Ugs.-Projekt 14: beschubst / beschupst etc.

Näher befasst mit dem Verb beschub­sen und des­sen Vari­an­ten habe ich mich bereits im letz­ten Bei­trag. Des­halb hier mehr oder weni­ger nun der eigent­li­che Ein­trag für mei­ne Samm­lung umgangs­sprach­li­cher Wör­ter und Wen­dun­gen, die mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen gehören.

Beschup­pen fand ich über die in mei­nem ers­ten Bei­trag zum The­ma genann­ten Wör­ter­bü­cher hin­aus auch in Johannn Hein­rich Cam­pes Wör­ter­buch der Deut­schen Spra­che aus dem Jah­re 1807. 

Beschup­pen, v. trs. 1) Der Schup­pen berau­ben. Einen Fisch beschup­pen; ihn abschup­pen. Hier­her gehört viel­leicht auch als unei­gent­li­che Bedeu­tung, einen beschup­pen, ihn auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen. Er ist arg beschuppt wor­den. 2) Mit Schup­pen ver­se­hen, beset­zen. Es sind nicht alle Fische beschuppt. Ein beschupp­ter Pan­zer, der aus ein­zel­nen Thei­len zusam­men­ge­setzt ist, die wie Schup­pen über ein­an­der lie­gen. Das Beschup­pen. Die Beschuppung. 

Jeman­den »auf eine etwas gro­be Wei­se betrü­gen«. Inter­es­sant ist, dass auch Cam­pe sich nicht sicher ist, ob »beschup­pen« tat­säch­lich etwas mit der Schup­pe zu hat. Aber ana­log zu »jeman­dem das Fell über die Ohren zie­hen« (mehr …)

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Beschupst, beschumpst oder beschubst – die Gelack­ten sind wir allemal

Anfang der 70er-Jah­re dürf­te es wohl gewe­sen sein, da hör­te ich zum ers­ten Mal jeman­den über »die­se beschubs­te Alte« schimp­fen. Gemeint war eine der damals auf­kom­men­den »Eman­zen«, die ihn zu beleh­ren ver­such­te, was er da sage, wenn er jeman­den »däm­lich« nennt. Nun, da auch vier­zig Jah­re danach die­se Art wör­ter­buch­lo­ser Klug­schei­ßer noch nicht dahin­ter gekom­men ist, dass »däm­lich« nichts mit »Dame« – sprich »Frau« – zu tun hat, gebe ich dem Schimp­fen­den auch heu­te noch Recht. Wie auch immer, das »beschubst« fand ich wit­zig und es woll­te mir nicht aus dem Sinn. 

Ich habe seit­her neben »beschubst« auch »geschubst« gehört, und gele­sen habe ich bei­de auch als »beschubst« und »beschupst«. Und mitt­ler­wei­le auch noch als »beschumpst«.

Ich dach­te immer, »beschubst« hät­te mit »schub­sen« im Sin­ne von sto­ßen zu tun. Mit ande­ren Wor­ten »beschubst« sei in Ana­lo­gie zu »behäm­mert«, »bescheu­ert«, »beschal­lert« ent­stan­den. Oder »bekloppt«. Das Schub­sen, also der Stoß habe zu einer Geis­tes­t­rü­bung geführt. 

Dum­mer­wei­se habe ich bis­her kei­nen Hin­weis auf die­se Her­kunft gefun­den. Man müss­te sich also auch die ande­ren Bedeu­tun­gen von »beschub­sen« / »beschup­sen« anse­hen.  Eigent­lich kein Pro­blem, obwohl die regio­na­len Aus­spra­che­un­ter­schie­de und Schreib­wei­sen fast schon ver­wir­rend sind; schau­en wir dazu in den Grimm: (mehr …)

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Ety­mo­lo­gie als Leh­re von den Knochen

In die­sem Abschnitt sei­ner unsor­tier­ten Betrach­un­gen über Spra­che und Wor­te ver­sucht Scho­pen­hau­er sich als – ein­ge­stan­de­ner­ma­ßen »dile­tan­ti­scher« – Ety­mo­lo­ge, der wort­ge­schicht­li­che Zusammen­hänge aus den »Ske­let­ten« der Wör­ter, näm­lich den Kon­so­nan­ten, zu erschlie­ßen ver­sucht. Er ist sich der Unzu­läng­lich­kei­ten die­ser Metho­de gegen­über dem Quel­len­stu­di­um wohl bewusst, ande­rer­seits aber auch über­zeugt davon, so auf eini­ge inter­es­san­te Fun­de gesto­ßen zu sein. Die­ses Kapi­tel aus den »Bei­wer­ken und Nach­trä­gen« ist wie­der etwas län­ger und kommt des­halb in meh­re­ren Folgen…

