Eine Fra­ge der Qua­li­tät und der feh­len­den Über­zeu­gung – Vir­gi­nia Woolf über den Moder­nen Essay (3)

Im dritten und letzten Teil – die Dreiteilung stammt freilich von mir – äußert Virginia Woolf sich dazu, was denn das Bestehen des Essayisten vor dem Hintergrund sich verändernder Lesegewohnheiten…

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Wort­my­then, »Fak­ten«, Can­cel Cul­tu­re & die Ukrai­ne – Zeug­nis­se der Dämlichkeit

Spätestens mit Donald Trump wurde hierzulande auch dem Letzten klar, dass es in erster Linie die Einbildung ist, die Fakten bzw. Wahrheiten schafft. Vlad der Pfähler ((Wladimir Putin für die…

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Inter­net – Para­dies für Hörspielnarren

Sind Sie auch so ein Hör­spiel­narr? Ich mei­ne jetzt nicht die Tei­le, die man in bei­gen Reclam-Heft­chen in der Schu­le lesen muss­te. Herr­gott­noch­mal! Ein Hör­spiel lesen? Das kann doch nur einer Dumpf­ba­cke von Deutsch­leh­rer in den Sinn kom­men … Hör­spie­le muss man hören … Vor­zugs­wei­se mit geschlos­se­nen Augen … in Ste­reo … und näch­tens im Bett …

Das Inter­net ist ist die Erfin­dung für Hör­spiel­n­ar­ren. Als ich so jung war wie die Zip­fel, die heu­te nicht Bes­se­res zu tun haben, als sich auf Face­book und ähn­li­chen Foren foto­tech­nisch im Suff zu prä­sen­tie­ren, da muss­te man aller­hand Ver­ren­kun­gen unter­neh­men, um ab und an mal das Fami­li­en­ra­dio in der Küche für sich zu bekom­men. Aber das war, als wür­de jemand über die Schul­ter in dei­nem Buch mit­le­sen. Und als man dann mal einen Som­mer lang Glä­ser gespült hat­te, um sich einen Kof­fer­ra­dio mit Cas­set­ten­re­cor­der zu leis­ten, war man zwar unab­hän­gig von der Fami­lie, aber hör­spiel­tech­nisch immer noch auf das Pro­gramm des Baye­ri­schen Rund­funks ange­wie­sen. Na gut, im AFN gab’s ein­mal die Woche einen Gru­sel­kri­mi. Mit­tel­wel­le. Und France Inter hat­te nach­mit­tags einen kur­zen Kri­mi. Da muss­te man aber mit ver­dammt spit­zen Fin­gern an der Lang­wel­le dre­hen. Und die Ton­qua­li­tät war immer noch mau. Aber so rich­tig schlimm war das alles auch wie­der nicht; es war eben der Stand der Tech­nik, und man war froh, dass man üer­haupt was reinbekam.

Dann, vie­le Jah­re spä­ter, kam der Satel­li­ten­funk und mit ihm Astra Digi­tal Radio. Da hat­te man dann sage und schrei­be sämt­li­che deut­schen Rund­funk­an­stal­ten in der längst ordent­li­chen Ste­reo­an­la­ge. (mehr …)

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Mord­sa­che ‘Dün­ner Mann’ — die Trai­ler (3)

Vor eini­ger Zeit hat­te ich hier den Phi­lo Van­ce-Kri­mi mit Wil­liam Powell vor­ge­stellt und bereits dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der auch einen wei­te­ren berühm­ten Film­de­tek­tiv gespielt hat: Nick Charles. Powell war einer der Schau­spie­ler, denen ihre Stim­me aus der Stumm­film­zeit in die des Ton­films gehol­fen hat. Bei so man­chen Stars, vor allem weib­li­chen, lief das eher ja anders her­um. Trotz­dem war der Schau­spie­ler 1934 in Hol­ly­wood auf dem abstei­gen­den Ast, als er mit The Thin Man Film­ge­schich­te schrieb. Er wur­de für sei­ne Dar­stel­lung von Dashiell Ham­mets alko­ho­li­sier­tem Detek­tiv sogar für den Oscar nomi­niert – die ers­te von ins­ge­samt drei Nomi­nie­run­gen übri­gens. Er war 1937 der größ­te Kas­sen­ma­gnet nach Clark Gab­le und… tja, Shir­ley Temp­le.

