Deut­scher Slang à la 1892 (10)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. (mehr …)

WeiterlesenDeut­scher Slang à la 1892 (10)

Bri­ti­sche Dia­lek­te aus bri­ti­scher Sicht (1)

Der fol­gen­de Blog-Arti­kel ist bereits etwas älter. Ich stel­le ihn hier noch­mal ein, weil ich dar­aus eine klei­ne Rei­he machen möch­te. Ein­zel­ne Wör­ter fin­den Sie auch in den Pos­tings aus mei­nem nicht mehr exis­ten­ten Ren­ni­son Forum. Auch davon wer­de ich noch wei­te­re Threads hier ins Blog stellen.

Wer sich ein biss­chen fürs Eng­li­sche und sei­ne Dia­lek­te – »accents« klingt natür­lich etwas nob­li­ger – inter­es­siert, der wird wis­sen, dass sie für den Ler­nen­den bzw. den Aus­län­der nicht immer ganz ein­fach zu ver­ste­hen sind. Ein gutes Bei­spiel ist der Film Train­spot­ting, bei dem für den ame­ri­ka­ni­schen Markt beson­ders dia­lekt­las­ti­ge Tei­le syn­chro­ni­siert wur­den, wenn der Film nicht über­haupt gleich mit Unter­ti­teln lief. Aber die Ame­ri­ka­ner sind bekannt­lich beson­ders faul und noto­risch unwil­lig, sich auf »Aus­län­di­sches« ein­zu­las­sen. Die Leu­te aus Edin­burgh und ihr spe­zi­fisch schot­ti­scher Akzent kön­nen da über­haupt nichts dafür. Aber wie sehen Eng­län­der selbst ihre Dialekte?

Nun, sagen wir es gleich grob vor­ne­weg: »Scou­se«, wie man den Dia­lekt aus Liver­pool nennt – die Leu­te selbst sind Scou­sers – , macht Sie zur über­le­bens­gro­ßen Type; nicht zuletzt die Beat­les haben zur Salon­fä­hig­keit die­ses Dia­lekts bei­getra­gen. Am Sams­tag habe ich ein aus­führ­li­ches Inter­view mit Sir Paul1 gehört – der hört sich trotz Wohn­sitz in Lon­don und Schott­land immer noch wie ein Scou­ser an. In New­cast­le wür­den Sie »Geor­die« spre­chen; Eric Bur­don war aus New­cast­le, und der Akzent der Geor­dies klingt für den Rest der Insel heu­te recht cool; das »Cock­ney« des Lon­do­ners ver­mit­telt eine gewis­se Por­ti­on Stra­ßen­witz; auch Schot­tisch wur­de mit Train­spot­ting zuneh­mend cool. Außer­dem scheint mit den Schot­ten nicht gut Kir­schen zu essen; kei­ner macht sich groß lus­tig über sie. Der schlimms­te Dia­lekt, den Sie die­ser Jah­re in Eng­land haben kön­nen, ist laut einer Umfra­ge für 98% der Bri­ten der der »Brum­mies«, der Ein­woh­ner Bir­ming­hams. Spre­chen Sie »Brum­mie« (mehr …)

  1. Die­ser Blog-Ein­trag erschien erst­mals im Dezem­ber 2010 []

WeiterlesenBri­ti­sche Dia­lek­te aus bri­ti­scher Sicht (1)

Wat nen Aufriss…

Sie erin­nern sich? Stets auf der Suche nach brauch­ba­ren Wör­tern und Wen­dun­gen aus allen Win­keln unse­rer deut­schen Sprach­land­schaft für unse­re Über­set­zun­gen. Der heu­ti­ge Ein­trag, so wer­den selbst die paar Dut­zend auf­ge­klär­ter Zeit­ge­nos­sen, die hier – mehr oder weni­ger genau – mit­le­sen, sich den­ken, wäre nun wirk­lich nicht nötig gewe­sen. Weil das Wort nichts mit Dia­lekt zu tun habe und es ein jeder kennt. Nun, das Wort hat zum einen mehr Bedeu­tun­gen als die, an die Sie im ers­ten Augen­blick gedacht haben, zum ande­ren ist es wie kaum ein ande­res Hafer für mein Steckenpferd… 

Las­sen wir mal Heinz Küp­pers ers­te Bedeu­tung für »Auf­riß« – den »Streif­schuß« (»Er reißt die Haut auf.«) – bei­sei­te, der offen­bar unter unse­ren Land­sern im Zwei­ten Welt­krieg geläu­fig war. Neh­men wir die Bedeu­tung, an die Sie ver­mut­lich als ers­te den­ken, wenn Sie das Wort »Auf­riss« hören, näm­lich die »Bekannt­schafts­an­knüp­fung«, wie Küp­per das gscha­mig nennt. Gera­de die­se Bedeu­tung macht »Auf­riss« zu einem der Wör­ter, die, ver­lässt man sich auf Küp­pers Wör­ter­buch der deut­schen Umgangs­spra­che, mei­ne For­de­rung nach kon­se­quen­ter wort­tech­ni­scher Aus­beu­tung unse­rer hei­mi­schen Dia­lek­te – heu­te wür­de man das viel­leicht als »dialect mining« bezeich­nen – beson­ders gut stützen. 