»Die Kon­so­nan­ten sind das Ske­lett und die Voka­le das Fleisch der Wör­ter. Jenes ist (im Indi­vi­duo) unwan­del­bar, die­ses sehr ver­än­der­lich, an Far­be, Beschaf­fen­heit und Quan­ti­tät. Dar­um kon­ser­vi­ren die Wör­ter, indem sie durch die Jahr­hun­der­te, oder gar aus einer Spra­che in die ande­re wan­dern, im Gan­zen sehr wohl ihre Kon­so­nan­ten, aber ver­än­dern leicht ihre Voka­le; wes­halb in der Ety­mo­lo­gie viel mehr jene, als die­se zu berück­sich­ti­gen sind. –

Von dem Wor­te supers­ti­tio fin­det man aller­lei Ety­mo­lo­gien zusam­men­ge­stellt in Del­rii dis­qui­si­tio­ni­bus magi­cis, L. I, c. 1, und eben­falls in Wegscheider’s ins­tit. theol. dog­ma­ti­cae, pro­leg. c. I, §. 5, d. Ich ver­mu­the jedoch den Ursprung des Wor­tes dar­in, daß es, von Hau­se aus, bloß den Gespens­ter­glau­ben bezeich­net habe, näm­lich: defunc­torum manes cir­cum­va­ga­ri, ergo mor­tu­os adhuc supers­ti­tes esse(mehr …)

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»in an ago­ny of« – Der Ago­ni­en zwei­ter Teil

Wie so eini­ge bemerkt zu haben schei­nen, stel­le ich hier in die­ser klei­nen (hier begon­ne­nen) Serie das Sam­meln & Ana­ly­sie­ren bereits gedruck­ter Über­set­zun­gen als eine der eher dünn gesä­ten Fort­bil­dungs­mög­lich­kei­ten des Über­set­zers vor. Es ist dies eine durch­aus auf­wän­di­ge Metho­de, sicher, aber man lernt dabei auch mehr als durch irgend­ei­ne ande­re. Und ohne den Wil­len, stän­dig wei­ter­zu­ler­nen und sich dafür auf den Hosen­bo­den zu set­zen, soll­te man ohne­hin erst gar nicht ans Über­set­zen den­ken. Nach der Ein­füh­rung letz­tes Mal folgt am Bei­spiel der Wen­dung »in an ago­ny of« dies­mal ein Blick in die Wör­ter­bü­cher, um zu sehen, wel­che Lösun­gen sich dort anbieten…

Im letz­ten Bei­spiel aus der Frau in Weiß ist der Über­set­zer einem fal­schen Freund auf­ge­ses­sen. Was übri­gens gera­de bei die­ser Wen­dung bis auf den heu­ti­gen Tag auf­fal­lend oft vor­kommt. Dass in all die­sen Fäl­len der deut­sche Satz schlicht kei­nen Sinn ergibt, scheint nie­man­dem auf­zu­fal­len – »die Todes­angst des Mit­leids« … hm

Exkurs: Einer der gro­ßen Vor­tei­le die­ser Fort­bil­dungs­me­tho­de besteht dar­in, dass man bei ande­ren die Feh­ler weit schnel­ler zu sehen  und ein­zu­se­hen geneigt ist als bei sich selbst. Und gera­de die blitz­ar­ti­ge Erkennt­nis »was für ein Unfug« hilft einem beim Ver­wer­fen sich anbie­ten­der Lösungen.

Wie auch immer, wir waren bei fal­schen Freun­den: »Ago­ny« hört sich an wie »Ago­nie«, also – so die irri­ge Annah­me – muss auch der Angel­sach­se dar­un­ter ver­ste­hen, was der Deut­sche unter dem Fremd­wort »Ago­nie« ver­steht. Volks­nä­her aus­ge­drückt, die Lösung fällt in die Kate­go­rie »ner­vi­ger Wört­lich­keit«, die sich bei nähe­rem Hin­se­hen als das genaue Gegen­teil sel­bi­ger Wört­lich­keit, sprich als kras­ser Feh­ler ent­puppt. Ein­fa­cher gesagt: Man darf selbst bei ver­meint­lich bekann­ten Fremd­wör­tern den Blick ins zwei­spra­chi­ge Wör­ter­buch nicht ein­fach über­ge­hen und leid­glich – wenn man über­haupt nach­schlägt – in den Fremd­wör­ter­du­den sehen. (mehr …)

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Nicht jedes Gewor­de­ne ist ein Gemachtes