Nun, wie auch immer, ich habe nach der Ent­de­ckung der Phi­lo Van­ce-Kis­te mei­ne alten Thin Man-Cas­set­ten (oh ja, VHS!) raus­ge­sucht und ange­schaut. Und dann die Ori­gi­nal­trai­ler für die sechs Strei­fen der Thin Man-Rei­he gesucht und hier zusam­men­ge­stellt. The Thin Man kam 1934 in die Kinos. Das Buch ent­stand wie gesagt nach einem Roman von Dashiell Ham­mett, sei­nem letz­ten übri­gens. Es geht aus dem Film nicht ganz klar her­vor, aber die Hand­lung spielt zur Zeit des Alko­hol­ver­bots… (mehr …)

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Wäre »ärsch­lings« denn gar so verkehrt?

Manch­mal muten einen Wör­ter einen komisch an, mit­un­ter nur vor­über­ge­hend. Man zer­kaut sie dann, lässt sie sich auf der Zun­ge zer­ge­hen, bis sie wie­der nor­mal zu wer­den schei­nen. Bis­wei­len kommt ein Wort einem aber auch buch­stäb­lich komisch vor. Man fin­det sie lus­tig, put­zig. Was nicht eigent­lich schlecht ist, aber sol­che Wör­ter sper­ren sich dann der all­ge­mei­nen unko­mi­schen Ver­wen­dung. Ich den­ke da etwa an »nichts­des­to­trotz«, das ist spa­ßig gemeint. Aber war­um will mir, seit ich’s vor vie­len Jah­ren gern in einer Über­set­zung ver­wen­det hät­te (was ich dann aber doch wie­der habe blei­ben las­sen). Ich den­ke an das gestan­de­ne deut­sche Adverb »ärsch­lings« …

»Die Plum­pen schla­gen Rad auf Rad / Und stür­zen ärsch­lings in die Höl­le«, heißt es in Goe­thes Mephis­to­phe­les. Und in sei­nem Fast­nacht­spiel warnt ein »Teu­fels­pfäff­lein«, sie »müss­ten all ärsch­lings zum Teu­fel gehen, / Wenn wir nicht täten sei­ner Füh­rung / Uns über­ge­ben und geist­li­cher Regie­rung«. Das Wort »ärsch­lings« fin­de ich put­zig. Und dann ist es ein Wort, das jeder Deut­sche kennt oder wenigs­tens auf Anhieb ver­ste­hen dürf­te. Und den­noch wird es anschei­nend nicht so ernst genom­men, wie ich es ger­ne hät­te. Ist es tat­säch­lich ein­fach humor­voll bzw. wird heu­te so aufgenommen? 

Wenn wir mal Klaus Kin­ski neh­men, der das Wort in sei­ner Bio­gra­phie Ich brau­che Lie­be gleich (mehr …)

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Wäh­ler vs. Wahl­män­ner — das ewi­ge Rät­sel um die ame­ri­ka­ni­schen Wahlen

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In ein paar Tagen ist es wie­der so weit: In den USA wird der mäch­tigs­te Mann der Welt gewählt und wie so oft schon wird, je nach Stim­men­knapp­heit, jemand die Fra­ge stel­len, ob er denn eigent­lich tat­säch­lich von der Mehr­heit der Bevöl­ke­rung gewählt wor­den ist. Und wie immer steckt hin­ter dem Pro­blem das merk­wür­di­ge, für uns sogar eher geheim­nis­vol­le Sys­tem der so genann­ten »Wahl­män­ner«.

Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin ermahn­te die Ame­ri­ka­ner ja mal vor nicht all­zu lan­ger Zeit, den Mund in Sachen Demo­kra­tie nicht so voll zu neh­men, schließ­lich sei gera­de ihre Metho­de der Prä­si­dent­schafts­wahl herz­lich frag­wür­dig. Ich habe mich sei­ner­zeit hier mal damit befasst. Aber da sich an die­sem Sys­tem, bei aller Kri­tik auch in den Staa­ten selbst, so schnell nichts ändern wird, haben wir nächs­te Woche wie­der mal das Pro­blem, die ame­ri­ka­ni­schen Wah­len auch tat­säch­lich zu ver­ste­hen.

Der Kern des Pro­blems liegt wohl in dem Umstand, dass nicht eigent­lich der Bür­ger, also das Stimm­vieh, par­don, Stimm­volk, den Prä­si­den­ten wählt, son­dern dass man dies einem Mann sei­nes Ver­trau­ens über­lässt. Mit ande­ren Wor­ten, der Wäh­ler wählt jeman­den, von dem er weiß, wen er zum Prä­si­den­ten wäh­len wird. (mehr …)

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Was kratzt mich ein »s« zuviel?

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Hin und wie­der stößt man auf ein Wort, eine Wen­dung, von der man noch genau weiß, wo sie einem zum ers­ten Mal unter­ge­kom­men ist. Auch wenn es vier­zig Jah­re her sein mag; trotz eines seit jeher lau­si­gen und sicher nicht bes­ser gewor­de­nen Gedächt­nis­ses. So heißt es etwa in Edward Albees The Zoo Sto­ry bei der Beschrei­bung des Prot­ago­nis­ten, er sei »neither hand­so­me nor home­ly«. Es war das ers­te eng­li­sche Buch, das ich mir je gekauft habe. Ich weiß auch noch wo. Und auf der ers­ten Sei­te von Mash habe ich das Wort »Meta­bo­lis­mus« ken­nen gelernt, weil Radar O’Reilly, der fin­di­ge Schrei­ber des 4077th MASH, »under cer­tain atmo­sphe­ric, as well as meta­bo­lic con­di­ti­ons« das Nahen von Hub­schrau­bern bereits einen Augen­blick vor dem Rest der Kom­pa­nie hört. Und auch mit der Zei­le »but what cares I for prai­se« ver­hält es sich so.

Bei den Vor­be­rei­tun­gen für die Über­set­zung eines Buches über Bob Dylan stieß ich auf einen Namen, der mich schlag­ar­tig in die Anfangs­zeit  mei­ner Beschäf­ti­gung mit der eng­li­schen Spra­che zurück­warf: Lomax. Und ich mei­ne damit zunächst ein­mal bei­de, John und Alan, Vater und Sohn. Die Loma­xes waren womög­lich die größ­ten Ken­ner und Samm­ler ame­ri­ka­ni­scher Folk­lo­re  über­haupt. Ich erin­ne­re mich an eini­ge Samm­lun­gen, die ich mir in den 60ern aus dem Ame­ri­ka-Haus aus­ge­lie­hen habe. Ich mei­ne auch, in einem von Alan Lomax‘ Song­books die ers­ten kom­ple­xe­ren Blues­grif­fe gelernt zu haben. Und eine Alter­na­tiv­ver­si­on von „House of the Rising Sun“. Die ich erstaun­lich fand. Und in einem Titel von John Avery Lomax – Cow­boy Songs and other Fron­tier Bal­lads – gab es Text und Noten zu »The Days of For­ty-Nine«. Bob Dylan hat den Song dann 1970 auf sei­nem merk­wür­di­gen Album Self Por­trait her­aus­ge­bracht. Das ich aber damals nicht gehört habe.

