Ugs-Pro­jekt 8: angefressen

Dass man sich einen Bauch, eine Wam­pe oder einen Ran­zen anfrisst, ist im gan­zen deut­schen Sprach­raum bekannt. Und auch dass die Schne­cken wie­der mal den Salat ange­fres­sen haben. Und der Rost das schö­ne Chrom­teil am Old­ti­mer. Dass man auch als Mensch ange­fres­sen sein kein, schien mir bis­lang eher größ­ten­teils im Süden, sagen wir mal in Öster­reich, all­ge­mein geläu­fig zu sein. SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che 

»Das sag ich dir als Freund, aber als Bul­le bin ich ziem­lich ange­fres­sen«, mein­te ges­tern Wall­ner von der SOKO Rhein-Main zu sei­nem Kol­le­gen Cem, der dem Team eine Zeu­gin vor­ent­hal­ten hat­te. Aus­ge­strahlt wur­de die Sen­dung erst­mals 2006. Nicht dass Frank­furt so furcht­bar weit im Nor­den wäre, aber bis­her hat­te ich »ange­fres­sen« nur in süd­li­chen SOKO-Rei­hen, vor allem in der Wie­ner, gehört. (Wo ist die eigent­lich abgeblieben?) 

Das Bild ist rela­tiv klar. Der Grimm defi­niert fol­gen­der­ma­ßen: (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 7: luschig

Luschen sind uns so geläu­fig wie die bereits neu­lich ange­spro­che­nen Gur­ken. Und bei­de sind im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brach in etwa syn­onym. Und bei­de haben sie einen Abkömm­ling gemein, der nicht ganz  so bekannt ist, ein Adjek­tiv auf die Endung –ig. Und auch die bei­den Adjek­ti­ve sind in etwa syn­onym. SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache.

Eine Lusche defi­nier­te sich zunächst als canis foe­mi­na, wie es im Grimm heißt, auf gut Deutsch ist das ein weib­li­cher Hund bzw. eine Hün­din. Es ist damit ein Syn­onym zu Töle, Tif­fe und Matz. Das was dem Angel­sach­sen seit je die heu­te glo­bal so geläu­fi­ge bitch ist.
Im über­tra­ge­nen Sinn wur­de die Lusche bereits im 18. Jh. zur lie­der­li­chen Per­son, im spä­ten 19. Jh. schließ­lich zum lau­si­gen Kar­ten­blatt und, wie­der auf den Men­schen ange­wandt, zum Ver­sa­ger. Von Letz­te­rem lei­tet sich auch die wesent­li­che Bedeu­tung des Adjek­tivs luschig – von min­de­rer Qua­li­tät – ab. (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 6: tüttelig

Das Fern­se­hen, ins­be­son­de­re anno dun­nemals die Über­tra­gun­gen des Ham­bur­ger Ohn­sorg-Thea­ters, war sicher nicht ganz unschul­dig an der wei­te­ren Ver­brei­tung die­ses put­zi­gen nie­der­deut­schen Adjek­tivs, das defi­ni­tiv in den gesamt­deut­schen Wort­schatz auf­ge­nom­men gehört. 

Bei Hafen­kan­te und Groß­stadt­re­vier, so den­ke ich, habe ich es auch schon hin und wie­der gehört. Tüd­de­lig, tüt­te­lig, tüdelig, tüd­de­lich – wie man es auch schrei­ben mag, das Adjek­tiv gibt es in einer Rei­he von Mund­ar­ten, wenn auch mit meh­re­ren unter­schied­li­chen Bedeu­tun­gen. Ich habe jedoch den Ein­druck, dass unter die­sen die Bedeu­tung »wirr im Kopf« (sie­he Bedeu­tung 1 im Fol­gen­den) sich all­ge­mein durch­zu­set­zen begon­nen hat. Hier wäre es inter­es­sant, wenn der eine oder ande­re Leser einen Kom­men­tar dazu hin­ter­lie­ße, wie es sich damit in sei­ner Gegend verhält.

