Let me break it down to you – so it will be fore­ver broke …

Im Gefol­ge des Gemet­zels an der Demo­kra­tie im ame­ri­ka­ni­schen Fer­gu­son (und die­ses Gesin­del will auf der Welt für Recht & Ord­nung sor­gen?) ist man in den USA dabei, ein »App gegen Poli­zei­ge­walt« zu ent­wi­ckeln. Gute Idee. Und manch­mal – gera­de heu­te mor­gen wie­der – wür­de ich mir nun (fast) ein sol­ches App gegen eine ande­re Art von Gewalt wün­schen. Ich spre­che von Gewalt­ta­ten wider die deut­sche Spra­che durch bis über die Blöd­heit hin­aus wört­li­che Ein­deut­schun­gen eng­li­scher Texte…

Wann immer ich eine Zei­tung auf­ma­che, wün­sche ich mir so gut wie auf jeder Sei­te, der Betref­fen­de hät­te einen Über­set­zer zu Rate gezo­gen. Nein, im Ernst. Da hat man einen Arti­kel nach dem ande­ren, mal mehr, mal weni­ger inter­es­sant, das ist herz­lich sub­jek­tiv, aber so gut wie alle in bes­tem Deutsch geschrie­ben, was durch­aus objek­tiv zu beur­tei­len ist, unge­ach­tet sti­lis­ti­scher Eigen­hei­ten. Und mit­ten im vor­züg­lichs­ten Deutsch staucht es mir plötz­lich den sprach­li­chen Knö­chel in einem Schlag­loch, das nur aus einem Grund ent­stan­den ist: (mehr …)

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Deut­scher Slang à la 1892 (9)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. Das kann durch­aus dau­ern, schließ­lich muß ich das in Frak­tur gehal­te­ne Bänd­chen abtip­pen, lässt sich aller­dings beschleu­ni­gen, wenn die ein­schlä­gi­gen Sei­ten öfter auf­ge­ru­fen wer­den… (mehr …)

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Deut­scher Slang à la 1892 (8)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. Das kann durch­aus dau­ern, schließ­lich ich muß das in Frak­tur gehal­te­ne Bänd­chen abtip­pen, lässt sich aller­dings beschleu­ni­gen, wenn die ein­schlä­gi­gen Sei­ten öfter auf­ge­ru­fen werden…

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redensarten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

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[page 15]

ein­spin­nen, v. tr., jem. verhaften.

ein­spin­nen:
1. sich e., von Rau­pen, Spin­nen Allg. —
2. trans. jem. e., ins Gefäng­nis set­zen Kobl-Ben­dorf und sonst1

ein­spin­nen st.: ‘ins Gefäng­nis ste­cken’, vgl. PfWB ein­sper­ren 1 a. Sie han ene inge­spunn (xxx). In Kai­slt wur­de 1619 ein Bür­ger ein­ge­spon­nen, weil er in betrun­ke­nem Zustand gegen einen Rats­herrn aus­fäl­lig gewor­den war [Küch­ler 131]. Süd­hess. II 141; RhWB Rhein. VIII 354; Saarbr. 108. —2 (mehr …)

  1. Rhei­ni­sches Wör­ter­buch. Bearb. und hrsg. von Josef Mül­ler, ab Bd. VII von Karl Mei­sen, Hein­rich Ditt­mai­er und Mat­thi­as Zen­der. 9 Bde. Bonn und Ber­lin 1928–1971. []
  2. Pfäl­zi­sches Wör­ter­buch. Begrün­det von Ernst Christ­mann. Fort­gef. von Juli­us Krä­mer. Bearb. von Rudolf Post. Unter Mit­arb. von Josef Schwing und Sig­rid Bin­gen­hei­mer. 6 Bde. und ein Bei­heft. Stutt­gart 1965–1998. []

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Deut­scher Slang à la 1892 (7)

