Slang Guy’s Blog

Hohe Lite­ra­tur hin oder her…

Über­set­zen ist in ers­ter Linie ein Hand­werk. Schon früh habe ich bei mei­ner Wör­ter­buch­ar­beit die zeit­rau­ben­de Suche nach deut­schen Lösun­gen in gedruck­ten Über­set­zun­gen auf­ge­ge­ben; die mage­re Aus­beu­te lohnt den unge­heu­ren Auf­wand ein­fach nicht. Aber ab und an, wenn ich nur danach zu grei­fen brau­che, schla­ge ich denn doch wie­der nach – um dann auch prompt ent­täuscht zu werden.

So dach­te ich mir neu­lich, schau doch mal, wie Woll­schlä­ger im Ulys­ses „biff him one“ über­setzt. Nun, sein „hau ihm in die Fres­se“ wäre mir per­sön­lich als adäqua­te Lösung eini­ge Num­mern zu derb, ist aber unterm Strich durch­aus in Ord­nung, der Satz davor aller­dings ist, wie ich fest­stel­len muss, völ­lig falsch über­setzt: „He does­n’t half want a thick ear, the bligh­ter. Biff him one, Har­ry.“ Dar­aus macht Woll­schlä­ger: „Was wollt ihr dem noch lan­ge die Hucke voll­quat­schen, dem Wider­ling! Hau ihm in die Fres­se, Har­ry!“ (mehr …)

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Ganz schwie­me­lig & schwirb­lig könn­te einem da werden

Click to order!

Ich mag Dia­lek­te und fin­de, man soll­te eine gan­ze Rei­he von Dia­lekt­wör­tern, sofern ihre Aus­spra­che einer brei­te­ren Ver­wen­dung nicht hin­der­lich ist, viel öfter in Über­set­zun­gen ver­wen­den. Vie­le Lücken im umgangs­deut­schen Wort­schatz lie­ßen sich so pri­ma schließen.

Sehr ent­ge­gen kommt mir dies­be­züg­lich die mit dem 2. Welt­krieg ein­ge­lei­te­te und vom Inter­net mitt­ler­wei­le unend­lich beschleu­nig­te Ent­wick­lung, gewis­se Wör­ter eine gesamt­deut­sche Kar­rie­re­lei­ter hin­auf­zu­schie­ben. Lei­der leis­tet das deut­sche Lek­to­rat, das grund­sätz­lich jede Über­set­zung auf den eige­nen  Hori­zont zusam­men­zu­strei­chen geneigt ist, dabei erheb­li­chen Wider­stand – ganz im Gegen­satz zur lesen­den deut­schen Bevöl­ke­rung, wie ich fin­de: So rüde der Ton in den zahl­lo­sen Foren aus dem deut­schen Sprach­raum auch sein mag, noch nie habe ich gese­hen, dass da jemand wegen eines Dia­lekt­wor­tes platt gemacht wor­den wäre. Und selbst ein nam­haf­ter Über­set­zer­kol­le­ge wie Eike Schön­feld schrieb in sei­ner Samm­lung jugend­sprach­li­cher Aus­drü­cke Abge­fah­ren – Ein­ge­fah­ren 1985: „Eine genaue Orts­an­ga­be wür­de aller­dings dem Inter­es­se der Benut­zer zuwi­der­lau­fen.“ Das hat mir sehr gefal­len in einer Zeit, in der ich mich dar­an mach­te, mei­ne eige­nen Samm­lun­gen zu sys­te­ma­ti­sie­ren und in Wör­ter­bü­chern wie etwa Ame­ri­can Slang nutz­bar zu machen. Ich sah mich mit mei­ner Ein­stel­lung nicht mehr gar so allein. Als Eike dann in sei­ner Neu­über­set­zung von Salin­gers Fän­ger im Rog­gen das Wört­chen „schwie­me­lig“ ein­setz­te / ein­set­zen durf­te, hat mich das rich­tig gefreut. (mehr …)

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Selig sind die Albernen

MfG www.steelrex.de

Immer wie­der stößt man als Über­set­zer wäh­rend der Arbeit auf etwas, mit dem man sich dann län­ger befasst, als eigent­lich nötig wäre. Meist geht es dabei noch nicht ein­mal um das eigent­lich zu lösen­de Pro­blem, wegen dem man die Recher­che begann. 