Beson­ders oft scheint man »tüt­te­lig« – mehr oder weni­ger gut­mü­tig – in der Bedeu­tung »wirr im Kopf« mit älte­ren Men­schen in Ver­bin­dung zu brin­gen; man sagt dann, jemand sei »schon ganz tüd­de­lig«; aber der Ein­fluss des Wet­ters tut es wohl auch, um vor­über­ge­hend tüt­te­lig zu wer­den. (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 5: gurkig

Die Gur­ke steht in der deut­schen Umgangs­spra­che für aller­hand Min­der­wer­ti­ges. Der Duden defi­niert das mit »was nichts [mehr] taugt«. Wir bezeich­nen Autos als müde oder alte Gur­ken, mensch­li­che Gur­ken sind Unsym­pa­then und Ver­sa­ger oder ein­fach dumm oder häss­lich. Im Fuß­ball ist schon mal von einem Gur­ken­spiel oder einer Gur­ken­trup­pe die Rede.

Aber davon spä­ter in einem eige­nen Ein­trag mehr. Des­glei­chen gilt für das offen­sicht­lich eben­falls noch gar nicht so alte Zeit­wort »ver­gur­ken« für etwas verderben.

In den letz­ten Jah­ren hat sich zu »Gur­ke« mit »gur­kig« ein Adjek­tiv her­aus­ge­bil­det, das die nega­ti­ven Eigen­schaf­ten des Sub­stan­tivs über­nimmt. (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 4: Kot­ten schieben

Wer sich ein biss­chen umschaut im Super­markt, hat sie viel­leicht in den Grab­bel­kis­ten rum­lie­gen sehen: Jer­ry Cot­ton im Taschen­buch, drei Roma­ne in einem Band. Ein Beleg für die unver­wüst­li­che Popu­la­ri­tät der alten Heft­chen­se­rie. Was vie­le viel­leicht nicht wis­sen ist, dass der »G‑man«1 auch für eine deut­sche Rede­wen­dung gesorgt hat — oder wenigs­tens in Berlin.

Wenn ich »Tri­vi­al­li­te­ra­tur« höre, dann fällt mir merk­wür­di­ger­wei­se immer das dümms­te Argu­ment »gegen sie« ein, dass ich je gehört habe. Wir hat­ten im Deutsch­un­ter­richt am Gym­na­si­um sei­ner­zeit ein schma­les Heft­chen mit dem Titel, so weit ich mich erin­ne­re, Mate­ria­li­en zur Tri­vi­al­li­te­ra­tur. Und so lehr­reich das nun auch gewe­sen sein mag, es ent­hielt auch so ziem­lich den doofs­ten Satz, den ich je im Bereich der Lite­ra­tur­kri­tik gele­sen habe. Sinn­ge­mäß lau­te­te der: Jer­ry Cot­ton-Hef­te kön­nen ja wohl nichts tau­gen, denn wel­cher deut­sche Leser wür­de schon etwas mit einem Hel­den namens Jere­mi­as Baum­wol­le lesen?

Ich schwör’s! (mehr …)

  1. »G‑men«, kurz für »govern­ment men«, nann­te man vor lan­ger Zeit mal Regie­rungs­be­am­te, vor allem die Agen­ten des FBI. []

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Ugs-Pro­jekt 3: asten

Die drit­te Fol­ge von SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che bedarf kei­ner gro­ßen Kom­men­ta­re, da sie inhalt­lich eng mit der zwei­ten – abas­ten – ver­bun­den ist. 

Für alle, die per Goog­le erst mal hier gelan­det sind, noch­mal die Ety­mo­lo­gie bzw. mei­ne begrün­de­te ein­schlä­gi­ge Vermutung:

… Aller­dings fin­det sich auch ein weit direk­te­rer Ahn, der auf den ers­ten Blick sinn­vol­ler scheint, bei den Grimms: asten defi­niert man hier mit cole­re.1 Wer noch sein altes Latein­wör­ter­buch her­um­ste­hen hat, ist immer fein raus, aber das Inter­net tut es natür­lich auch: cole­re: bestel­len (einen Hof), bewirt­schaf­ten, bebau­en etc. Da steckt sehr wohl bereits unse­re heu­ti­ge umgangs­sprach­li­che Bedeu­tung dahin­ter. Grimms Bele­ge lie­fern den, ja, Beleg: einen hof asten und under han­den han; guter die er nit sel­ber astet oder buwet; hof zu Elma, den itzunt Clas Kal­hart ast und bewet. Wir müs­sen das jetzt nicht im ein­zel­nen aus­kla­mü­se­rn. (mehr …)

