Kröten und Schmetterlinge — Über den Umgang der Franzosen mit dem Griechischen
Aus Gründen der Bequemlichkeit – die Geschichte ist wieder mal weit mehr Arbeit geworden als beabsichtigt – nehme ich mal einfach noch einige Fundstellen aus meiner Datenbank, ohne sie weiter einzuteilen oder zu kategorisieren. Das sind nun konkrete, im Druck erschienene Beispiele für den Umgang mit unserer Wendung »in an agony of«. (mehr …)
Ich habe hier einige Diktionärs zusammengetragen, die Ihnen bei der Übersetzung eines älteren englischen Textes behilflich sein könnten. Sie stammen allesamt von Nathan Bailey, einem Pionier der Wörterbuchmacherei. Um Baileys Arbeit richtig würdigen zu können, sollte man verstehen, dass vor diesem Mann Wörterbucher lediglich »schwierige Wörter« erklärten,1 d.h. Fremdwörter, vorwiegend Latinismen; die eigentliche Alltagssprache blieb ungewürdigt und unerklärt. Zu Baileys großen Verdiensten gehört es, seinen Blick auf die englische Sprache als Ganzes zu richten. Auch auf die Alltagssprache. Und unter diese Alltagssprache fielen bei Bailey tatsächlich auch bereits Sondersparten wie die Dialekte, Termini technici und, man höre und staune, auch die Gaunersprache. (mehr …)
Beschuppen fand ich über die in meinem ersten Beitrag zum Thema genannten Wörterbücher hinaus auch in Johannn Heinrich Campes Wörterbuch der Deutschen Sprache aus dem Jahre 1807.
Beschuppen, v. trs. 1) Der Schuppen berauben. Einen Fisch beschuppen; ihn abschuppen. Hierher gehört vielleicht auch als uneigentliche Bedeutung, einen beschuppen, ihn auf eine etwas grobe Weise betrügen. Er ist arg beschuppt worden. 2) Mit Schuppen versehen, besetzen. Es sind nicht alle Fische beschuppt. Ein beschuppter Panzer, der aus einzelnen Theilen zusammengesetzt ist, die wie Schuppen über einander liegen. Das Beschuppen. Die Beschuppung.
Jemanden »auf eine etwas grobe Weise betrügen«. Interessant ist, dass auch Campe sich nicht sicher ist, ob »beschuppen« tatsächlich etwas mit der Schuppe zu hat. Aber analog zu »jemandem das Fell über die Ohren ziehen« (mehr …)
Ich habe seither neben »beschubst« auch »geschubst« gehört, und gelesen habe ich beide auch als »beschubst« und »beschupst«. Und mittlerweile auch noch als »beschumpst«.
Ich dachte immer, »beschubst« hätte mit »schubsen« im Sinne von stoßen zu tun. Mit anderen Worten »beschubst« sei in Analogie zu »behämmert«, »bescheuert«, »beschallert« entstanden. Oder »bekloppt«. Das Schubsen, also der Stoß habe zu einer Geistestrübung geführt.
Dummerweise habe ich bisher keinen Hinweis auf diese Herkunft gefunden. Man müsste sich also auch die anderen Bedeutungen von »beschubsen« / »beschupsen« ansehen. Eigentlich kein Problem, obwohl die regionalen Ausspracheunterschiede und Schreibweisen fast schon verwirrend sind; schauen wir dazu in den Grimm: (mehr …)
In diesem Abschnitt seiner unsortierten Betrachungen über Sprache und Worte versucht Schopenhauer sich als – eingestandenermaßen »diletantischer« – Etymologe, der wortgeschichtliche Zusammenhänge aus den »Skeletten« der Wörter, nämlich den Konsonanten, zu erschließen versucht. Er ist sich der Unzulänglichkeiten dieser Methode gegenüber dem Quellenstudium wohl bewusst, andererseits aber auch überzeugt davon, so auf einige interessante Funde gestoßen zu sein. Dieses Kapitel aus den »Beiwerken und Nachträgen« ist wieder etwas länger und kommt deshalb in mehreren Folgen…
