Twist & shout – Kein Grund zur Erregung!

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Wenn der Eng­län­der sich zu echauf­fie­ren droht, hört er nicht sel­ten: »Don’t get your kni­ckers* in a twist!« – Was soviel heißt, wie Nun mach dir mal kei­nen Fleck ins Hemd! oder Reg dich nicht künst­lich auf! Kein Grund zur Auf­re­gung also. So recht zu ver­ste­hen ist die Wen­dung letzt­lich nur, wenn man sie auf ihre ero­ti­schen Ursprün­ge zurück­ver­folgt, denn die hier ange­spro­che­ne Auf­re­gung war zunächst rein sexu­el­ler Natur. Eben­so wie man sie nur auf Frau­en ange­wandt fand. Und selbst­ver­ständ­lich gab es damals, wir spre­chen von den 50er-Jah­ren, prak­tisch nur die guten alten Baum­woll­schlüp­fer. Da gab es noch was zu ver­schie­ben, woll­te man sich statt der Haa­re das Hös­chen rau­fen. Wie auch immer, das fügt sich doch alles zu einem anschau­li­chen Bild.

Aber so wie sich das Bild von der ero­ti­schen Erre­gung mit der Zeit auf die Auf­re­gung bis zum Ärger ver­leg­te, wand­te man es immer öfter auch auf den Mann an, und schließ­lich gelang­te das Bild auch in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Wo dar­aus natür­lich »Don’t get your pan­ties in a bunch!” wur­de. Außer­dem ent­stan­den immer neue Vari­an­ten der Wen­dung, die ihre Beliebt­heit über den Schuss Iro­nie hin­aus wohl auch einer nicht so recht defi­nier­ba­ren ero­ti­schen Anzie­hungs­kraft ver­dankt. Heu­te sind Anwen­dungs­bei­spie­le natür­lich leich­ter zu fin­den denn je. (mehr …)

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Emi­nem: Gebro­chen-Unge­bro­chen auf dem Weg…

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… zur Besserung. 

Fin­den Sie nicht auch, dass sich das Cover von Emin­ems neu­er CD eher wie die Hül­le eines Coun­try & Wes­tern-Albums aus­nimmt? Dass da einer on the road ist, und das nicht etwa in einem gepimp­ten Renom­mier­mo­bil, das nur in zwei­ter Linie der Fort­be­we­gung dient, son­dern tat­säch­lich zu Fuß und weiß der Kuckuck wohin…

Beim ers­ten Über­flie­gen der Tex­te von Reco­very set­zen die Unter­schie­de zu den rap­pen­den Kon­kul­le­gen sich fort. Mir fiel beim Hören zwei­er­lei auf, oder drei­er­lei, wenn man so will.