  1. Deut­sches Wör­ter­buch von Jacob und Wil­hem Grimm []

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Ugs-Pro­jekt 2: abasten

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che: »sich einen abas­ten«. Auch einer der Ein­trä­ge aus mei­nem alten Wiki-Ver­such, des­halb gibt’s ein biss­chen mehr – und ver­mut­lich auch durch­aus etwas Neu­es für den einen oder ande­ren. Da ich erst noch sehen muss, ob und wie das hier wei­ter­geht, hat es auch noch kei­nen gro­ßen Sinn, mir zu über­le­gen, wie hier im Blog eine Wör­ter­buch­sei­te anzu­le­gen wäre, von der aus die Ein­trä­ge alpha­be­tisch ein­zu­se­hen wären. Aber kli­cken Sie auf den Tag »Ugs-Wb« unten, dann dürf­ten die bis­her vor­han­de­nen Ein­trä­ge, wenn auch unsor­tiert, auf­ge­lis­tet werden.

Ken­nen Sie den Ast­mann von Nôt­re Dame? Nein? Das war Vic­tor Hugos Glöck­ner mit dem »Ast«, der die schö­ne Esme­ral­da ent­führt. Im Rot­wel­schen näm­lich ist der »Ast« der Buckel. Wenn man an die abge­säg­ten Äste denkt, die man zuwei­len als Höcker an Bäu­men sieht, ist das ein durch­aus enleuch­ten­des Bild. Ob die Bedeu­tung »Schul­ter, Rücken« dar­aus her­vor­ging oder umge­kehrt, ist hier neben­säch­lich, jeden­falls meint Küp­per, hier eine mög­li­che Erklä­rung für das Verb abas­ten zu sehen. Mit ande­ren Wor­ten, man schleppt etwas auf dem Rücken herum. 

Mög­lich. (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 1: abkacken

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che … Nach der hof­fent­lich nicht zu voll­mun­di­gen Ankün­di­gung von ges­tern soll auch schon mal ganz blau­äu­gig und frei von der Leber weg los­ge­legt werden.

Unser ers­ter Ein­trag soll kei­nes­wegs den künf­ti­gen Ton ange­ben. Es han­delt sich ledig­lich um einen von den aus mei­nem ers­ten Wiki-Anlauf übrig­ge­blie­be­nen Ein­trä­gen, und die will ich mal rasch abar­bei­ten, bevor sie noch mal ver­schütt gehen. Tech­nisch gese­hen ist die­ser Ein­trag aber doch wie­der ein gutes Bei­spiel dafür, wo es hier lang­ge­hen soll: halb­wegs aktu­ell, halb­wegs sys­te­ma­tisch, immer ein biss­chen was, was ande­re nicht haben, ein biss­chen gründ­li­cher als andern­orts, damit es dem Über­set­zer auch tat­säch­lich nützt. Außer­dem soll ruhig dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass hier kei­ne Rück­sicht auf die »fei­ne­ren Gefüh­le« oder gar irgend­wel­che »poli­tisch kor­rek­ten« Maß­ga­ben genom­men wer­den kann. Wir wür­den uns heu­te weit leich­ter tun mit dem Ver­ständ­nis vie­ler Wör­ter, hät­ten die Wör­ter­buch­ma­cher nicht jahr­hun­der­te­lang gewis­se Berei­che der Spra­che und damit des Lebens aus­klam­mern müssen.

Was die Ety­mo­lo­gie anbe­langt, so wäre sie selbst­ver­ständ­lich im Ide­al­fall mit dabei. Ist aber eine Men­ge Arbeit; sie lie­ße sich viel­leicht in einem klei­nen ein­füh­ren­den Arti­kel­chen abhan­deln, in dem auch sonst so eini­ges ste­hen könn­te, was mir bei der Beschäf­ti­gung mit dem Wort so unter­kommt. (mehr …)

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Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che : Von Abfuck bis Zock

Ein ganz und gar unwissenschaftliches Vorwort zu einem ganz und gar offenen Unterfangen, das ich hier im Blog starten möchte: Ein aktuelles Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Völlig unprätentiös und nur…

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