Ein kur­zes Kapi­tel­chen aus mei­nem Scho­pen­hau­er — »Abdruck«, das bes­ten­falls die hart­ge­sot­te­nen Gram­ma­ti­ker inter­es­sie­ren dürf­te. Was an die­sem Bei­trag immer­hin zum Lächeln ani­miert, ist der Gedan­ke einer »die Spra­che erler­nen­den Ver­nunft«. Man muss schon ein Genie von Scho­pen­hau­ers Kali­ber sein, um sich vor­stel­len zu kön­nen, die Durch­schnitts­in­tel­li­genz könn­te Latein – oder irgend­ei­ne ande­re Spra­che – anders erler­nen als durch das stump­fe Ein­pau­ken unre­gel­mä­ßi­ger Ver­ben und die­ser alt­be­währ­te Lern­pro­zess könn­te tat­säch­lich »heil­lo­se Irrt­hü­mer imli­ci­ren und einimpfen« …

Vor­ab für uns Lai­en: Depo­nen­tia sind Ver­ben, die nur in Pas­siv­form exis­tie­ren, aber akti­ve Bedeu­tung haben. lamen­tarī, lamen­tor, lamen­ta­tus sum (bekla­gen, jam­mern), zum Bei­spiel. Lamen­tor ist zwar von der Form her Indi­ka­tiv Prä­sens Pas­siv (ich kon­stru­ie­re mal: »ich wer­de beklagt«), will aber sagen »ich bekla­ge«, »ich bewei­ne« etc. – oder »ich bewei­ne kläg­lich«, wie die­se Web­site so schön illus­triert. Oder im Deut­schen sehr pas­send das refle­xi­ve »ich bekla­ge mich«. Beim Medi­um han­delt es sich um ein drit­tes Genus ver­bi zwi­schen Aktiv und Pas­siv, das wir noch im Alt­grie­chi­schen fin­den. »Es drückt aus«, ich zitie­re Wiki­pe­dia, »dass eine Hand­lung sich auf den Han­deln­den unmit­tel­bar aus­wirkt.« (mehr …)

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»in an ago­ny of« – von den Ago­ni­en über­set­ze­ri­scher Fortbildung

Wie sieht eigent­lich die Fort­bil­dung eines Über­set­zers aus? Vom ers­ten Augen­blick an, in dem mir vor nun­mehr viel zu vie­len Jah­ren über mei­nem Edgar Allan Poe der Gedan­ke kam, Über­set­zen sei der Beruf für mich, habe ich mich gefragt, wie man das wohl ler­nen könn­te. Und als ich pro­fes­sio­nell zu über­set­zen begann, wur­de dar­aus die Fra­ge, wie man etwas dazu­ler­nen, wie man sich wohl sinn­voll fort­bil­den könn­te. Ich spre­che hier nicht von hoch­ge­sto­che­nen Über­set­zungs­theo­rien, die mit dem Berufs­all­tag herz­lich wenig zu tun haben, weil sie einen bei der kon­kre­ten Arbeit am Satz im Stich las­sen. Sicher, es gibt Wör­ter­bü­cher, Idio­ma­ti­ken, zum Teil recht gute Anlei­tun­gen. Aber sie alle hel­fen einem nur bis zu einem gewis­sen Punkt, und das ist der, in dem aus den Tei­len, die man zusam­men­ge­tra­gen hat, ein ordent­li­cher Satz wer­den soll. Es gibt da eine – zuge­ge­ben eini­ger­ma­ßen beschwer­li­che, aber gera­de für den Fort­ge­schrit­te­nen aus­ge­spro­chen loh­nen­de – Metho­de, die ich Ihnen hier vor­stel­len will. 

Ich samm­le Über­set­zun­gen, will sagen, das Buch in der Aus­gangs­spra­che, in mei­nem Fall das Eng­li­sche, und die gedruck­te deut­sche Über­set­zung dazu. Seit den 1970er-Jah­ren habe ich an die fünf­tau­send sol­cher »Pär­chen« zusam­men­ge­tra­gen. Und die neh­me ich mir, mehr oder weni­ger sys­te­ma­tisch, vor. Hier und da einen Absatz; das läp­pert sich zusam­men. Vor­aus­ge­setzt, man sys­te­ma­ti­siert die Fund­sa­chen. Dazu braucht es natür­lich einen Zet­tel­kas­ten, der selbst­ver­ständ­lich längst diver­sen Daten­ban­ken Platz gemacht hat. (mehr …)

