Ein altes neu­es Pro­blem – Sprach­rei­ni­gung à la 1878

Wem all die pseu­do­deut­schen Flos­keln auf­sto­ßen, die die letz­ten 30 Jah­re durch Über­set­zun­gen von blu­ti­gen Ama­teu­ren so ins Deut­sche gelan­gen, der sol­le sich damit trös­ten, dass dies bei­lei­be kein neu­es Pro­blem ist. Ich mei­ne damit, dass es schon immer Leu­te gege­ben hat, denen der­lei »sprach­li­che Ver­un­rei­ni­gung« auf­stößt. Wobei natür­lich die unten monier­ten Fremd­wör­ter und mein per­sön­li­ches Gräu­el, das Pseu­do­deutsch, zwei ver­schie­de­ne Paar Stie­fel sind. Oder wenigs­tens zwei­er­lei Aus­prä­gun­gen ein und des­sel­ben Pro­blems – des Unge­nü­gens an der eige­nen Spra­che (man­gels Fer­tig­keit im Umgang mit ihr viel­leicht?). Aber wie wir an Flos­keln wie “es lie­ben, etwas zu tun”, “lose Kano­nen” und “am Ende des Tages” sehen, bür­gern sich von den einen wie von den ande­ren eine gan­ze Men­ge der sprach­li­chen Gast­ar­bei­ter ein. Lesen Sie selbst …

Unter­hal­tungs­blatt des Frän­ki­schen Kurier
29. Sep­tem­ber 1878, Jahr­gang 26. Num­mer 291

Ernst- und Scherz­haf­tes über Sprachreinigung.

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  1. Der ver­gilb­te alte Fet­zen Papier war nicht immer leicht zu ent­zif­fern. Bit­te also etwa­ige Feh­ler mach­zu­se­hen. []

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Gaga ist weder caca, noch Gugag, noch Gäggi

Ety­mo­lo­gie ist meist kom­pli­ziert und oft Glück­sa­che, und ver­mu­tet man ein­fach drauf­los, ent­steht gern mal ein Irr­tum, der Ein­fluss auf das Wort selbst nimmt, das sich dann als Volks­ety­mo­lo­gie eine Ewig­keit hält. Wer eine Sprach­kolumne in einer unse­rer bes­ten Zei­tun­gen ver­bricht, soll­te sich das nicht zuschul­den kom­men las­sen und zur Erklä­rung eines Wor­tes nicht unbe­se­hen rasch mal Wör­ter heran­ziehen, die rein zufäl­lig irgend­wie ähn­lich klin­gen  oder ähn­lich aus­se­hen. Sch0n gar nicht, wenn es eines gibt, das haar­ge­nau so klingt und  genau­so aussieht.

Beim Ent­sor­gen der SZ guck ich sel­bi­ge gern noch mal durch, ob nicht viel­leicht noch was her­geht, das auf­zu­be­wah­ren sich loh­nen könn­te, um es dann spä­ter zu ent­sor­gen – nicht gele­se­ner als zuvor. In der Aus­ga­be vom 25./26. Juni fin­de ich im Feuil­le­ton auf Sei­te 15 die Phra­sen­mä­her-Glos­se von gmu mit dem Titel »Alles gaga«. Da ich »gaga« seit Jahr­zehn­ten geklärt wäh­ne, über­flie­ge ich die paar Zei­len inter­es­siert: Was gibt es zu »gaga« noch zu sagen? Gar etwas Neu­es? Offen­sicht­lich ist es im Schwan­ge. Immer noch, wür­de ich sagen, also was soll’s? Dann hor­che ich doch auf: »Wo nur wur­zelt die­se schö­ne neue Gaga-Welt?« Hopp­la! Wie alt ist denn der Autor – oder bes­ser gesagt: wie jung? Und dann heißt es: »Das Schwei­ze­ri­sche Idio­ti­kon klärt…« Wer bei mir hin und wie­der rein­guckt, kennt mich als Freund des schwei­ze­ri­schen Idi­oms, aber so leid’s mir tut: »Gaga«, »Gag-gagg«, »gag­ge­re«, »gag­gen«, »Gage­le«, »Gugag« und »Gäg­gi« haben mit »gaga« eben­so wenig zu tun wie der »›Gagg‹ (vgl. lat. caca­re und caca)«.1

Nicht nur wer­den da viel zu vie­le Wör­ter bemüht, die irgend­wie so ähn­lich sind; das geht mei­ner Erfah­rung nach so gut wie nie gut. Und vor allem: Wenn wir uns ety­mo­lo­gisch schon im Aus­land umschau­en, war­um dann nicht erst mal nach einem Wort, das haar­ge­nau so aus­sieht und klingt. Ich mei­ne, wenn etwas aus­sieht wie eine Ente, quakt wie eine Ente und wie eine sol­che schwimmt, dann ist es meist auch eine Ente.

