Slang Guy’s Blog

Über­set­zen – schon beim Mot­to fängt es an

Der Leser einer Über­set­zung ahnt in der Regel nichts von den klei­nen und grö­ße­ren Pro­ble­men, die eine sol­che mit sich bringt. Etwa dass der Über­set­zer, stößt er im Aus­gangs­text auf ein Zitat, nach­schla­gen muss, ob das bereits mal über­setzt wur­de, und die­se Über­set­zung dann auf­zu­trei­ben hat. Was wie­der­um sei­ne eige­nen Pro­ble­me mit sich bringt; ganz zu schwei­gen davon, dass es Zeit kos­tet. Aber das gehört eben dazu. Ner­vig wird es frei­lich, wenn die nach eini­gem Suchen auf­ge­trie­be­ne Über­set­zung den gesuch­ten Satz nur halb ent­hält oder gar nicht. Oder der Satz par­tout nicht in den Kon­text pas­sen will, selbst wenn er nicht falsch über­setzt ist, oder wenn er falsch über­setzt ist, was noch mehr fuchst.

Sean Wil­entz stellt sei­nem Buch Dylan in Ame­ri­ca ein Zitat von Walt Whit­man vor­an: »Only a few hints – a few dif­fu­sed, faint clues and indi­rec­tions…« Die Zei­le ist aus dem Gedicht »When I read the book«, und das gemein­te Buch ist eine Bio­gra­phie. Whit­man stellt die Fra­ge, was einem die Bio­gra­phie eines ande­ren wirk­lich zu sagen ver­mag? Wo doch so offen­sicht­lich Zwei­fel dar­an bestehen, ob man selbst so viel über sein Leben weiß.

WHEN I READ THE BOOK.

WHEN I read the book, the bio­gra­phy famous,
And is this then (said I) what the aut­hor calls a man’s life?
And so will some one when I am dead and gone wri­te my life?
(As if any man real­ly knew aught of my life,
Why even I mys­elf I often think know litt­le or not­hing of my real life,
Only a few hints, a few dif­fu­sed faint clews and indirections
I seek for my own use to trace out here.)

Nun, ich habe nur ein altes Bänd­chen hier ste­hen, was Whit­man auf Deutsch anbe­langt: die von Wil­helm Schö­ler­mann aus­ge­wähl­te und über­tra­ge­ne Samm­lung Gras­hal­me aus dem Jah­re 1904.1 Und Schö­ler­mann macht aus dem Gedicht fol­gen­des: (mehr …)

  1. Ver­legt bei Eugen Died­richs Leip­zig. []

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Inter­net Libra­ry, Open Libra­ry & Emil und die Detektive

Wenn man als Über­set­zer von etwas nicht genug haben kann, dann sind das Bücher. Oder wenigs­tens eine Biblio­thek in der Nähe. Wes­we­gen ich immer die Kol­le­gen in Mün­chen, Frank­furt, Ham­burg oder Ber­lin benei­de. Nicht dass ich mich über die Nürn­ber­ger Biblio­the­ken beschwe­ren möch­te. Aber es ist halt kei­ne Staats­bi­blio­thek dar­un­ter. Umso wich­ti­ger ist für mich, was an Biblio­the­ken so im Web zu fin­den ist. Und an die­sem ver­reg­ne­ten Mor­gen habe ich etwas aus­pro­biert, was ich mir schon vor eini­ger Zeit notiert hatte.

Ich spre­che von mei­nem Besuch bei einer Ein­rich­tung namens Open Libra­ry. Auf die bin ich irgend­wann über das Inter­net Archi­ve gekom­men. Ich brau­che das in San Fran­cis­co behei­ma­te­te und längst als gemein­nüt­zi­ge Biblio­thek aner­kann­te Buch‑, Film- und Musik­mons­ter nicht eigens vor­zu­stel­len. Man kann sich dort aus Mil­lio­nen von gemein­frei­en Titeln bedie­nen. Im Medi­um sei­ner Wahl. Und irgend­wann begann ich dort auf Bücher zu sto­ßen, die eben nicht ein­fach als Pdf- oder txt-Datei zu zie­hen waren; sie waren mit einem Ver­weis auf eine Open Libra­ry ver­se­hen. Dort hieß es dann Regis­trie­ren, Lese­ge­rät, Bab­bel­di­ba, und das macht man nicht ein­fach so neben­bei; da zer­schießt man sich schnell mal mit­ten unter der Arbeit die Instal­la­ti­on. Zu schwei­gen, dass man sich Nut­zer­na­men & Pass­wör­ter aus­den­ken und notie­ren muss. Also hab ich’s mir notiert. Und hin und wie­der emp­fiehlt es sich, all die Noti­zen abzu­ar­bei­ten, die man sich so macht. Oder wenigs­tens ein paar davon. Heu­te habe ich mich da, wie gesagt, mal ange­mel­det. (mehr …)

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Was kratzt mich ein »s« zuviel?