Hier die nächs­ten bei­den Sei­ten von Arnold Gen­thes Slang-oder-was auch ‑immer-er-dafür-hielt-Samm­lung  aus dem Jah­re 1892. Ich den­ke, mitt­ler­wei­le ist rela­tiv klar, dass das heu­te recht haus­ba­cke­ne Kost ist. Es wäre wirk­lich inter­es­sant zu wis­sen, inwie­fern das alles – oder wenigs­tens ein Gut­teil davon – tat­säch­lich »Mode­wa­re« war, denn das ist ja Slang, Mode­wort­schatz. Sprich, ein gewis­ser Zeit­be­zug soll­te gege­ben sein. Wenn wir heu­te von »gut­ten­ber­gen« oder dem »Gut­ten­berg-Prin­zip« spre­chen oder davon, »den Gut­ten­berg zu machen«, dann ist das Slang; wenn Gen­the nun 1892 in eine Slang­lis­te »Drü­cke­ber­ger« auf­nimmt, hat­te das dann auch die­sen Zeit­be­zug, die­sen beson­de­ren Grund, dass das Wort damals der­art im Schwan­ge war? Falls es denn tat­säch­lich der­art im Schwan­ge war…

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redensarten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

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[page 13]

Drü­cke­ber­ger, m., heißt einer der sich drückt.

Wenn wir mal davon aus­ge­hen, dass es sich dabei in ers­ter Linie um jeman­den han­del­te, der sich vor dem Wehr­dienst drückt und Küp­per1 das Wort auf »etwa seit 1850« datiert, könn­te das durch­aus in Mode gewe­sen sein in einer Zeit, in der man noch »gedient« haben muss­te, um eine ordent­li­che Stel­le zu krie­gen. Bei Röh­rich heißt es: »Wer sich wie­der­holt erfolg­reich einer Pflicht ent­zo­gen hat, wird seit dem Ende des 19. Jahr­hun­derts auch ›Drü­cke­ber­ger« genannt.«2

druck­sen, v. int., (an etwas rum­druck­sen); an etwas län­ger Zeit ohne Ergeb­nis arbeiten.

drum, adv., dar­um; Red.; drum rum kom­men = um einen erhoff­ten Genuß kom­men. (mehr …)

  1. Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che []
  2. Lexi­kon der sprich­wört­li­chen Redens­ar­ten []

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Ugs.-Projekt 16: Aufriss

Sie erin­nern sich? Stets auf der Suche nach brauch­ba­ren Wör­tern und Wen­dun­gen aus allen Win­keln unse­rer deut­schen Sprach­land­schaft für unse­re Über­set­zun­gen. Der heu­ti­ge Ein­trag, so wer­den selbst die paar Dut­zend auf­ge­klär­ter Zeit­ge­nos­sen, die hier – mehr oder weni­ger genau – mit­le­sen, sich den­ken, wäre nun wirk­lich nicht nötig gewe­sen. Weil das Wort nichts mit Dia­lekt zu tun habe und es ein jeder kennt. Nun, das Wort hat zum einen mehr Bedeu­tun­gen als die, an die Sie im ers­ten Augen­blick gedacht haben, zum ande­ren ist es wie kaum ein ande­res Hafer für mein Steckenpferd… 

Las­sen wir mal Heinz Küp­pers ers­te Bedeu­tung für »Auf­riß« – den »Streif­schuß« (»Er reißt die Haut auf.«) – bei­sei­te, der offen­bar unter unse­ren Land­sern im Zwei­ten Welt­krieg geläu­fig war. Neh­men wir die Bedeu­tung, an die Sie ver­mut­lich als ers­te den­ken, wenn Sie das Wort »Auf­riss« hören, näm­lich die »Bekannt­schafts­an­knüp­fung«, wie Küp­per das gscha­mig nennt. Gera­de die­se Bedeu­tung macht »Auf­riss« zu einem der Wör­ter, die, ver­lässt man sich auf Küp­pers Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che, mei­ne For­de­rung nach kon­se­quen­ter wort­tech­ni­scher Aus­beu­tung unse­rer hei­mi­schen Dia­lek­te – heu­te wür­de man das viel­leicht als »dialect mining« bezeich­nen – beson­ders gut stützen. 