Eine gewis­se Gespal­ten­heit, um nicht zu sagen Schi­zo­phre­nie in der Aus­sa­ge als ers­tes, was ver­mut­lich dar­an liegt, dass Em nicht von sei­nen häss­li­chen Alter Egos las­sen will oder kann. Die ihn für die Kids von Anfang an offen­sicht­lich gar so inter­es­sant mach­ten. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (8)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (8)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Der Strom des Fran­zö­si­schen, der sich seit der Erobe­rung durch die Nor­man­nen ins Eng­li­sche ergießt, hat unse­rem Slang, dem mit­tel­al­ter­li­chen wie dem moder­nen, eini­ge eigen­ar­ti­ge Wör­ter beschert. So hören wir beim Kar­ten­spie­len und Wür­feln heu­te noch die fran­zö­si­schen Zahl­wör­ter, die unse­re Spie­ler sich vor lan­ger Zeit aus­ge­borgt haben: ace, deuce, tray, cater, cin­que, size. Quar­rel-picker war frü­her eine all­ge­mei­ne »Berufs­schel­te« für einen Gla­ser; der moder­ne Eng­län­der müss­te, um den Scherz zu ver­ste­hen, zurück­ge­hen bis in die Zeit, in der das fran­zö­si­sche car­reau für eine Glas­schei­be noch in sei­ner älte­ren Form quar­rel, in der wir es geborgt haben, im Gebrauch war. Das Wort vamp war zuerst Slang, und selbst zu Gro­ses Zeit bedeu­te­te es ganz all­ge­mein, alte Hüte, Schu­he und der­glei­chen aus­zu­bes­sern oder auf­zu­po­lie­ren; danach füg­te er hin­zu »des­glei­chen neue Füße in alte Stie­fel ste­cken«. Und zu die­ser letz­te­ren Bedeu­tung gehört der merk­wür­di­ge fran­zö­si­sche Ursprung des Wor­tes, wie in Mr. Wedgwoods Wör­ter­buch durch die Defi­ni­ti­on von Pals­gra­ve belegt: »vampey of a hose, avant pied«. So war vamp zuerst das Ober­le­der eines Schu­hes, und to vamp war Schus­ter­jar­gon dafür, neu­es Ober­le­der auf­zu­zie­hen; es wur­de im Lauf der Zeit zum aner­kann­ten Wör­ter­buch­wort dafür, alles und jedes zu reno­vie­ren. Cap­tain Gro­se hat meh­re­re fran­zö­si­sche Wör­ter über­lie­fert, die zum Slang sei­ner Zeit gehör­ten, seit­her aber außer Gebrauch gekom­men sind. Eini­ge davon sind nysey, einen Ein­falts­pin­sel, von fran­zö­si­sche niais, ein hüb­sches Wort, das (von latei­nisch nidus) ursprüng­lich einen unge­fie­der­ten Nest­ling bezeich­ne­te; dann das nicht eben unap­pe­tit­li­che Wort hogo für den Geruch von ver­dor­be­nem Fleisch – »it has a con­foun­ded hogo« (fran­zö­sisch haut gout). Ande­re Wör­ter haben sich ihren Platz bewahrt. So ist etwa in Lon­dons Hos­pi­tä­lern das Vor­schüt­zen von Krank­hei­ten noch heu­te als malin­ge­ring (fran­zös. maling­re) bekannt; und savey (fran­zös. savez) ist gegen­wär­tig sowohl als Ver­bum als auch als Sub­stan­tiv im Ein­satz: »Do you savey that?« – “He has ple­nty of savey.« (mehr …)

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So einen Hals könn­te man kriegen…

schon in aller Herr­gotts­früh bei der ers­ten Pres­se­schau im Web. Kaum dass man in eine der digi­ta­len Gazet­ten guckt, um zu sehen, was es Neu­es gibt, quillt einem das lau­si­ge Deutsch ama­teur­haf­ter Über­set­zun­gen entgegen. 

Foto: MfG GP

Ich will ja gar nicht davon anfan­gen, wie ein­fach es heu­te der Jour­na­list zu haben scheint, sich sei­ne Arti­kel­chen zusam­men­zu­schus­tern – er braucht sich offen­sicht­lich nur im Web einen Bei­trag in einer frem­den Spra­che zu suchen und zu über­set­zen. Fer­tig ist die Lau­be. Von mir aus; mir ist es egal, wie ori­gi­nell mei­ne täg­li­che Dosis Klatsch bei der ers­ten Tas­se Kaf­fee ist, wenn sie nur tat­säch­lich ins Deut­sche über­setzt wäre und nicht ein­fach hirn­los eng­li­sche Wör­ter durch deut­sche Wör­ter aus­ge­tauscht wür­den. Mög­lichst in der­sel­ben Rei­hen­fol­ge. Ver­miest einem ein­fach den gan­zen Tag so was, wenigs­tens mir als Übersetzer.

Ein paar Bei­spie­le von heu­te Mor­gen aus einer Mit­tei­lung über die Dreh­ar­bei­ten zur Action­ko­mö­die Knight and Day. Es geht um Came­ron Diaz und Tom Crui­se. (mehr …)

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„Airing him out“ – Was pas­siert denn da nun mit dem?