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Hin und wie­der stößt man auf ein Wort, eine Wen­dung, von der man noch genau weiß, wo sie einem zum ers­ten Mal unter­ge­kom­men ist. Auch wenn es vier­zig Jah­re her sein mag; trotz eines seit jeher lau­si­gen und sicher nicht bes­ser gewor­de­nen Gedächt­nis­ses. So heißt es etwa in Edward Albees The Zoo Sto­ry bei der Beschrei­bung des Prot­ago­nis­ten, er sei »neither hand­so­me nor home­ly«. Es war das ers­te eng­li­sche Buch, das ich mir je gekauft habe. Ich weiß auch noch wo. Und auf der ers­ten Sei­te von Mash habe ich das Wort »Meta­bo­lis­mus« ken­nen gelernt, weil Radar O’Reilly, der fin­di­ge Schrei­ber des 4077th MASH, »under cer­tain atmo­sphe­ric, as well as meta­bo­lic con­di­ti­ons« das Nahen von Hub­schrau­bern bereits einen Augen­blick vor dem Rest der Kom­pa­nie hört. Und auch mit der Zei­le »but what cares I for prai­se« ver­hält es sich so.

Bei den Vor­be­rei­tun­gen für die Über­set­zung eines Buches über Bob Dylan stieß ich auf einen Namen, der mich schlag­ar­tig in die Anfangs­zeit  mei­ner Beschäf­ti­gung mit der eng­li­schen Spra­che zurück­warf: Lomax. Und ich mei­ne damit zunächst ein­mal bei­de, John und Alan, Vater und Sohn. Die Loma­xes waren womög­lich die größ­ten Ken­ner und Samm­ler ame­ri­ka­ni­scher Folk­lo­re  über­haupt. Ich erin­ne­re mich an eini­ge Samm­lun­gen, die ich mir in den 60ern aus dem Ame­ri­ka-Haus aus­ge­lie­hen habe. Ich mei­ne auch, in einem von Alan Lomax‘ Song­books die ers­ten kom­ple­xe­ren Blues­grif­fe gelernt zu haben. Und eine Alter­na­tiv­ver­si­on von „House of the Rising Sun“. Die ich erstaun­lich fand. Und in einem Titel von John Avery Lomax – Cow­boy Songs and other Fron­tier Bal­lads – gab es Text und Noten zu »The Days of For­ty-Nine«. Bob Dylan hat den Song dann 1970 auf sei­nem merk­wür­di­gen Album Self Por­trait her­aus­ge­bracht. Das ich aber damals nicht gehört habe.

Wie auch immer, in Lomax‘ Ver­si­on von »The Days of For­ty-Nine« heißt es (mehr …)

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Fremd­schä­men – eine Lek­ti­on von den Marx Brothers

Vor ein paar Jah­ren schien es plötz­lich einen Begriff für eine Malai­se zu geben, die mich immer schon als ein­zi­gen zu belas­ten schien. Oder jeden­falls konn­te ich sie nie­man­dem ver­ständ­lich machen. Ich spre­che, von dem Bedürf­nis, dem Zwang, Din­ge zu mei­den oder – falls sie im TV pas­sie­ren soll­ten – abzu­schal­ten, die mir für den, der sie sich zuschul­den kom­men lässt, pein­lich sind. Und mit »pein­lich sein« mei­ne ich ein nach­ge­ra­de in der See­le schmer­zen­des Genie­ren. Und plötz­lich soll­te das zur Volks­krank­heit gewor­den sein, sodass es einen Aus­druck dafür braucht? Ich erlau­be mir, Zwei­fel anzu­mel­den, ach was, Protest… 

»Fremd­schä­men«. Geht man danach, wie häu­fig einem der Begriff heu­te unter­kommt, scheint das in den letz­ten – ich weiß nicht, bei­den? – Jah­ren zum Volks­lei­den gewor­den zu sein. Als offen­sicht­lich von Geburt an fremd­schä­mi­ger Mensch kann ich das nicht akzep­tie­ren – nicht in einer bru­ta­len Arsch­gei­gen­kul­tur, in der bereits die Kleins­ten auf dem Spiel­platz ein­an­der ihre tiefs­ten Ängs­te mit einem »Du Opfer!« in die Fres­se hau­en. 1

Ich wage mal zu behaup­ten, dass hier zwei Din­ge durch­ein­an­der gekom­men sind: das ech­te schmerz­li­che Sich-für-den-ande­ren-Genie­ren und das Sich-Auf­gei­len-an-der-Pein­lich­keit-ande­rer. Bei­des sind mensch­li­che Regun­gen, sicher, aber die eine die des­je­ni­gen, der dem ande­ren hilf­reich bei­sprin­gen wür­de, wenn er könn­te, und die ande­re die des Sadis­ten, der den Betrof­fe­nen noch tie­fer in den Dreck tre­ten wür­de, wenn er könn­te. (mehr …)

