Dann kam Windows, und egal was Leute, die tatsächlich etwas von Computern verstehen,1 (mehr …)
Im Zuge meiner Wörterbucharbeit bin ich neulich auf eine Informationsquelle gestoßen, die mir einen genaueren Blick wert scheint: die Anhörungsprotokolle des einen oder anderen Ausschusses in Washington, der amerikanischen Bundesregierung mit anderen Worten. Wir kennen diese hearings ja vor allem aus Spielfilmen; die des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe in der McCarthy-Zeit seien genannt. Die Arbeit dieser Ausschüsse ist selten so spektakulär, in der Regel dürfte sie uns als Europäer noch nicht einmal groß tangieren. Aber hin und wieder geht es auch um etwas, was den Rest der Welt sehr wohl interessiert. Und was immer bei diesen Anhörungen zur Sprache kommt, es wird protokolliert. Und diese Protokolle sind von jedermann einzusehen. Und zu Zeiten des Interwebs ist dieses “jedermann” wörtlicher zu nehmen denn je. Ich möchte hier nur drei Beispiele anführen.
Eine Anhörung, von der wir seinerzeit alle erfahren haben, fand im Februar 1994 statt und ist unter dem Aktenzeichen Serial No. J‑I03-4S einzusehen. Thema und damit Titel der Publikation: Shaping Our Responses to Violent and Demeaning Imagery in Popular Music. (mehr …)
Ein Freund fragte dieser Tage mal an, was ich denn meine, ob der Satz »We know time.«, der mehrmals in Kerouacs On the Road vorkommt, mit »Wir kennen die Zeit.« richtig übersetzt sei. Ob es vielleicht nicht besser allgemeiner gefasst »Wir wissen Bescheid.« heißen sollte.
Die Frage will mich nicht mehr so recht loslassen. Aber ich habe Kerouac Anfang der 70er-Jahre gelesen, und obwohl es ein Traum wäre, sich diese Sachen noch mal vor dem Hintergrund all dessen vorzunehmen, was man in drei Jahrzehnten dazu gelernt zu haben meint, ich habe die Zeit dazu nicht und eine Menge anderer, dringlicherer Probs obendrein.
Trotzdem.
Zunächst erinnert »we know time« in der Tat an »to know the time« – mit Artikel –, und das heißt natürlich »Bescheid wissen«, »wissen, wo’s lang geht«, »wissen, wie der Hase läuft« – am Besten trifft es das modernere »wissen, was gebacken wird«; »know the time« hat sich mindestens bis in den Hiphop der 90er Jahre gehalten; ich erinnere mich an eine Zeile von Chuck D. / Public Enemy. Es wurde ab den 80er-Jahren zunehmend durch »to know what time it is« ersetzt, das unter Schwarzen jahrelang ganz furchtbar in Mode war; (mehr …)
»Back einen Kuchen lieber Freund, durch den die Sonne dreimal scheint, dann wirst du nicht gehenkt.« So der Legende nach die Aufforderung eines süddeutschen Landesherrn an einen Bäcker, der des einen oder anderen Frevels wegen sein Leben verwirkt hatte. Gesagt getan; ein Schlingel also, der die erste Brezn schlang. (Seid mir nicht böse, Leute, aber für mich als Bayer klingt »Brezel« schlicht schwul.) Es gibt sie nun seit dem finsteren Teil des Mittelalters. Ihr Name leitet sich interessanterweise vom lateinischen »brachium« (Arm) ab – die Mitte der Brezn erinnert an zwei gekreuzte Arme – und wurde über Umwege und zahlreiche Nebenform zu der ab dem 12. Jh. belegten »brezza«. Im 19. Jh. kam, angeblich Folge eines kleinen Malheurs, das Natronbad dazu, und die Laugenbreze war geboren. (Keine Bange, die ätzende Wirkung der Natronlauge geht durch das Backen verloren.)