To air out« … »Airing out« hieß für mich lan­ge nichts wei­ter als lüf­ten wie etwa in »to air out one’s socks« oder »to air out a room«; auch die über­tra­ge­ne Bedeu­tung wie in »airing out one’s hat­red« – sei­nem Hass Luft machen – oder »airing out one’s thoughts«, sei­ne Gedan­ken aus­spre­chen, waren mir kein Problem.

Irgend­wann stieß ich auf eine wei­te­re Bedeu­tung, die sich jedoch mit etwas Recher­che auch bereits auf die 1920er-Jah­re zurück ver­fol­gen ließ: spa­zier­ge­hen – »Come on, sugar, let’s air out on the bou­le­vard.« Ver­wandt damit sind die Bedeu­tun­gen der Wen­dung mit einem Objekt, etwa einem Hund – Gas­si füh­ren – oder bewe­gen im Fal­le des Pfer­des. Eine wei­te­re Bedeu­tung, weg­ge­hen, einen Ort ver­las­sen, scheint eher sel­ten zu sein.

Eine neue­re Bedeu­tung ist die des Abser­vie­rens. Auch hier ist das An-die-Luft-set­zen hin­ter der Bedeu­tung jeman­dem den Lauf­pass geben nach­zu­voll­zie­hen. Ich konn­te die­se Bedeu­tung aller­dings dies­seits des Urban Dic­tion­a­ry noch nicht veri­fi­zie­ren, was immer pro­ble­ma­tisch ist.

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Shake­speare & Black Slang

Mei­ne Beschäf­ti­gung mit der schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Umgangs­spra­che, sei es der schwar­ze Dia­lekt an sich oder der jeweils aktu­el­le Black Slang, geht etwas wei­ter zurück, als die Leu­te, die rasch mal eine Stel­le aus einem Rap­song über­setzt haben wol­len, das für mög­lich hal­ten wer­den. Und auch etwas tie­fer. Auch wenn ich nun wirk­lich kein Fach­mann bin.

Auf eine in die­sem Zusam­men­hang recht inter­es­san­te Stel­le stieß ich bei der Arbeit an mei­ner klei­nen bri­ti­schen Dia­lekt­da­ten­bank. Fol­gen­des Zitat stammt aus Venus and Ado­nis: A Stu­dy in the War­wickshire Dialect, einem Werk aus dem Jah­re 1899, in dem App­le­ton Mor­gan, damals Prä­si­dent der Shake­speare Socie­ty of New York, sich mit dem Ein­fluss von Shake­speares ange­stamm­tem Dia­lekt auf die Spra­che sei­ner Stü­cke befasst. (Ich habe es rasch über­setzt; die etwas umständ­li­che Spra­che ist für unse­re heu­ti­gen Ohren auch so schwer genug zu ver­ste­hen.) (mehr …)

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Ame­ri­ka­nis­men – La Guer­re des Mots

Was dem deut­schen Sprach­be­wah­rer der Angli­zis­mus bzw. der eng­li­sche Bro­cken im Hals, ist sei­nem bri­ti­schen Gegen­stück der Ame­ri­ka­nis­mus.

Anfang die­ses Jah­res haben die Bri­ten sich über die hoch­herr­li­che, um nicht zu sagen impe­ria­lis­ti­sche Art echauf­fiert, mit der Hack­fleisch­mul­ti McDonald’s in einem Wer­be­spot ihr gelieb­tes “quid” zum “bob” degra­diert hat­te. Der Spot wur­de durch einen neu­en ersetzt; das Pro­blem schien gelöst.

Aber womög­lich sind durch die Auf­re­gung die Gemü­ter jetzt sen­si­bi­li­siert. Jeden­falls brach­te die Dai­ly Mail in den letz­ten Tagen gleich zwei Arti­kel zum The­ma sprach­li­cher Impe­ria­lis­mus der ame­ri­ka­ni­schen Art.