  1. Bei uns hieß das »Du drei­mo­to­ri­ge Wüs­ten­sau!« Und dann kam als Retour­kut­sche »Du zehn­mo­to­ri­ge Wüs­ten­sau!« Und wem als ers­ter die Zah­len aus­gin­gen, der hat­te ver­lo­ren. Gegen »mil­lionmo­to­rig« war kaum anzu­kom­men, wenn man von »Mil­li­ar­den« kei­nen Schim­mer hat­te. Nicht sehr intel­li­gent viel­leicht, aber mit Sicher­heit nicht mit einem Bein in der Psy­cho­pa­tho­lo­gie. Man hat­te sich abre­agiert und der Käse war geges­sen. []

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John Reed – Poet

In sei­nem Vor­wort zu der von ihm her­aus­ge­ge­be­nen Antho­lo­gie ame­ri­ka­ni­scher Lyrik From Totems to Hip-Hop gibt Ishma­el Reed sei­nem Unwil­len dar­über Aus­druck, wie vie­le gro­ße Dich­ter aus dem einen oder ande­ren Grund in den »offi­zi­el­len« Antho­lo­gien fehlen.Vor alle Schwar­ze, Lati­nos und India­ner fin­det man dar­in kaum. Reeds Ansicht nach wer­den deren Gedich­te Antho­lo­gien nur zum Schluss »auf­ge­setzt«, von Her­aus­ge­bern, die in der Regel nicht den Hauch einer Ahnung von mul­ti­kul­tu­rel­ler Lite­ra­tur haben. Die küren dann etwa den »bes­ten« schwar­zen Dich­ter, ohne auch nur einen ande­ren zu ken­nen. Und das gel­te durch­aus auch für wei­ße Dich­ter, die den Kul­tur­ver­we­sern  miss­fal­len, aus poli­ti­schen Grün­den zum Beispiel…

So schreibt er fol­gen­des, das mich aus einem ganz ande­ren Grund erstaunt:

»John Reed, ein kon­tro­ver­ser wei­ßer Dich­ter, war einer der inter­es­san­tes­ten Dich­ter des 20. Jahr­hun­derts. Sein Stil nahm den der Beats vor­weg, aber sei­ner poli­ti­schen Hal­tung wegen fehlt er in den meis­ten Anthologien.«

Man kennt John Reed vor allem als den Autor von Zehn Tage, die die Welt erschüt­ter­ten, dem Buch, in dem er die rus­si­sche Okto­ber­re­vo­lu­ti­on aus der Per­spek­ti­ve des Augen­zeu­gen schil­dert. War­ren Beat­ty hat es als Reds mit sich und Dia­ne Kea­ton in den Haupt­rol­len ver­filmt. Ser­gei Eisen­stein hat sich den Titel für sei­nen Film Okto­ber als Unter­ti­tel ausgeborgt.

Aber als Dich­ter? Nie gehört. Ob das nur an den Her­aus­ge­bern von Antho­lo­gien liegt, von denen ich auch ein paar her­um­lie­gen habe. (mehr …)

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Klei­ne Samm­lung von Slang- und Dialektlinks

Nach dem längst fäl­li­gen Umstieg auf den um eini­ges flin­ke­ren Fire­fox 4 – kann ich nur jedem raten! – schien auch mal ein Groß­rei­ne­ma­chen bei den Lese­zei­chen fäl­lig. Ich dach­te mir, ein paar Hun­dert von den Tau­sen­den von Adres­sen sind ja sicher ver­al­tet. Aber letzt­lich kam’s noch weit schlim­mer. Aus mei­nem alten Slang-Ord­ner zum Bei­spiel ist gera­de mal viel­leicht noch ein Fünf­tel der Lese­zei­chen gül­tig. Und nach­dem ich mir schon die Mühe gemacht habe, hier – eher unsor­tiert – eine Aus­wahl der nach wie vor gül­ti­gen Adres­sen zu mehr oder weni­ger brauch­ba­ren, aber durch­wegs kurz­wei­li­gen Sites.

Stri­ne and Aus­tra­li­an Slang: Glos­sa­ry of Aus­tra­li­an Words, Phra­ses, Colloquialisms
Dagree’s Gre­at Aus­sie Slang
Stri­ne Decoded: A Dic­tion­a­ry of Aus­tra­li­an English
Aus­tra­li­an Slang/Dialect Glos­sa­ry
Ame­ri­can, Eng­lish, and Urban Slang
Argot — Dic­tion­n­aire d’ar­got en ligne / French slang dic­tion­a­ry online

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Bay Area Hip Hop Dic­tion­a­ry
Bri­tish, Cana­di­an and Ame­ri­can Voca­bu­la­ry (mehr …)

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Ein Biss­chen Ägyp­ten hier, ein Biss­chen Madi­son da

