Wenn Über­set­zen (mal wie­der) so gar kei­nen Spaß mehr macht.…

… dann liegt das bei mir weni­ger am Schwie­rig­keits­grad oder an der lau­si­gen Hono­rie­rung der Bran­che, son­dern dar­an, dass man Lösun­gen benut­zen soll, die ein­fach falsch sind. Und jeder Pro­fi weiß, dass sie falsch sind. Aber die ers­te Über­set­zung hat nun mal kein Pro­fi gemacht, son­dern irgend­ei­ner ver­bro­chen, der von Tuten & Bla­sen kei­ne Ahnung — und kein Wör­ter­buch — hat. Und was er damit anrich­tet! Frü­her war das viel­leicht noch nicht mal so wild, da ließ sich womög­lich gegen­steu­ern, aber heu­te mit all den elek­tro­ni­schen Medi­en, da sitzt das im Hand­um­dre­hen in der DNA.

Sehen Sie: DNA? Das ist so ein Fall. Jeder von uns hat in Bio gelernt, was  es mit der Des­oxy­ri­bo­nu­kle­in­säu­re auf sich hat. Und auch wenn man das im Ein­zel­nen alles wie­der ver­ges­sen hat, es blieb DNS. Was jetzt nicht unbe­dingt ein Pro­blem sein mag, hat unser­eins damit eh nur im Kri­mi zu tun.

Apro­pos Kri­mi: Man möch­te schier nicht glau­ben, wozu man sich in über­setz­ten Kri­mis so alles »ver­schwört«! (mehr …)

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Zitie­ren als Rei­gen oder die Bür­de des Zitats für den Übersetzer

Immer wie­der bei der Über­set­zung eines Sach­buchs fällt einem auf, dass Autoren Stel­len aus ande­ren Büchern zitie­ren, die selbst nur Zita­te sind. Ich habe bis­her noch nicht erlebt, dass auch nur einer auf das ursprüng­li­che Zitat zurück­ge­gan­gen wäre. Er hät­te dann viel­leicht die eine oder ande­re Über­ra­schung erlebt. Da fehlt dann durch­aus mal ein Wort des Ori­gi­nal­zi­tats. Wenn es durch vie­le Hän­de bzw. Bücher gegan­gen ist, dann feh­len auch mal mehr oder es kommt was dazu.

So es ist auch schon vor­ge­kom­men, dass die – womög­lich in einem lan­gen Rei­gen – tra­dier­te Stel­le, wenn schon nicht das Gegen­teil des­sen aus­sagt, was der Autor damit bele­gen woll­te, so immer­hin sein Argu­ment nicht in dem Maße för­dert, wie er sich das vor­ge­stellt hat.
Aber las­sen Sie mich hier nur ein klei­nes Bei­spiel aus mei­ner jüngs­ten Arbeit anfüh­ren, weil die Anek­do­te doch alles in allem auch für sich allei­ne ganz wit­zig ist.

Der Autor1, den ich gra­de in der Mache habe, möch­te einen Beleg dafür anfüh­ren, wie gewalt­tä­tig das rit­ter­li­che Mit­tel­al­ter doch war, bevor sich die höfi­sche Kul­tur – er beruft sich da auf Nor­bert Eli­as – Schluss mach­te mit der Feu­dal­an­ar­chie und hin­ter­fot­zi­ge­re Metho­den des Durch­set­zens ersann – die man heu­te so als Mob­bing bezeich­nen würde.

Es sei sei­ner­zeit im rit­ter­li­chen Euro­pa zuge­gan­gen wie in den Stein­zeit­ge­sell­schaf­ten (mehr …)

  1. da es sich um ein Manu­skript han­delt, nicht um ein bereits gedruck­tes Buch, asse ich den namen mal lie­ber weg []

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Deut­scher Slang à la 1892 (7)

