Ein altes neu­es Pro­blem – Sprach­rei­ni­gung à la 1878

Wem all die pseu­do­deut­schen Flos­keln auf­sto­ßen, die die letz­ten 30 Jah­re durch Über­set­zun­gen von blu­ti­gen Ama­teu­ren so ins Deut­sche gelan­gen, der sol­le sich damit trös­ten, dass dies bei­lei­be kein neu­es Pro­blem ist. Ich mei­ne damit, dass es schon immer Leu­te gege­ben hat, denen der­lei »sprach­li­che Ver­un­rei­ni­gung« auf­stößt. Wobei natür­lich die unten monier­ten Fremd­wör­ter und mein per­sön­li­ches Gräu­el, das Pseu­do­deutsch, zwei ver­schie­de­ne Paar Stie­fel sind. Oder wenigs­tens zwei­er­lei Aus­prä­gun­gen ein und des­sel­ben Pro­blems – des Unge­nü­gens an der eige­nen Spra­che (man­gels Fer­tig­keit im Umgang mit ihr viel­leicht?). Aber wie wir an Flos­keln wie “es lie­ben, etwas zu tun”, “lose Kano­nen” und “am Ende des Tages” sehen, bür­gern sich von den einen wie von den ande­ren eine gan­ze Men­ge der sprach­li­chen Gast­ar­bei­ter ein. Lesen Sie selbst …

Unter­hal­tungs­blatt des Frän­ki­schen Kurier
29. Sep­tem­ber 1878, Jahr­gang 26. Num­mer 291

Ernst- und Scherz­haf­tes über Sprachreinigung.

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  1. Der ver­gilb­te alte Fet­zen Papier war nicht immer leicht zu ent­zif­fern. Bit­te also etwa­ige Feh­ler mach­zu­se­hen. []

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Deut­scher Slang à la 1892 (8)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. Das kann durch­aus dau­ern, schließ­lich ich muß das in Frak­tur gehal­te­ne Bänd­chen abtip­pen, lässt sich aller­dings beschleu­ni­gen, wenn die ein­schlä­gi­gen Sei­ten öfter auf­ge­ru­fen werden…

Arnold Gen­the, Deut­sches Slang

Eine Samm­lung fami­liä­rer Aus­drü­cke und Redensarten
Straß­burg: Ver­lag von Karl J. Trüb­ner, 1892.

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ein­spin­nen, v. tr., jem. verhaften.

ein­spin­nen:
1. sich e., von Rau­pen, Spin­nen Allg. —
2. trans. jem. e., ins Gefäng­nis set­zen Kobl-Ben­dorf und sonst1

ein­spin­nen st.: ‘ins Gefäng­nis ste­cken’, vgl. PfWB ein­sper­ren 1 a. Sie han ene inge­spunn (xxx). In Kai­slt wur­de 1619 ein Bür­ger ein­ge­spon­nen, weil er in betrun­ke­nem Zustand gegen einen Rats­herrn aus­fäl­lig gewor­den war [Küch­ler 131]. Süd­hess. II 141; RhWB Rhein. VIII 354; Saarbr. 108. —2 (mehr …)

  1. Rhei­ni­sches Wör­ter­buch. Bearb. und hrsg. von Josef Mül­ler, ab Bd. VII von Karl Mei­sen, Hein­rich Ditt­mai­er und Mat­thi­as Zen­der. 9 Bde. Bonn und Ber­lin 1928–1971. []
  2. Pfäl­zi­sches Wör­ter­buch. Begrün­det von Ernst Christ­mann. Fort­gef. von Juli­us Krä­mer. Bearb. von Rudolf Post. Unter Mit­arb. von Josef Schwing und Sig­rid Bin­gen­hei­mer. 6 Bde. und ein Bei­heft. Stutt­gart 1965–1998. []

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Deutsch-Ame­ri­ka­ni­sche Freund­schaft – Freun­de oder »Part­ner Drit­ter Wahl«?

