Mee­res­früch­te – Anrü­chi­ger Rock ’n’ Roll

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Ich habe hier schon mal auf mehr oder weni­ger ein­deu­ti­ge Zwei­deu­tig­kei­ten in Song­tex­ten ver­wie­sen. Und dar­auf dass die plat­te Direkt­heit etwa im Rap­gen­re trotz net­ter Prä­gun­gen wie »kno­ckin’ boots« die sexu­el­le Meta­pher weit­ge­hend ver­drängt hat. Die Anfän­ge die­ser Ver­drän­gung fal­len in eine gan­ze ande­re Ära, näm­lich in die Zeit, in der schwar­ze Musik den wei­ßen ame­ri­ka­ni­schen Markt zu erobern begann. Und ver­drängt wur­den die Meta­phern damals mit­nich­ten durch Direkt­heit – man merz­te sie ein­fach aus. Solan­ge die schwar­ze Musik als »race music« ein vor­wie­gend schwar­zes, sexu­ell weni­ger ver­krampf­tes Publi­kum gehabt hat­te, waren die meta­phern­las­ti­gen Tex­te nie­man­dem auf­ge­sto­ßen, als man die Musik dann einem wei­ßen Publi­kum ver­kau­fen woll­te, wur­den sie zum Problem.

1954. Die hei­ße Affä­re zwi­schen Coun­try Music und Rhythm & Blues hat­te Fol­gen gehabt: Ame­ri­ka wand sich unter den Geburts­we­hen des Rock ’n’ Roll. Finan­zi­ell gese­hen hät­te der schwarz­wei­ße Misch­ling es nicht bes­ser tref­fen kön­nen, der Zwei­te Welt­krieg hat­te den Ame­ri­ka­nern einen nie gekann­ten Reich­tum beschert. Und das galt auch für die schwar­zen Ame­ri­ka­ner, (mehr …)

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Long Live OHHLA!

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Seit eini­gen Mona­ten gibt es eine Antho­lo­gie zu einem Gen­re, das sich dem alt­mo­di­schen Medi­um des Buch­drucks prak­tisch per defi­ni­tio­nem sperrt: Rap. Ent­spre­chend hört sich der Titel für die einen ver­mut­lich herz­lich über­flüs­sig an, wäh­rend die ande­ren auf das Zer­pflü­cken der getrof­fe­nen Aus­wahl har­ren. An das Pro­blem dabei, das jeder ein­schlä­gig Inter­es­sier­te kennt, näm­lich die Qua­li­tät der Tran­skrip­ti­on, hat vor­ab offen­sicht­lich kei­ner gedacht. Allen vor­an die Autoren.

Vor­ab, The Antho­lo­gy of Rap ist nicht die ers­te Blü­ten­le­se1 des Rap, wie in den Rezen­sio­nen allent­hal­ben zu lesen. Ich selbst habe mir bereits 1992 Law­rence A. Stan­leys Rap: The Lyrics – The Words to Rap’s Grea­test Hits zuge­legt. Mit der Begeis­te­rung des Slang-Freaks übri­gens, nicht etwa weil ich auch nur einen der in die Samm­lung auf­ge­nom­me­nen Tracks gekannt hät­te, jeden­falls nicht bewusst. Über­haupt, wie man heu­te schon hin­zu­fü­gen muss, das war vor dem Inter­net für Dum­mies wie unser­eins; es waren prak­tisch die ein­zi­gen Tex­te, die vor­ge­fer­tigt ver­füg­bar waren. Woll­te man Tex­te haben, muss­te man die Tei­le erst mal in stun­den­lan­ger Klein­ar­beit abhö­ren, notie­ren. Wie auch immer, die Vil­la­ge Voice zählt The Antho­lo­gy of Rap zu den bes­ten Büchern von 2010. Das sind so vie­le nicht. Man misst dem Buch also eine gewis­se Bedeu­tung bei. Und die Autoren sind auf den ers­ten Blick auch kei­ne Hoh­len, immer­hin leh­ren Adam Brad­ley und Andrew DuBo­is, bei­de Eng­lisch­pro­fes­so­ren, an der renom­mier­ten Yale Uni­ver­si­ty.