Hier die nächs­ten bei­den Sei­ten von Arnold Gen­thes Slang-oder-was auch ‑immer-er-dafür-hielt-Samm­lung  aus dem Jah­re 1892. Ich den­ke, mitt­ler­wei­le ist rela­tiv klar, dass das heu­te recht haus­ba­cke­ne Kost ist. Es wäre wirk­lich inter­es­sant zu wis­sen, inwie­fern das alles – oder wenigs­tens ein Gut­teil davon – tat­säch­lich »Mode­wa­re« war, denn das ist ja Slang, Mode­wort­schatz. Sprich, ein gewis­ser Zeit­be­zug soll­te gege­ben sein. Wenn wir heu­te von »gut­ten­ber­gen« oder dem »Gut­ten­berg-Prin­zip« spre­chen oder davon, »den Gut­ten­berg zu machen«, dann ist das Slang; wenn Gen­the nun 1892 in eine Slang­lis­te »Drü­cke­ber­ger« auf­nimmt, hat­te das dann auch die­sen Zeit­be­zug, die­sen beson­de­ren Grund, dass das Wort damals der­art im Schwan­ge war? Falls es denn tat­säch­lich der­art im Schwan­ge war…

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redensarten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

***

[page 13]

Drü­cke­ber­ger, m., heißt einer der sich drückt.

Wenn wir mal davon aus­ge­hen, dass es sich dabei in ers­ter Linie um jeman­den han­del­te, der sich vor dem Wehr­dienst drückt und Küp­per1 das Wort auf »etwa seit 1850« datiert, könn­te das durch­aus in Mode gewe­sen sein in einer Zeit, in der man noch »gedient« haben muss­te, um eine ordent­li­che Stel­le zu krie­gen. Bei Röh­rich heißt es: »Wer sich wie­der­holt erfolg­reich einer Pflicht ent­zo­gen hat, wird seit dem Ende des 19. Jahr­hun­derts auch ›Drü­cke­ber­ger« genannt.«2

druck­sen, v. int., (an etwas rum­druck­sen); an etwas län­ger Zeit ohne Ergeb­nis arbeiten.

drum, adv., dar­um; Red.; drum rum kom­men = um einen erhoff­ten Genuß kom­men. (mehr …)

  1. Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che []
  2. Lexi­kon der sprich­wört­li­chen Redens­ar­ten []

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Deut­scher Slang à la 1892 (6)

Herz­lich zahm bis­lang, der deut­sche »Slang« aus der Zeit des Fin de Siè­cle. Die sechs­te Lie­fe­rung wird an die­sem Ein­druck nichts ändern. Was mit­nich­ten bedeu­tet, dass die Samm­lung nichts Inter­es­san­tes birgt. Als eine der ers­ten Samm­lun­gen, die man – nach eng­li­schem Vor­bild – unter dem Begriff Slang hier­zu­lan­de zusam­men­ge­tra­gen hat, bringt Arnold Gen­thes Deut­sches Slang für heu­te Begrif­fe eher Alt­ba­cke­nes, wor­in ande­rer­seits aber auch gera­de wie­der die Fas­zi­na­ti­on die­ser Samm­lung liegt. Schließ­lich muss es doch erstau­nen, wie lan­ge sich man­che Wör­ter im Zwi­schen­reich zwi­schen Lite­ra­tur­deutsch und Ver­ges­sen zu hal­ten ver­mö­gen. Sie sind über 100 Jah­re in jeder Mun­de und stie­gen doch nie so recht auf in die Sphä­re der Hoch­an­stän­dig­keit, leg­ten ihre »Flap­sig­keit« nie so recht ab.

Gen­thes Samm­lung ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als Etap­pe mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu ver­wen­den. Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt.

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redensarten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

***

[page 11]

dabei, adv., Red.; was ist denn dabei? = was scha­det das?

Dach, n., Red.: jem. auf’s Dache stei­gen, ihn stra­fen, zur Rechen­schaft zie­hen, ihm Ver­nunft machen.

dahin­ter, adv., Red.: sich dahint legen, machen, setz­ten = anfan­gen, etwas eif­rig zu betreiben.

dal­bern, v., lär­men­den Spaß, Unsinn machen, sich kin­disch betra­gen. Sub­st. Dal­be­rei, f. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 17: schwiemelig

Nicht dass mei­ne klei­ne Ecke im Web zum offi­zi­el­len Schwin­del­b­log wer­den soll, aber offen­bar kön­nen Syn­ony­me für »schwind­lig« bei mir durch­aus zum woh­li­gen Tau­mel füh­ren. Des­halb mit »schwie­me­lig« gleich ein wei­te­res schö­nes Wort, das – als »land­schaft­lich« gebrand­markt – sei­nen Weg nicht so recht in Über­set­zun­gen fin­den zu wol­len scheint. Was scha­de ist. Ein wei­te­res Kapi­tel mei­nes Plä­doy­ers dafür, in Über­set­zun­gen mehr gestan­de­ne Wör­ter und Wen­dun­gen aus deut­schen Lan­den zu ver­wen­den. Die Ent­wick­lung ist eine uralte, also war­um sich von dem eng­stir­ni­gen Dia­lekt-Vor­wurf auf­hal­ten las­sen, nur weil man im spe­zi­el­len Fall viel­leicht man ein paar Jah­re vor­ne dran sein mag?