Und bevor man wis­sen­schaft­lich wird: Fällt einem zu »gaga« nicht vor Lady Gaga erst mal Fred­die Mer­cu­ry ein? (mehr …)

  1. »Gag­ger­la« sind hier im Frän­ki­schen übri­gens die Pro­duk­te vom Huhn; und ein »Gag­gei« ist wei­ter im Süden ein duss­li­ger Mensch. []

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Inter­net Libra­ry, Open Libra­ry & Emil und die Detektive

Wenn man als Über­set­zer von etwas nicht genug haben kann, dann sind das Bücher. Oder wenigs­tens eine Biblio­thek in der Nähe. Wes­we­gen ich immer die Kol­le­gen in Mün­chen, Frank­furt, Ham­burg oder Ber­lin benei­de. Nicht dass ich mich über die Nürn­ber­ger Biblio­the­ken beschwe­ren möch­te. Aber es ist halt kei­ne Staats­bi­blio­thek dar­un­ter. Umso wich­ti­ger ist für mich, was an Biblio­the­ken so im Web zu fin­den ist. Und an die­sem ver­reg­ne­ten Mor­gen habe ich etwas aus­pro­biert, was ich mir schon vor eini­ger Zeit notiert hatte.

Ich spre­che von mei­nem Besuch bei einer Ein­rich­tung namens Open Libra­ry. Auf die bin ich irgend­wann über das Inter­net Archi­ve gekom­men. Ich brau­che das in San Fran­cis­co behei­ma­te­te und längst als gemein­nüt­zi­ge Biblio­thek aner­kann­te Buch‑, Film- und Musik­mons­ter nicht eigens vor­zu­stel­len. Man kann sich dort aus Mil­lio­nen von gemein­frei­en Titeln bedie­nen. Im Medi­um sei­ner Wahl. Und irgend­wann begann ich dort auf Bücher zu sto­ßen, die eben nicht ein­fach als Pdf- oder txt-Datei zu zie­hen waren; sie waren mit einem Ver­weis auf eine Open Libra­ry ver­se­hen. Dort hieß es dann Regis­trie­ren, Lese­ge­rät, Bab­bel­di­ba, und das macht man nicht ein­fach so neben­bei; da zer­schießt man sich schnell mal mit­ten unter der Arbeit die Instal­la­ti­on. Zu schwei­gen, dass man sich Nut­zer­na­men & Pass­wör­ter aus­den­ken und notie­ren muss. Also hab ich’s mir notiert. Und hin und wie­der emp­fiehlt es sich, all die Noti­zen abzu­ar­bei­ten, die man sich so macht. Oder wenigs­tens ein paar davon. Heu­te habe ich mich da, wie gesagt, mal ange­mel­det. (mehr …)

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Fremd­wör­ter – irgend­wo zwi­schen deplo­rabler Papa­gai­en­kunst und Esprit

Turn­va­ter Jahn (Wiki­pe­dia)

Stets auf der Suche nach einem halb­wegs ver­nünf­ti­gen Ein­satz von Fremd­wör­tern zwi­schen Über­maß aus dum­mer Selbst­ge­fäl­lig­keit und patho­lo­gi­scher, aus der Pho­bie gebo­re­ner Deutsch­tü­me­lei, sticht mir natür­lich jede ein­schlä­gi­ge Aus­sa­ge zum The­ma sofort ins Auge. Offen­sicht­lich haben gegen den Mit­tel­weg auch nur weni­ge etwas ein­zu­wen­den, die Fra­ge ist nur, wo er bei dem einen oder ande­ren ver­läuft. Natür­lich kocht der eine oder ande­re die sprach­li­che Pro­ble­ma­tik eher aus Prin­zip in ein viel kom­ple­xe­res Süpp­chen ein…

So hat­ten wir hier im Blog jüngst Hei­ge­lins Vor­wort zu sei­nem All­ge­mei­nen Fremd­wör­ter-Hand­buch für Teut­sche von 1818, in dem er Turn­va­ter Jahn zitiert:

Raben­nach­spre­chen, Star­mät­zig­keit und Papa­gey­kunst ent­stel­len kein Volk so sehr, als das teut­sche, und unglück­li­cher Wei­se fin­den wir die­se Mis­ge­bur­ten schön, wie man­che Gebirgs­leu­te ihre Kröp­fe. — Klar, wie des Teut­schen Him­mel, fest wie sein Land, ursprüng­lich wie sei­ne Alpen, und stark wie sei­ne Strö­me, blei­be sei­ne Sprache!