Unse­re Freun­de & Ver­bün­de­ten, die Ame­ri­ka­ner, hören uns ab. Im gro­ßen Stil. Um die­se Ent­hül­lung macht man die­ser Tage einen Mords­auf­riss. Aber so ganz schlau möch­te man nicht wer­den um das Gewe­se: Gilt es haupt­säch­lich der Tat­sa­che, dass die Ame­ri­ka­ner uns abhö­ren oder dass in die­sem Kon­text ruch­bar wur­de, dass sie uns angeb­lich als Part­ner »drit­ter Klas­se« sehen? Ich ver­mag das irgend­wie nicht so recht zu sagen. Ich mei­ne aber klä­ren zu kön­nen, dass die Auf­re­gung über Zwei­tes eher unan­ge­bracht ist und wir uns auf Ers­tes kon­zen­trie­ren kön­nen.

Zunächst mal die Stel­le aus dem Spie­gel, die für all den Lärm um nichts ver­ant­wort­lich scheint: 

Vor der Spio­na­ge­wut [der NSA] ist nie­mand sicher … Nur eine hand­ver­le­se­ne Grup­pe von Staa­ten ist davon aus­ge­nom­men, die die NSA als enge Freun­de defi­niert, Part­ner zwei­ter Klas­se („2nd par­ty“), wie es in einem inter­nen Papier heißt: Groß­bri­tan­ni­en, Aus­tra­li­en, Kana­da und Neu­see­land. Die­se Län­der sei­en für die NSA „weder Zie­le, noch ver­langt sie, dass die­se Part­ner irgend­et­was tun, was auch für die NSA ille­gal wäre“, heißt es in einem „streng geheim“ ein­ge­stuf­ten Doku­ment. Für alle ande­ren, auch jene Grup­pe von rund 30 Län­dern, die als Part­ner drit­ter Klas­se („3rd par­ty“) zäh­len, gilt die­ser Schutz nicht. „Wir kön­nen die Signa­le der meis­ten aus­län­di­schen Part­ner drit­ter Klas­se angrei­fen – und tun dies auch“, brüs­tet sich die NSA in einer inter­nen Prä­sen­ta­ti­on.“1

Die Ame­ri­ka­ner haben als laut die­sem Arti­kel »Part­ner zwei­ter Klas­se« und »Part­ner drit­ter Klas­se«. Merk­wür­di­ger­wei­se scheint sich kei­ner so recht Gedan­ken dar­über gemacht zu haben, wer denn dann für die Ame­ri­ka­ner nun »Part­ner ers­ter Klas­se« sei­en. Die es die­ser Rech­nung nach ja eigent­lich geben müss­te. (mehr …)

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d‑101368241.html []

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Jäger, Samm­ler, Hams­ter & Simplicius

Wie­so ich von der »fora­ging socie­ty« am hel­lich­ten Tag auf »hei­li­ge Ein­falt!« kom­me? Kann ich Ihnen ger­ne erklä­ren. Kei­ne Ahnung, wie es Über­set­zer­kol­le­gen so geht, aber ich mache mir den lie­ben lan­gen Tag lang Noti­zen zu Inhal­ten oder Wör­tern, die mir bei der Arbeit so unter­kom­men. Nicht nur brin­gen einen Inhal­te der Bücher, die man so ins Deut­sche zerrt, auf Gedan­ken, auch Wör­ter an sich las­sen einen stut­zen, regen zum Über­le­gen an. Da war doch was …

So die­ser Tage der eng­li­sche Begriff der »fora­ging socie­ty«, d.h. einer Gesell­schaft, die sich auf der Suche nach Nah­rung befin­det, was wir Deut­sche ger­ne als »Jäger und Samm­ler« bezeich­nen – und ich mei­ne jetzt nicht die Schnäpp­chen­jä­ger, die ger­ne mal was kau­fen, was irgend­wo vom Las­ter gefal­len ist, son­dern Stein­zeit. Da kennt das Eng­li­sche schon auch die »hun­ter-gathe­rers«, sicher, aber in dem Buch, das ich gra­de über­set­ze, war eben wie­der mal von einer »fora­ging socie­ty« die Rede. Wie­der mal. Aber dies­mal fiel mir aus irgend­ei­nem uner­find­li­chen Grund der Sim­pli­ci­us Sim­pli­cis­si­mus ein. Oder der Aben­theur­li­che Sim­pli­cis­si­mus Teutsch,  wel­ches der Titel ist, unter dem er sei­ner­zeit an den Tag geben ward. (mehr …)