Küp­per näm­lich setzt die Geburt des Wor­tes unter den Halb­wüch­si­gen Öster­reichs der 1950er-Jah­re an. (mehr …)

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it will cost him sau­ce — ein Wörterbuchabenteuer

Wer mit Lei­den­schaft Über­set­zer ist, der ist dies, weil er aus irgend­ei­nem uner­find­li­chen Grund eine gewis­se Lei­den­schaft für die Spra­che hat oder die Lite­ra­tur oder wie in mei­nem Fall bei­des. Und so jemand sam­melt nun ein­mal auch  Wör­ter­bü­cher und schmö­kert genüss­lich dar­in. Was bei alten Wör­ter­bü­chern lan­ge Jah­re pro­ble­ma­tisch war, da sie schwer zu haben oder teu­er waren und dann müf­feln sie einem auch noch die Bude voll. Wenn man über­haupt Platz für die Schin­ken gehabt hät­te. Mit dem Inter­net bzw. dem World Wide Web ist das ein­fa­cher gewor­den; man muss sich jetzt nur noch auf die Suche machen, um sich eine Samm­lung der tolls­ten alten Schwar­ten zuzu­le­gen, die kei­nen Platz weg­neh­men, nichts kos­ten und natür­lich auch völ­lig geruchs­frei sind. Und in einem pdf lässt sich sowohl pri­ma schmö­kern, als auch vor­züg­lich recherchieren…

Bei einer klei­nen Reche­re­che zur vier­ten Lie­fe­rung von Arnold Gen­thes Samm­lung mit deut­schem Slang von 1892 stieß ich bei dem Wort »ble­chen« auf einen Ein­trag im Deut­schen Sprich­wör­ter­le­xi­kon von Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der.1 Wan­der gab anno dun­nemals bei vie­len Ein­trä­gen auch fran­zö­si­sche und eng­li­sche Ent­spre­chun­gen der betref­fen­den Sprich­wör­ter dazu. Und für ble­chen sieht dies – gekürzt – fol­gen­der­ma­ßen aus:

Er muss ble­chen.Eise­lein, 82. 
Von denen, die Straf­gel­der zah­len müs­sen oder bedeu­ten­de Ver­lus­te zu erlei­den haben. Also Geld geben müs­sen, d.i. ungern. Vom alt­deut­schen pleh­han = öff­nen, den Beu­tel öff­nen müs­sen. Viel­leicht auch von der Bezeich­nung des Gel­des als Blech. (S. ⇒ Beutel.)
Engl.: It will cost him sauce.
Frz.: Cra­cher au bas­sin. (Star­sche­del, 35.)1

»To cost sb sau­ce« also… Wenn man etwas lan­ge genug macht, bekommt man ein Gespür dafür, ob es ein Wort, eine Wen­dung tat­säch­lich gibt, will sagen, ob sie der­zeit im Schwan­ge ist oder nicht und wenn nicht war­um. (mehr …)

  1. Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der (Hrsg.): Deut­sches Sprich­wör­ter-Lexi­kon, Band 5. Leip­zig 1880. [] []

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Deut­scher Slang à la 1892 (4)

Die vier­te Lie­fe­rung der ers­ten deut­schen »Slang«-Sammlung geht von »bekle­ckern« bis »blu­ten«, ers­te­res nun sicher heu­te noch nicht mal mehr Umgangs­spra­che, zwei­te­res sehr wohl immer noch Umgangs­spra­che für bezah­len. Auch »berap­pen« und »ble­chen« fin­den sich auf die­sen zwei Sei­ten bereits in die­sem Sinn, bei­de soli­de deut­sche Umgangs­spra­che, auch heu­te noch. Das alles wie immer im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen. Das modi­sche Ele­ment, das wesent­lich den Slang aus­macht, fehlt natür­lich allen dreien.

Das gan­ze Unter­fan­gen hier ist vor allem unter dem Aspekt zu sehen, dass in Über­set­zun­gen – ich kom­me noch zu Bei­spie­len aus der Pra­xis – für soli­de eng­li­sche Umgangs­spra­che immer noch zu oft deut­sche Schrift­spra­che über­setzt, mit ande­ren Wor­ten ein fal­sches sprach­li­ches NIveau ange­setzt wird. (mehr …)

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Plär­ren von pleu­rer und plorare.