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Ugs.- Pro­jekt 13: bräsig

Wie­der mal so ein Wort, das mich in mei­ner Ansicht bestärkt, dass man sich nicht so haben soll­te, wenn es dar­um geht, beim Über­set­zen auf Wör­ter und Wen­dun­gen aus den deut­schen Regio­nen zurück­zu­grei­fen. Vor­aus­ge­setzt, dass man sich kun­dig macht, was ihre Bedeu­tung angeht. Aber das soll­te ja ohne­hin zum Reper­toire eines ordent­li­chen Über­set­zers gehö­ren. Unse­re deut­sche Umgangs­spra­che ist im Grun­de nichts wei­ter als ein Fun­dus von Wör­tern und Wen­dun­gen, die gesamt­deutsch Kar­rie­re gemacht haben. War­um man­che Wör­ter Kar­rie­re machen und ande­re nicht, dar­über sol­len sich ande­re Gedan­ken machen. Ich bin sicher, einer der wesent­li­chen Grün­de dafür ist ihre Grif­fig­keit, die Tat­sa­che, dass sie ganz prä­zi­se eine bestimm­te Lücke im gesamt­deut­schen Wort­schatz fül­len; ein wei­te­rer liegt wohl dar­in, dass sie spon­tan gefal­len, inter­es­sant klin­gen, anspre­chen. Und für kaum ein Wort trifft das mehr zu als das Adjek­tiv »brä­sig« und die eine oder ande­re Ablei­tung davon. 

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache
(Die Bedeu­tun­gen von »brä­sig« fin­den Sie wei­ter unten.)

»Aus dem anar­chi­schen Exzess ist eine brä­si­ge Ver­ein­stü­me­lei gewor­den«, mein­te die­ser Tage im Sati­re-Gip­fel irgend­so ein vor Selbst­ge­fäl­lig­keit bers­ten­der Pro­fi­sa­ti­ri­ker in sei­nen herz­lich über­flüs­si­gen Betrach­tun­gen über den deut­schen Fasching.1 »Brä­sig« frei­lich (mehr …)

  1. Sol­che sind so über­flüs­sig wie die all­jähr­li­chen Refle­xio­nen zum Weih­nachts­stress. []

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Ugs.- Pro­jekt 12: es dick haben

Prä­si­dent Oba­ma hat­te noch nicht ein­mal sei­ne Antritts­re­de gehal­ten, da wur­de in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten bereits über sei­nen Nach­fol­ger dis­ku­tiert. Und das The­ma ist dabei nicht etwa, ob nach einem Schwar­zen viel­leicht mit Hil­la­ry Clin­ton eine Frau an der Rei­he sein könn­te, nein, die Gemü­ter ent­zün­den sich an der Fra­ge, ob es denn – Schock! Hor­ror! – tat­säch­lich mög­lich wäre, mit Chris Chris­tie, dem der­zei­ti­gen Gou­ver­neur von New Jer­sey, einen Dicken auf den ame­ri­ka­ni­schen Thron zu wählen.

Wenn ich was gefres­sen habe, dann ist das die in ihrer Hirn­lo­sig­keit gera­de­zu paw­low­sche Fix­a­ti­on auf blo­ße Äußer­lich­kei­ten. So viel blin­de Reflex­hö­rig­keit fin­de ich so krass, wie ich sie dick habe

Etwas »dick haben«… Auch so eine gute deut­sche Wen­dung, die viel öfter in Über­set­zun­gen gehör­te, als sie tat­säch­lich Ver­wen­dung fin­det. Unser guter alter Grimm weiß dazu unter anderem: 

dick unei­gent­lich und bild­lich geht es über in die bedeu­tung von ange­füllt, voll, berauscht, auf­ge­schwol­len, drü­ckend, läs­tig, wüst, ver­här­tet, stark. 

bei uner­träg­li­chem geschwätz sagt man es wird mir dick unter den augen und bezeich­net damit den ver­drusz den man emp­fin­det. (mehr …)

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Dia­lekt, boah – vol­le Dröhnung

Falls Sie auch der Mei­nung sind, dass neu­es Umgangs­deutsch aus­schließ­lich aus lau­sig syn­chro­ni­sier­ten ame­ri­ka­ni­schen Fil­men & Fern­seh­se­ri­en kom­men soll­te, und es ent­spre­chend lie­ben, ins Kino zu gehen, anstatt ein­fach ger­ne zu gehen, sind Sie zwar falsch hier, soll­ten das Fol­gen­de aber dop­pelt so gründ­lich lesen. Und falls Sie der Ansicht sind, ich hät­te einen guten Job gemacht anstatt gute Arbeit geleis­tet, gilt das drei­mal. Und ich lege noch eins drauf, falls Sie den­ken, man müs­se die Spra­che vor irgend­et­was ande­rem schüt­zen als denen, die sie unter Schutz stel­len wol­len.  Ver­ges­sen Sie Ihre alber­nen Kli­schees vom Wach­sen der Sehn­sucht nach Hei­mat und Zuge­hö­rig­keit in einer glo­ba­li­sier­ten Welt, hier geht es um brauch­ba­ren Wort­schatz in einer blut­lee­ren Übersetzungswelt…