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Wenn Über­set­zen (mal wie­der) so gar kei­nen Spaß mehr macht.…

… dann liegt das bei mir weni­ger am Schwie­rig­keits­grad oder an der lau­si­gen Hono­rie­rung der Bran­che, son­dern dar­an, dass man Lösun­gen benut­zen soll, die ein­fach falsch sind. Und jeder Pro­fi weiß, dass sie falsch sind. Aber die ers­te Über­set­zung hat nun mal kein Pro­fi gemacht, son­dern irgend­ei­ner ver­bro­chen, der von Tuten & Bla­sen kei­ne Ahnung — und kein Wör­ter­buch — hat. Und was er damit anrich­tet! Frü­her war das viel­leicht noch nicht mal so wild, da ließ sich womög­lich gegen­steu­ern, aber heu­te mit all den elek­tro­ni­schen Medi­en, da sitzt das im Hand­um­dre­hen in der DNA.

Sehen Sie: DNA? Das ist so ein Fall. Jeder von uns hat in Bio gelernt, was  es mit der Des­oxy­ri­bo­nu­kle­in­säu­re auf sich hat. Und auch wenn man das im Ein­zel­nen alles wie­der ver­ges­sen hat, es blieb DNS. Was jetzt nicht unbe­dingt ein Pro­blem sein mag, hat unser­eins damit eh nur im Kri­mi zu tun.

Apro­pos Kri­mi: Man möch­te schier nicht glau­ben, wozu man sich in über­setz­ten Kri­mis so alles »ver­schwört«! (mehr …)

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Zitie­ren als Rei­gen oder die Bür­de des Zitats für den Übersetzer

Immer wie­der bei der Über­set­zung eines Sach­buchs fällt einem auf, dass Autoren Stel­len aus ande­ren Büchern zitie­ren, die selbst nur Zita­te sind. Ich habe bis­her noch nicht erlebt, dass auch nur einer auf das ursprüng­li­che Zitat zurück­ge­gan­gen wäre. Er hät­te dann viel­leicht die eine oder ande­re Über­ra­schung erlebt. Da fehlt dann durch­aus mal ein Wort des Ori­gi­nal­zi­tats. Wenn es durch vie­le Hän­de bzw. Bücher gegan­gen ist, dann feh­len auch mal mehr oder es kommt was dazu.

So es ist auch schon vor­ge­kom­men, dass die – womög­lich in einem lan­gen Rei­gen – tra­dier­te Stel­le, wenn schon nicht das Gegen­teil des­sen aus­sagt, was der Autor damit bele­gen woll­te, so immer­hin sein Argu­ment nicht in dem Maße för­dert, wie er sich das vor­ge­stellt hat.
Aber las­sen Sie mich hier nur ein klei­nes Bei­spiel aus mei­ner jüngs­ten Arbeit anfüh­ren, weil die Anek­do­te doch alles in allem auch für sich allei­ne ganz wit­zig ist.

Der Autor1, den ich gra­de in der Mache habe, möch­te einen Beleg dafür anfüh­ren, wie gewalt­tä­tig das rit­ter­li­che Mit­tel­al­ter doch war, bevor sich die höfi­sche Kul­tur – er beruft sich da auf Nor­bert Eli­as – Schluss mach­te mit der Feu­dal­an­ar­chie und hin­ter­fot­zi­ge­re Metho­den des Durch­set­zens ersann – die man heu­te so als Mob­bing bezeich­nen würde.