Im letz­ten Teil sei­ner Betrach­tun­gen Ueber Spra­che und Wor­te kommt Scho­pen­hau­er noch ein­mal auf sei­ne in der Lie­fe­rung »Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Kno­chen« – Titel von mir – vor­ge­brach­ten Beob­ach­tung zurück, laut der sich ety­mo­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge nicht sel­ten anhand der Kon­so­nan­ten eines Wor­tes erken­nen las­sen. Es ist so eine kurz­wei­li­ge Auf­zäh­lung von Fund­sa­chen ent­stan­den, deren Stich­hal­tig­keit zu über­prü­fen mir die Zeit fehlt, aber das Web bie­tet mitt­ler­wei­le ja jedem von uns genü­gend Mög­lich­kei­ten, dies im Ein­zel­nen nach­zu­ho­len, falls ihm danach ist. Für den wirk­lich Inter­es­sier­ten kommt dann viel­leicht ja über das Erstaun­li­che hin­aus noch Erstaun­li­che­res zum Vor­schein… (mehr …)

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Deut­scher Slang à la 1892 (3)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als wei­te­res Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr leben­de Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Wie »gesamt­deutsch« die von Gen­the zusam­men­ge­tra­ge­nen Wör­ter und Wen­dun­gen damals waren, sei dahin­ge­stellt. Aber gera­de wenn er im Vor­wort die Rol­le Ber­lins in sei­ner Samm­lung her­aus­stellt, so ist bei der Durch­sicht kaum zu über­se­hen, dass wir die Ein­trä­ge heu­te fast alle über­all fin­den. Inter­es­sant aber auch, dass etwa Wör­ter wie »ban­nig« trotz Ohn­sorg Thea­ter im hohen Nor­den geblie­ben sind. Des­glei­chen auch »kie­ken«, und das obwohl Luther es bereits benutzt hat … und Geoffrey Chau­cer. (mehr …)

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… die Spra­che von Bärenhäutern

Im vor­letz­ten Rest der Res­te spricht Scho­pen­hau­er sich gegen die bereits zu sei­ner Zeit unter Ger­ma­nis­ten übli­che Ver­wen­dung der »deut­schen Spra­che« als Über­be­griff für u. a. einen  »gothi­schen Zweig«; er sieht mit Rask das Goti­sche als über­ge­ord­net. Ein Gräu­el ist ihm der Aus­druck »indo­ger­ma­ni­sche Spra­che«, stel­le sie doch »die Spra­che der Veden« neben die der ger­ma­ni­schen Bärenhäuter…

Unse­re heu­ti­gen Ger­ma­nis­ten1 thei­len die deut­sche (dius­ke) Spra­che in Zwei­ge wie: 1) der gothi­sche Zweig; 2) das Nor­di­sche, d.i. Islän­di­sche, dar­aus das Schwe­di­sche und Däni­sche; 3) das Nie­der­deut­sche, dar­aus das Platt­deut­sche und Hol­län­di­sche; 4) das Frie­si­sche; 5) das Angel­säch­si­che; 6) das Hoch­deut­sche, wel­ches im Anfang des sie­ben­ten Jahr­hun­derts auf­ge­tre­ten sein soll und in Alt‑, Mit­tel- und Neu-Hoch­deut­sche zerfällt.

Dies gan­ze Stys­tem ist kei­nes­wegs neu, son­dern, eben­falls mit Ableug­nung der gothi­schen Abstam­mung, schon auf­ge­stellt wor­den von Wach­ter, Spe­ci­men Glos­s­a­rii ger­ma­ni­ci, Lips. 1727. (S. Leßings Kol­lektanea, Bd. II. p. 384.) (mehr …)

  1. nach einem Auf­sat­ze in der »Deut­schen Vier­tel­jahrs-Schrift« 1855 Octo­ber bis Dezem­ber. []

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Deut­scher Slang à la 1892 (2)

Immer wie­der erstaun­lich, die Kar­rie­re, die so ein Wort oder eine Wen­dung machen kann. Und wie lan­ge sich so vie­le von ihnen hal­ten. Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich mache mir die Mühe im Rah­men mei­ner klei­nen Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 15: Spacko & Co

Spacko, Spa­cker & Spa­cken – kaum ein Schimpf­wort scheint die letz­ten 20 Jah­re über so beliebt gewe­sen zu sein, und doch gibt es kaum eines, über das man so wenig weiß. Trotz eini­ger Ver­mu­tun­gen und Ver­su­che ist bis­lang nie­man­dem so recht die Erklä­rung gelun­gen, woher es kam. Da es sich selbst­ver­ständ­lich für zeit­ge­nös­si­sche Über­set­zun­gen eig­net, darf es in Slang Guys Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che natür­lich auf kei­nen Fall fehlen.