Der ame­ri­ka­ni­sche Sozio­lo­ge Moham­med Bamy­eh bringt im neu­es­ten Heft von Lett­re mit benei­dens­wert kla­rem Blick den Volks­auf­stand in Ägyp­ten bzw. Nord­afri­ka auf den Punkt. Als eines der wesent­li­chen Merk­ma­le die­ses Auf­stands nennt er die »Mar­gi­na­li­tät«, die Rand­stän­dig­keit derer, die für all die Umwäl­zun­gen im ara­bi­schen Teil des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents ver­ant­wort­lich sind. Aus­ge­rech­net in Tune­si­en begann die Volks­be­we­gung, einem Land, das im Bewusst­sein des­sen, was den Kon­ti­nent aus­macht, beim bes­ten Wil­len nicht zählt. Und auch auf die Gefahr, mich lächer­lich zu machen, mich erin­nert das an die Vor­komm­nis­se im ame­ri­ka­ni­schen Madi­son. Und nicht nur weil Bamy­eh ganz zufäl­lig an der Uni­ver­si­ty of Wis­con­sin in Madi­son lehrt.


 
 

Noch nicht mal als stu­dier­ter Ame­ri­ka­nist hät­te ich die Haupt­stadt von Wis­con­sin nen­nen kön­nen; und den Staat selbst habe ich noch bei jedem Ver­such, die 50 Bun­des­staa­ten auf­zu­zäh­len, ver­ges­sen. Wenn wir also von Mar­gi­na­li­tät spre­chen. Zu schwei­gen von Micha­el Moo­re, die­sem merk­würdigen Under­dog, der trotz eines wacker erar­bei­te­ten Wohl­stands noch immer direkt aus dem Trai­ler­park zu kom­men scheint.

Hier die deut­sche Über­set­zung der Anspra­che von Micha­el Moo­re vor dem Madi­soner Capitol.

 

Micha­el Moore
Ame­ri­ka ist nicht pleite

 
Anspra­che vor dem Capi­tol in Madi­son, Wis­con­sin, am 5. März 2011
 

Was immer die an der Macht euch ein­re­den wol­len, damit ihr eure Ren­te auf­gebt, damit ihr euch das Gehalt kür­zen lasst, damit ihr euch mit dem Lebens­stan­dard eurer Groß­el­tern zu­frieden gebt – Ame­ri­ka ist nicht plei­te. Nicht im Ent­fern­tes­ten. Das Land schwimmt in Wohl­stand und Geld. Nur dass ihr nichts davon habt. Das Geld ging im größ­ten Raub­zug der Geschich­te über von den Arbei­tern und Kon­sumenten an die Ban­ken und die Port­fo­li­os der Megareichen.

Nur 400 Ame­ri­ka­ner sind heu­te wohl­ha­ben­der als die Hälf­te aller Ame­ri­ka­ner zusammengenommen.

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Das Dre­cki­ge Dut­zend (1)

Ich schaue mir als Über­set­zer sehr vie­le Über­set­zun­gen an; zusam­men mit dem Ori­gi­nal. Satz für Satz. Seit den 1970er-Jah­ren schon. Das ist eine gute Mög­lich­keit, sich das eine oder ande­re abzu­gu­cken. Es gibt immer eine Lösung für ein Pro­blem, die auto­ma­tisch – in einer Daten­bank – parat zu haben, ganz prak­tisch ist; es gibt immer eine, auf die man selbst nicht gekom­men wäre. Und natür­lich fin­det man dabei auch jede Men­ge klei­ne­ren oder grö­ße­ren – auch him­mel­schrei­en­den – Murks. Das hat mich vor eini­gen Jah­ren auf die Idee gebracht, der­lei Klöp­se in einer Glos­se zusam­men­zu­tra­gen. Nicht alle, das wäre nicht zu schaf­fen und lang­wei­lig oben­drein, aber ein Dut­zend pro Titel scheint mir durch­aus ver­tret­bar. Also, bit­te­schön, das ers­te dre­cki­ge Dutzend.

Ich könn­te nicht sagen, ob Über­set­zun­gen heu­te schlech­ter denn je sind, das erfor­der­te etwas umfas­sen­de­re sta­tis­ti­sche Arbeit; ich kann nur sagen, dass sie trotz all der Mög­lich­kei­ten, die sich dem Über­set­zer heu­te bie­ten, nicht bes­ser gewor­den zu sein schei­nen. Aber ehr­lich gesagt, wie soll­ten sie auch? Über­set­zer­sei­tig tum­meln sich heu­te in die­sem Metier mehr blu­ti­ge Ama­teu­re denn je.1 Und ver­lags­sei­tig sieht es nicht viel bes­ser aus. Alles, was zu faul zum Arbei­ten ist, bie­tet sich heu­te als frei­er Lek­tor an. Über das Lek­to­rat – frei oder nicht – habe ich hier im Blog schon das eine oder ande­re gesagt, ich möch­te die ein­schlä­gi­ge Arie hier mal außen vor las­sen; Tat­sa­che ist, der Über­set­zer hat heu­te weni­ger über den Inhalt »sei­ner« Über­set­zung zu bestim­men denn je.2 Des­halb ist »das dre­cki­ge Dut­zend« auch kei­ne Über­set­zer­kri­tik, son­dern eine Über­set­zungs­kri­tik, will sagen eine Kri­tik des fer­ti­gen Pro­dukts, das in jedem Fal­le besag­tes Lek­to­rat zu ver­ant­wor­ten hat.3