Ich habe mal rasch nach dem Ursprung des Zitats gesucht und es in Jahns Werk Deut­sches Volks­t­hum gefun­den, das 1810 erst­ma­lig erschien. Wir befin­den uns also mit­ten in der Zeit der Napo­leo­ni­schen Krie­ge, zu einer Zeit, in der – nur um den Aus­sa­gen etwas Per­spek­ti­ve zu geben – Deutsch­land des Öfte­ren ein Haupt­kriegs­schau­platz war.1

»In einer Spra­che wird man nur groß. Homer und das gan­ze mus­ter­gül­ti­ge Alter­thum, Arios­to, Tas­so, Cer­van­tes und Shea­k­e­spear ver­plap­per­ten gewiß­lich nicht ihre Mut­ter­spra­che in frem­den Wör­tern. (mehr …)

  1. Es wür­de den Rah­men die­ser eher sprach­li­chen Betrach­tun­gen spren­gen, sich mit Jahns Hin­ter­grund zu befas­sen. Das hat, weit bes­ser, als ich es könn­te, Knut Ger­mar in sei­nem Arti­kel »Ein deut­sches Ur-Muhen« in Bon­jour Tris­tesse Nr. 8 (2/2009) gemacht. Nach­le­sen lässt sich das auf Mate­ria­li­en und Kri­tik. []

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Meis­ter Pro­per der teut­schen Spra­che (2)

Heu­te ohne gro­ße Vor­re­de das Vor­wort zur ers­ten Aus­ga­be von J.F. Hei­ge­lins Fremd­wör­ter­buch aus dem Jah­re 1818 nach der zwei­ten Auf­la­ge von 1838.

All­ge­mei­nes Fremd­wör­ter-Hand­buch für Teut­sche, oder Erklä­rung aller fremd­ar­ti­gen Aus­drü­cke der teut­schen Con­ver­sa­ti­ons-Spra­che zur Ver­stän­di­gung, Aus­schei­dung und Wür­di­gung der in teut­schen Schrif­ten und in der Kunst- und Umgangs­spra­che vor­kom­men­den fremd­ar­ti­gen Wör­ter, Aus­drü­cke, Namen und Redensarten.
Ein gemein­nüt­zi­ges Hand­buch für alle Stän­de, Berufs­ar­ten, Küns­te, Gewer­be, Schul- und Bil­dungs-Anstal­ten, so wie für Geschäfts­män­ner, Zei­tungs­le­ser und für jeden teut­schen Vaterlandsfreund.

von
Dr. J. F. H e i g e l i n, Pro­fes­sor der teut­schen Spra­che etc.
Zwei­te sehr ver­bes­ser­te und ver­mehr­te Auflage
Tübin­gen, Ver­lag von C. F. Osi­an­der, l838.


Vor­re­de zur ers­ten Aus­ga­be1

Unter die man­cher­lei Ursa­chen, wel­che eine Spra­che ent­stel­len und ver­un­rei­ni­gen, rech­net man beson­ders auch den Krieg. Er gebie­tet, wie über Alles, das er ändern und sich zueig­nen kann, so auch über Zun­ge und Feder, sucht sie ihrer Rech­te und Frei­hei­ten zu berau­ben, oder ihr Eigent­hum unge­scheut zu ver­wüs­ten. In Län­dern, wo die­ser Feind oft und viel ein­bricht und sein Lager auf­schlägt, rich­tet er immer ein sol­ches Unheil an. Teutsch­land war von jeher sein Schlacht- und Tum­mel­feld. Alle Völ­ker Euro­pens haben sich mehr oder min­der und 1813 inge­sammt dar­auf geschla­gen. Doch trie­ben hier vor­mals die Römer und nach ihnen die Fran­zo­sen ihr Unwe­sen am öftes­ten und kläg­lichs­ten. Das Sie­gel ihrer Herr­schaft drückt sich noch so man­cher teut­schen Zei­le auf, und hängt noch an so vie­ler Mund und Her­zen, daß es der Doll­met­schun­gen und Wör­ter­bü­cher bedarf, um den Lands­mann zu ver­ste­hen, oder sich ihm ver­ständ­lich zu machen. Gerichts- und Schul­stu­ben, Spiel‑, Tanz- und Hör­sä­le, Hüt­ten und Paläs­te haben des latei­ni­schen, fran­zö­si­schen und ande­ren Sprach­keh­rigs noch in Men­ge. Sein Weg­schaf­fen wird immer bespro­chen und betrie­ben; er gleicht aber den Hyd­ra­köp­fen in der Fabel und den Pil­zen, die über Nacht aus­schie­ßen. Wie ein Opiz von Bober­feld2 vor bald 200 Jah­ren über die Ver­un­rei­ni­gung der teut­schen Spra­che in sei­ner Poe­terey (1624) jam­mer­te und klag­te; wie ein Leib­nitz3 wie­der durch sein Ver­bes­se­rungs-Beden­ken dem Uebel zu steu­ern such­te, so erneu­er­ten sich in unse­ren Tagen die­se Kla­gen fast aller Orten un …4 … ner von Geist und Herz tra­ten auf, um das Unkraut vom … sich­ten, uns­rer alten, rei­chen, kräf­ti­gen und sin­ni­gen Spra­che … heit, Wür­de und Selb­stän­dig­keit wie­der zu geben. (mehr …)

  1. die Her­vor­he­bun­gen sol­len der Les­bar­keit die­nen und stam­men eben­so von mir wie die Absät­ze []
  2. Mar­tin Opiz, * 23. Dezem­ber 1597 in Bunz­lau; † 20. August 1639 in Dan­zig. []
  3. sic! Gott­fried Wil­helm Leib­niz (1646−1716), deut­scher Uni­ver­sal­ge­lehr­ter []
  4. hier ist lei­der eine Ecke des Buches mini­mal abge­ris­sen []

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»Gover­nan­ce« gleich »good governance«?