»Mund­art als Anlass für Dis­kri­mi­nie­rung« hieß ein net­ter Arti­kel im Bay­ern-Teil der SZ vom Syl­ves­ter letz­ten Jah­res.1 Hans Krat­zer stellt dar­in den Augs­bur­ger Sprach­wis­sen­schaft­ler Wer­ner König, einen der Her­aus­ge­ber des Baye­ri­schen Sprach­at­las, vor. Es hört sich erst mal recht emp­find­lich an, was der eme­ri­tier­te Ger­ma­nist über die Benach­tei­li­gung zu sagen hat, die uns Süd­deut­schen zuteil wird, nur weil wir das »r« rol­len, aber letzt­lich hat er natür­lich Recht. Wir Bay­ern und Baden-Würt­tem­ber­ger kön­nen zehn­mal den Rest die­ser Repu­blik wirt­schaft­lich mit durch­zie­hen, ernst neh­men wol­len uns die Preus­sen ober­halb der Main­li­nie nicht. Zu schwei­gen von der Über­heb­lich­keit, mit der man uns unse­rer Spra­che wegen begeg­net. »Eine süd­li­che Fär­bung« der Aus­spra­che, so meint König, »reicht aus, um im Deut­schen Fern­se­hen als Vollexot vor­ge­führt zu wer­den.« Oder als »Voll­depp, der kein Deutsch kann«, wie der Autor des Arti­kels erklä­rend nachschiebt.

Aber für mich ist das nur die eine Hälf­te eines all­ge­mei­ne­ren Pro­blems mit den Dia­lek­ten, (mehr …)

  1. Süd­deut­sche Zei­tung, Nr. 300, Samstag/Sonntag, 29./30. Dezem­ber 2012, S. 41. []

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Bri­an & Bob — die Leich­tig­keit oder Nich­tig­keit des Songs

 »In der Kür­ze liegt die Wür­ze.« Das sagen in der Regel Men­schen mit einem patho­lo­gi­schen Defi­zit an Phan­ta­sie, Men­schen, deren Syn­ap­sen, wer­den sie schon mal gereizt, buch­stäb­lich nicht mehr ein­fällt, als lau­warm ange­lern­te Con­nec­tions abzu­spu­len, anstatt bei jedem gehör­ten Satz­fet­zen brand­heiß Amok lau­fend Roma­ne zu pro­du­zie­ren. Das kann natür­lich hier und da mal sein Gutes haben – vor allem, dass man sol­che Leu­te nicht lan­ge ertra­gen muss –, aber sie soll­ten wirk­lich ihren dum­men Mund hal­ten, was die Arbeit ande­rer angeht; ich habe noch in kei­nem von ihnen einen zwei­ten Heming­way her­an­wach­sen sehen…

Die­ser alte Dorn in mei­nem Auge kam mir am Sams­tag­abend bei Tom Robin­sons zwei­stün­di­gem Bri­an Eno-Inter­view auf BBC6 in den Sinn. Die bei­den waren auf Enos jüngs­te Expe­ri­men­te mit dem gespro­che­nen Wort, tja, zu spre­chen gekom­men, auf sei­ne Arbeit mit dem Lyri­ker Rick Hol­land, der die Tex­te zu Enos Album Drum Bet­ween the Bells geschrie­ben hat. Was ihn zu die­ser Zusam­men­ar­beit bewegt hät­te, woll­te Tom Robin­son wissen.

»Ich woll­te einen Lyri­ker«, sag­te Eno auf sei­ne typisch wohl­über­leg­te Art,1 »der mir ganz kur­ze Gedich­te schreibt, was aus­ge­spro­chen wich­tig war, da man, wenn man aus Spra­che Musik machen will, gar nicht so viel Spra­che braucht. Songs sind, von der sprach­li­chen Sei­te her, eher Leicht­ge­wich­te, es sei denn, man ist…«
»… Bob Dylan …«
»… Bob Dylan, genau.«

Man hört sie bei­de lachen. Schmun­zeln rund­um. Wobei mir Bob Dylans letz­te CD Tem­pest ein­fiel… (mehr …)

  1. die immer wie­der iro­nisch rela­ti­viert wird durch den Hin­weis, es bestehe durch­aus die Mög­lich­keit, dass das alles gar nicht stim­me, aber er erin­ne­re sich nun mal so. []

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Ame­ri­kas »Fis­kal­klip­pe« — über­set­zungs­tech­nisch ein uralter Abgrund zum neu­en Jahr

Eine alte Geschich­te: Wann immer in einem deut­schen Blatt rasch mal was aus dem Eng­li­schen über­setzt wird, sträu­ben sich dem Über­set­zer­pro­fi die Haa­re. Da liest man einen intel­li­gen­ten, in bes­tem Deutsch & sti­lis­tisch tadel­los gehal­te­nen Arti­kel — bis ein Ame­ri­ka­ner zitiert wird. In Über­set­zung, mei­ne ich. Der hört sich dann plötz­lich an, als wäre er vor­zei­tig von der Son­der­schu­le abge­gan­gen. Und dann schnur­stracks in die Poli­tik… Die heu­ti­ge Schlag­zei­le sei Anlass für ein kur­zes Plä­doy­er dafür, doch öfter mal beim Über­set­zen einen Pro­fi zura­te zu zie­hen, wenigs­tens wenn es um was Wich­ti­ges geht… wie eine Zei­tung oder ein Buch …