Ich habe eben das mehr oder weni­ger ver­kaufs­fer­ti­ge Pro­dukt »mei­ner« vor­vor­letz­ten Über­set­zung zurück­be­kom­men, Teil eines Schnell­schus­ses zu einem aktu­el­len The­ma, bei dem ich einer von vie­len war.4 Im Begleit­schrei­ben aus dem Lek­to­rats­bü­ro heißt es sinn­ge­mäß, Hin­wei­se auf »Böcke« neh­me man gern ent­ge­gen, was natür­lich rei­ne Rhe­to­rik ist. Ich mei­ne, wann hät­te ein Lek­tor schon mal einen Feh­ler gemacht? (mehr …)

  1. Den Grund dafür habe ich mal ange­ris­sen. []
  2. Falls es ande­re Lek­to­ren gibt, kei­ne Ahnung, wie die guten Über­set­zun­gen, die ich so fin­de, zustan­de gekom­men sind, mel­den Sie sich doch bei mir. []
  3. Dar­über dann im Rah­men die­ser Serie ein ander­mal mehr. []
  4. Das Schnell­schüs­se von vie­len gemacht wer­den müs­sen, ist auch so eine Unsit­te der Bran­che, die noch einer nähe­ren Erklä­rung bedarf. Sie folgt irgend­wann in die­sem Thea­ter. []

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Blax­plo­ita­ti­on – alt und neu

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»Blax­plo­ita­ti­on« – ein wenn schon nicht mythi­scher, so alle­mal enorm kul­ti­ger Begriff. Das kurz­le­bi­ge kul­tu­rel­le Phä­no­men die­ses Namens lie­fer­te Anfang, Mit­te der 1970er-Jah­re jun­gen ameri­kani­schen Schwar­zen bei ihrer Iden­ti­täts­su­che so etwas wie Identi­fika­tions­figuren. In Form von völ­lig aus der Luft gegrif­fe­nen Hel­den, sicher, aber die­se gaben jun­gen Leu­ten die Mög­lich­keit, im Kino Frust und Ressenti­ments gegen eine über­mäch­ti­ge wei­ße Welt aus­zu­le­ben. Ob und wie weit die Hel­den im Gangstar­ap die­sel­be Funk­ti­on haben, kann ich nicht sagen, die Kli­schees jeden­falls sind dort die­sel­ben – ver­mut­lich nicht zuletzt des­halb, weil Gangstar­ap sich aus­gie­big bei die­sen Fil­men bedient.

Bei der Über­ar­bei­tung mei­nes Hip­hop-Wör­ter­buchs kam mir die­ser Tage ein inter­es­san­ter Song unter – oder bes­ser gesagt ein rela­tiv beschei­de­ner Song mit einem ganz net­ten Text. Hell Razah, ein Rap­per aus dem Dunst­kreis des Wu-Tang Clan, erzählt in »Cine­ma­tic« eine Geschich­te… ach was, er setzt eine Rei­he von Sze­nen, ach was, Namen und Bil­dern aus Blax­plo­ita­ti­on-Strei­fen zusam­men. Was soll’s, die Anspie­lun­gen sind inter­es­sant genug, um ein biss­chen Memo­ry damit zu spie­len. (Viel­leicht auch ein paar alte VHS-Cas­set­ten zu digitalisieren.)

Der Song beginnt mit dem Schnar­ren eines guten alten Film­pro­jek­tors und einem Sam­ple aus einem Film. Dann geht es los… (mehr …)

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Par­ty on, dude! – Wort­ge­schicht­li­ches zum »raver«

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»Who wants a rewind?« In den 1990er-Jah­ren wuss­te hier­zu­lan­de plötz­lich jeder, was ein »Rave« war. Und jede unter peit­schen­den Bret­tern zucken­de Mas­se von Pil­len­freaks war bald ein Rave. Ein »Rave« war von Musik und Ecsta­sy nicht zu tren­nen. Und auf bei­des wur­de getanzt. Das ist jedoch eine rela­tiv spe­zi­el­le Defi­ni­ti­on. Die Ety­mo­lo­gie des Wor­tes geht näm­lich etwas wei­ter zurück.

Das ers­te Mal auf­ge­fal­len ist mir »rave« in Form des »ravers« Ende der 1960er-Jah­re in dem Small Faces-Hit »Lazy Sun­day After­noon«

Would­n’t it be nice to get on with me neigh­bours (da da da do)
But they make it very clear they’­ve got no room for ravers.