Der Autor, Matthew Engel, beginnt mit dem – eher halb­herzigen – Zuge­ständ­nis, dass Spra­chen nun ein­mal wach­sen, und einem his­to­ri­schen Rück­blick dar­auf, dass bereits S.T. Coler­idge 1832 das heu­te harm­los anmu­ten­de “talen­ted” scho­ckiert hat­te, das eben aus den eins­ti­gen Kolo­nien nach Eng­land gekom­men war. Sprach­li­che Über­nah­men gehör­ten durch­aus zum All­tag. Aber mit dem Auf­tau­chen neu­er Medi­en wie Film, Funk und Fern­se­hen sei­en die Impor­te aus Ame­ri­ka ins Kraut geschos­sen, und jetzt droh­te die schö­ne Mut­ter­spra­che unter den häss­li­chen Ame­ri­ka­nis­men zu ersti­cken. Engels Auf­ruf, der Flut­wel­le impor­tier­ter Geist­lo­sig­kei­ten den Krieg zu erklä­ren, erin­nert mich an die Nach­richt, laut der die Bri­ten gera­de dem Pro­blem fremd­län­di­scher Flo­ra, die die hei­mi­sche Tier- und  Pflan­zen­welt bedro­he, mit einer groß ange­leg­ten Aus­reiß­ak­ti­on begeg­nen wol­len.   (mehr …)

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Despe­ra­te House­wi­fe Goes Rap

Quel­le: wikipedia

Hin und wie­der wer­de ich gefragt, ob ich mein Ame­ri­can Slang nicht wie­der mal über­ar­bei­ten möch­te. Nun, möch­ten schon, aber wir spre­chen hier von meh­re­ren Jah­ren Arbeit, die einem dann lei­der sofort nach Erschei­nen gestoh­len – ich mei­ne damit kopiert und ins Web gestellt – wird. Und wenn gro­ße Ver­la­ge das zuneh­mend davon abhält, Wör­ter­bü­cher, ja über­haupt Nach­schla­ge­werk her­aus­zu­brin­gen, was soll ich da tun?

Inter­es­sant wäre in die­sem Zusam­men­hang zu bemer­ken, dass mein Expli­cit Hip­hop längst – ganz ohne wei­te­res Zutun mei­ner­seits – zu einem Wör­ter­buch des zeit­ge­nös­si­schen Slang über­haupt gewor­den ist, in eini­gem Maße wenigs­tens; ich will damit sagen, dass ein Gut­teil des Wort­schat­zes, der da unter Hip­hop bzw. Rap auf­ge­führt wird, mitt­ler­wei­le längst all­ge­mei­ner Slang ist. (mehr …)

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Schnodd­ri­ges: Schnod­der und snot

Foto: mfg GP

Eines der Mädels hier im Forum hat mich auf etwas gebracht, was einen genaue­ren Blick wert ist, dass Schnod­der eine pri­ma Über­set­zungs­mög­lich­eit für das eng­li­sche snot sein könn­te. Die Gute hat das Wort nicht gekannt, und ich sel­ber muss geste­hen, ich habe es noch nie benutzt, weder pri­vat, noch in einer Über­set­zung. Ich neh­me mal an, das liegt dar­an, dass Schnod­der eher in Mit­tel- und Nord­deutsch­land in Gebrauch ist.

Es hat nie gro­ßen Sinn, sich Gedan­ken über ein Wort zu machen, ohne sich erst ein­mal gründ­lich umzu­se­hen. Also habe ich in mei­nen übli­chen Anlauf­stel­len nachgeschlagen.

Küp­per, der gro­ße Mann der deut­schen Umgangs­spra­che, hat dazu folgendes:

1. flüs­si­ger Nasen­schleim. Geht zurück auf mhd »snu­der« und wei­ter auf das germ Wur­zel­wort von »Schnup­fen«. Seit dem 15. Jh.

2. Schimpf­wort. Eigent­lich auf einen, der sich nicht die Nase putzt; von daher auch all­ge­mein auf einen Unrein­li­chen. 1900 ff.