Umso ärger­li­cher frei­lich sind dann mei­ne bei­den Moni­ten an die­sem Buch: (mehr …)

  1. genau das heißt Antho­lo­gie näm­lich []

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… and moo­re may we not axe

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In dem Rap­track »Shakey Dog« sagt Ghost­face Kil­lah: »Frank snat­ched his gat, slap­ped him, axed him: ›Where’s the cash, coke and the crack?‹« Ghost­face Kil­lah, mit dem Rap-Kol­lek­tiv Wu-Tang Clan groß gewor­den, kommt aus Sta­ten Island, New York. Was mir mit als ers­tes auf­fiel, als ich schwarz­ame­ri­ka­ni­sches Eng­lisch zu ver­ste­hen begann, war die­se Ver­wen­dung von »to axe« für »to ask« neu für mich; ich hielt sie für einen Scherz. Und damit für Slang. Ist dem wirk­lich so?

Je mehr Eng­lisch ich ver­stand, des­to öfter begeg­ne­te mir die Ver­wen­dung der »Axt« für »fra­gen«, denn so hat­te ich das anfäng­lich auf­ge­fasst, auch anders­wo. Wenn Ray Baro­ne ali­as Ray­mond in der ame­ri­ka­ni­schen Sit­com Ever­y­bo­dy Loves Ray­mond1 etwas wis­sen woll­te, dann sag­te er in der Regel so was wie: »Let me axe you some­thing.« Und wenn er dar­auf bestand, jeman­den gefragt zu haben, mein­te er: »I did axe him!« Ray wohn­te in Long Island, einem Stadt­teil von New York. Um die Jahr­tau­send­wen­de. Und in Rudyard Kiplings Geschich­te »The Record of Bad­a­lia Herods­foot« sieht sich jemand in den Slums des Lon­do­ner East End »What’s the good o’ that, I arx you?« gefragt. Das war im letz­ten Quar­tal des 19. Jhs.

Da ist jetzt mal ein schlap­pes Jahr­hun­dert dazwi­schen. (mehr …)

  1. Alle Lie­ben Ray­mond, 1996–2005 []

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Rap-Lyrics zwi­schen Dia­lekt und Slang – Eine ers­te klei­ne Lektion

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Rap-Tex­te über­set­zen ist frus­trie­rend. Anders kann man das nicht sagen. Nicht nur weil die Tei­le auf Eng­lisch sind. Es gibt eini­ge wei­te­re Fak­to­ren, die für den Frust ver­ant­wort­lich sind. Und dazu gehört heu­te noch nicht mal das Abhö­ren. Frü­her saß man erst mal stun­den­lang da und hat so ein Teil abge­hört. Mit ande­ren Wor­ten am Plat­ten­spie­ler end­los die Nadel zurück­ge­setzt. Oder Cas­set­ten­re­cor­der zurück­ge­spult, bis es Band­sa­lat gab. Und das Wort Back­up hat­te man da noch nicht mal gehört. Heu­te hat man wenigs­tens das Web, wo sich eine Rei­he von Leu­ten unend­lich viel Mühe machen, für Lyrics zum Mit­le­sen zu sor­gen. Nicht dass sie groß was davon haben außer welt­wei­tem Gemau­le, wenn mal was nicht stimmt. Aber das ist ein ande­res The­ma. Hier eine gro­be klei­ne Ein­füh­rung. Da lan­ge Arti­kel heu­te kein Aas mehr liest, ver­su­che ich die Geschich­te mal in Fort­set­zun­gen zu portionieren.

Was Rap-Tex­te über das Eng­li­sche hin­aus kom­pli­ziert, ist zunächst ein­mal, dass sie grund­sätz­lich von Dia­lekt­spre­chern stam­men. Wenn wir mal von ame­ri­ka­ni­schen Tex­ten aus­ge­hen, bedeu­tet das, dass wir es in der Regel mit dem schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Dia­lekt zu tun haben, der sei­nen Ursprung im Süden der USA hat; ent­spre­chend ist er mit dem Dia­lekt der jewei­li­gen wei­ßen Bevöl­ke­rung dort eng ver­wandt, unter­schei­det sich aber den­noch von ihm. Die regio­na­len Unter­schie­de zwi­schen schwar­zen Dia­lekt­spre­chern in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten sind eher gering. Das ver­leiht dem schwarz­ame­ri­ka­ni­schen Dia­lekt aber die Beson­der­heit, dass er eben nicht an einer Regi­on fest­zu­ma­chen ist wie ande­re Dia­lek­te. Das liegt ein­fach dar­an, dass die Leu­te ihren Dia­lekt aus dem Süden mit­ge­nom­men haben. (mehr …)

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Wer zum Gei­er war Larry?