In Eike Schön­felds Neu­über­set­zung von Salin­gers Fän­ger im Rog­gen heißt es mal »Jeden­falls woll­te ich, bevor ich zum Hotel kam, noch in so eine schwie­me­li­ge Bar«.1 Als Süd­staat­ler war mir das Adjek­tiv nicht geläu­fig, aber es hat mir gefal­len. Und ich habe mich seit­her immer wie­der mal damit befasst. Und als ich dann irgend­wann mal auf das schwei­ze­ri­sche »trümm­lig« stieß, erga­ben sich da gewis­se Ähn­lich­kei­ten: wenn jemand von einer »trümm­li­gen Type« spricht, so scheint mir das eine ähn­li­che Bedeu­tungs­er­wei­te­rung wie besag­te »schwie­me­li­ge Bar«. Inwiefern?

Nun, wir hat­ten »trümm­lig« in ers­ter Linie als »schwind­lig« defi­niert; das gilt auch für »schwie­me­lig«. Mei­ne CD von Dudens Gro­ßem Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che spuckt fol­gen­des aus:

schwie­me­lig, schwiem­lig <Adj.> (nordd. salopp): schwind­lig: Es ward einem manch­mal ganz schwie­me­lig (H.Mann, Unrat 132).2 (mehr …)

  1. J. D. Salin­ger, Der Fän­ger im Rog­gen; dt. von Eike Schön­feld. Kie­pen­heu­er & Witsch. Sehr gut! Besor­gen Sie sich die ruhig mal, auch wenn Sie die alte Über­set­zung noch im Regal haben. []
  2. Duden — Das gro­ße Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, Biblio­gra­phi­sches Insti­tut & F. A. Brock­haus []

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The pusher is a mons­ter… und ein Schieber

Man kann es nicht oft genug sagen: So rich­tig ler­nen kann man als Über­set­zer ab einem bestimm­ten Punkt nur von Über­set­zun­gen. Das genaue oder auch nur punk­tu­el­le Durch­ackern gedruck­ter Über­set­zun­gen anhand des Ori­gi­nals ist da die pro­ba­te Metho­de. Es spielt dabei auch gar kei­ne so gro­ße Rol­le, ob einem die betref­fen­de Über­set­zung bril­lant erscheint oder man­gel­haft, man wird Absatz für Absatz was für sei­ne eige­ne Arbeit mit­neh­men; wich­tig ist nur, dass man sich das abruf­bar merkt – am bes­ten in einer Daten­bank. Da kommt dann im Lauf der Jah­re eine wun­der­ba­re Fibel zusam­men. Mein jüngs­ter Fund kom­plet­tier­te mei­ne »Erkennt­nis­se« zu einem alten Song­text aus den 60er-Jahren.

Easy Rider barg sei­ner­zeit für mich zwei Para­do­xa, die ich nicht so recht auf­zu­lö­sen ver­moch­te, die jedoch in dem Gedan­ken auf- bzw. dar­in unter­gin­gen, dass das ja trotz­dem alles Gegen­kul­tur und damit völ­lig in Ord­nung war. Das eine war der Umstand, dass Wyatt und Bil­ly da ja eigent­lich gleich ganz am Anfang eine gro­ße Men­ge einer har­ten Dro­ge ver­hö­ker­ten. Das ande­re, es hat­te irgend­wie damit zu tun, bestand in dem fei­nen Unter­schied zwi­schen dem »Dea­ler« und dem »Pusher« in Step­pen­wolfs gleich­na­mi­gem Song.