Es gibt Wör­ter, die sich gera­de­zu auf­rei­zend der Über­set­zung ent­zie­hen, weil sie – in der Regel eine Fol­ge kom­ple­xer Unter­schie­de in Geschich­te und Den­ken der Völ­ker – ein­fach kein so recht pas­sen­des Gegen­stück in der Ziel­spra­che haben. „Table“ ist mit „Tisch“ meist pro­blem­los getrof­fen, selbst wenn es von Abar­ten nur so wim­melt: »bedside table«, »card table«, »din­ner table«, »dres­sing table«, »exten­si­on table«, »gam­ing table« – alle sind sie defi­niert und haben im Deut­schen ihr Gegen­stück.1 Für den Pro­fi gilt: Alle die­se Tische sind etwas Konkre­tes, Fass­ba­res – mit dem pas­sen­den Wör­ter­buch erle­digt sich die Über­set­zung von selbst.

Anders dage­gen ver­hält es sich mit allem, was nicht buch­stäb­lich fass­bar ist, Din­gen aus den Human­wis­sen­schaf­ten etwa, Sach­ver­hal­ten aus dem kul­tu­rel­len Bereich. So ist auch das Wort »gover­nan­ce« ein eher irri­tie­ren­der Fall. Und was »gover­nan­ce« noch irri­tie­ren­der macht, ist der Umstand, dass es es sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten zum poli­ti­schen Mode­wort auf­ge­schwun­gen hat. Es begeg­net einem, eine Beschäf­ti­gung mit dem Zeit­ge­sche­hen vor­aus­ge­setzt, schier Tag für Tag.

Der ein­schlä­gi­ge Ein­trag in der Wiki­pe­dia bringt das Wis­sens­wer­te sehr schön auf den Punkt, (mehr …)

  1. Und die Unsit­te, aus einem »cof­fee table« einen »Kaf­fee­tisch« zu machen statt einen »Couch­tisch«, unter dem man sich etwas vor­stel­len kann, rührt nur daher, dass das Über­set­zen längst in die Hän­de blu­ti­ger Ama­teu­re gefal­len ist, die Wör­ter über­set­zen statt Sinn. []

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Der »Bush-Moment« – zwi­schen Mis­sio­nie­rungs­ei­fer und Ostfriesenwitz

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Beim Über­set­zen, ich muss­te mich erst jüngst wie­der schmerz­lich dar­an erin­nern las­sen, zahlt es sich aus, gera­de immer wie­der mal die Din­ge nach­zu­schla­gen, die man zu wis­sen meint. Es ist dies eine an sich fes­te Regel, die man im Eifer des Gefechts – den gan­zen lie­ben lan­gen Tag nach­schla­gen! – immer weder mal gern ver­gisst. Auch wenn sie einen hun­dert mal vor pein­li­chen Schnit­zern bewahrt hat. Aber natür­lich gibt es bei jeder Über­set­zung nicht zu knapp Neu­es nach­zu­schla­gen – da meint man schon mal, man kön­ne sich die ollen Kamel­len spa­ren. Zuwei­len frei­lich sitzt man nicht ledig­lich einem die­ser lei­di­gen fal­schen Freun­de auf; zuwei­len ergibt die Lösung mit einem sol­chen im Kon­text des­sen, was man gera­de über­setzt, ein­fach kei­nen Sinn.

So ver­hielt es sich denn mit einem Arti­kel, den ich eben zu über­set­zen hat­te, und in dem von einem »Bush moment« die Rede. Es hieß da:

Remem­ber that old wit­ti­cism of the neo­cons of the ascen­dant Bush moment back in 2003: “Ever­yo­ne wants to go to Bagh­dad.  Real men want to go to Tehr­an”?1

Nun scheint man ja unter einem »Bush moment« jene Augen­bli­cke zu ver­ste­hen, in denen es beim vor­letz­ten ‘kani­schen Prä­si­den­ten mal kurz aus­setz­te. Der Begriff »Bus­hism« scheint in die­sem Zusam­men­hang wohl bekann­ter zu sein.