Da wirft der Über­set­zer am Neu­jahrs­mor­gen sein Inter­web an, und was erwar­tet ihn? Auf den Titel­sei­ten sämt­li­cher deut­schen Zei­tun­gen, die man bei der mor­gend­li­chen Pres­se­schau per Speed­Di­al so greif­bar hat? Einer der ältes­ten & damit dümms­ten Über­set­zungs­feh­ler über­haupt. Man fand ihn über 100 Jah­re lang in prak­tisch jedem aus dem Eng­li­schen über­setz­ten Buch. Nur ein Bei­spiel, das sich hier auf­drängt, weil es mitt­ler­wei­le kor­ri­giert wur­de. In Salin­gers Klas­si­ker Cat­cher in the Rye (mehr …)

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Wäre »ärsch­lings« denn gar so verkehrt?

Manch­mal muten einen Wör­ter einen komisch an, mit­un­ter nur vor­über­ge­hend. Man zer­kaut sie dann, lässt sie sich auf der Zun­ge zer­ge­hen, bis sie wie­der nor­mal zu wer­den schei­nen. Bis­wei­len kommt ein Wort einem aber auch buch­stäb­lich komisch vor. Man fin­det sie lus­tig, put­zig. Was nicht eigent­lich schlecht ist, aber sol­che Wör­ter sper­ren sich dann der all­ge­mei­nen unko­mi­schen Ver­wen­dung. Ich den­ke da etwa an »nichts­des­to­trotz«, das ist spa­ßig gemeint. Aber war­um will mir, seit ich’s vor vie­len Jah­ren gern in einer Über­set­zung ver­wen­det hät­te (was ich dann aber doch wie­der habe blei­ben las­sen). Ich den­ke an das gestan­de­ne deut­sche Adverb »ärsch­lings« …

»Die Plum­pen schla­gen Rad auf Rad / Und stür­zen ärsch­lings in die Höl­le«, heißt es in Goe­thes Mephis­to­phe­les. Und in sei­nem Fast­nacht­spiel warnt ein »Teu­fels­pfäff­lein«, sie »müss­ten all ärsch­lings zum Teu­fel gehen, / Wenn wir nicht täten sei­ner Füh­rung / Uns über­ge­ben und geist­li­cher Regie­rung«. Das Wort »ärsch­lings« fin­de ich put­zig. Und dann ist es ein Wort, das jeder Deut­sche kennt oder wenigs­tens auf Anhieb ver­ste­hen dürf­te. Und den­noch wird es anschei­nend nicht so ernst genom­men, wie ich es ger­ne hät­te. Ist es tat­säch­lich ein­fach humor­voll bzw. wird heu­te so aufgenommen? 

Wenn wir mal Klaus Kin­ski neh­men, der das Wort in sei­ner Bio­gra­phie Ich brau­che Lie­be gleich (mehr …)

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Die Vor­le­se­rin – Julia und die Korrekturen

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Wenn Sie – wie mei­ner Mut­ter Sohn – Ihre Schwie­rig­kei­ten haben, sich bei einer Schluss­kor­rek­tur auf einen Text zu kon­zen­trie­ren, den sie in- und aus­wen­dig kön­nen, wenn Sie schlicht kei­ne Feh­ler fin­den, obwohl Sie wis­sen, es sind wel­che drin, dann habe ich viel­leicht was für Sie. Wenn Sie sich hun­dert­mal gedacht haben, wenn ich das jetzt noch ein­mal lesen muss, dre­he ich durch, dann lesen Sie mal von einem Hilfs­mit­tel, das bei mir Wun­der gewirkt hat: Julia

Ganz und gar nicht mit Ruhm bekle­ckert habe ich mich bei der Schluss­kor­rek­tur mei­ner ers­ten Über­set­zung eines E‑Books. Mein lie­ber Schol­li! Ich habe ja schon seit jeher gro­ßen Respekt vor den Leu­ten, die bei Ver­la­gen das Pro­dukt nach Recht­schreib­feh­lern durch­se­hen. Jetzt gilt das mehr denn je. Auch wenn es nicht eigent­lich Recht­schreib­feh­ler waren, die mir da unter­lau­fen sind. Aber was soll’s, auch ein feh­len­des Wort oder ein dop­pel­tes fal­len unter »Feh­ler«. Der Leser will so etwas nicht sehen. Geschwei­ge denn dafür bezahlen…