Ich erin­ne­re mich noch, dass wir an der Schu­le Ende der 60er, Anfang der 70er Jah­re den Spruch hat­ten, jemand sol­le hier »nicht den Lar­ry machen«. Bis heu­te war der Spruch in allen Jahr­zehn­ten zu hören. Und sei­ne Beliebt­heit scheint eher zuge­nom­men zu haben als ab. Zumal er mitt­ler­wei­le meh­re­re Bedeu­tun­gen hat. Aber wer war die­ser sagen­haf­te Lar­ry? Dum­mer­wei­se hat­ten wir  damals was Bes­se­res zu tun, als dem Ursprung dum­mer Sprü­che nachzugehen…

~~~

Wie bei allen Wen­dun­gen, die aus irgend­ei­nem Grund attrak­tiv, aber in ihrer Bedeu­tung unklar sind, tritt sich die ursprüng­li­che Bedeu­tung, wie immer sie gelau­tet haben mag, ziem­lich rasch breit. Oft bis ins Gegen­teil. Man den­ke an eine Wen­dung wie etwas »passt wie die Faust aufs Auge«. Das ist hier noch nicht mal der Fall. Den­noch haben wir eine gan­ze Band­brei­te von Nuan­cen: Ob heu­te nun einer »den Lar­ry macht«, »einen auf Lar­ry macht« oder »den Lar­ry raus­hän­gen lässt« oder das alles mit »Lär­ri« oder »Ler­ryn« durch­spielt, es bedeu­tet ent­we­der, dass er (mehr …)

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Stunts, Esel, Ärsche & sons­ti­ge Stückchen

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Vor Jah­ren habe ich mal für den Han­ni­bal Ver­lag einen Band mit Song­tex­ten des Rap­pers Emi­nem über­setzt. Eine eben­so inter­es­san­te wie undank­ba­re Auf­ga­be, da so etwas zwangs­läu­fig zu einer Grat­wan­de­rung zwi­schen plum­per Wört­lich­keit, asso­zia­ti­ver Frei­heit, Gereimt- und Unge­reimt­heit gera­ten muss. Die Maß­ga­be, das Gan­ze Zei­le für Zei­le rhyth­misch les­bar zu hal­ten, ließ sich als ein­zi­ge durch die Bank erfüllen.

Das Publi­kum, das sol­che Über­set­zun­gen liest, ist nicht das­sel­be, das Gedich­te liest. Es kann mit Frei­hei­ten nichts anfan­gen; das Inter­net sorgt dafür, dass es die Tex­te im Ori­gi­nal vor­lie­gen hat, da will man das wie­der­fin­den, was man ver­steht oder zu ver­ste­hen meint. Dar­aus ent­steht grund­sätz­lich ein fata­ler Zwang zu einer Wört­lich­keit, die nicht nur der Über­set­ze­rei an sich scha­det, son­dern sich längst auf die Ent­wick­lung der deut­schen Spra­che aus­zu­wir­ken begon­nen hat: Wenn heu­te alles »einen Unter­schied macht«, anstatt »eine Rol­le zu spie­len«, wenn man es heu­te »liebt, ins Kino zu gehen«, anstatt dies gott­ver­dammt­noch­mal ein­fach »ger­ne« zu tun, wenn ich für mein Han­dy einen bestimm­ten Adap­ter »möch­te«, anstatt ihn ein­fach zu »brau­chen«, dann prä­gen Über­set­zungs­feh­ler – und dar­un­ter wäre das alles bis in die 1980er gefal­len – das heu­ti­ge Deutsch.

Das Pro­blem begann übri­gens sei­ner­zeit schon mit dem Lek­to­rat, des ame­ri­ka­ni­schen – geschwei­ge denn des Hip­hop-Slangs – völ­lig unkun­dig, viel zu viel – Gott sei’s gedankt nicht alles! – auf die Über­set­zung von Wör­tern redu­zier­te, (mehr …)

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Über die Funk­ti­on des Slangs (6)

Fort­set­zung von hier. Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil VI
(Ende)
Serie

Viel­leicht ist das Bild von der Aris­to­kra­tie etwas irre­füh­rend, da wir in der eng­li­schen Spra­che wie im nach­re­vo­lu­tio­nä­ren Frank­reich la car­ri­è­re ouver­te aux talents fin­den und jedes Wort eine fai­re Chan­ce auf die höchs­te Wür­de – die Auf­nah­me ins Wör­ter­buch – hat. Zwei­fels­oh­ne spie­len fami­liä­re Bezie­hun­gen nach wie vor eine gro­ße Rol­le, und eini­ge Wör­ter tun sich weit leich­ter damit, im Leben auf­zu­stei­gen als ande­re. Über­wie­gen­der Ansicht nach ver­lei­hen Krieg, Gesetz und Medi­zin einem Ter­mi­nus tech­ni­cus einen ehren­wer­te­ren Stamm­baum als zum Bei­spiel die Büh­ne oder der eine oder ande­re Sport.