Zunächst ein­mal: Egal, was das Wort in den Regio­nen bedeu­tet, in der Jugend­spra­che der letz­ten bei­den Jahr­zehn­te ist es defi­ni­tiv gesamt­deutsch ein Schimpf­wort für jeman­den, den man als »dumm«, »dane­ben« oder »pein­lich« bezeich­nen möch­te. Dazu gibt es Ver­ben wie »abspa­cken« oder »rums­pa­cken«, die soviel bedeu­ten, dass man »rum­blö­delt« oder sich »wie ein Idi­ot« oder »voll dane­ben« benimmt. 

Des­glei­chen ist klar, dass sich die­ses Schimpf­wort stei­gern lässt, etwa zum »Vollspa­cken«. (mehr …)

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Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge — Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen

Gna­den­los urteilt Scho­pen­hau­er, selbst­er­klär­ter Ein­ge­ses­se­ner einer gren­zen­lo­sen Gelehr­ten­re­pu­blik, über alles, was sei­nen am Klas­si­schen aus­ge­rich­te­ten Maß­ga­ben nicht gerecht wer­den kann, von der alten deut­schen Dich­tung bis hin zu Spra­chen wie dem Eng­li­schen und, in die­sem Fall, dem Fran­zö­si­schen, die­ser schlech­tes­ten Ver­stüm­me­lung latei­ni­scher Wor­te mit ihrem ekel­haf­ten Nasal. Hier die dritt­letz­te – eben­so kur­ze wie hef­ti­ge – Fol­ge von Scho­pen­hau­ers unsor­tier­ten Betrach­tun­gen über Spra­che und Worte… 

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Nathan Bai­ley — Pio­nier des Diktionärs

Will man älte­re Tex­te kor­rekt über­set­zen, so tut man gut dar­an, dabei auch älte­re Wör­ter­bü­cher und Lexi­ka zu Rate zu zie­hen, wenigs­tens neben­her, um sicher zu gehen. Wör­ter ändern ger­ne mal ihre Bedeu­tung, schon gar im Lauf von ein‑, zwei­hun­dert Jah­ren. So gehö­ren älte­re Dic­tion­n­aires ein­fach in die Wör­ter­buch­samm­lung des Über­set­zer­pro­fis. Und manch­mal ist es auch ganz ein­fach lehr­reich bis amü­sant, einen Blick in das Vor­wort so einer alten Schwar­te zu wer­fen – trotz des ner­vi­gen opti­schen Klein­kriegs mit der Frak­tur auf ver­gilb­tem Papier.

Ich habe hier eini­ge Dik­tio­närs zusam­men­ge­tra­gen, die Ihnen bei der Über­set­zung eines älte­ren eng­li­schen Tex­tes behilf­lich sein könn­ten. Sie stam­men alle­samt von Nathan Bai­ley, einem Pio­nier der Wör­ter­buch­ma­che­rei. Um Bai­leys Arbeit rich­tig wür­di­gen zu kön­nen, soll­te man ver­ste­hen, dass vor die­sem Mann Wör­ter­bu­cher ledig­lich »schwie­ri­ge Wör­ter« erklär­ten,1 d.h. Fremd­wör­ter, vor­wie­gend Lati­nis­men; die eigent­li­che All­tags­spra­che blieb unge­wür­digt und uner­klärt. Zu Bai­leys gro­ßen Ver­diens­ten gehört es, sei­nen Blick auf die eng­li­sche Spra­che als Gan­zes zu rich­ten. Auch auf die All­tags­spra­che. Und unter die­se All­tags­spra­che fie­len bei Bai­ley tat­säch­lich auch bereits Son­der­spar­ten wie die Dia­lek­te, Ter­mi­ni tech­ni­ci und, man höre und stau­ne, auch die Gau­ner­spra­che. (mehr …)

  1. ich rich­te mich hier wie im Fol­gen­den weit­ge­hend nach der eng­li­schen Wiki­pe­dia []

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Ugs.-Projekt 14: beschubst / beschupst etc.