Um nur ein Bei­spiel zu nen­nen: (mehr …)

  1. Tom­gram: Engel­hardt, Pla­cing Your Glo­bal Bets, Tom Eng­lel­ardt, Octo­ber 26, 2010. []

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Aus­ge­rech­net Scho­pen­hau­er – Über Spra­che und Worte

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Ich möch­te hier ganz und nicht den Ein­druck erwe­cken, ich wür­de groß Scho­pen­hau­er lesen – geschwei­ge denn ver­ste­hen. Aber in sei­nen Para­li­po­me­na – oder Rest­li, wie man hier in Fran­ken wohl sagen wür­de – geht es im Kapi­tel XXV nun mal – eher unsys­te­ma­tisch – um »Wor­te und Spra­che«. Und letzt­lich auch um das Über­set­zen. In so etwas schaue ich schon mal rein. Und füh­le mich beim ers­ten Drü­ber­flie­gen auch gleich ange­spro­chen von dem alten Kna­ben. Hier mal – der kom­plet­te Scho­pen­hau­er-Text folgt unten – zwei klei­ne Appe­tit­häpp­chen vorab:

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Falls Sie mei­ne Ein­drü­cke nicht inter­es­sier­ten soll­ten, kein Problem,
die ein­zel­nen Fol­gen von Scho­pen­hau­ers Text fin­den Sie hier:

Fol­ge 1: Her­aus­bil­dung und Nie­der­gang des gram­ma­ti­schen Instinkts 
Fol­ge 2: Ueber das not­hwen­dig Man­gel­haf­te aller Uebersetzungen 
Fol­ge 3: Wie wenig ihr gan­zes Den­ken über die Wor­te hinausgeht…
Fol­ge 4: Statt Ver­meh­rung der Begrif­fe: Ver­meh­rung der Worte
Fol­ge 5: Chi­ne­sisch für Kaufleute
Fol­ge 6: Nicht jedes Gewor­de­ne ist ein Gemachtes
Fol­ge 7: Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Knochen
Fol­ge 8: Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge – Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen
Fol­ge 9: … die Spra­che von Bärenhäutern
Fol­ge 10: Plär­ren von Pleu­rer und Plorare 

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Für alle ande­ren, die Kostproben:

›Es kos­tet mich‹ ist nichts, als ein solen­ner und pre­zio­ser, durch Ver­jäh­rung akre­di­tier­ter Sprach­feh­ler. Kos­ten kommt, eben wie das ita­liä­ni­sche cos­ta­re, von con­sta­re. ›Es kos­tet mich‹ ist also me con­s­tat, statt mihi con­s­tat. ›Die­ser Löwe kos­tet mich‹ darf nicht der Mena­ge­rie­be­sit­zer, son­dern nur Der sagen, wel­cher vom Löwen gefres­sen wird. —

»… ein durch Ver­jäh­rung akre­di­tier­ter Sprach­feh­ler« – das ist genau das, was mir – weni­ger cle­ver aus­for­mu­liert – durch den Kopf geht, wenn ich all den pseu­do­deut­schen Mist sehe, der sich auf­grund lau­si­ger, ama­teur­haf­ter Über­set­zun­gen bei uns ein­ge­bür­gert hat… (mehr …)

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Im Wör­ter­buch lau­ert der Tod – Über die Funk­ti­on des Slangs (3)

Serie
Serie

»Im Wör­ter­buch lau­ert der Tod«, ist nicht etwa ein Titel aus dem Nach­lass von Aga­tha Chris­tie, es han­delt sich viel­mehr um eine Erkennt­nis des ame­ri­ka­ni­schen Dich­ters James Rus­sel Lowell. Und die­se Erkennt­nis hat letzt­lich mehr mit Slang zu tun, als Sie je geahnt hät­ten. Lesen Sie dazu doch die drit­te Lie­fe­rung von Bran­der Matthews Essay, in der er auf eine wei­te­re Kate­go­rie von Slang ein­geht – wir hat­ten bis­her drei – und unter ande­rem auf die Unter­schie­de zwi­schen dem Slang der Groß­stadt und dem des ame­ri­ka­ni­schen Westens…

Fort­set­zung von hier. Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil III

Gar noch wich­ti­ger als die­se drit­te Klas­se von Slang ist die vier­te, die all jene Begrif­fe um­fasst, die sozu­sa­gen noch ihre Leh­re absol­vieren und von denen noch unge­wiss ist, ob man sie schließ­lich in die Gil­de guter Spra­che auf­nehmen wird. Die­se Begrif­fe sind ent­we­der nütz­lich oder nuzt­los; sie schlie­ßen ent­we­der eine Lücke oder sie schlie­ßen kei­ne; sie leben oder ster­ben also ent­sprechend der allgemei­nen Ein­schät­zung ihres Wer­tes. Wenn sie ster­ben, dann lan­den sie im Ver­ließ ver­ges­se­nen Slangs, und was Ver­ges­sen an­belangt, gibt es kein dunk­le­res Loch. Wenn sie über­le­ben, dann weil sie in die lite­ra­ri­sche Spra­che Auf­nahme fin­den, nach­dem sie dem Gespür eines Meis­ters der Sprach­kunst, des Sprach­hand­werks genehm waren, unter des­sen Paten­schaft man sie dann als voll­wer­ti­ges Mit­glied auf­nahm. Dar­an sehen wir, dass Slang eine Vor­be­reitungs­schule für neue Aus­drü­cke ist; nur die bes­ten Schü­ler bekom­men das Lang­lebigkeit ver­lei­hen­de Dip­lom; die ande­ren wird unwei­ger­lich ihr Schick­sal erei­len. (mehr …)