Auch die Amerikaner kennen die Brezn. (mehr …)
Ich bin ein großer Fan des DeGruyter Verlags. Ich wollte, ich könnte mir mehr DeGruyter-Titel leisten, allein um diesen Verlag zu unterstützen! Und ich hätte an jedem der Titel meine Freude. Dem Dornseiff. Dem Kluge…
Wenn ich hier mal die Regale entlang gehe, sehe ich, dass List – ein Verlag der, seinen Übersetzungen nach zu urteilen, heute von Analphabeten geleitet wird – mal eine Taschenbuchreihe hatte. Neben dem List-Titel steht einer von Athenäum. Gibt’s den Verlag noch? Ein Epikur von Goldmann! (Mein alter Lateinlehrer hat mir das Büchl geschenkt!) Ein Urban-Taschenbuch usw. Ich denke mal, es ist keine allzu verwegene Behauptung, dass heute eine Menge Bücher, die zu lesen ein bisschen Hirnschmalz bedürfte, einfach nicht mehr gemacht werden. Und ich sage das als einer, der noch nicht mal mehr die Handlung von Winnetou I erzählen könnte. Will sagen als einer, der – seines lausigen Gedächtnisses wegen – wohl eine Menge Bücher umsonst gelesen hat. Suhrkamp ist auch nur noch ein Schatten seiner selbst. Alle sind sie verschwunden, DeGruyter hält die Stellung. Falls ich also mit diesem Blogartikel auch nur einen Käufer für DeGruyters Variantenwörterbuch des Deutschen werben kann… (mehr …)
Erinnert sich noch jemand an Dr. Hook? Genauer gesagt an den Countryrocker Ray Sawyer. Den krassen Typ mit Cowboyhut und Augenklappe? Oder einfacher ausgedrückt an Dr. Hook & The Medicine Show. Die freakige Gruppe mit den satirischen Texten des legendären Texters und Cartoonisten Shel Silverstein hatte einen Riesenhit mit der nicht ganz ernst zu nehmenden Überschnulze Sylvia’s Mother; mein persönlicher Favorit der Jungs war Freakin’ at the Freakers’ Ball, das sich wunderbar auf der Klampfe nachschrammeln ließ. Ach ja, und nicht zu vergessen The Cover of the Rolling Stone. Aber hier geht es mir um einen anderen großartigen Shel Silverstein-Text, und zwar der zu Marie Laveau, einem Dr. Hook-Song um die legendäre Witch Queen of New Orleans. Auch die Gruppe Redbone hat einen herrlichen Song über sie geschrieben. Wie auch immer, in Silversteins Text heißt es im Refrain immer so schön gruselig: (mehr …)
“Hello, my dear students…” Meine Jury sitzt noch über der Frage, was gewesen wäre, hätten wir solche Lehrerinnen gehabt. Tatsache ist, man hätte sie sich gewünscht. Wie sollte man — und ich meine damit tatsächlich “als Mann” — etwas vergessen, was einem Marina Orlova erklärt. Vorausgesetzt natürlich, man bekommt überhaupt etwas mit vor lauter Schauen.
Seit ein paar Jahren schon gucke ich mir im Web die etymologischen Ausführungen der nach Amerika ausgewanderten russischen Lehrerin an, und auch wenn ich selbst ein OED besitze, bei ihr macht das – Ungenauigkeiten hin oder her – einfach mehr Spaß.
“Hotforwords, must investigate…” Nehmen wir einfach mal das Wort “nickname”, das wir heute zu Nick verkürzt auch in Deutschland kennen. Was sich im OED folgendermaßen und etwas trocken liest…
eke-name
[f. eke n. + name; cf. ON. aukanafn.]
An additional name, a nickname.
Now superseded by the corrupt form nickname: a nekename (Promp. Parv.) for an ekename.
1303 Brunne Handl. Synne 1530 As moche þan he ys to blame Þat Šeueþ a man a vyle ekename. 1483 Cath. Angl. 112 An Ekname, agnomen. 1885 Clodd Myths & Dr. i. vi. 109 Nicknames (i.e. ekename or the added name).
hört sich bei Marina Orlova folgendermaßen an (Werbung einfach wegklicken [x]): (mehr …)
Ein Dutzend Beispiele der letzten Woche gefällig? (Die Reihenfolge ist beliebig. Die Spinnerei hier kostet mich Zeit genug.)
(1) Sagt Ihnen die Wendung Tennisschläger & Kanonen etwas? Genau, die TV-Serie aus den 60er-Jahren! I, Spy hießt die im Original, und die Los Angeles Times hat mich daran erinnert. In Form eines kleinen Interviews mit Bill Cosby. Es war, wie ich dort erfahre, nicht nur die erste US-TV-Serie mit einem schwarzen Helden, sie machte Cosby und Culp auch zu Freunden fürs Leben. Sehr zum Verdruss ihrer Ehefrauen… (mehr …)
Beim Ausmisten meines wuchernden Lesezeichen-Ordners bin ich auf eine interessante Webseite gestoßen, die der amerikanischen Lyrikerin Emily Dickinson (1830–1886) gewidmet ist. Auf dieser Seite gibt es unter dem Namen Emily Dickinson Lexicon ein Wörterbuch zu ihrem Werk. Es enthält über 9000 Einträge mit Wörtern und deren Varianten, die in Dickinsons Werk nur irgendwie der Erklärung bedürfen.
Warum man das braucht?