»Die Konsonanten sind das Skelett und die Vokale das Fleisch der Wörter. Jenes ist (im Individuo) unwandelbar, dieses sehr veränderlich, an Farbe, Beschaffenheit und Quantität. Darum konserviren die Wörter, indem sie durch die Jahrhunderte, oder gar aus einer Sprache in die andere wandern, im Ganzen sehr wohl ihre Konsonanten, aber verändern leicht ihre Vokale; weshalb in der Etymologie viel mehr jene, als diese zu berücksichtigen sind. –
Von dem Worte superstitio findet man allerlei Etymologien zusammengestellt in Delrii disquisitionibus magicis, L. I, c. 1, und ebenfalls in Wegscheider’s instit. theol. dogmaticae, proleg. c. I, §. 5, d. Ich vermuthe jedoch den Ursprung des Wortes darin, daß es, von Hause aus, bloß den Gespensterglauben bezeichnet habe, nämlich: defunctorum manes circumvagari, ergo mortuos adhuc superstites esse.« (mehr …)
Im letzten Beispiel aus der Frau in Weiß ist der Übersetzer einem falschen Freund aufgesessen. Was übrigens gerade bei dieser Wendung bis auf den heutigen Tag auffallend oft vorkommt. Dass in all diesen Fällen der deutsche Satz schlicht keinen Sinn ergibt, scheint niemandem aufzufallen – »die Todesangst des Mitleids« … hm …
Exkurs: Einer der großen Vorteile dieser Fortbildungsmethode besteht darin, dass man bei anderen die Fehler weit schneller zu sehen und einzusehen geneigt ist als bei sich selbst. Und gerade die blitzartige Erkenntnis »was für ein Unfug« hilft einem beim Verwerfen sich anbietender Lösungen.
Wie auch immer, wir waren bei falschen Freunden: »Agony« hört sich an wie »Agonie«, also – so die irrige Annahme – muss auch der Angelsachse darunter verstehen, was der Deutsche unter dem Fremdwort »Agonie« versteht. Volksnäher ausgedrückt, die Lösung fällt in die Kategorie »nerviger Wörtlichkeit«, die sich bei näherem Hinsehen als das genaue Gegenteil selbiger Wörtlichkeit, sprich als krasser Fehler entpuppt. Einfacher gesagt: Man darf selbst bei vermeintlich bekannten Fremdwörtern den Blick ins zweisprachige Wörterbuch nicht einfach übergehen und leidglich – wenn man überhaupt nachschlägt – in den Fremdwörterduden sehen. (mehr …)
Vorab für uns Laien: Deponentia sind Verben, die nur in Passivform existieren, aber aktive Bedeutung haben. lamentarī, lamentor, lamentatus sum (beklagen, jammern), zum Beispiel. Lamentor ist zwar von der Form her Indikativ Präsens Passiv (ich konstruiere mal: »ich werde beklagt«), will aber sagen »ich beklage«, »ich beweine« etc. – oder »ich beweine kläglich«, wie diese Website so schön illustriert. Oder im Deutschen sehr passend das reflexive »ich beklage mich«. Beim Medium handelt es sich um ein drittes Genus verbi zwischen Aktiv und Passiv, das wir noch im Altgriechischen finden. »Es drückt aus«, ich zitiere Wikipedia, »dass eine Handlung sich auf den Handelnden unmittelbar auswirkt.« (mehr …)
SlangGuy’s Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
(Die Bedeutungen von »bräsig« finden Sie weiter unten.)
»Aus dem anarchischen Exzess ist eine bräsige Vereinstümelei geworden«, meinte dieser Tage im Satire-Gipfel irgendso ein vor Selbstgefälligkeit berstender Profisatiriker in seinen herzlich überflüssigen Betrachtungen über den deutschen Fasching.1 »Bräsig« freilich (mehr …)
Wenn ich was gefressen habe, dann ist das die in ihrer Hirnlosigkeit geradezu pawlowsche Fixation auf bloße Äußerlichkeiten. So viel blinde Reflexhörigkeit finde ich so krass, wie ich sie dick habe…
Etwas »dick haben«… Auch so eine gute deutsche Wendung, die viel öfter in Übersetzungen gehörte, als sie tatsächlich Verwendung findet. Unser guter alter Grimm weiß dazu unter anderem:
dick uneigentlich und bildlich geht es über in die bedeutung von angefüllt, voll, berauscht, aufgeschwollen, drückend, lästig, wüst, verhärtet, stark.