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Die Funk­ti­on des Slangs (2)

Serie

Bran­der Matthews teilt den Slang grob in vier Kate­go­rien, die in die­sem zwei­ten Teil sei­nes Essays umris­sen wer­den. Es wird sicher vie­le erstau­nen, dass Slang über das unmit­tel­ba­re Gau­di­um hin­aus eine wich­ti­ge Funk­ti­on inner­halb unse­rer Spra­che hat. Inter­es­sant sind auch die Zeit­räu­me, von denen hier die Rede ist: dass Wör­ter bin­nen drei Jahr­hun­der­ten aus der Gos­se auf­stei­gen und wie­der in der Gos­se ver­schwin­den kön­nen, hat nun sicher nichts mehr von der »Rasanz«, von der Matthews in die­sem Zusam­men­hang spricht. In die­ser Hin­sicht müss­te man heu­te natür­lich der Beschleu­ni­gung der Zeit Rech­nung tra­gen. Und sicher müss­te man auch »vul­gär« und »Gos­se« neu defi­nie­ren. Aber das machen wir, wie gesagt, spä­ter. Blei­ben wir mal bei den Grund­la­gen. Es hat sich hier­zu­lan­de prak­tisch nie jemand wirk­lich damit befasst.

Fort­set­zung von hier.  Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil II

Eine Ana­ly­se moder­nen Slangs offen­bart uns die Tat­sache, dass sich die Wör­ter und Wen­dun­gen, aus denen er sich zusam­men­setzt, grob in vier Kate­go­rien ein­tei­len las­sen, alle recht unter­schied­li­chen Ursprungs und sehr ver­schie­denen Werts. Zwei­en die­ser Katego­rien gegen­­­über mag die Ver­ach­tung zuläs­sig sein, die dem Slang als Gan­zes gegen­über so oft zum Aus­druck gebracht wird. Den bei­den ande­ren Kate­go­rien gegen­über ist ein sol­ches Gefühl ganz und gar nicht gerecht­fer­tigt, da sie der Spra­che einen unschätz­ba­ren Dienst erwei­sen. (mehr …)

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Neue Serie – Die Funk­ti­on des Slangs (1)

Serie

Nach­dem ich hier in einer ers­ten gro­ßen Serie über den Slang aus lin­gu­is­ti­scher Sicht E. B. Tylors grund­le­gen­den Arti­kel in eige­ner Über­set­zung gebracht habe, möch­te ich heu­te mit einem zwei­ten wich­ti­gen Arti­kel zum The­ma begin­nen. Er stammt von dem ame­ri­ka­ni­schen Pro­fes­sor Bran­der Matthews; ent­nom­men ist er sei­nem Buch Parts of Speech: Essays on Eng­lish. Auch in die­sem Arti­kel erfah­ren Sie prak­tisch alles, was es über Slang in lin­gu­is­ti­scher Hin­sicht zu wis­sen gibt. Bran­der Matthews beschäf­tigt sich über die Prin­zi­pi­en des Slangs hin­aus mit sei­ner Funk­ti­on inner­halb der Spra­che, die gar nicht so unbe­deu­tend ist, wie man viel­leicht anneh­men mag. Nach­dem ich Ihnen mit Tylors Essay bereits den größ­ten Teil Ihrer Vor­be­hal­te gegen den Slang genom­men haben soll­te, müss­te Matthews nun den Rest besorgen.

Das Alter des Bei­trags spielt dabei kei­ne Rol­le; an den wis­sen­schaft­li­chen Prin­zi­pi­en hat sich nichts geän­dert. Dar­auf, was man für die heu­ti­ge Zeit abwan­deln müss­te, wer­de ich in einer spä­te­ren Serie eingehen.

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil I


Es ist cha­rak­te­ris­tisch für das Inter­es­se, das die Wis­sen­schaft heu­te Din­gen entgegen­bringt, die sie frü­her als der Betrach­tung unwür­dig erach­te­te, wenn Phi­lo­lo­gen sich nicht län­ger abschät­zig über den Slang äußern. Womög­lich war es auch gar nicht eigent­lich der Gelehr­te, son­dern der Lai­en­phi­lo­lo­ge, der blo­ße Lite­rat, der sich die Ver­ach­tung für den Slang auf sei­ne Fah­ne schrieb. Dem mit Verän­de­rungen der Spra­che und Wand­lun­gen des Voka­bu­lars ver­trau­ten For­scher hin­ge­gen ist kein Wort zu dürf­tig für die respekt­vol­le Betrach­tung; und gera­de aus dem Gerings­ten las­sen sich nicht sel­ten die wert­volls­ten Leh­ren zie­hen. Aber noch bis jüngst sprach kaum ein Hom­me de let­t­res vom Slang, es sei denn gering­schät­zig und mit dem Wunsch nach sei­ner sofor­ti­gen Aus­rottung. Selbst berufs­mä­ßi­ge Sprach­forscher wie Trench und Alford1 (heu­te bedau­er­li­cher­wei­se ihrer eins­ti­gen Auto­ri­tät beraubt) erge­hen sich reich­lich in Erklä­run­gen von abscheu­li­cher Feind­se­lig­keit. DeQuin­cey,2 der mit sei­ner bil­der­stür­me­ri­schen Un­ab­­hängigkeit re­nommierte, war prak­tisch der ein­zi­ge, der ein gutes Wort für den Slang übrig gehabt hat. (mehr …)