Es sei sei­ner­zeit im rit­ter­li­chen Euro­pa zuge­gan­gen wie in den Stein­zeit­ge­sell­schaf­ten (mehr …)

  1. da es sich um ein Manu­skript han­delt, nicht um ein bereits gedruck­tes Buch, asse ich den namen mal lie­ber weg []

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Ugs.-Projekt 17: schwiemelig

Nicht dass mei­ne klei­ne Ecke im Web zum offi­zi­el­len Schwin­del­b­log wer­den soll, aber offen­bar kön­nen Syn­ony­me für »schwind­lig« bei mir durch­aus zum woh­li­gen Tau­mel füh­ren. Des­halb mit »schwie­me­lig« gleich ein wei­te­res schö­nes Wort, das – als »land­schaft­lich« gebrand­markt – sei­nen Weg nicht so recht in Über­set­zun­gen fin­den zu wol­len scheint. Was scha­de ist. Ein wei­te­res Kapi­tel mei­nes Plä­doy­ers dafür, in Über­set­zun­gen mehr gestan­de­ne Wör­ter und Wen­dun­gen aus deut­schen Lan­den zu ver­wen­den. Die Ent­wick­lung ist eine uralte, also war­um sich von dem eng­stir­ni­gen Dia­lekt-Vor­wurf auf­hal­ten las­sen, nur weil man im spe­zi­el­len Fall viel­leicht man ein paar Jah­re vor­ne dran sein mag?

In Eike Schön­felds Neu­über­set­zung von Salin­gers Fän­ger im Rog­gen heißt es mal »Jeden­falls woll­te ich, bevor ich zum Hotel kam, noch in so eine schwie­me­li­ge Bar«.1 Als Süd­staat­ler war mir das Adjek­tiv nicht geläu­fig, aber es hat mir gefal­len. Und ich habe mich seit­her immer wie­der mal damit befasst. Und als ich dann irgend­wann mal auf das schwei­ze­ri­sche »trümm­lig« stieß, erga­ben sich da gewis­se Ähn­lich­kei­ten: wenn jemand von einer »trümm­li­gen Type« spricht, so scheint mir das eine ähn­li­che Bedeu­tungs­er­wei­te­rung wie besag­te »schwie­me­li­ge Bar«. Inwiefern?

Nun, wir hat­ten »trümm­lig« in ers­ter Linie als »schwind­lig« defi­niert; das gilt auch für »schwie­me­lig«. Mei­ne CD von Dudens Gro­ßem Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che spuckt fol­gen­des aus:

schwie­me­lig, schwiem­lig <Adj.> (nordd. salopp): schwind­lig: Es ward einem manch­mal ganz schwie­me­lig (H.Mann, Unrat 132).2 (mehr …)

  1. J. D. Salin­ger, Der Fän­ger im Rog­gen; dt. von Eike Schön­feld. Kie­pen­heu­er & Witsch. Sehr gut! Besor­gen Sie sich die ruhig mal, auch wenn Sie die alte Über­set­zung noch im Regal haben. []
  2. Duden — Das gro­ße Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, Biblio­gra­phi­sches Insti­tut & F. A. Brock­haus []

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it will cost him sau­ce — ein Wörterbuchabenteuer

Wer mit Lei­den­schaft Über­set­zer ist, der ist dies, weil er aus irgend­ei­nem uner­find­li­chen Grund eine gewis­se Lei­den­schaft für die Spra­che hat oder die Lite­ra­tur oder wie in mei­nem Fall bei­des. Und so jemand sam­melt nun ein­mal auch  Wör­ter­bü­cher und schmö­kert genüss­lich dar­in. Was bei alten Wör­ter­bü­chern lan­ge Jah­re pro­ble­ma­tisch war, da sie schwer zu haben oder teu­er waren und dann müf­feln sie einem auch noch die Bude voll. Wenn man über­haupt Platz für die Schin­ken gehabt hät­te. Mit dem Inter­net bzw. dem World Wide Web ist das ein­fa­cher gewor­den; man muss sich jetzt nur noch auf die Suche machen, um sich eine Samm­lung der tolls­ten alten Schwar­ten zuzu­le­gen, die kei­nen Platz weg­neh­men, nichts kos­ten und natür­lich auch völ­lig geruchs­frei sind. Und in einem pdf lässt sich sowohl pri­ma schmö­kern, als auch vor­züg­lich recherchieren…