Küp­per lässt sich nicht dar­über aus, wo das Wort in Gebrauch ist. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Die Puris­ten, die Bewah­rer eines rei­nen Eng­lisch, tun ihr Mög­lichs­tes, die nie­de­ren Wör­ter, die der Slang her­vor­bringt, von der Spra­che der Lite­ra­tur und der fei­nen Gesell­schaft fern­zu­hal­ten. Mit lobens­wer­ter Stren­ge tre­ten sie die lin­gu­is­ti­schen Paria zurück, wann immer sie, aus ihrer hei­mi­schen Gos­se kom­mend, auf dem respek­ta­blen Geh­steig Fuß zu fas­sen sich bemü­hen. Der eine oder ande­re die­ser gemei­nen Ein­dring­lin­ge erweist sich jedoch als stark genug, sich zu behaup­ten, wäh­rend man es tech­ni­schen Begrif­fen aus Han­del und Hand­werk und den erfun­de­nen Wör­tern modi­scher Plau­de­rei, eine gewis­se Tole­ranz übend, von Hau­se aus nicht so schwer macht. So haben don­key, conundrum und fun, heu­te frag­los alle­samt ehr­ba­re eng­li­sche Wör­ter, als Slang das Licht der Welt erblickt; obwohl kein Ety­mo­lo­ge bis­lang zwei­fels­frei hat bele­gen kön­nen, wie sie ent­stan­den sind. Kei­nen Zwei­fel dage­gen gibt es bei drag, der heu­te all­ge­mein übli­chen Bezeich­nung für einen gut aus­ge­stat­te­ten pri­va­ten Vier­spän­ner; es han­delt sich aber um einen Aus­druck des Cant, der, als sol­cher jeder­mann ver­ständ­lich, eine Kar­re oder Kut­sche bezeich­net; und drags­men waren eine Art von Die­ben, die Kut­schen hin­ter­her­lie­fen, um das Gepäck hin­ten­auf los­zu­schnei­den. Von den Schuf­ten, die das Steh­len von Kin­dern zum Gewer­be gemacht haben, hat die gute Gesell­schaft das Wort dafür, näm­lich to kid­nap – i.e. to nab kids – ent­lehnt; was das Ver­bum to knab oder nab für weg­neh­men anbe­langt, (mehr …)

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»We know time« – Bewus­stein in der Zeit vs. Zeit im Bewusstein

Ein Freund frag­te die­ser Tage mal an, was ich denn mei­ne, ob der Satz »We know time.«, der mehr­mals in Kerou­acs On the Road vor­kommt, mit »Wir ken­nen die Zeit.« rich­tig über­setzt sei. Ob es viel­leicht nicht bes­ser all­ge­mei­ner gefasst »Wir wis­sen Bescheid.« hei­ßen sollte.
Die Fra­ge will mich nicht mehr so recht los­las­sen. Aber ich habe Kerouac Anfang der 70er-Jah­re gele­sen, und obwohl es ein Traum wäre, sich die­se Sachen noch mal vor dem Hin­ter­grund all des­sen vor­zu­neh­men, was man in drei Jahr­zehn­ten dazu  gelernt zu haben meint, ich habe die Zeit dazu nicht und eine Men­ge ande­rer, dring­li­che­rer Probs obendrein.
Trotzdem.
Zunächst erin­nert »we know time« in der Tat an »to know the time« – mit Arti­kel –, und das heißt natür­lich »Bescheid wis­sen«, »wis­sen, wo’s lang geht«, »wis­sen, wie der Hase läuft« – am Bes­ten trifft es das moder­ne­re »wis­sen, was geba­cken wird«; »know the time« hat sich min­des­tens bis in den Hip­hop der 90er Jah­re gehal­ten; ich erin­ne­re mich an eine Zei­le von Chuck D. / Public Ene­my. Es wur­de ab den 80er-Jah­ren zuneh­mend durch »to know what time it is« ersetzt, das unter Schwar­zen jah­re­lang ganz furcht­bar in Mode war; (mehr …)

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Neu­er Wort­schatz im Abo

Wer sich beruf­lich mit Spra­che – zumal mit Umgangs­spra­che – befasst, der weiß, dass man durch­aus ins Schwit­zen kom­men kann, neu­en Wör­tern hin­ter­her zu lau­fen. Umso dank­ba­rer ist man für alle ein­schlä­gi­gen Hilfs­mit­tel, schon gar die kos­ten­lo­sen. Zwei davon möch­te ich hier kurz vor­stel­len. Ich spre­che von zwei Web­sites, die ich wenigs­tens ein­mal die Woche ansteue­re, die eine eng­lisch, die ande­re deutsch.