1968 war das. Ich hat­te damals längst begon­nen, jeden greif­ba­ren Song zu notie­ren. Was alles ande­re als ein­fach war: die Plat­ten konn­te man sich nicht leis­ten, mei­nen ers­ten Cas­set­ten­re­cor­der ver­dien­te ich mir erst ein, zwei Jah­re spä­ter mit einem Feri­en­job. In der Bra­vo gab’s dann mal Tex­te, aber die kos­te­te eine Mark. Die ich nicht hat­te. Inter­net? Pfei­fen­de­ckel! Man muss­te also zuse­hen, was man so im Radio mit­be­kam. Mal hier eine Zei­le, mal da. Und was ein »raver« ist, habe ich erst erfah­ren, als ich mit den Ame­ri­ka­nern abzu­hän­gen begann. »Einer, der gern abfei­ert«, wür­de man heu­te sagen. Aber es war kein ame­ri­ka­ni­sches Wort! (mehr …)

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Queen Vic­to­ri­as gscha­mi­ge Londoner

Ich kam in mei­nem letz­ten Ein­trag – »Mee­res­früch­te – Anrü­chi­ger Rock ’n’ Roll« – auf eini­ge Bei­spie­le aus dem rei­chen Schatz an Sex­me­ta­phern in Blues­tex­ten zu spre­chen. Dabei ist mir unter ande­rem das Vor­wort zu einem der ers­ten eng­lisch-deut­schen Slang­wör­ter­bu­cher über­haupt ein­ge­fal­len: Hein­rich Bau­manns Lon­di­nis­men. Im Vor­wort dazu spricht der in Lon­don gelan­de­te Schul­meis­ter inter­es­san­ter­wei­se von der aus­neh­men­den Gscha­mig­keit der Lon­do­ner in Sachen Sex. Und da Gro­se, der Begrün­der, möch­te man fast sagen, des moder­nen Slang­wör­ter­buchs 100 Jah­re zuvor gar soviel zum The­ma zusam­men­ge­tra­gen hat­te, mut­maßt er bei ihm wenn schon nicht einen »aus­ge­bil­de­ten Geschmack« für die­ses Sprach­gebiet, so doch auf jeden Fall ein »abson­der­lich fei­nes Ohr« dafür. Soll­te sich die der vik­to­ria­ni­schen Zeit immer wie­der unter­stell­te Prü­de­rie tat­säch­lich auf die All­tags­spra­che des Lon­do­ners aus­ge­wirkt haben?

Der Fra­ge nach­zu­ge­hen, wäre sicher der Mühe wert. Aber wohl auch ein zeit­auf­wän­di­ge­res Unter­fan­gen. Ich sehe die­sen Ein­trag mal als Anfang und will es heu­te dabei belas­sen, hier erst ein­mal Bau­manns Vor­wort zu sei­nen Lon­di­nis­men zu brin­gen. Das Wör­ter­buch erschien 1887 bei Lan­gen­scheidt und bringt auf 240 Sei­ten eine groß­ar­ti­ge Samm­lung eng­li­schen Slangs sowie in sei­nen eben­so inter­es­san­ten wie umfang­rei­chen Vor­be­mer­kun­gen eine Men­ge Mate­ri­al zum Thema.

Trotz­dem sei noch eine per­sön­li­che Beob­ach­tung vor­weg­ge­nom­men: Noch jeder, der mein Ame­ri­can Slang – egal wel­che Aus­ga­be – zur Hand genom­men hat, schlug dar­in als ers­tes »fuck« nach – und nennt mich dann ein Fer­kel. In der Psy­cho­lo­gie, glau­be ich, bezeich­net man so etwas als »Pro­jek­ti­on«. Slang ist nicht größ­ten­teils vul­gär. Die zahl­rei­chen Syn­ony­me für eini­ge weni­ge sexu­el­le Hand­lun­gen oder Kör­per­tei­le gau­keln einem das ledig­lich vor. Weder Wayne’s World noch Clue­l­ess, die bei­den Teen-Phä­no­me­ne, (mehr …)

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Mee­res­früch­te – Anrü­chi­ger Rock ’n’ Roll

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Ich habe hier schon mal auf mehr oder weni­ger ein­deu­ti­ge Zwei­deu­tig­kei­ten in Song­tex­ten ver­wie­sen. Und dar­auf dass die plat­te Direkt­heit etwa im Rap­gen­re trotz net­ter Prä­gun­gen wie »kno­ckin’ boots« die sexu­el­le Meta­pher weit­ge­hend ver­drängt hat. Die Anfän­ge die­ser Ver­drän­gung fal­len in eine gan­ze ande­re Ära, näm­lich in die Zeit, in der schwar­ze Musik den wei­ßen ame­ri­ka­ni­schen Markt zu erobern begann. Und ver­drängt wur­den die Meta­phern damals mit­nich­ten durch Direkt­heit – man merz­te sie ein­fach aus. Solan­ge die schwar­ze Musik als »race music« ein vor­wie­gend schwar­zes, sexu­ell weni­ger ver­krampf­tes Publi­kum gehabt hat­te, waren die meta­phern­las­ti­gen Tex­te nie­man­dem auf­ge­sto­ßen, als man die Musik dann einem wei­ßen Publi­kum ver­kau­fen woll­te, wur­den sie zum Problem.