Nun, es hat bei der Lektüre, schon gar beim Übersetzen, eines alten Werks wenig Sinn, sich in einem modernen Wörterbuch kundig zu machen. Es muss schon ein zeitgenössisches sein. Wörter und Wendungen ändern im Verlauf von 100 und mehr Jahren (mehr …)
Ich habe die Absicht, hier in der nächsten Zeit den einen oder anderen klassischen Artikel zum Thema ›Slang‹ in Übersetzung zugänglich zu machen. Um zu zeigen, dass das Problem mit…
Weiß der Kuckuck, warum das in England im Jahre 2010 eine so große Nachricht abgibt: 1937 befand sich eine Schar Radler aus der Hitlerjugend auf Tour durch englische Lande. Dass…
Nicht selten beim Übersetzen stöhnt man auf ob des vermeintlichen Ungenügens unserer deutschen Muttersprache angesichts fremder Sprachfülle. Und natürlich ist das ungerecht. Wir haben alle Wörter, die wir brauchen. Erst wenn uns aus anderen Kulturen neue Konzepte angetragen werden, versagt unsere Sprache. Muss sie versagen. Wenn das Benannte für uns etwas Neues ist. Aus dem einen oder anderen Grund kennt unsere Kultur das Phänomen eben nicht. Andererseits kommen uns andere bei der Prägung eines griffigen Namens für etwas aber auch nicht selten ganz einfach zuvor.
So auch beim Phänomen des bodice-ripper. Unmöglich, so habe ich mir gedacht, dass es dafür keine deutsche Entsprechung geben sollte. Und begann im 19. Jahrhundert zu suchen. Ich beging damit freilich den Kardinalfehler, nicht erst einmal nachzusehen, worum genau es sich dabei eigentlich handelt und wann denn das Englische auf diesen Begriff gekommen ist. Ich meine ihn seit einer Ewigkeit zu kennen. Als ich endlich nachschlug, war ich einigermaßen erstaunt: Das Oxford English Dictionary nennt einen Erstbeleg für das Jahr 1980: (mehr …)
Die Briten, jedenfalls die im Web vertretenen, ereifern sich seit Wochen über einen Werbespot, in dem ihnen Hackfleischriese MacDonald’s weismachen will, ein »pound« sei in der englischen Umgangssprache ein »bob«.
Das ist natürlich Unfug, ein Pfund ist ein »quid«, das weiß jedes Kind. Und einen »bob« gibt es streng genommen nicht mehr, da damit der gute alte Schilling gemeint war. Der bestand aus zwölf »d«, i.e. alten Pennies, und 20 Schillinge ergaben ein Pfund. Mit der Einführung der Dezimalwährung wurde der Schilling aus dem Verkehr gezogen; sein Wert entsprach fünf neuen »Pence«. Auf die übertrug man »bob« insofern, als immer noch hier und da von »five bob« die Rede ist, wenn man »25p« meint, aber von einem »bob« mit der Bedeutung »Fünferl« ist nicht die Rede; es muss immer ein Vielfaches von 5 sein. In der Regel sagt man aber, etwas kostet »25p«, wobei das »p« wie »pee« gesprochen wird. Jedenfalls will sich kaum ein Engländer daran erinnern können, (mehr …)
… die interessanteste Wendung, die man so googeln kann.
Ich arbeite im Augenblick mit dem Sohn eines alten Freundes aufs nahende Englischabitur hin. Anders als bei der Arbeit an meinem Wörterbuchprojekt British Slang gibt mir das die Gelegenheit, im Web nach Beispielen für bestimmte Grammatikprobleme zu suchen. Und so habe ich denn, um die Wendung »may have been« einzuüben, selbige mal in Google eingegeben. Bei 200.000.000 Fundstellen hat die Suchmaschine zu zählen aufgehört. Na, ich denke mal, damit lässt es sich leben, zumal schon der erste 100er-Pack womöglich die interessanteste Kollektion von Fundstellen darstellt, die mir je untergekommen ist. Und die zeitaufwendigste, weil man sich über den gesuchten Satz hinaus rasch mal festlesen kann. (mehr …)
Vor ein paar Tagen sprach ich hier noch von den Bedeutungsänderungen, die einem Wort so widerfahren können. Jetzt, wo ich mir die Mühe mache, das – der ollen Fraktur wegen – nur unter ziemlichen Anstrengungen zu lesende Vorwort zu Fahrenkrügers Bailey fürs fürdere Studium abzutippen, finde ich gleich ein nettes Beispiel dafür. Fahrenkrüger erklärt im Vorwort den Gebrauch seines Dictionnaires:
Einige Kenntnisse muß freilich der Sucher mitbringen, wenn er beim Aufschlagen das rechte deutsche Wort, das gerade zur Stelle passt, herausfinden will. Mir liegt eben ein Schauspiel von Beaumont und Fletcher zur Hand, und mein Auge trifft folgende Stelle, die ich hier zum überflüssigen Beispiel aushebe. (mehr …)
So habe ich neulich die Vorrede zu Nathan Bailey’s Dictionary English-German and German-English von Johann Anton Fahrenkrüger, seines Zeichens »Vorsteher einer Unterrichts-Anstalt in Hamburg« gelesen; der hat Bailey’s Wörterbuch für die 10. Auflage von 1801 »gänzlich umgearbeitet«. Interessant ist dabei, dass er einen Gutteil des an sich gar nicht so langen Vorworts (mehr …)