The dea­ler for a nickel
Lord, will sell you lots of sweet dreams
Ah, but the pusher ruin your body
Lord, he’ll lea­ve your, he’ll lea­ve your mind to scream1

Im kon­kre­ten Sprach­ge­brauch ließ sich die­se Unter­schei­dung eher sel­ten nach­voll­zie­hen. So spricht Cur­tis May­field in einem der Songs sei­nes epo­cha­len Sound­tracks zu Super­fly vom »Pusher­man« als dem »nig­ga in the alley«, »your mam­ma«, »your dad­dy«, »your doc­tor« und »your main boy« ist,2 nicht eben Eigen­schaf­ten des Groß­händ­lers, son­dern eben genau das, was den klei­nen Dea­ler aus­macht. Aber wie gesagt, letzt­lich spiel­te das alles eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le, da das alles nicht »Estab­lish­ment« und auch sonst niet­na­gel­neu war.

Was mir damals auf­fiel, als ich »The Pusher« zu über­set­zen ver­such­te, war der Umstand, dass der »pusher« lin­gu­is­tisch doch eigent­lich nichts ande­res als unser »Schie­ber« war. Na ja, bis auf die »Kri­sen­zei­ten«: (mehr …)

  1. Step­pen­wolf, »The Pusher« []
  2. Cur­tis May­field — Pusher­man []

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Serie

Deut­scher Slang à la 1892 (5)

Mit der fünf­ten Lie­fe­rung von Arnold Gen­thes deut­scher Slang­samm­lung aus dem Jah­re 1892 fes­tigt sich zuneh­mend die Erkennt­nis, dass unse­re deut­sche All­tags­spra­che zum größ­ten Teil herz­lich alt­ba­cken ist. Auf der ande­ren Sei­te sind doch eine gan­ze Rei­he der Wör­ter und Wen­dun­gen, die Gen­the da so zusam­men­ge­tra­gen hat, so nicht mehr in Gebrauch, auch wenn man sie durch­aus ver­ste­hen würde. 

»Bocks­däm­lich« etwa ist klar, hat sich aber nicht gehal­ten; die ein­zi­gen mit »bock« als Bestim­mungs­wort gebil­de­ten Adjek­ti­ve, die ich im Duden fin­de, sind »bock­steif« und »bock­still«; »bock­bei­nig« wie­der­um hat Gen­the bereits. »Bocks-« als ver­stär­ken­des bestim­mungs­wort, soll­te es das in die­sem Fall gewe­sen sein, hät­te man sich durch­aus vor­stel­len kön­nen: »bock­steu­er«. Ana­log zu »sau-« oder »schwei­ne-«? Na wie auch immer, hier sind die nächs­ten bei­den Seiten:

[page 9]

Bock, m., Red.: ihn hat der Bock gesto­ßen, von klei­nen Kin­dern, wenn sie unar­tig sind.

»vom Bock gesto­ßen« defi­niert Küp­per mit »hals­star­rig sein. Der Bock ist stö­ßig«1. Eine Web­su­che die­ser Wen­dung bringt gera­de 200 Fund­stel­len, größ­ten­teils iden­tisch und nicht in die­ser Bedeu­tung, was den Schluss nahe­legt, dass die Wen­dung nicht mehr im Schwan­ge ist. Und »einen Bock haben« in der Bedeu­tung »wider­setz­lich sein« scheint unter der Wen­dung »Bock haben« unter­ge­gan­gen zu sein.

bockig, a., unar­tig. (mehr …)

  1. Wör­ter­buch: Bock, S. 4. Digi­ta­le Biblio­thek Band 36: Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che, S. 4342 (vgl. Küp­per-WddU, S. 119) © Mari­an­ne Küp­per []

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Ugs.-Projekt 16: Aufriss

Sie erin­nern sich? Stets auf der Suche nach brauch­ba­ren Wör­tern und Wen­dun­gen aus allen Win­keln unse­rer deut­schen Sprach­land­schaft für unse­re Über­set­zun­gen. Der heu­ti­ge Ein­trag, so wer­den selbst die paar Dut­zend auf­ge­klär­ter Zeit­ge­nos­sen, die hier – mehr oder weni­ger genau – mit­le­sen, sich den­ken, wäre nun wirk­lich nicht nötig gewe­sen. Weil das Wort nichts mit Dia­lekt zu tun habe und es ein jeder kennt. Nun, das Wort hat zum einen mehr Bedeu­tun­gen als die, an die Sie im ers­ten Augen­blick gedacht haben, zum ande­ren ist es wie kaum ein ande­res Hafer für mein Steckenpferd… 