Und den­noch ver­fügt gera­de die Welt der Büh­ne über ein eige­nes volu­mi­nö­ses Voka­bu­lar, das mit höchs­ter Prä­zi­si­on ein­ge­setzt wird. Das Thea­ter ist eine Brut­stät­te zeit­ge­nös­si­schen Slangs, der oft nicht weni­ger gesetz­los, kräf­tig und aus­drucks­stark ist als die Phra­sen des ame­ri­ka­ni­schen Wes­tens; aber es ver­fügt auch über eine eige­ne Ter­mi­no­lo­gie mit Hun­der­ten von Wör­tern, die stets mit abso­lu­ter Prä­zi­si­on ein­ge­setzt wer­den. Ein mas­cot, jemand der Glück bringt, und ein hoo-doo, jemand der Pech bringt, sind Begrif­fe aus der Welt der Büh­ne, soviel steht fest; und auch bei so manch ande­rem merk­wür­di­gen Wort wird sie als Quel­le genannt. Aber jeder hin­ter den Kulis­sen weiß auch, was sky-bor­ders, was bunch-lights, was vam­pi­re-traps und raking-pie­ces sind – alle­samt tech­ni­sche Begrif­fe, die alle mit stren­ger Prä­zi­si­on ein­ge­setzt wer­den. Wie die tech­ni­schen Begrif­fe eines jeden ande­ren Metiers auch, sind sie für den Unein­ge­weih­ten oft ver­wir­rend, und ein green­horn könn­te noch nicht ein­mal eine Ver­mu­tung anstel­len über die Bedeu­tung von Aus­drü­cken, die im Kon­ver­sa­ti­ons­zim­mer zu hören sind. Wel­cher Laie ver­möch­te die Auf­ga­be eines cut-drop zu erklä­ren, den Sinn einer carpenter’s sce­ne oder die prä­zi­se defi­nier­ten Pri­vi­le­gi­en, die ein bill-board ticket einschließt?

Es gibt ein Wort, das das all­ge­mei­ne Voka­bu­lar der Öffent­lich­keit jüngst dem klei­ne­ren des Schau­spiel­hau­ses ent­lehnt (mehr …)

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Über die Funk­ti­on des Slangs (5)

Fort­set­zung von hier. Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil V

Serie

Jeman­den als boss zu bezeich­nen und einen ande­ren als hench­man mag ein­mal Slang gewe­sen sein, aber bei­de Wör­ter sind heu­te legi­tim, weil sie not­wen­dig sind. Nur anhand die­ser Wör­ter lässt sich die genaue Bezie­hung einer bestimm­ten Art poli­ti­scher Füh­rer zu einer bestimm­ten Art von poli­ti­schem Mit­läufer prä­gnant zum Aus­druck brin­gen. Es ste­hen selbst­ver­ständ­lich, weil sie nicht benö­tigt wer­den, noch so eini­ge poli­ti­sche Wör­ter und Wen­dun­gen in Acht und Bann. Eini­ge von ihnen mögen eines Tages eine ganz bestimm­te Bedeu­tungs­nu­an­ce anneh­men, die von sonst kei­nem ande­ren Wort aus­ge­drückt wird. Und wenn dies ein­tritt, wer­den sie ihren Platz im legi­ti­men Voka­bu­lar ein­neh­men. Ich be­zweifle, dass die­ses Glück je eine Anwen­dung von influence haben wird, die heu­te in Washing­ton zu hören ist. Der Staats­mann, auf des­sen Vor­schlag bzw. Ersu­chen hin ein Amts­in­ha­ber ein­ge­setzt wur­de, wird als influence die­ses Amts­in­ha­bers bezeich­net. So erklär­te eine arme Wit­we, die sich plötz­lich, nur weil der hench­man eines boss, des­sen Gunst ein Sena­tor oder Res­sort­lei­ter nicht ver­lie­ren woll­te, es ver­lang­te, eines Amtes ent­ho­ben sah, das sie seit Jah­ren inne gehabt hat­te, einem Freund, ihre Ent­las­sung sei dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass wäh­rend des Som­mers ihr influence gestor­ben war. Die unver­meid­li­che Aus­wei­tung des allein auf Fähig­keit beru­hen­den Sys­tems im öffent­li­chen Dienst unse­res Lan­des wird die dau­er­haf­te Über­nahme die­ser neu­en Bedeu­tung wahr­schein­lich verhindern.