Nun ist natür­lich guter Rat teu­er, wenn man dem Autor einen ordent­li­chen Text zuge­sagt hat (mehr …)

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Ugs-Pro­jekt 11: ackern

Umgangs­deutsch für Über­set­zer. Ein wei­te­res soli­des Wort der gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che ist das Verb »ackern«. Und ich mei­ne hier nicht die ers­te Defi­ni­ti­on »pflü­gen«, »mit dem Pflug bear­bei­ten« wie in dem Sprich­wort »Mit unglei­chen Pfer­den ist übel ackern.« Ich mei­ne die Bedeu­tung »arbei­ten«, mehr oder weni­ger hart: »Danach muß­te sie als Anti­fal­ten-Creme-Model ackern oder erfolg­lo­se TV-Movies pro­du­zie­ren.« Und in die­ser Bedeu­tung gehör­te es mei­ner Ansicht nach auch in Über­set­zun­gen. Ich habe es noch lei­der nie in einer gese­hen. Aus SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che für Übersetzer 

Nur der Gau­di hal­ber, weil’s gar so schön klingt, die ursprüng­li­che Bedeu­tung vom guten alten Ade­lung Ende des 18. Jahrhunderts: 

Ackern, verb. reg. act. von Acker. 1) Über­haupt so viel als pflü­gen. 2) Beson­ders, bey der Som­mer­saat, zum let­zen Mah­le pflü­gen, wel­ches auch zur Saat pflü­gen, und saat­fur­chen, in der Mark Bran­der­burg aber, in Anse­hung der Gers­ten­saat, strei­chen, genannt wird. Das letz­te Pflü­gen bey der Win­ter­saat wird dage­gen an den meis­ten Orten ären genannt. 3) Bey den Kup­fer­ste­chern bedeu­tet es die zur schwar­zen Kunst bestimm­te Plat­te mit der Wie­ge auf­rei­ßen, um her­nach das Licht hin­ein zu scha­ben.1

ackern

(1) <Vb.> Schwer / ange­strengt / viel arbei­ten; sich abmü­hen; oft aber auch nur syn­onym zu arbei­ten. (mehr …)

  1. Johann Chris­toph Ade­lung, Gram­ma­tisch-kri­ti­sches Wör­ter­buch der Hoch­deut­schen Mund­art. Hil­des­heim: Georg Olms Ver­lag, 1970. []

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Ugs-Pro­jekt 10: gefinkelt

Jeder im deut­schen Sprach­raum weiß, was ein »ganz aus­ge­koch­ter Hund« ist. Ein rech­ter »Hundling« eben. Aber ein ganz »gefin­kel­ter Bur­sche«? Um so einen zu ken­nen, muss­te man bis­lang, wie’s aus­sieht, ziem­lich weit in den Süden, genau­er gesagt nach Öster­reich. Obwohl die bei­den Wör­ter von der Bedeu­tung her sich weit näher ste­hen, als man ver­mu­ten möch­te. Müh­sam nährt sich das Eich­hörn­chen – und SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangssprache.

Schlägt man »aus­ge­kocht« im Duden nach, fin­det man Folgendes:

aus­ge­kocht (ugs. abwer­tend): raf­fi­niert, durch­trie­ben: ein ‑er Bur­sche, Gau­ner, Betrü­ger; wenn Sie es gewe­sen sind, sind Sie ein ganz ‑er Hund (Fal­la­da, Blech­napf 289).1 (mehr …)

  1. © 2000 Duden­ver­lag []

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Ugs-Pro­jekt 1: abkacken

SlangGuy’s Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che … Nach der hof­fent­lich nicht zu voll­mun­di­gen Ankün­di­gung von ges­tern soll auch schon mal ganz blau­äu­gig und frei von der Leber weg los­ge­legt werden.

Unser ers­ter Ein­trag soll kei­nes­wegs den künf­ti­gen Ton ange­ben. Es han­delt sich ledig­lich um einen von den aus mei­nem ers­ten Wiki-Anlauf übrig­ge­blie­be­nen Ein­trä­gen, und die will ich mal rasch abar­bei­ten, bevor sie noch mal ver­schütt gehen. Tech­nisch gese­hen ist die­ser Ein­trag aber doch wie­der ein gutes Bei­spiel dafür, wo es hier lang­ge­hen soll: halb­wegs aktu­ell, halb­wegs sys­te­ma­tisch, immer ein biss­chen was, was ande­re nicht haben, ein biss­chen gründ­li­cher als andern­orts, damit es dem Über­set­zer auch tat­säch­lich nützt. Außer­dem soll ruhig dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass hier kei­ne Rück­sicht auf die »fei­ne­ren Gefüh­le« oder gar irgend­wel­che »poli­tisch kor­rek­ten« Maß­ga­ben genom­men wer­den kann. Wir wür­den uns heu­te weit leich­ter tun mit dem Ver­ständ­nis vie­ler Wör­ter, hät­ten die Wör­ter­buch­ma­cher nicht jahr­hun­der­te­lang gewis­se Berei­che der Spra­che und damit des Lebens aus­klam­mern müssen.