Näher befasst mit dem Verb beschub­sen und des­sen Vari­an­ten habe ich mich bereits im letz­ten Bei­trag. Des­halb hier mehr oder weni­ger nun der eigent­li­che Ein­trag für mei­ne Samm­lung umgangs­sprach­li­cher Wör­ter und Wen­dun­gen, die mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen gehören.

Beschup­pen fand ich über die in mei­nem ers­ten Bei­trag zum The­ma genann­ten Wör­ter­bü­cher hin­aus auch in Johannn Hein­rich Cam­pes Wör­ter­buch der Deut­schen Spra­che aus dem Jah­re 1807. 

Beschup­pen, v. trs. 1) Der Schup­pen berau­ben. Einen Fisch beschup­pen; ihn abschup­pen. Hier­her gehört viel­leicht auch als unei­gent­li­che Bedeu­tung, einen beschup­pen, ihn auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen. Er ist arg beschuppt wor­den. 2) Mit Schup­pen ver­se­hen, beset­zen. Es sind nicht alle Fische beschuppt. Ein beschupp­ter Pan­zer, der aus ein­zel­nen Thei­len zusam­men­ge­setzt ist, die wie Schup­pen über ein­an­der lie­gen. Das Beschup­pen. Die Beschuppung. 

Jeman­den »auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen«. Inter­es­sant ist, dass auch Cam­pe sich nicht sicher ist, ob »beschup­pen« tat­säch­lich etwas mit der Schup­pe zu hat. Aber ana­log zu »jeman­dem das Fell über die Ohren zie­hen« (mehr …)

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Beschupst, beschumpst oder beschubst – die Gelack­ten sind wir allemal

Anfang der 70er-Jah­re dürf­te es wohl gewe­sen sein, da hör­te ich zum ers­ten Mal jeman­den über »die­se beschubs­te Alte« schimp­fen. Gemeint war eine der damals auf­kom­men­den »Eman­zen«, die ihn zu beleh­ren ver­such­te, was er da sage, wenn er jeman­den »däm­lich« nennt. Nun, da auch vier­zig Jah­re danach die­se Art wör­ter­buch­lo­ser Klug­schei­ßer noch nicht dahin­ter gekom­men ist, dass »däm­lich« nichts mit »Dame« – sprich »Frau« – zu tun hat, gebe ich dem Schimp­fen­den auch heu­te noch Recht. Wie auch immer, das »beschubst« fand ich wit­zig und es woll­te mir nicht aus dem Sinn. 

Ich habe seit­her neben »beschubst« auch »geschubst« gehört, und gele­sen habe ich bei­de auch als »beschubst« und »beschupst«. Und mitt­ler­wei­le auch noch als »beschumpst«.

Ich dach­te immer, »beschubst« hät­te mit »schub­sen« im Sin­ne von sto­ßen zu tun. Mit ande­ren Wor­ten »beschubst« sei in Ana­lo­gie zu »behäm­mert«, »bescheu­ert«, »beschal­lert« ent­stan­den. Oder »bekloppt«. Das Schub­sen, also der Stoß habe zu einer Geis­tes­t­rü­bung geführt. 

Dum­mer­wei­se habe ich bis­her kei­nen Hin­weis auf die­se Her­kunft gefun­den. Man müss­te sich also auch die ande­ren Bedeu­tun­gen von »beschub­sen« / »beschup­sen« anse­hen.  Eigent­lich kein Pro­blem, obwohl die regio­na­len Aus­spra­che­un­ter­schie­de und Schreib­wei­sen fast schon ver­wir­rend sind; schau­en wir dazu in den Grimm: (mehr …)

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Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Knochen