Das Voka­bu­lar der Poli­tik ist nur eines von einer Viel­zahl von Fach­vo­ka­bu­la­ren, (mehr …)

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Über die Funk­ti­on des Slangs (4)

Serie

Bran­der Matthews unter­schei­det vier Kate­go­rien von Slang, deren ers­te drei wir hier vor­ge­stellt haben. Wir erin­nern uns, dass die ers­ten bei­den »unwür­dig« waren, die drit­te dage­gen, sie besteht aus alten und ver­ges­se­nen Wör­tern und Wen­dun­gen, die jetzt nach lan­ger Bra­che wie­der an die Ober­flä­che zu kom­men ver­su­chen, durch­aus akzep­ta­bel, auch wenn sie unter dem Stig­ma, das den ers­ten bei­den anhaf­tet lei­det. Mit der vier­ten Kate­go­rie ver­hält sich das nun völ­lig anders. Sie umfasst Matthews’ Ansicht nach all jene Begrif­fe, die sozu­sa­gen noch ihre Leh­re absol­vieren und von denen noch unge­wiss ist, ob die offi­zi­el­le Spra­che sie auf­neh­men wird. Wenn sie nicht vor­her ver­schwin­den, was in der Regel dem »Slang der Metro­po­len« wider­fährt, den Matthews als durch die Bank dumm bezeich­net. Aber was hält sich denn dann?

Fort­set­zung von hier. Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil IV

Wenn wir jedoch hören, wie ein Autor aus dem ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten die Wir­kung von tan­gle­foot-Whis­ky beschreibt, so spricht das Adjek­tiv für sich selbst und bringt damit sei­ne Recht­fer­ti­gung mit. Und ganz unmit­tel­bar sehen wir die kühn kon­den­sier­te Meta­pher in dem Schild »Don’t mon­key with the buzz-saw«; die Bild­haf­tig­keit des Wor­tes buzz-saw wie auch sei­ne Brauch­bar­keit leuch­ten auf den ers­ten Blick ein. So ver­ste­hen wir bei der Lek­tü­re von »Buck Fanshaw’s Fun­e­ral« auch ohne wei­te­res die Wen­dung »he never went back on his mother« und fin­den Gefal­len an sei­ner Aus­sa­ge­kraft; des­glei­chen gilt für die Erklä­rung des Man­nes, der  für »Ban­ty Tim« einspringt:

“Ef one of you teches the boy
He’ll wrest­le bis hash to-night in hell,
Or my name ’s not Til­man Joy.”

To wrest­le one’s hash ist kei­ne ele­gan­te Wen­dung, wie man zuge­ben muss, und sie wird wohl kaum Auf­nah­me in die lite­ra­ri­sche Spra­che fin­den; aber sie ist wenigs­tens kraft­voll und kei­nes­falls dumm. To go back on dage­gen hat gute Aus­sich­ten auf einen Platz in unse­rer Spra­che, so nütz­lich und kraft­voll wie die­se Wen­dung ist.

Von den wei­ten, win­di­gen Ebe­nen des Wes­tens kam bliz­zard, und obwohl ange­regt wur­de, dass es sich bei dem Wort um einen Über­le­ben­den eines bri­ti­schen Dia­lekts hand­le, so gebührt dem ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten den­noch ein Lob dafür, es vor dem Ver­gessen bewahrt zu haben. Aus den Holz­fällerlagern des Nord­wes­tens kam boom, auch das wie­der­um ein altes Wort, wenn auch mit neu­er Bedeu­tung, und wur­de von der Spra­che umge­hend akzep­tiert. Von noch wei­ter west­lich kam der Gebrauch von sand im Sin­ne von Steh­ver­mö­gen, Rück­grat – das eben, was man in Neu­eng­land als grit und im alten Eng­land als pluck (ein weit weni­ger aus­drucksvolles Wort) bezeich­net. Aus dem Süd­westen haben wir cinch,1 das sich vom Fest­zurren des Pack­gur­tes an einem Maul­tier ablei­tet und somit in über­tra­ge­ner Bedeu­tung auf einen in jeder Hin­sicht beson­ders fes­ten Halt weist. (mehr …)