Bei einer klei­nen Reche­re­che zur vier­ten Lie­fe­rung von Arnold Gen­thes Samm­lung mit deut­schem Slang von 1892 stieß ich bei dem Wort »ble­chen« auf einen Ein­trag im Deut­schen Sprich­wör­ter­le­xi­kon von Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der.1 Wan­der gab anno dun­nemals bei vie­len Ein­trä­gen auch fran­zö­si­sche und eng­li­sche Ent­spre­chun­gen der betref­fen­den Sprich­wör­ter dazu. Und für ble­chen sieht dies – gekürzt – fol­gen­der­ma­ßen aus:

Er muss ble­chen.Eise­lein, 82. 
Von denen, die Straf­gel­der zah­len müs­sen oder bedeu­ten­de Ver­lus­te zu erlei­den haben. Also Geld geben müs­sen, d.i. ungern. Vom alt­deut­schen pleh­han = öff­nen, den Beu­tel öff­nen müs­sen. Viel­leicht auch von der Bezeich­nung des Gel­des als Blech. (S. ⇒ Beutel.)
Engl.: It will cost him sauce.
Frz.: Cra­cher au bas­sin. (Star­sche­del, 35.)1

»To cost sb sau­ce« also… Wenn man etwas lan­ge genug macht, bekommt man ein Gespür dafür, ob es ein Wort, eine Wen­dung tat­säch­lich gibt, will sagen, ob sie der­zeit im Schwan­ge ist oder nicht und wenn nicht war­um. (mehr …)

  1. Karl Fried­rich Wil­helm Wan­der (Hrsg.): Deut­sches Sprich­wör­ter-Lexi­kon, Band 5. Leip­zig 1880. [] []

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Deut­scher Slang à la 1892 (4)

Die vier­te Lie­fe­rung der ers­ten deut­schen »Slang«-Sammlung geht von »bekle­ckern« bis »blu­ten«, ers­te­res nun sicher heu­te noch nicht mal mehr Umgangs­spra­che, zwei­te­res sehr wohl immer noch Umgangs­spra­che für bezah­len. Auch »berap­pen« und »ble­chen« fin­den sich auf die­sen zwei Sei­ten bereits in die­sem Sinn, bei­de soli­de deut­sche Umgangs­spra­che, auch heu­te noch. Das alles wie immer im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen. Das modi­sche Ele­ment, das wesent­lich den Slang aus­macht, fehlt natür­lich allen dreien.

Das gan­ze Unter­fan­gen hier ist vor allem unter dem Aspekt zu sehen, dass in Über­set­zun­gen – ich kom­me noch zu Bei­spie­len aus der Pra­xis – für soli­de eng­li­sche Umgangs­spra­che immer noch zu oft deut­sche Schrift­spra­che über­setzt, mit ande­ren Wor­ten ein fal­sches sprach­li­ches NIveau ange­setzt wird. (mehr …)

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Plär­ren von pleu­rer und plorare.

Im letz­ten Teil sei­ner Betrach­tun­gen Ueber Spra­che und Wor­te kommt Scho­pen­hau­er noch ein­mal auf sei­ne in der Lie­fe­rung »Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Kno­chen« – Titel von mir – vor­ge­brach­ten Beob­ach­tung zurück, laut der sich ety­mo­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge nicht sel­ten anhand der Kon­so­nan­ten eines Wor­tes erken­nen las­sen. Es ist so eine kurz­wei­li­ge Auf­zäh­lung von Fund­sa­chen ent­stan­den, deren Stich­hal­tig­keit zu über­prü­fen mir die Zeit fehlt, aber das Web bie­tet mitt­ler­wei­le ja jedem von uns genü­gend Mög­lich­kei­ten, dies im Ein­zel­nen nach­zu­ho­len, falls ihm danach ist. Für den wirk­lich Inter­es­sier­ten kommt dann viel­leicht ja über das Erstaun­li­che hin­aus noch Erstaun­li­che­res zum Vor­schein… (mehr …)