Bei der ers­ten, der eng­li­schen, han­delt es sich um Paul McFedries’ Sei­te Words­py. McFedries sam­melt seit Jah­ren alles, was ihm an Neu­bil­dun­gen so unter­kommt, und das ist so eini­ges. Und er berei­tet sei­ne Beu­te im Gegen­satz zu ähn­li­chen Sites auf vor­bild­li­che Wei­se auf. Wer jemals hin­ter neu­en Wör­tern her war, hat das womög­lich vor Inter­net­zei­ten ähn­lich gemacht wie ich, d.h. Time oder – die z.Z. zum Ver­kauf ste­hen­de – News­week abon­niert, mit dem Text­mar­ker gele­sen, die neu­en Sachen auf Kar­tei­kar­ten notiert, Zet­tel­kas­ten geführt… War schließ­lich größ­ten­teils auch noch die Zeit vor dem PC. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (5)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (5)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Es lässt sich nicht ver­mei­den, dass der Schatz alt­ehr­wür­di­ger Scher­ze, wie er uns in Slang­wör­ter­bü­chern erhal­ten ist, zuwei­len treff­li­chen Anek­do­ten moder­ne­ren Datums im Wege steht. So ver­hält es sich mit fol­gen­der berühm­ten Pas­sa­ge aus Car­lyl­es Life of Ster­ling: »Mir ist ein Bei­spiel für Ster­lings Elo­quenz zu Ohren gekom­men, das uns auf den Schwin­gen schmun­zeln­den Hören­sa­gens über­lie­fert ist und augen­schein­lich auf die eine oder ande­re Art auf den Kon­ser­va­tis­mus der Kir­che anspielt: ›Haben sie nicht?‹ oder viel­leicht auch ›Hat Sie (die Kir­che) nicht‹ – ›einen schwar­zen Dra­go­ner in jeder Gemein­de, bei gutem Salär und eben­sol­cher Kost aus Ross- und Men­schen­fleisch, der dort Patrouil­le rei­tet und für der­lei kämpft?‹« Durch­aus wahr­schein­lich, so bemerkt Car­lyle, dass der schwar­ze Dra­go­ner »begreif­li­cher­wei­se die rund­um jun­ge Phan­ta­sie zu stür­mi­schem Geläch­ter auf­sta­chel­te«; der Scherz jedoch war bereits etwas ange­staubt, da bereits Gro­se, lan­ge vor Ster­lings Geburt, in sei­nem Slang­wör­ter­buch »a review of the black cui­ras­siers« als »Heim­su­chung durch die Geist­lich­keit« defi­niert hat­te. Die­sel­be klas­si­sche Auto­ri­tät (das Buch erschien 1785) übri­gens, die Tur­key mer­chant als Geflü­gel­händ­ler* defi­niert. Ich muss es bes­se­ren Ken­nern der Ver­gan­gen­heit über­las­sen, die Fra­ge um die Wahr­schein­lich­keit einer Anek­do­te zu klä­ren, nach der die­ser Scherz von dem (1736 gebo­re­nen) Hor­ne Too­ke stammt, den die Jungs bei sei­ner Ankunft in Eton die schreck­li­che Fra­ge nach sei­nen Ver­hält­nis­sen stell­ten: »Was macht denn dein Vater?« (mehr …)

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Hudi­gäg­ge­ler, Spar­gel & Bob