Küp­per näm­lich setzt die Geburt des Wor­tes unter den Halb­wüch­si­gen Öster­reichs der 1950er-Jah­re an. (mehr …)

WeiterlesenWat nen Aufriss…

Wiki­pe­dia, Über­set­zun­gen & Analpha­be­ten­tum überhaupt

Wenn Sie die hier abgebildete Aufforderung zum Geburtstag von Wikipedia in diesem Januar 2016 nicht kolossal irrtiert, ist Deutsch vermutlich nicht Ihre Muttersprache. Das macht nichts, dann lernen Sie hier…

WeiterlesenWiki­pe­dia, Über­set­zun­gen & Analpha­be­ten­tum überhaupt

Lau­ryn Hill, “Every Ghet­to, Every City” — Aus dem alten Slangtimes-Forum

Aus dem alten Slangtimes-Forum… Leider musste ich mein Forum dichtmachen, nachdem irgendein Spammer sich eingehackt & darüber Mist verschickt hat. Das Forum wurde dadurch irreparabel zerstört und ich komme einfach…

WeiterlesenLau­ryn Hill, “Every Ghet­to, Every City” — Aus dem alten Slangtimes-Forum

Let me break it down to you – so it will be fore­ver broke …

Im Gefol­ge des Gemet­zels an der Demo­kra­tie im ame­ri­ka­ni­schen Fer­gu­son (und die­ses Gesin­del will auf der Welt für Recht & Ord­nung sor­gen?) ist man in den USA dabei, ein »App gegen Poli­zei­ge­walt« zu ent­wi­ckeln. Gute Idee. Und manch­mal – gera­de heu­te mor­gen wie­der – wür­de ich mir nun (fast) ein sol­ches App gegen eine ande­re Art von Gewalt wün­schen. Ich spre­che von Gewalt­ta­ten wider die deut­sche Spra­che durch bis über die Blöd­heit hin­aus wört­li­che Ein­deut­schun­gen eng­li­scher Texte…

Wann immer ich eine Zei­tung auf­ma­che, wün­sche ich mir so gut wie auf jeder Sei­te, der Betref­fen­de hät­te einen Über­set­zer zu Rate gezo­gen. Nein, im Ernst. Da hat man einen Arti­kel nach dem ande­ren, mal mehr, mal weni­ger inter­es­sant, das ist herz­lich sub­jek­tiv, aber so gut wie alle in bes­tem Deutsch geschrie­ben, was durch­aus objek­tiv zu beur­tei­len ist, unge­ach­tet sti­lis­ti­scher Eigen­hei­ten. Und mit­ten im vor­züg­lichs­ten Deutsch staucht es mir plötz­lich den sprach­li­chen Knö­chel in einem Schlag­loch, das nur aus einem Grund ent­stan­den ist: (mehr …)

WeiterlesenLet me break it down to you – so it will be fore­ver broke …

Deut­scher Slang à la 1892 (9)

Im Mosa­ik mei­ner Bemü­hun­gen, ein Bild des­sen zu ver­mit­teln, was wir – heu­te und his­to­risch – als »Slang« bezeich­nen, möch­te ich hier eine der ers­ten Samm­lun­gen vor­stel­len, die – nach eng­li­schem Vor­bild – unter die­sem Begriff für die deut­sche Spra­che zusam­men­ge­tra­gen wur­den. Die Ein­lei­tung die­ser Samm­lung ist eben­so inter­es­sant wie auf­schluss­reich. Sie ist außer­dem einer der ers­ten Bele­ge für die Aner­kennt­nis einer gesamt­deut­schen Umgangs­spra­che, an die wir im Augen­blick, dank des Inter­nets, in rasen­dem Tem­po letz­te Hand anzu­le­gen schei­nen. Ich per­sön­lich neh­me das Fol­gen­de als ers­tes Kapi­tel mei­ner Mis­si­on, mehr Umgangs­spra­che aus allen deut­schen Gegen­den bei der Über­set­zung aus Fremd­spra­chen zu verwenden.