1954. Die hei­ße Affä­re zwi­schen Coun­try Music und Rhythm & Blues hat­te Fol­gen gehabt: Ame­ri­ka wand sich unter den Geburts­we­hen des Rock ’n’ Roll. Finan­zi­ell gese­hen hät­te der schwarz­wei­ße Misch­ling es nicht bes­ser tref­fen kön­nen, der Zwei­te Welt­krieg hat­te den Ame­ri­ka­nern einen nie gekann­ten Reich­tum beschert. Und das galt auch für die schwar­zen Ame­ri­ka­ner, (mehr …)

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Aben­teu­er­lich, selt­sam, son­der­bar – eine wahr­haft gro­tes­ke Unkennt­nis der deut­schen Sprache

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»Daß Men­schen das­je­ni­ge noch zu kön­nen glau­ben, was sie gekonnt haben, ist natür­lich genug; daß ande­re zu ver­mö­gen glau­ben, was sie nie ver­mochten, ist wohl selt­sam, aber nicht sel­ten.«1 Die­ses Goe­the-Zitat beglei­tet mich seit Jah­ren. Es fällt mir jedes­mal ein, wenn mir wie­der ein­mal so eine Leuch­te mit einem Lan­gen­scheidt Schul­wör­ter­buch das müh­sam auf­ge­bau­te Gebir­ge einer Über­set­zung zer­sto­ßen und in die unfrucht­ba­re Schol­le ihres Unver­mö­gens ein­ge­pflügt hat. Jemand, der kei­ne Ahnung hat, wovon man spricht, wenn man ihm zu erklä­ren ver­sucht, dass hier nicht der Autor erzählt, son­dern ein Erzäh­ler, dass die­ser Erzäh­ler ein Jour­na­list ist, des­sen Höchs­tes im Leben war, Gün­ther Grass inter­viewt zu haben. Und dass der Stil sei­ner Erzäh­lung dies reflek­tiert. Eben auch vom Wort­schatz her. Das kann man eben nicht mit der arg­lo­sen Schlicht­heit einer Aga­tha Chris­tie-Über­set­zung ange­hen.2

Ich bin die­sem Zitat neu­lich wie­der begeg­net – wit­zi­ger­wei­se prak­tisch im sel­ben Kon­text. Bei der Lek­tü­re von Johann August Eber­hards Syn­ony­mi­schem Hand­wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, das mir bei einem mei­ner ewi­gen Pro­jek­te, einer Lis­te »schö­ner und brauch­ba­rer Wör­ter«, hilft. Eine Syn­ony­mik soll­te man als Über­set­zer immer bei der Hand haben, am bes­ten natür­lich gleich meh­re­re, und wenn man sich für Wör­ter inter­es­siert, ist es zunächst ein­mal egal, wie alt sie ist. Und Eber­hards ist ein Klas­si­ker. Zu schwei­gen von einem gigan­ti­schen Werk, da es sich beim Hand­wör­ter­buch nur um eine über­ar­bei­te­te Kurz­fas­sung sei­nes 12-bän­di­gen Werks Ver­such einer all­ge­mei­nen deut­schen Syn­ony­mik in einem kri­tisch-phi­lo­so­phi­schen Wör­ter­bu­che der sinn­ver­wand­ten Wör­ter der hoch­deut­schen Mund­art han­delt. (mehr …)

  1. Goe­the, Sämt­li­che Wer­ke XIII, S. 558 []
  2. Was nicht gegen Aga­tha Chris­tie gerich­tet ist; ich mag sie, es ist nur so, dass ihr Stil schlicht und alles ande­re als lite­ra­risch ist. []

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Der Über­mensch – Eine wort­ge­schicht­li­che Skizze

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Nach­dem mir neu­lich die Geschich­te mit der Über-Ente unter­ge­kom­men ist, fiel mir nun der Auf­satz von Richard M. Mey­er1 wie­der ein, den ich hier schon mal ange­bis­sen habe. Es ging dabei um eine kur­ze Dar­stel­lung der Begrif­fe »Wort­ge­schich­te« und »Begriffs­ge­schich­te« am Bei­spiel des Wor­tes »Mit­tel­punkt«. Aber natür­lich waren die­se Betrach­tun­gen ledig­lich als Ein­lei­tung zum eigent­li­chen The­ma von Mey­ers Essay gedacht: Der Über­mensch: Eine wort­ge­schicht­li­che Skiz­ze. Wen also die fol­gen­den Aus­füh­run­gen inter­es­sie­ren, der soll­te also viel­leicht von vor­ne anfan­gen und sich den ers­ten Teil des Essays anse­hen:  Ein­lei­tung. – Wort- und Begriffs­ge­schich­te. – Bei­spiel: »Mit­tel­punkt«.