Ich bin ein gro­ßer Fan des DeGruy­ter Ver­lags. Ich woll­te, ich könn­te mir mehr DeGruy­ter-Titel leis­ten, allein um die­sen Ver­lag zu unter­stüt­zen! Und ich hät­te an jedem der Titel mei­ne Freu­de. Dem Dorn­seiff. Dem Klu­ge
Wenn ich hier mal die Rega­le ent­lang gehe, sehe ich, dass List – ein Ver­lag der, sei­nen Über­set­zun­gen nach zu urtei­len, heu­te von Analpha­be­ten gelei­tet wird – mal eine Taschen­buch­rei­he hat­te. Neben dem List-Titel steht einer von Athe­nä­um. Gibt’s den Ver­lag noch? Ein Epi­kur von Gold­mann! (Mein alter Latein­leh­rer hat mir das Büchl geschenkt!) Ein Urban-Taschen­buch usw. Ich den­ke mal, es ist kei­ne all­zu ver­we­ge­ne Behaup­tung, dass heu­te eine Men­ge Bücher, die zu lesen ein biss­chen Hirn­schmalz bedürf­te, ein­fach nicht mehr gemacht wer­den. Und ich sage das als einer, der noch nicht mal mehr die Hand­lung von Win­ne­tou I erzäh­len könn­te. Will sagen als einer, der – sei­nes lau­si­gen Gedächt­nis­ses wegen – wohl eine Men­ge Bücher umsonst gele­sen hat. Suhr­kamp ist auch nur noch ein Schat­ten sei­ner selbst. Alle sind sie ver­schwun­den, DeGruy­ter hält die Stel­lung. Falls ich also mit die­sem Blog­ar­ti­kel auch nur einen Käu­fer für DeGruy­ters Vari­an­ten­wör­ter­buch des Deut­schen wer­ben kann… (mehr …)

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Über­set­zungs­kri­tik im Feuilleton?

Everybody’s a cri­tic. Ein Dan­ke­schön an eine Kol­le­gin und ein paar spon­ta­ne Gedan­ken, weil das The­ma nun mal einen Nerv trifft – wenn auch einen ganz anderen. 

Einer Über­set­zer­kol­le­gin ist der Kra­gen geplatzt. Was jeden Tag pas­sie­ren dürf­te, sicher, aber dies­mal kann man es im Kul­tur­ma­ga­zin Titel nach­le­sen. Viel­leicht auch nach­füh­len. Die Kol­le­gen kön­nen das mit Sicher­heit. Es geht dar­um, dass man als Über­set­zer gern mal über­se­hen wird. In der Titel­ei der eige­nen Über­set­zung zum Bei­spiel. Ist mir auch schon pas­siert. Und eben auch bei Hör­ver­sio­nen besag­ter Über­set­zung. Was Isa­bel Bog­dan über die Hut­schnur ging. Wie gesagt, das lässt sich im Titel nach­le­sen. Ich brau­che hier kei­nen Abklatsch zu brin­gen. Zumal sich end­lich mal jemand so recht nach mei­nem Geschmack äußert und sei­nen Zorn nicht in wohl gesetz­ter, aber eben letzt­lich ete­pe­ter und damit zahn­lo­ser Pro­sa erstickt.
Der Gedan­ke, der mir bei der Lek­tü­re kam, ist der, dass offen­sicht­lich jeder Über­set­zer nicht nur sei­ne Ste­cken­pfer­de, son­dern auch sei­ne ganz per­sön­li­chen Soll­bruch­stel­len hat. Mir per­sön­lich wür­de es zum Bei­spiel nichts aus­ma­chen, als Über­set­zer hin­ter dem Werk zu ver­schwin­den, wenn ich nur end­lich mal, nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert, das gedruckt sähe, was ich über­setzt habe. (mehr …)

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Ano­ther man done gone… (1)