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Deut­scher Slang à la 1892 (3)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als wei­te­res Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr leben­de Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Wie »gesamt­deutsch« die von Gen­the zusam­men­ge­tra­ge­nen Wör­ter und Wen­dun­gen damals waren, sei dahin­ge­stellt. Aber gera­de wenn er im Vor­wort die Rol­le Ber­lins in sei­ner Samm­lung her­aus­stellt, so ist bei der Durch­sicht kaum zu über­se­hen, dass wir die Ein­trä­ge heu­te fast alle über­all fin­den. Inter­es­sant aber auch, dass etwa Wör­ter wie »ban­nig« trotz Ohn­sorg Thea­ter im hohen Nor­den geblie­ben sind. Des­glei­chen auch »kie­ken«, und das obwohl Luther es bereits benutzt hat … und Geoffrey Chau­cer. (mehr …)

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… die Spra­che von Bärenhäutern

Im vor­letz­ten Rest der Res­te spricht Scho­pen­hau­er sich gegen die bereits zu sei­ner Zeit unter Ger­ma­nis­ten übli­che Ver­wen­dung der »deut­schen Spra­che« als Über­be­griff für u. a. einen  »gothi­schen Zweig«; er sieht mit Rask das Goti­sche als über­ge­ord­net. Ein Gräu­el ist ihm der Aus­druck »indo­ger­ma­ni­sche Spra­che«, stel­le sie doch »die Spra­che der Veden« neben die der ger­ma­ni­schen Bärenhäuter…

Unse­re heu­ti­gen Ger­ma­nis­ten1 thei­len die deut­sche (dius­ke) Spra­che in Zwei­ge wie: 1) der gothi­sche Zweig; 2) das Nor­di­sche, d.i. Islän­di­sche, dar­aus das Schwe­di­sche und Däni­sche; 3) das Nie­der­deut­sche, dar­aus das Platt­deut­sche und Hol­län­di­sche; 4) das Frie­si­sche; 5) das Angel­säch­si­che; 6) das Hoch­deut­sche, wel­ches im Anfang des sie­ben­ten Jahr­hun­derts auf­ge­tre­ten sein soll und in Alt‑, Mit­tel- und Neu-Hoch­deut­sche zerfällt.

Dies gan­ze Stys­tem ist kei­nes­wegs neu, son­dern, eben­falls mit Ableug­nung der gothi­schen Abstam­mung, schon auf­ge­stellt wor­den von Wach­ter, Spe­ci­men Glos­s­a­rii ger­ma­ni­ci, Lips. 1727. (S. Leßings Kol­lektanea, Bd. II. p. 384.) (mehr …)

  1. nach einem Auf­sat­ze in der »Deut­schen Vier­tel­jahrs-Schrift« 1855 Octo­ber bis Dezem­ber. []

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Deut­scher Slang à la 1892 (2)

Immer wie­der erstaun­lich, die Kar­rie­re, die so ein Wort oder eine Wen­dung machen kann. Und wie lan­ge sich so vie­le von ihnen hal­ten. Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich mache mir die Mühe im Rah­men mei­ner klei­nen Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

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Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. (mehr …)

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Serie

Deut­scher Slang à la 1892 (1)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 15: Spacko & Co

Spacko, Spa­cker & Spa­cken – kaum ein Schimpf­wort scheint die letz­ten 20 Jah­re über so beliebt gewe­sen zu sein, und doch gibt es kaum eines, über das man so wenig weiß. Trotz eini­ger Ver­mu­tun­gen und Ver­su­che ist bis­lang nie­man­dem so recht die Erklä­rung gelun­gen, woher es kam. Da es sich selbst­ver­ständ­lich für zeit­ge­nös­si­sche Über­set­zun­gen eig­net, darf es in Slang Guys Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che natür­lich auf kei­nen Fall fehlen.

Zunächst ein­mal: Egal, was das Wort in den Regio­nen bedeu­tet, in der Jugend­spra­che der letz­ten bei­den Jahr­zehn­te ist es defi­ni­tiv gesamt­deutsch ein Schimpf­wort für jeman­den, den man als »dumm«, »dane­ben« oder »pein­lich« bezeich­nen möch­te. Dazu gibt es Ver­ben wie »abspa­cken« oder »rums­pa­cken«, die soviel bedeu­ten, dass man »rum­blö­delt« oder sich »wie ein Idi­ot« oder »voll dane­ben« benimmt. 