In die­sem Abschnitt sei­ner unsor­tier­ten Betrach­un­gen über Spra­che und Wor­te ver­sucht Scho­pen­hau­er sich als – ein­ge­stan­de­ner­ma­ßen »dile­tan­ti­scher« – Ety­mo­lo­ge, der wort­ge­schicht­li­che Zusammen­hänge aus den »Ske­let­ten« der Wör­ter, näm­lich den Kon­so­nan­ten, zu erschlie­ßen ver­sucht. Er ist sich der Unzu­läng­lich­kei­ten die­ser Metho­de gegen­über dem Quel­len­stu­di­um wohl bewusst, ande­rer­seits aber auch über­zeugt davon, so auf eini­ge inter­es­san­te Fun­de gesto­ßen zu sein. Die­ses Kapi­tel aus den »Bei­wer­ken und Nach­trä­gen« ist wie­der etwas län­ger und kommt des­halb in meh­re­ren Folgen…

»Die Kon­so­nan­ten sind das Ske­lett und die Voka­le das Fleisch der Wör­ter. Jenes ist (im Indi­vi­duo) unwan­del­bar, die­ses sehr ver­än­der­lich, an Far­be, Beschaf­fen­heit und Quan­ti­tät. Dar­um kon­ser­vi­ren die Wör­ter, indem sie durch die Jahr­hun­der­te, oder gar aus einer Spra­che in die ande­re wan­dern, im Gan­zen sehr wohl ihre Kon­so­nan­ten, aber ver­än­dern leicht ihre Voka­le; wes­halb in der Ety­mo­lo­gie viel mehr jene, als die­se zu berück­sich­ti­gen sind. –

Von dem Wor­te supers­ti­tio fin­det man aller­lei Ety­mo­lo­gien zusam­men­ge­stellt in Del­rii dis­qui­si­tio­ni­bus magi­cis, L. I, c. 1, und eben­falls in Wegscheider’s ins­tit. theol. dog­ma­ti­cae, pro­leg. c. I, §. 5, d. Ich ver­mu­the jedoch den Ursprung des Wor­tes dar­in, daß es, von Hau­se aus, bloß den Gespens­ter­glau­ben bezeich­net habe, näm­lich: defunc­torum manes cir­cum­va­ga­ri, ergo mor­tu­os adhuc supers­ti­tes esse(mehr …)

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Nicht jedes Gewor­de­ne ist ein Gemachtes

Ein kur­zes Kapi­tel­chen aus mei­nem Scho­pen­hau­er — »Abdruck«, das bes­ten­falls die hart­ge­sot­te­nen Gram­ma­ti­ker inter­es­sie­ren dürf­te. Was an die­sem Bei­trag immer­hin zum Lächeln ani­miert, ist der Gedan­ke einer »die Spra­che erler­nen­den Ver­nunft«. Man muss schon ein Genie von Scho­pen­hau­ers Kali­ber sein, um sich vor­stel­len zu kön­nen, die Durch­schnitts­in­tel­li­genz könn­te Latein – oder irgend­ei­ne ande­re Spra­che – anders erler­nen als durch das stump­fe Ein­pau­ken unre­gel­mä­ßi­ger Ver­ben und die­ser alt­be­währ­te Lern­pro­zess könn­te tat­säch­lich »heil­lo­se Irrt­hü­mer imli­ci­ren und einimpfen« …

Vor­ab für uns Lai­en: Depo­nen­tia sind Ver­ben, die nur in Pas­siv­form exis­tie­ren, aber akti­ve Bedeu­tung haben. lamen­tarī, lamen­tor, lamen­ta­tus sum (bekla­gen, jam­mern), zum Bei­spiel. Lamen­tor ist zwar von der Form her Indi­ka­tiv Prä­sens Pas­siv (ich kon­stru­ie­re mal: »ich wer­de beklagt«), will aber sagen »ich bekla­ge«, »ich bewei­ne« etc. – oder »ich bewei­ne kläg­lich«, wie die­se Web­site so schön illus­triert. Oder im Deut­schen sehr pas­send das refle­xi­ve »ich bekla­ge mich«. Beim Medi­um han­delt es sich um ein drit­tes Genus ver­bi zwi­schen Aktiv und Pas­siv, das wir noch im Alt­grie­chi­schen fin­den. »Es drückt aus«, ich zitie­re Wiki­pe­dia, »dass eine Hand­lung sich auf den Han­deln­den unmit­tel­bar aus­wirkt.« (mehr …)

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