Las­sen wir mal Heinz Küp­pers ers­te Bedeu­tung für »Auf­riß« – den »Streif­schuß« (»Er reißt die Haut auf.«) – bei­sei­te, der offen­bar unter unse­ren Land­sern im Zwei­ten Welt­krieg geläu­fig war. Neh­men wir die Bedeu­tung, an die Sie ver­mut­lich als ers­te den­ken, wenn Sie das Wort »Auf­riss« hören, näm­lich die »Bekannt­schafts­an­knüp­fung«, wie Küp­per das gscha­mig nennt. Gera­de die­se Bedeu­tung macht »Auf­riss« zu einem der Wör­ter, die, ver­lässt man sich auf Küp­pers Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che, mei­ne For­de­rung nach kon­se­quen­ter wort­tech­ni­scher Aus­beu­tung unse­rer hei­mi­schen Dia­lek­te – heu­te wür­de man das viel­leicht als »dialect mining« bezeich­nen – beson­ders gut stützen. 

Küp­per näm­lich setzt die Geburt des Wor­tes unter den Halb­wüch­si­gen Öster­reichs der 1950er-Jah­re an. (mehr …)

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it will cost him sau­ce — ein Wörterbuchabenteuer

Wer mit Lei­den­schaft Über­set­zer ist, der ist dies, weil er aus irgend­ei­nem uner­find­li­chen Grund eine gewis­se Lei­den­schaft für die Spra­che hat oder die Lite­ra­tur oder wie in mei­nem Fall bei­des. Und so jemand sam­melt nun ein­mal auch  Wör­ter­bü­cher und schmö­kert genüss­lich dar­in. Was bei alten Wör­ter­bü­chern lan­ge Jah­re pro­ble­ma­tisch war, da sie schwer zu haben oder teu­er waren und dann müf­feln sie einem auch noch die Bude voll. Wenn man über­haupt Platz für die Schin­ken gehabt hät­te. Mit dem Inter­net bzw. dem World Wide Web ist das ein­fa­cher gewor­den; man muss sich jetzt nur noch auf die Suche machen, um sich eine Samm­lung der tolls­ten alten Schwar­ten zuzu­le­gen, die kei­nen Platz weg­neh­men, nichts kos­ten und natür­lich auch völ­lig geruchs­frei sind. Und in einem pdf lässt sich sowohl pri­ma schmö­kern, als auch vor­züg­lich recherchieren…

Bei einer klei­nen Reche­re­che zur vier­ten Lie­fe­rung von Arnold Gen­thes Samm­lung mit deut­schem Slang von 1892 stieß ich bei dem Wort »ble­chen« auf einen Ein­trag im Deut­schen Sprich­wör­ter­le­xi­kon von Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der.1 Wan­der gab anno dun­nemals bei vie­len Ein­trä­gen auch fran­zö­si­sche und eng­li­sche Ent­spre­chun­gen der betref­fen­den Sprich­wör­ter dazu. Und für ble­chen sieht dies – gekürzt – fol­gen­der­ma­ßen aus:

Er muss ble­chen.Eise­lein, 82. 
Von denen, die Straf­gel­der zah­len müs­sen oder bedeu­ten­de Ver­lus­te zu erlei­den haben. Also Geld geben müs­sen, d.i. ungern. Vom alt­deut­schen pleh­han = öff­nen, den Beu­tel öff­nen müs­sen. Viel­leicht auch von der Bezeich­nung des Gel­des als Blech. (S. ⇒ Beutel.)
Engl.: It will cost him sauce.
Frz.: Cra­cher au bas­sin. (Star­sche­del, 35.)1

»To cost sb sau­ce« also… Wenn man etwas lan­ge genug macht, bekommt man ein Gespür dafür, ob es ein Wort, eine Wen­dung tat­säch­lich gibt, will sagen, ob sie der­zeit im Schwan­ge ist oder nicht und wenn nicht war­um. (mehr …)

  1. Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der (Hrsg.): Deut­sches Sprich­wör­ter-Lexi­kon, Band 5. Leip­zig 1880. [] []

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Deut­scher Slang à la 1892 (4)

Die vier­te Lie­fe­rung der ers­ten deut­schen »Slang«-Sammlung geht von »bekle­ckern« bis »blu­ten«, ers­te­res nun sicher heu­te noch nicht mal mehr Umgangs­spra­che, zwei­te­res sehr wohl immer noch Umgangs­spra­che für bezah­len. Auch »berap­pen« und »ble­chen« fin­den sich auf die­sen zwei Sei­ten bereits in die­sem Sinn, bei­de soli­de deut­sche Umgangs­spra­che, auch heu­te noch. Das alles wie immer im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen. Das modi­sche Ele­ment, das wesent­lich den Slang aus­macht, fehlt natür­lich allen dreien.