  1. Richard Che­ve­nix Trench, On the Stu­dy of Words und Hen­ry Alford, The Queen’s Eng­lish []
  2. Tho­mas de Quin­cey, 1785–1785 []

WeiterlesenNeue Serie – Die Funk­ti­on des Slangs (1)

“Wald­ba­den”…

MfG GP

– nein, nein, kei­ne Sor­ge, das ist mit­nich­ten ein Titel aus dem Nach­lass von H. D. Thoreau. 

Ein Wald­spa­zier­gang hat sei­ne wohl­tu­en­de Wir­kung; ich bin schon seit Zei­ten zu kei­nem mehr gekom­men, aber ich mei­ne mich zu erin­nern… Das­sel­be gilt wohl auch für Rad­fah­ren im Wald, Lau­fen im Wald, Krie­chen, Krab­beln, Brand­stif­ten… Nein, im Ernst, wenn man’s recht bedenkt, war dafür nie unbe­dingt ein spe­zi­el­ler Name nötig gewe­sen. Man geht spa­zie­ren, macht, was immer man zur Ent­span­nung so macht, nur eben mal zufäl­lig im Wald. Das wird sich jetzt bald ändern. Weil man jetzt bald zum »Wald­ba­den« gehen wird. Kei­ne Ban­ge, es kommt jetzt kein New Age-Vor­trag; mich inter­es­siert nur der Neo­lo­gis­mus, die Neu­prä­gung, das Wort an sich. (mehr …)

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„Airing him out“ – Was pas­siert denn da nun mit dem?

To air out« … »Airing out« hieß für mich lan­ge nichts wei­ter als lüf­ten wie etwa in »to air out one’s socks« oder »to air out a room«; auch die über­tra­ge­ne Bedeu­tung wie in »airing out one’s hat­red« – sei­nem Hass Luft machen – oder »airing out one’s thoughts«, sei­ne Gedan­ken aus­spre­chen, waren mir kein Problem.

Irgend­wann stieß ich auf eine wei­te­re Bedeu­tung, die sich jedoch mit etwas Recher­che auch bereits auf die 1920er-Jah­re zurück ver­fol­gen ließ: spa­zier­ge­hen – »Come on, sugar, let’s air out on the bou­le­vard.« Ver­wandt damit sind die Bedeu­tun­gen der Wen­dung mit einem Objekt, etwa einem Hund – Gas­si füh­ren – oder bewe­gen im Fal­le des Pfer­des. Eine wei­te­re Bedeu­tung, weg­ge­hen, einen Ort ver­las­sen, scheint eher sel­ten zu sein.

Eine neue­re Bedeu­tung ist die des Abser­vie­rens. Auch hier ist das An-die-Luft-set­zen hin­ter der Bedeu­tung jeman­dem den Lauf­pass geben nach­zu­voll­zie­hen. Ich konn­te die­se Bedeu­tung aller­dings dies­seits des Urban Dic­tion­a­ry noch nicht veri­fi­zie­ren, was immer pro­ble­ma­tisch ist.

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (6)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Die Puris­ten, die Bewah­rer eines rei­nen Eng­lisch, tun ihr Mög­lichs­tes, die nie­de­ren Wör­ter, die der Slang her­vor­bringt, von der Spra­che der Lite­ra­tur und der fei­nen Gesell­schaft fern­zu­hal­ten. Mit lobens­wer­ter Stren­ge tre­ten sie die lin­gu­is­ti­schen Paria zurück, wann immer sie, aus ihrer hei­mi­schen Gos­se kom­mend, auf dem respek­ta­blen Geh­steig Fuß zu fas­sen sich bemü­hen. Der eine oder ande­re die­ser gemei­nen Ein­dring­lin­ge erweist sich jedoch als stark genug, sich zu behaup­ten, wäh­rend man es tech­ni­schen Begrif­fen aus Han­del und Hand­werk und den erfun­de­nen Wör­tern modi­scher Plau­de­rei, eine gewis­se Tole­ranz übend, von Hau­se aus nicht so schwer macht. So haben don­key, conundrum und fun, heu­te frag­los alle­samt ehr­ba­re eng­li­sche Wör­ter, als Slang das Licht der Welt erblickt; obwohl kein Ety­mo­lo­ge bis­lang zwei­fels­frei hat bele­gen kön­nen, wie sie ent­stan­den sind. Kei­nen Zwei­fel dage­gen gibt es bei drag, der heu­te all­ge­mein übli­chen Bezeich­nung für einen gut aus­ge­stat­te­ten pri­va­ten Vier­spän­ner; es han­delt sich aber um einen Aus­druck des Cant, der, als sol­cher jeder­mann ver­ständ­lich, eine Kar­re oder Kut­sche bezeich­net; und drags­men waren eine Art von Die­ben, die Kut­schen hin­ter­her­lie­fen, um das Gepäck hin­ten­auf los­zu­schnei­den. Von den Schuf­ten, die das Steh­len von Kin­dern zum Gewer­be gemacht haben, hat die gute Gesell­schaft das Wort dafür, näm­lich to kid­nap – i.e. to nab kids – ent­lehnt; was das Ver­bum to knab oder nab für weg­neh­men anbe­langt, (mehr …)