Ein Bei­spiel dafür ist die kürz­lich völ­lig aus dem Augen­win­kel gemach­te Ent­de­ckung, dass das heu­ti­ge eng­li­sche Wort »sil­ly« sich die Wur­zeln mit dem deut­schen »selig« teilt. 

So heißt es im OED »… OS. sâlig, MDu. sâlech (Du. zalig), OHG. sâlig (MHG. sælic, mod.G. selig) … In ordi­na­ry mod. Eng­lish the word is repre­sen­ted by sil­ly, a form which aro­se in the 15th c. from a shor­tening of the vowel, the pro­nun­cia­ti­on of which had chan­ged from (e;) to some­thing approa­ching (i;)« (mehr …)

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Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung…

Hin und wie­der beschleicht mich das Gefühl, in Büchern zu ersti­cken, die ich eigent­lich nicht mehr brau­che. Da die vier Wän­de um mei­nen Schreib­tisch her­um jedoch ohne­hin nur noch mit Titeln bestückt sind, nach denen ich des Öfte­ren rasch mal grei­fen muss, gehe ich – absur­der­wei­se – einen Kar­ton vom Dach­bo­den holen, den ich dann durch­se­he. Und wie beim Tape­zie­ren, wo man sich beim Aus­le­gen des Bodens gern mal in alten Zei­tun­gen fest­liest, begin­ne ich in den Büchern aus dem Kar­ton zu blät­tern. Und natür­lich fin­det sich da immer wie­der Interessantes. 

So las ich die­ser Tage in einem Heft­chen aus dem Jah­re 1947 fol­gen­des: »Der Umstand jedoch, daß vie­le Mil­lio­nen Deut­sche in den letz­ten fünf Jah­ren der Hit­ler­re­gie­rung das Zivil­kleid mit der Uni­form ver­tau­schen muß­ten, hat der gesell­schaft­li­chen Struk­tur unse­res Lan­des ein aus­ge­spro­chen mili­tan­tes Geprä­ge ver­lie­hen, nicht nur nach außen, son­dern mehr noch nach innen.«

Nun wird nie­mand unse­rer Gesell­schaft ein mili­tan­tes Geprä­ge nach­sa­gen wol­len, aber ange­sichts eines ande­ren Buches in dem Kar­ton begin­nen mei­ne Gedan­ken auch schon Fäden zu zie­hen. (mehr …)

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Ner­vi­ges: Pseudoetymologien

Als einer, der nun seit Jahr­zehn­ten mit zuneh­men­der Ver­zweif­lung & Frus­tra­ti­on eng­li­sche Umgangs­spra­che ein­zu­deut­schen ver­sucht, bin ich natür­lich jedem dank­bar, der sich mit der deut­schen Umgangs­spra­che befasst & die­se Beschäf­ti­gung hin & wie­der in Buch­form zugäng­lich macht. Es ist mir grund­sätz­lich zunächst mal egal, wie die­se Büchl auf­ge­macht sind, ich sehe sie mir alle genau­er an, ver­su­che sie aus­zu­wer­ten. Das ein­zi­ge, was mich an die­sen kost­ba­ren Samm­lun­gen stört – nein, eigent­lich sind es zwei Din­ge. Das ers­te, das ich hier gleich abha­ken will, ist der krampf­haf­te Ver­such, geist­reich bis wit­zig zu sein. Das mag hin & wie­der glü­cken, auf Dau­er aber nicht. Nicht jeder ist zum Humo­ris­ten gebo­ren. Mich jeden­falls nervt’s. Das sei aber mit der blo­ßen Erwäh­nung schon geges­sen. Was eher stört, weil es auf Dau­er eben auch schäd­li­che Neben­wir­kun­gen hat, sind die Ety­mo­lo­gien, die man sich dabei – größ­ten­teils – ein­fach aus den Fin­gern saugt. Ich mei­ne, dass der­lei Pseu­do­sprach­for­schung auch das Niveau der Lin­gu­is­tik senkt: Viel zu vie­le Dumm­schwät­zer plap­pern der­lei unge­prüft nach und tra­gen damit zu einem der Grund­übel unse­rer Zeit bei: Jeder meint, sich auf jedem Gebiet aus­zu­ken­nen. Und war­um soll­ten sie das auch nicht mei­nen, wenn die, die es bes­ser wis­sen soll­ten, selbst ein­fach drauf­los quat­schen. (mehr …)