Das gan­ze Unter­fan­gen hier ist vor allem unter dem Aspekt zu sehen, dass in Über­set­zun­gen – ich kom­me noch zu Bei­spie­len aus der Pra­xis – für soli­de eng­li­sche Umgangs­spra­che immer noch zu oft deut­sche Schrift­spra­che über­setzt, mit ande­ren Wor­ten ein fal­sches sprach­li­ches NIveau ange­setzt wird. (mehr …)

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Plär­ren von pleu­rer und plorare.

Im letz­ten Teil sei­ner Betrach­tun­gen Ueber Spra­che und Wor­te kommt Scho­pen­hau­er noch ein­mal auf sei­ne in der Lie­fe­rung »Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Kno­chen« – Titel von mir – vor­ge­brach­ten Beob­ach­tung zurück, laut der sich ety­mo­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge nicht sel­ten anhand der Kon­so­nan­ten eines Wor­tes erken­nen las­sen. Es ist so eine kurz­wei­li­ge Auf­zäh­lung von Fund­sa­chen ent­stan­den, deren Stich­hal­tig­keit zu über­prü­fen mir die Zeit fehlt, aber das Web bie­tet mitt­ler­wei­le ja jedem von uns genü­gend Mög­lich­kei­ten, dies im Ein­zel­nen nach­zu­ho­len, falls ihm danach ist. Für den wirk­lich Inter­es­sier­ten kommt dann viel­leicht ja über das Erstaun­li­che hin­aus noch Erstaun­li­che­res zum Vor­schein… (mehr …)

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Deut­scher Slang à la 1892 (3)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als wei­te­res Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr leben­de Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Wie »gesamt­deutsch« die von Gen­the zusam­men­ge­tra­ge­nen Wör­ter und Wen­dun­gen damals waren, sei dahin­ge­stellt. Aber gera­de wenn er im Vor­wort die Rol­le Ber­lins in sei­ner Samm­lung her­aus­stellt, so ist bei der Durch­sicht kaum zu über­se­hen, dass wir die Ein­trä­ge heu­te fast alle über­all fin­den. Inter­es­sant aber auch, dass etwa Wör­ter wie »ban­nig« trotz Ohn­sorg Thea­ter im hohen Nor­den geblie­ben sind. Des­glei­chen auch »kie­ken«, und das obwohl Luther es bereits benutzt hat … und Geoffrey Chau­cer. (mehr …)

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… die Spra­che von Bärenhäutern

Im vor­letz­ten Rest der Res­te spricht Scho­pen­hau­er sich gegen die bereits zu sei­ner Zeit unter Ger­ma­nis­ten übli­che Ver­wen­dung der »deut­schen Spra­che« als Über­be­griff für u. a. einen  »gothi­schen Zweig«; er sieht mit Rask das Goti­sche als über­ge­ord­net. Ein Gräu­el ist ihm der Aus­druck »indo­ger­ma­ni­sche Spra­che«, stel­le sie doch »die Spra­che der Veden« neben die der ger­ma­ni­schen Bärenhäuter…

Unse­re heu­ti­gen Ger­ma­nis­ten1 thei­len die deut­sche (dius­ke) Spra­che in Zwei­ge wie: 1) der gothi­sche Zweig; 2) das Nor­di­sche, d.i. Islän­di­sche, dar­aus das Schwe­di­sche und Däni­sche; 3) das Nie­der­deut­sche, dar­aus das Platt­deut­sche und Hol­län­di­sche; 4) das Frie­si­sche; 5) das Angel­säch­si­che; 6) das Hoch­deut­sche, wel­ches im Anfang des sie­ben­ten Jahr­hun­derts auf­ge­tre­ten sein soll und in Alt‑, Mit­tel- und Neu-Hoch­deut­sche zerfällt.