Was die Ety­mo­lo­gie anbe­langt, so wäre sie selbst­ver­ständ­lich im Ide­al­fall mit dabei. Ist aber eine Men­ge Arbeit; sie lie­ße sich viel­leicht in einem klei­nen ein­füh­ren­den Arti­kel­chen abhan­deln, in dem auch sonst so eini­ges ste­hen könn­te, was mir bei der Beschäf­ti­gung mit dem Wort so unter­kommt. (mehr …)

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Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che : Von Abfuck bis Zock

Ein ganz und gar unwissenschaftliches Vorwort zu einem ganz und gar offenen Unterfangen, das ich hier im Blog starten möchte: Ein aktuelles Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Völlig unprätentiös und nur…

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Jeder ist ein Über­set­zer – über im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein­ge­bil­de­te Wörtlichkeit

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Jeder kann über­set­zen. Natür­lich, so wie jeder im Prin­zip alles auf die­ser Welt kann: kochen, lau­fen, klemp­nern, Leu­te hin­sicht­lich ihrer Steu­ern bera­ten. Jeder von uns kann zu einem hohen Pro­zent­satz, was jeder ande­re kann. Nur, wenn Sie drei­ßig Jah­re Moto­ren bau­en, dann sehen Ihre Moto­ren eben anders aus als der, den sich da gera­de ein blu­ti­ger Amateur­schrauber zusam­men­zurammeln ver­sucht. Das Pro­blem ist nur, außer beim Über­set­zen müss­te man das in kei­nem ande­ren Metier auf der Welt dis­ku­tie­ren. Weder beim Moto­ren­bau, noch beim Leis­tungs­sport. Und auch die Män­gel des Ama­teur­pro­dukts wären über­all rasch zu sehen.

Ich höre als Über­set­zer immer wie­der mal, dass man denn doch lie­ber mit jeman­dem arbei­ten wür­de, der »wört­lich« über­setzt und des­sen Über­set­zun­gen sich den­noch »gut lesen«. Von mir aus. Als pro­fes­sio­nel­ler Über­set­zer bin ich die­se Dis­kus­si­on herz­lich leid. Ich ver­knei­fe mir selbst die Bemer­kung, man soll­te selbst­ver­ständ­lich dort­hin gehen, wo man gelie­fert bekommt, was man als blu­ti­ger Ama­teur für das Bes­se­re hält; es führ­te doch wie­der nur zur ewig glei­chen alber­nen, weil sinn­lo­sen Dis­kus­si­on. Ner­vig ist natür­lich, wenn man ein »redi­gier­tes« Manu­skript zur Durch­sicht zurück­be­kommt, das sich mehr oder weni­ger als eben die Inter­li­ne­ar­ver­si­on ent­puppt, die man durch mehr­ma­li­ge Über­ar­bei­tung bewusst hin­ter sich gelas­sen hat. Mehr oder weni­ger, weil plötz­lich auch mas­sen­wei­se Feh­ler drin­ste­hen, die man als Pro­fi nie gemacht hätte.

Es ist immer die­sel­be Illu­si­on: dass die­se offen­sicht­lich so wün­schens­wer­te »Wört­lich­keit« beim Über­set­zen die bes­se­re Lösung sei.1 Was man – hier wären eine Rei­he von Exkur­sen über Stil von­nö­ten – noch als Geschmack­sa­che abtun könn­te, läge das ers­te Gegen­ar­gu­ment nicht immer gleich auf der Hand: Die­se Art der wört­li­chen Über­set­zung geht so gut wie immer (es gibt natür­lich Über­set­zun­gen unter­schied­li­cher Schwie­rig­keitsgrade) Hand in Hand mit einer weit gerin­ge­ren Tref­fer­quo­te – sprich: einer grö­ße­ren Zahl von Über­set­zungs­feh­lern. War­um? (mehr …)

  1. Das hat viel mit der Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit zu tun, mit denen der Ama­teur in einem Wald von Wör­tern steht. Er sieht noch nicht ein­mal, dass er in sei­ner Ver­zweif­lung, sich da durch­zu­fin­den, vor lau­ter Bäu­men den Wald nicht mehr sieht. Man muss aber den Text vor­ne­weg stel­len, man muss wis­sen, was man damit machen will, was für ein Gesicht die Über­set­zung haben soll. Da hat der ein­zel­ne Satz sich dann eben unter­zu­ord­nen. []

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