Wie auch immer, in Lomax‘ Ver­si­on von »The Days of For­ty-Nine« heißt es (mehr …)

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Ame­ri­kas Schwar­ze — Sicht­ba­rer denn je

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Mein Inter­es­se an der Rap­mu­sik geht letzt­lich auf mei­ne Beschäf­ti­gung mit eng­li­schem Slang – ins­be­son­de­re in sei­ner ame­ri­ka­ni­schen Mach­art – zurück. Und da das alles zu Zei­ten vor dem all­mäch­ti­gen Inter­net begann – nun, man muss­te damals die Mucke eben noch tat­säch­lich hören, um neue Wör­ter zu ler­nen. Man konn­te sich nicht ein­fach – buch­stäb­lich sang- und klang­los – auf Ohh­la die ein­schlä­gi­gen Tex­te zie­hen. Aber im Gegen­satz zu allen mei­nen Bekann­ten in mei­nem Alter hat mir die Mucke nicht nur zum neu­es­ten Slang ver­hol­fen, sie hat mir auch zuneh­mend gefallen.

Rap habe ich, wie ver­mut­lich die meis­ten ande­ren hier­zu­lan­de, zum ers­ten Mal bei Blon­die gehört. Da mag jetzt man­cher jun­ge Gangs­ta nur müde lächeln. Aber dann hat er eben kei­ne Ahnung, denn Blon­dies »Rap­tu­re« war nicht nur einer der ers­ten rich­ti­gen Rap-Tracks,1 die put­zi­ge Debbie Har­ry hat in dem Song die Hip­hop­kul­tur in ihren Anfän­gen auch gleich erklärt. So wie sie ihr wie­der­um damals kein gerin­ge­rer als Fab 5 Fred­dy erklärt hatte:

Fab Five Fred­dy told me everybody’s fly
DJ spin­ning, I said “My my”.

Und das war 1980. Selbst in New York wuss­te da noch lan­ge nicht jeder Bescheid, was es mit die­ser neu­en Sub­kul­tur auf sich hat­te. (mehr …)

  1. Sie kön­nen es eine Pas­ti­che nen­nen, aber was ist dann Rap heu­te? []

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Hil­la­ry Clin­ton, Wiki­leaks, Red­ford, Pol­lack & Faye Duna­way– und das alles in einem ein­zi­gen Traum

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Wenn man dem Rest der Welt schon nicht ver­bie­ten kann, was er zu dru­cken hat, dann soll­te man das, was er denn druckt, wenigs­tens im Auge behal­ten. Rigo­ros. Und wenn man sich auch nur irgend­wie den Anschein der Demo­kra­tie geben möch­te, dann unter­lässt man es eher, Kami­ka­ze-Ter­ro­ris­ten dazu zu ermu­ti­gen, gan­ze Stadt­vier­tel in die Luft zu spren­gen wie im Fal­le der isla­mis­ti­schen Dumpf­ba­cke jüngst in Stock­holm. Moham­med-Kari­ka­tu­ren – nu hört aber auf! Was ist nun die nächst­bes­te Metho­de? Nun, dar­um soll es hier gehen.

Big Brot­her… Ich woll­te erst in der Über­schrift von Big Brot­her spre­chen, als mir klar wur­de, dass dies das Gros der Zugeta­cker­ten heut­zu­ta­ge nicht mehr auf Orwell bezie­hen wür­de, son­dern sofort auf den gleich­na­mi­gen »Idio­ten­con­tai­ner«,1 von dem, wie ich mit Stolz behaup­ten möch­te, selbst mit Durch­zap­pen nicht eine Minu­te gese­hen habe.2

Aber für die, die Big Brot­her noch mit Orwells 1984 in Ver­bin­dung zu brin­gen ver­mö­gen … (mehr …)

  1. Ori­gi­nal­ton Tho­mas Gott­schalk []
  2. Den Schlag­zei­len rund um mich kann ich mich dum­mer­wei­se nicht ganz ent­zie­hen; aber man muss ja auch ein biss­chen Bescheid wis­sen, was rund um einen rum so pas­siert. []

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