Foodoir… Thomas Lieven im Schmollwinkel
Wieder so eine Prägung, die nicht so recht funktionieren will. Das ganze Jahr über schon begegnet sie mir bei der morgendlichen „Presseschau“: foodoir. Als ich das Wort zum ersten Mal sah, waren meine ersten Gedanken: Ist das neuer Slang für die „Küche“? Eine Kochnische? Ein Esszimmer? Einen Winkel, in dem man vor dem Schlafengehen noch einen Happen als Betthupferl zu sich nimmt? Ein Kämmerchen, in das der schuldbewusste Gourmet sich heimlich zurückzieht, um mal… oder gar einen Raum, in dem man Gaumenfreuden mit Sex kombiniert, schließlich steht für die Amerikaner „boudoir“ weniger für das Frauenzimmer, pardon, als schlüpfrig-assoziativ für den Raum mit dem Bett. Mitnichten. „Foodoir“ kommt, wie ich zu meinem Erstaunen feststellen musste, nicht von „food“ & „boudoir“, sondern von „food“ & „memoir“.
Und damit funktioniert das Wort für mich einfach nicht mehr. (mehr …)
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass man in Übersetzungen aus dem Englischen selten, wenn überhaupt jemals etwas spürt? Ich meine, dass etwas „gespürt“ wird? Was immer man körperlich empfindet oder wahrnimmt, es wird immer nur „gefühlt“. Und wieder einmal hat das einen ganz einfachen Grund: Die bloße morphologische Ähnlichkeit des englischen Ausgangswortes mit irgendeinem deutschen Zielwort schließt bereits den Gedanken an andere Übersetzungsmöglichkeiten kurz und damit aus.
Neulich kam wieder mal die peinliche Frage, wie weit ich denn mit meinem nächsten Wörterbuch – British Slang – sei… Nun, ich hoffe, ich habe mit bislang 600 Seiten etwa die Hälfte des geplanten Volumens. Aber du machst doch schon gut sieben Jahre dran rum?! Im Prinzip sind es Jahrzehnte, aber konkret, doch, das kommt in etwa hin. Wieso das nicht schneller geht? Tja, weil es eine Schinderei ist, wenn man mehr machen will als eine poplige kleine Sammlung, die von Langenscheidt & Co. abgefeilt ist; wie schon mit American Slang und Hiphop Slang möchte ich Neues zum Thema bringen. Und das ist eben gar nicht so leicht.
Wenn ich diese Wendung höre, dann bekomme ich erst mal so einen Hals, weil ich das englische Original – what’s your opinion – dahinter höre und eine wörtliche Übersetzung vermute, die… nun ja, bei sowas kriege ich nunmal einen Hals.