Dies gan­ze Stys­tem ist kei­nes­wegs neu, son­dern, eben­falls mit Ableug­nung der gothi­schen Abstam­mung, schon auf­ge­stellt wor­den von Wach­ter, Spe­ci­men Glos­s­a­rii ger­ma­ni­ci, Lips. 1727. (S. Leßings Kol­lektanea, Bd. II. p. 384.) (mehr …)

  1. nach einem Auf­sat­ze in der »Deut­schen Vier­tel­jahrs-Schrift« 1855 Octo­ber bis Dezem­ber. []

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Deut­scher Slang à la 1892 (2)

Immer wie­der erstaun­lich, die Kar­rie­re, die so ein Wort oder eine Wen­dung machen kann. Und wie lan­ge sich so vie­le von ihnen hal­ten. Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich mache mir die Mühe im Rah­men mei­ner klei­nen Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. (mehr …)

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Serie

Deut­scher Slang à la 1892 (1)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 15: Spacko & Co

Spacko, Spa­cker & Spa­cken – kaum ein Schimpf­wort scheint die letz­ten 20 Jah­re über so beliebt gewe­sen zu sein, und doch gibt es kaum eines, über das man so wenig weiß. Trotz eini­ger Ver­mu­tun­gen und Ver­su­che ist bis­lang nie­man­dem so recht die Erklä­rung gelun­gen, woher es kam. Da es sich selbst­ver­ständ­lich für zeit­ge­nös­si­sche Über­set­zun­gen eig­net, darf es in Slang Guys Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che natür­lich auf kei­nen Fall fehlen.

Zunächst ein­mal: Egal, was das Wort in den Regio­nen bedeu­tet, in der Jugend­spra­che der letz­ten bei­den Jahr­zehn­te ist es defi­ni­tiv gesamt­deutsch ein Schimpf­wort für jeman­den, den man als »dumm«, »dane­ben« oder »pein­lich« bezeich­nen möch­te. Dazu gibt es Ver­ben wie »abspa­cken« oder »rums­pa­cken«, die soviel bedeu­ten, dass man »rum­blö­delt« oder sich »wie ein Idi­ot« oder »voll dane­ben« benimmt. 

Des­glei­chen ist klar, dass sich die­ses Schimpf­wort stei­gern lässt, etwa zum »Vollspa­cken«. (mehr …)

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Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge — Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen

Gna­den­los urteilt Scho­pen­hau­er, selbst­er­klär­ter Ein­ge­ses­se­ner einer gren­zen­lo­sen Gelehr­ten­re­pu­blik, über alles, was sei­nen am Klas­si­schen aus­ge­rich­te­ten Maß­ga­ben nicht gerecht wer­den kann, von der alten deut­schen Dich­tung bis hin zu Spra­chen wie dem Eng­li­schen und, in die­sem Fall, dem Fran­zö­si­schen, die­ser schlech­tes­ten Ver­stüm­me­lung latei­ni­scher Wor­te mit ihrem ekel­haf­ten Nasal. Hier die dritt­letz­te – eben­so kur­ze wie hef­ti­ge – Fol­ge von Scho­pen­hau­ers unsor­tier­ten Betrach­tun­gen über Spra­che und Worte… 

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»in an ago­ny of« – von den Ago­ni­en über­set­ze­ri­scher Fort­bil­dung (3)

Nach­dem wir das letz­te Mal die Ent­wick­lung von »ago­ny« in den Wör­ter­bü­chern skiz­ziert haben, sehen wir uns doch zum Abschluss noch an, was die Kol­le­gen im Lauf der Zeit so mit der Wen­dung »in an ago­ny of« gemacht haben. Hier zeigt sich der Sinn des Sam­melns & sys­te­ma­ti­schen Durch­ackerns gedruck­ter Über­set­zun­gen ganz wun­der­bar. Ob man nun von Haus aus ein Pro­blem mit der Wen­dung gehabt hät­te oder nicht, spielt dabei kei­ne Rol­le; es lässt sich eine Men­ge ler­nen. Und das soll­te ja der Sinn der gan­zen Arbeit sein. 

Aus Grün­den der Bequem­lich­keit – die Geschich­te ist wie­der mal weit mehr Arbeit gewor­den als beab­sich­tigt – neh­me ich mal ein­fach noch eini­ge Fund­stel­len aus mei­ner Daten­bank, ohne sie wei­ter ein­zu­tei­len oder zu kate­go­ri­sie­ren. Das sind nun kon­kre­te, im Druck erschie­ne­ne Bei­spie­le für den Umgang mit unse­rer Wen­dung »in an ago­ny of«. (mehr …)

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