Erin­nert sich noch jemand an Dr. Hook? Genau­er gesagt an den Coun­try­ro­cker Ray Sawy­er. Den kras­sen Typ mit Cow­boy­hut und Augen­klap­pe?  Oder ein­fa­cher aus­ge­drückt an Dr. Hook & The Medi­ci­ne Show. Die frea­ki­ge Grup­pe mit den sati­ri­schen Tex­ten des legen­dä­ren Tex­ters und Car­too­nis­ten Shel Sil­ver­stein hat­te einen Rie­sen­hit mit der nicht ganz ernst zu neh­men­den Über­schnul­ze Sylvia’s Mother; mein per­sön­li­cher Favo­rit der Jungs war Frea­kin’ at the Frea­k­ers’ Ball, das sich wun­der­bar auf der Klamp­fe nach­schram­meln ließ. Ach ja, und nicht zu ver­ges­sen The Cover of the Rol­ling Stone. Aber hier geht es mir um einen ande­ren groß­ar­ti­gen Shel Sil­ver­stein-Text, und zwar der zu Marie Laveau, einem Dr. Hook-Song um die legen­dä­re Witch Queen of New Orleans. Auch die Grup­pe Red­bo­ne hat einen herr­li­chen Song über sie geschrie­ben. Wie auch immer, in Sil­ver­steins Text heißt es im Refrain immer so schön gru­se­lig: (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (4)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (4)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Die Ver­meh­rung des Wort­schat­zes durch Neu­bil­dun­gen und Wort­än­de­run­gen, wie wir sie eben mit Bei­spie­len belegt haben, ist jedoch im Slang – wie in ande­ren Spach­zwei­gen auch – eher sel­ten. Ein hun­dert­mal effek­ti­ve­res Mit­tel besteht dar­in, fer­ti­ge Wör­ter zu neh­men und die­se dann geschickt für neue Ideen zu adap­tie­ren. Zu die­sem Ende bedient der Slang sich ganz unge­niert der gram­ma­ti­schen Mus­ter der Spra­che ganz all­ge­mein. Ein Pferd als praun­cer zu bezeich­nen (ein prig­ger of praun­cers ist im Cant, der alten Gau­ner­spra­che, ein Pfer­de­dieb), einen Fuß als trot­ter (fran­zö­sisch trot­tin), eine Feder als volan­te, einen Keks als cas­sant (im Sin­ne des moder­nen ame­ri­ka­ni­schen cra­cker) und die Erde als the pro­dui­san­te belegt eine Metho­de der Wort­bil­dung ganz nach Art des Sans­krit. In die ande­re Rich­tung ist die­se Art der Wort­bil­dung im Eng­li­schen noch auf­schluss­rei­cher, da sie uns im Geis­te auf einen pri­mi­ti­ven Zustand der Spra­che zurück­führt, in dem es kaum einen Unter­schied gab zwi­schen ihren ein­zel­nen Ele­men­ten und in dem noch jedes Wort zu kon­ju­gie­ren war; so steht etwa to kni­fe für erste­chen, war to fork out ursprüng­lich eine Art des Taschen­dieb­stahls, bei dem man zwei gestreck­te Fin­ger wie eine Gabel in die Tasche des Opfers schiebt; to be cor­ne­red bedeu­tet in eine Ecke gedrängt, to be ful­lied voll und ganz dem Gericht über­ant­wor­tet, to be coun­ty-cour­ted heißt vor­ge­la­den wer­den oder, um den prä­zi­sen Slang­aus­druck zu ver­wen­den, sum­mon­sed, i.e. eine sum­mons (Vor­la­dung) des Coun­ty Court zuge­stellt bekom­men. Eini­ge der von Adjek­ti­ven abge­lei­te­ten Sub­stan­ti­ve im Slang sind durch­aus tref­fend: har­dy für einen Stein, flim­sy für eine Bank­no­te, mil­ky ones für wei­ße Lein­tü­cher; im Fran­zö­si­schen fin­den wir dure für Eisen, bas­se für die Erde, curieux für einen Rich­ter und incom­mo­de für eine Later­ne; das Ita­lie­ni­sche kennt dan­no­so (der bzw. die Gefähr­li­che) für die Zun­ge, divo­ti (die Andäch­ti­gen) für die Knie und per­pe­tua (die Ewig­wäh­ren­de) für die See­le. (mehr …)

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