  1. nach dem auch die moder­nen Hifi-Ste­cker benannt sind, die der Deut­sche pene­trant falsch »tschintsch«nennt []

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bread

SlangGuy's Online-Slang-Wörterbuch: Englisch-Deutsch 1 Subs note Geld. Kohle; Penunzen; Asche; Moos; Schotter; Kies.   Vergleiche: brass; dead presidents; benjis;   Quotes: »Superfly / Here I stand / Secret stash /…

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bozak

SlangGuy's Online-Slang-Wörterbuch: Englisch-Deutsch 1 Vi Vermutlich nur eine Variante von »ballsack«. Die Wendung im Beastie-Boys-Zitat ent­spricht »be on sb's dick«: jm zusetzen; jn ner­ven; jm auf den Sack gehen. Penis…

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bound

SlangGuy's Online-Slang-Wörterbuch: Englisch-Deutsch 1 Adj note bezeichnet in Zusammensetzungen nachgestellt die Richtung, in die jemand unterwegs ist oder den Ort, an dem jemand [noch] enden wird. auf dem besten Weg…

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Bestimm­ter & unbe­stimm­ter Arti­kel in der Umgangssprache

  SlangGuy's Online-Slang-Wörterbuch: Englisch-Deutsch der bestimmte Artikel — »the«: in der Jugendsprache steht häufig ein bestimmter Artikel, wo im Standard keiner stehen würde.   Vergleiche: []   Quotes: »His mind…

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Im Wör­ter­buch lau­ert der Tod – Über die Funk­ti­on des Slangs (3)

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»Im Wör­ter­buch lau­ert der Tod«, ist nicht etwa ein Titel aus dem Nach­lass von Aga­tha Chris­tie, es han­delt sich viel­mehr um eine Erkennt­nis des ame­ri­ka­ni­schen Dich­ters James Rus­sel Lowell. Und die­se Erkennt­nis hat letzt­lich mehr mit Slang zu tun, als Sie je geahnt hät­ten. Lesen Sie dazu doch die drit­te Lie­fe­rung von Bran­der Matthews Essay, in der er auf eine wei­te­re Kate­go­rie von Slang ein­geht – wir hat­ten bis­her drei – und unter ande­rem auf die Unter­schie­de zwi­schen dem Slang der Groß­stadt und dem des ame­ri­ka­ni­schen Westens…

Fort­set­zung von hier. Über­set­zung © Bern­hard Schmid

Bran­der Matthews
Die Funk­ti­on des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on Eng­lish (1901)

Teil III

Gar noch wich­ti­ger als die­se drit­te Klas­se von Slang ist die vier­te, die all jene Begrif­fe um­fasst, die sozu­sa­gen noch ihre Leh­re absol­vieren und von denen noch unge­wiss ist, ob man sie schließ­lich in die Gil­de guter Spra­che auf­nehmen wird. Die­se Begrif­fe sind ent­we­der nütz­lich oder nuzt­los; sie schlie­ßen ent­we­der eine Lücke oder sie schlie­ßen kei­ne; sie leben oder ster­ben also ent­sprechend der allgemei­nen Ein­schät­zung ihres Wer­tes. Wenn sie ster­ben, dann lan­den sie im Ver­ließ ver­ges­se­nen Slangs, und was Ver­ges­sen an­belangt, gibt es kein dunk­le­res Loch. Wenn sie über­le­ben, dann weil sie in die lite­ra­ri­sche Spra­che Auf­nahme fin­den, nach­dem sie dem Gespür eines Meis­ters der Sprach­kunst, des Sprach­hand­werks genehm waren, unter des­sen Paten­schaft man sie dann als voll­wer­ti­ges Mit­glied auf­nahm. Dar­an sehen wir, dass Slang eine Vor­be­reitungs­schule für neue Aus­drü­cke ist; nur die bes­ten Schü­ler bekom­men das Lang­lebigkeit ver­lei­hen­de Dip­lom; die ande­ren wird unwei­ger­lich ihr Schick­sal erei­len. (mehr …)

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