Wem das zu viel ist, für den sei der zum Haupt­the­ma des Ver­suchs über­lei­ten­de Gedan­ke hier noch ein­mal gesagt: Bei all den Bedeu­tungs­nu­an­cen, die der Begriff »Mit­tel­punkt« im Lauf der Zeit dazu­ge­won­nen hat, sie alle berüh­ren sich noch mit der urp­sprüng­li­chen rein geo­gra­phi­schen bzw. phy­si­schen Bedeutung:

»Immer­hin, der neue Begriff berührt sich noch mit dem alten. Die Welt als geord­ne­ter Kos­mus, von einem selbst­thä­ti­gen Cen­trum aus regiert – das war ja auch die Vor­stel­lung, die Her­der und Goe­the beseel­te, als sie das ein­zel­ne Kunst­werk als eine Welt für sich auf­fass­ten und eben des­halb einen beherr­schen­den »Mit­tel­punkt« for­der­ten. (mehr …)

  1. Prof. Dr. Richard M. Mey­er : 1860 (Ber­lin) – 1914. 1886 Habi­li­ta­ti­on (über Swift und Georg Chris­toph Lich­ten­berg) an der Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät, Ber­lin; 1886 dort Lehr­tä­tig­keit, zunächst als Pri­vat­do­zent; 1901 als ao. Prof. der deut­schen Lite­ra­tur­ge­schich­te []

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Hip­hop ist tot – es lebe der Hiphopreneur!

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»Hip­hop ist tot. Ist mir egal, was ande­re sagen, aber Hip­hop liegt in den letz­ten Zügen.« Die­ser Satz fiel mir ges­tern auf, nicht zuletzt weil man ihn so oder so ähn­lich seit über zwan­zig Jah­ren immer wie­der mal liest. Kaum ein Gen­re dürf­te man so oft tot­ge­sagt haben wie Hip­hop. Es gehe im Hip­hop, so lese ich da, nicht mehr um Spaß und Krea­ti­vi­tät; jeder möch­te im Gefol­ge von NWA und Geto Boys Gangs­ta sein. Aber was, so heißt es wei­ter, haben die Leu­te wirk­lich erreicht? Eini­ge ver­die­nen einen Hau­fen Geld, sicher, aber letzt­lich nur Klein­geld gegen­über den wirk­lich Rei­chen. Und gehö­ren tue ihnen auch nichts– Hier stut­ze ich und suche nach dem Datum des Arti­kels. Interessant…

Beim Auf­räu­men mei­nes Archivs fand ich ges­tern einen Arti­kel aus dem Jah­re 1998 mit dem Titel »Why Hip hop is dead«. Geschrie­ben hat ihn ein »vom Hip­hop zuneh­mend frus­trier­ter jun­ger Mann« unter dem Pseud­onym Lethal Won­der. Ich den­ke, ich habe ihn mal auf Davey D’s Hip Hop Cor­ner abge­grif­fen; er ist jedoch auch im Früh­jahr 1999 in Cross­roads erschie­nen,  einer revo­lu­tio­nä­ren Pos­til­le aus Chi­ca­go, die sich dem Kampf der Schwar­zen Ame­ri­kas und Afri­kas im Sin­ne der Black Pan­thers ver­schrie­ben zu haben scheint. Jeden­falls hört sich die Rhe­to­rik, über­fliegt man die ein­zel­nen Aus­ga­ben, ganz danach an. Aber zurück zum Thema.

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Wie gesagt, die Argu­men­te der Nach­ru­fe auf den Hip­hop als Gen­re sind immer die­sel­ben; es sind die oben genann­ten und vor allem, dass die Leu­te die Kunst­form nicht mehr inter­es­sie­re, es gehe allen nur ums Geld. Und trotz­dem, so der Autor des Arti­kels aus dem Jah­re 1998, gehö­re den Schwar­zen nichts. Man müss­te jetzt nach­se­hen, was die schwar­zen Rap­per damals mit ihrem Geld gemacht haben, sicher, aber das lohnt noch nicht mal; wir brau­chen nur noch mal auf das Datum sehen: 1998. Das ist von den Zah­len her ein Jahr bevor der gro­ße Kata­ly­sa­tor explo­dier­te, der wie einst Elvis dem Rock ’n’ Roll dem Rap zum gro­ßen Durch­bruch bei der zah­lungs­kräf­ti­gen wei­ßen Jugend ver­half: Emi­nem. Und weiß hin oder her, Em wirk­te auf den Ver­kauf des Gen­res. Was immer vor­her ver­dient wor­den war, mär­chen­haft wur­den die Zah­len erst mit Emi­nem. Und mit 50 Cent hat er wenigs­tens einem der Groß­ver­die­ner der Nuller­jah­re selbst zu Ruhm und Kne­te verholfen.

Und was die­se Leu­te haben? Außer Geld. Nun, ich habe kei­ne Ahnung, was die ande­ren, die älte­ren Groß­ver­die­ner der Musik­bran­che »haben«, Paul McCart­ney etwa, Mick und Keith; bei John Len­non hät­te man (mehr …)

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