Des­glei­chen ist klar, dass sich die­ses Schimpf­wort stei­gern lässt, etwa zum »Vollspa­cken«. (mehr …)

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Krö­ten und Schmet­ter­lin­ge — Über den Umgang der Fran­zo­sen mit dem Griechischen

Gna­den­los urteilt Scho­pen­hau­er, selbst­er­klär­ter Ein­ge­ses­se­ner einer gren­zen­lo­sen Gelehr­ten­re­pu­blik, über alles, was sei­nen am Klas­si­schen aus­ge­rich­te­ten Maß­ga­ben nicht gerecht wer­den kann, von der alten deut­schen Dich­tung bis hin zu Spra­chen wie dem Eng­li­schen und, in die­sem Fall, dem Fran­zö­si­schen, die­ser schlech­tes­ten Ver­stüm­me­lung latei­ni­scher Wor­te mit ihrem ekel­haf­ten Nasal. Hier die dritt­letz­te – eben­so kur­ze wie hef­ti­ge – Fol­ge von Scho­pen­hau­ers unsor­tier­ten Betrach­tun­gen über Spra­che und Worte… 

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»in an ago­ny of« – von den Ago­ni­en über­set­ze­ri­scher Fort­bil­dung (3)

Nach­dem wir das letz­te Mal die Ent­wick­lung von »ago­ny« in den Wör­ter­bü­chern skiz­ziert haben, sehen wir uns doch zum Abschluss noch an, was die Kol­le­gen im Lauf der Zeit so mit der Wen­dung »in an ago­ny of« gemacht haben. Hier zeigt sich der Sinn des Sam­melns & sys­te­ma­ti­schen Durch­ackerns gedruck­ter Über­set­zun­gen ganz wun­der­bar. Ob man nun von Haus aus ein Pro­blem mit der Wen­dung gehabt hät­te oder nicht, spielt dabei kei­ne Rol­le; es lässt sich eine Men­ge ler­nen. Und das soll­te ja der Sinn der gan­zen Arbeit sein. 

Aus Grün­den der Bequem­lich­keit – die Geschich­te ist wie­der mal weit mehr Arbeit gewor­den als beab­sich­tigt – neh­me ich mal ein­fach noch eini­ge Fund­stel­len aus mei­ner Daten­bank, ohne sie wei­ter ein­zu­tei­len oder zu kate­go­ri­sie­ren. Das sind nun kon­kre­te, im Druck erschie­ne­ne Bei­spie­le für den Umgang mit unse­rer Wen­dung »in an ago­ny of«. (mehr …)

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Ugs.-Projekt 14: beschubst / beschupst etc.

Näher befasst mit dem Verb beschub­sen und des­sen Vari­an­ten habe ich mich bereits im letz­ten Bei­trag. Des­halb hier mehr oder weni­ger nun der eigent­li­che Ein­trag für mei­ne Samm­lung umgangs­sprach­li­cher Wör­ter und Wen­dun­gen, die mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen gehören.

Beschup­pen fand ich über die in mei­nem ers­ten Bei­trag zum The­ma genann­ten Wör­ter­bü­cher hin­aus auch in Johannn Hein­rich Cam­pes Wör­ter­buch der Deut­schen Spra­che aus dem Jah­re 1807. 

Beschup­pen, v. trs. 1) Der Schup­pen berau­ben. Einen Fisch beschup­pen; ihn abschup­pen. Hier­her gehört viel­leicht auch als unei­gent­li­che Bedeu­tung, einen beschup­pen, ihn auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen. Er ist arg beschuppt wor­den. 2) Mit Schup­pen ver­se­hen, beset­zen. Es sind nicht alle Fische beschuppt. Ein beschupp­ter Pan­zer, der aus ein­zel­nen Thei­len zusam­men­ge­setzt ist, die wie Schup­pen über ein­an­der lie­gen. Das Beschup­pen. Die Beschuppung. 

Jeman­den »auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen«. Inter­es­sant ist, dass auch Cam­pe sich nicht sicher ist, ob »beschup­pen« tat­säch­lich etwas mit der Schup­pe zu hat. Aber ana­log zu »jeman­dem das Fell über die Ohren zie­hen« (mehr …)

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