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Neu­er Wort­schatz im Abo

Wer sich beruf­lich mit Spra­che – zumal mit Umgangs­spra­che – befasst, der weiß, dass man durch­aus ins Schwit­zen kom­men kann, neu­en Wör­tern hin­ter­her zu lau­fen. Umso dank­ba­rer ist man für alle ein­schlä­gi­gen Hilfs­mit­tel, schon gar die kos­ten­lo­sen. Zwei davon möch­te ich hier kurz vor­stel­len. Ich spre­che von zwei Web­sites, die ich wenigs­tens ein­mal die Woche ansteue­re, die eine eng­lisch, die ande­re deutsch.

Bei der ers­ten, der eng­li­schen, han­delt es sich um Paul McFedries’ Sei­te Words­py. McFedries sam­melt seit Jah­ren alles, was ihm an Neu­bil­dun­gen so unter­kommt, und das ist so eini­ges. Und er berei­tet sei­ne Beu­te im Gegen­satz zu ähn­li­chen Sites auf vor­bild­li­che Wei­se auf. Wer jemals hin­ter neu­en Wör­tern her war, hat das womög­lich vor Inter­net­zei­ten ähn­lich gemacht wie ich, d.h. Time oder – die z.Z. zum Ver­kauf ste­hen­de – News­week abon­niert, mit dem Text­mar­ker gele­sen, die neu­en Sachen auf Kar­tei­kar­ten notiert, Zet­tel­kas­ten geführt… War schließ­lich größ­ten­teils auch noch die Zeit vor dem PC. (mehr …)

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Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (5)

E.B. Tylor – Lin­gu­is­ti­sche Aspek­te des Slang (5)

Macmillan’s Maga­zi­ne, Vol. XXIX (1873–74) pp. 502–513

Über­set­zung © Bern­hard Schmid

(Fort­set­zung von)

Es lässt sich nicht ver­mei­den, dass der Schatz alt­ehr­wür­di­ger Scher­ze, wie er uns in Slang­wör­ter­bü­chern erhal­ten ist, zuwei­len treff­li­chen Anek­do­ten moder­ne­ren Datums im Wege steht. So ver­hält es sich mit fol­gen­der berühm­ten Pas­sa­ge aus Car­lyl­es Life of Ster­ling: »Mir ist ein Bei­spiel für Ster­lings Elo­quenz zu Ohren gekom­men, das uns auf den Schwin­gen schmun­zeln­den Hören­sa­gens über­lie­fert ist und augen­schein­lich auf die eine oder ande­re Art auf den Kon­ser­va­tis­mus der Kir­che anspielt: ›Haben sie nicht?‹ oder viel­leicht auch ›Hat Sie (die Kir­che) nicht‹ – ›einen schwar­zen Dra­go­ner in jeder Gemein­de, bei gutem Salär und eben­sol­cher Kost aus Ross- und Men­schen­fleisch, der dort Patrouil­le rei­tet und für der­lei kämpft?‹« Durch­aus wahr­schein­lich, so bemerkt Car­lyle, dass der schwar­ze Dra­go­ner »begreif­li­cher­wei­se die rund­um jun­ge Phan­ta­sie zu stür­mi­schem Geläch­ter auf­sta­chel­te«; der Scherz jedoch war bereits etwas ange­staubt, da bereits Gro­se, lan­ge vor Ster­lings Geburt, in sei­nem Slang­wör­ter­buch »a review of the black cui­ras­siers« als »Heim­su­chung durch die Geist­lich­keit« defi­niert hat­te. Die­sel­be klas­si­sche Auto­ri­tät (das Buch erschien 1785) übri­gens, die Tur­key mer­chant als Geflü­gel­händ­ler* defi­niert. Ich muss es bes­se­ren Ken­nern der Ver­gan­gen­heit über­las­sen, die Fra­ge um die Wahr­schein­lich­keit einer Anek­do­te zu klä­ren, nach der die­ser Scherz von dem (1736 gebo­re­nen) Hor­ne Too­ke stammt, den die Jungs bei sei­ner Ankunft in Eton die schreck­li­che Fra­ge nach sei­nen Ver­hält­nis­sen stell­ten: »Was macht denn dein Vater?« (mehr …)

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