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“Rude Words” – tun weh…

Anfang die­ses Jah­res hat­te ein bri­ti­scher Leh­rer eine – mei­ner Ansicht nach – gar nicht so schlech­te Idee: Um gemein­sam mit den Schü­lern sei­ner Grund­schul­klas­se dem all­ge­gen­wär­ti­gen Bul­ly­ing ana­ly­tisch auf die mie­sen Schli­che zu kom­men, bat er sie, die unan­stän­di­gen Wör­ter auf­zu­lis­ten, die sie so kann­ten, und nach dem Grad ihrer Anstö­ßig­keit zu sortieren.

Natür­lich fiel dabei das F‑Word in allen Varia­tio­nen, eine Men­ge Wort­schatz aus dem sexu­el­len Bereich und aller­hand Beschimp­fun­gen, auch ras­sis­ti­scher Art. (mehr …)

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Hoch­not­pein­li­ches in Guantánamo

Im Zusam­men­hang mit der Auf­ar­bei­tung der ame­ri­ka­ni­schen Ver­hör­prak­ti­ken in Guan­tá­na­mo fällt immer wie­der der Begriff »enhan­ced inter­ro­ga­ti­on«. Dass es sich dabei um ein Hüll­wort han­delt, sieht man schon dar­an, dass es tat­säch­lich Leu­te gibt, die ernst­haft dis­ku­tie­ren wol­len, ob die­se »enhan­ced inter­ro­ga­ti­ons« den Tat­be­stand der Fol­ter erfül­len oder nicht. Ich den­ke, der Umstand, dass ame­ri­ka­ni­sche Insi­der Flug­zeu­ge, mit denen man Infor­ma­ti­ons­trä­ger zur Ver­neh­mung an »geeig­ne­te« Ört­lich­kei­ten trans­por­tier­te, als »tor­tu­re taxis« bezeich­ne­ten, ist beredt genug. (mehr …)

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Weni­ger ein­sil­big als voll verwelscht…

Ich hat­te eben das Arti­kel­chen zu Addi­sons Kri­tik an gewis­sen Ten­den­zen zur Ver­schan­de­lung sei­ner eng­li­schen Mut­ter­spra­che abge­spei­chert, als wit­zi­ger­wei­se eine E‑Mail von einem Freund ein­tru­del­te, an dem gleich ein gan­zes Buch mit ähn­li­chem Tenor hing: Edu­ard Engels, Sprich Deutsch! aus dem Jah­re 1917. Der hat­te damals aller­dings weni­ger Pro­ble­me mit der faul­heits­be­ding­ten Besei­ti­gung der Mehr­sil­big­keit als mit dem über­mä­ßi­gen Gebrauch von Fremd­wör­tern, auf gut Deutsch gesagt also der »Wel­sche­rei«. Was ihm durch­aus nach­zu­füh­len wäre (ich erin­ne­re mich noch, wie ner­vig die Ger­ma­nis­ten waren, die sich in ein ame­ri­ka­nis­ti­sches Semi­nar ver­irr­ten), fie­len dabei nicht gleich Wort­häm­mer wie »Her­ren­volk«, »Krebs­ge­schwür« & »geis­ti­ger Landesverrat«.

Nichts­des­to­we­ni­ger werd’ ich’s mir bei Gele­gen­heit zu Gemü­te füh­ren; kurz­wei­lig scheint es, wie die fol­gen­de Stel­le zeigt, alle­mal: (mehr …)

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