Das Vor­wort zu Arnold Gen­thes, Deut­sches Slang habe ich bereits hier vor­ge­stellt. Ich möch­te im Lau­fe der nächs­ten Zeit die Samm­lung selbst vor­stel­len. Inter­es­sant dabei ist, dass Gen­the 1892 kaum ein Wort bzw. eine Wen­dung bringt, die wir nicht auch heu­te noch als soli­des Umgangs­deutsch bezeich­nen wür­den. Um der Samm­lung etwas mehr Gewicht zu geben, wer­de ich den einen oder ande­ren Ein­trag durch einen Blick in ande­re Wör­ter­bü­cher oder ins Inter­net aus­füh­ren bzw. kom­men­tie­ren. Das kann durch­aus dau­ern, schließ­lich muß ich das in Frak­tur gehal­te­ne Bänd­chen abtip­pen, lässt sich aller­dings beschleu­ni­gen, wenn die ein­schlä­gi­gen Sei­ten öfter auf­ge­ru­fen wer­den… (mehr …)

WeiterlesenDeut­scher Slang à la 1892 (9)

Algo­rith­men, Syn­ony­me, Dumm­heit & Bücher­ver­bren­ner 2

Auch wenn es nie­man­den wirk­lich inter­es­siert, wer immer den Begriff »Kul­tur« im Mun­de führt, soll­te sich dar­über im Kla­ren sein, dass dar­un­ter die Spra­che eben­so fällt wie – wenigs­tens in unse­rern Brei­ten – die Frei­heit sich in ihr aus­zu­drü­cken. Und zwar so aus­zu­drü­cken, wie man es für rich­tig hält. Für die Über­set­zung bzw. den Über­set­zer erge­ben sich dar­aus eini­ge Pro­ble­me, die ihm selbst, jeden­falls dem Pro­fi, nicht eigent­lich wel­che sind. Sie wer­den ihm meist erst zu Pro­ble­men, wenn sie ihm der­je­ni­ge, der sei­ne Über­set­zung redi­giert, lek­to­riert – oder wie immrer sie die­se, so wie sie heu­te meist gehand­habt wird, herz­lich sinn­lo­se ABM-Maße­n­ah­me für Geschei­ter­te nen­nen wol­len – dazu macht.

Okay, wie neu­lich viel zu wort­reich1 ange­kün­digt, sol­len hier zwei Unsit­ten des Lek­to­rats ange­spro­chen sein, von denen die ers­te älter ist & womög­lich herz­lich – oder typisch – deutsch. Und vor allem haben wir anfangs womög­lich alle dar­an gelit­ten, Über­set­zer wie Lektoren.

So über­schrei­ben wir die­ses zwei­te Kapi­tel mal pla­ka­tiv mit »wohl­fei­le Syn­ony­me, schlich­te Dumm­heit & bücher­ver­bren­nen­des Nazi­tum«.

Exkurs: Und bevor hier einer dumm rum­re­det: Um ein Nazi zu sein, brau­chen Sie nicht irgend­wann mal ein Par­tei­buch (mehr …)

  1. Sie haben’s trotz­dem nicht kapiert, geben Sie’s zu. []

WeiterlesenAlgo­rith­men, Syn­ony­me, Dumm­heit & Bücher­ver­bren­ner 2

Ein altes neu­es Pro­blem – Sprach­rei­ni­gung à la 1878

Wem all die pseu­do­deut­schen Flos­keln auf­sto­ßen, die die letz­ten 30 Jah­re durch Über­set­zun­gen von blu­ti­gen Ama­teu­ren so ins Deut­sche gelan­gen, der sol­le sich damit trös­ten, dass dies bei­lei­be kein neu­es Pro­blem ist. Ich mei­ne damit, dass es schon immer Leu­te gege­ben hat, denen der­lei »sprach­li­che Ver­un­rei­ni­gung« auf­stößt. Wobei natür­lich die unten monier­ten Fremd­wör­ter und mein per­sön­li­ches Gräu­el, das Pseu­do­deutsch, zwei ver­schie­de­ne Paar Stie­fel sind. Oder wenigs­tens zwei­er­lei Aus­prä­gun­gen ein und des­sel­ben Pro­blems – des Unge­nü­gens an der eige­nen Spra­che (man­gels Fer­tig­keit im Umgang mit ihr viel­leicht?). Aber wie wir an Flos­keln wie “es lie­ben, etwas zu tun”, “lose Kano­nen” und “am Ende des Tages” sehen, bür­gern sich von den einen wie von den ande­ren eine gan­ze Men­ge der sprach­li­chen Gast­ar­bei­ter ein. Lesen Sie selbst …

Unter­hal­tungs­blatt des Frän­ki­schen Kurier
29. Sep­tem­ber 1878, Jahr­gang 26. Num­mer 291

Ernst- und Scherz­haf­tes über Sprachreinigung.

(mehr …)

  1. Der ver­gilb­te alte Fet­zen Papier war nicht immer leicht zu ent­zif­fern. Bit­te also etwa­ige Feh­ler mach­zu­se­hen. []

WeiterlesenEin altes neu­es Pro­blem – Sprach­rei­ni­gung à la 1878