bei unerträglichem geschwätz sagt man es wird mir dick unter den augen und bezeichnet damit den verdrusz den man empfindet. (mehr …)
»Mundart als Anlass für Diskriminierung« hieß ein netter Artikel im Bayern-Teil der SZ vom Sylvester letzten Jahres.1 Hans Kratzer stellt darin den Augsburger Sprachwissenschaftler Werner König, einen der Herausgeber des Bayerischen Sprachatlas, vor. Es hört sich erst mal recht empfindlich an, was der emeritierte Germanist über die Benachteiligung zu sagen hat, die uns Süddeutschen zuteil wird, nur weil wir das »r« rollen, aber letztlich hat er natürlich Recht. Wir Bayern und Baden-Württemberger können zehnmal den Rest dieser Republik wirtschaftlich mit durchziehen, ernst nehmen wollen uns die Preussen oberhalb der Mainlinie nicht. Zu schweigen von der Überheblichkeit, mit der man uns unserer Sprache wegen begegnet. »Eine südliche Färbung« der Aussprache, so meint König, »reicht aus, um im Deutschen Fernsehen als Vollexot vorgeführt zu werden.« Oder als »Volldepp, der kein Deutsch kann«, wie der Autor des Artikels erklärend nachschiebt.
Aber für mich ist das nur die eine Hälfte eines allgemeineren Problems mit den Dialekten, (mehr …)
Ich hab’s hier am Neujahrsmorgen schon angesprochen, empfehle also, eventuell erst mal dort nachzulesen. Dann brauch ich’s nicht noch mal zu sagen und man kann die Verrenkungen, die man sich dieser Tage rund um diese »Klippe« antut, erst so recht goutieren.
In der SZ vom Wochenende 1 schlägt man die »Haushaltsklippe« als Wort des Jahres 2012 vor. Was durchaus Hand und Fuß hat. Probleme habe ich allerdings mit der Behauptung, es sei dies ein »merkwürdiger Begriff, unter dem sich bis heute auch die meisten Amerikaner nichts vorstellen können«.
Das stimmt schon mal ganz entschieden nicht. (mehr …)
Ich will hier nicht über Sachen reden, von den ich nichts verstehe; ich habe keine Ahnung, ob die Amerikaner nun zu viele Knarren zu Hause stehen haben oder noch immer zu wenig. Ein Blick nach Australien könnte natürlich die Ansicht nahe legen, der Zusammenhang zwischen Zahl und vor allem Typ der Schusswaffen in Prviatbesitz sei augenfällig, aber wie gesagt, ich habe keine Ahnung, und gemutmaßt wird andernorts genug. Man könnte auch fragen, wie sollte der Run auf die örtlichen Waffengeschäfte, wie wir ihn nach jedem Massenmord an einer Schule erleben, eben diesem Tatbestand abhelfen? Reine Idiotie, die lediglich den einschlägig phantasierenden Kindern weitere Waffen zur Verfügung stellt. Aber sei’s drum, hier geht’s nur um die Recherche, die ein so wichtiger Bestandteil des Übersetzens ist. Und dennoch offensichtlich immer wieder schwieriger als man meinen möchte.
Um in diesem Fall an korrekte – oder wenigstens offizielle – Zahlen zu kommen, ist relativ (mehr …)
Da wirft der Übersetzer am Neujahrsmorgen sein Interweb an, und was erwartet ihn? Auf den Titelseiten sämtlicher deutschen Zeitungen, die man bei der morgendlichen Presseschau per SpeedDial so greifbar hat? Einer der ältesten & damit dümmsten Übersetzungsfehler überhaupt. Man fand ihn über 100 Jahre lang in praktisch jedem aus dem Englischen übersetzten Buch. Nur ein Beispiel, das sich hier aufdrängt, weil es mittlerweile korrigiert wurde. In Salingers Klassiker Catcher in the Rye (mehr …)
So sicher wie dass alle Jahr’ das Ros entspringt, so sicher dürfen Sie sein, dass eine Woche später weltweit ein Song gegrölt wird, der dem schottischen Dichter Robert Burns zugeschrieben wird, obwohl er selbst gesagt hat, es sei weder der Text von ihm noch die Melodie. Ich spreche von »Auld Lang Syne«, klar, aber jetzt die Sylvester-Preisfrage, die Ihnen noch niemand gestellt hat: Was hat »Auld Lang Syne« mit Traffic, einer der kultigsten Bands der Sixties, zu tun?
Nun, ganz einfach: So wie »Auld Lang Syne« dem schottischen Nationaldichter Robert Burns zugeschrieben wird, (mehr …)
Nur der Gaudi halber, weil’s gar so schön klingt, die ursprüngliche Bedeutung vom guten alten Adelung Ende des 18. Jahrhunderts:
Ackern, verb. reg. act. von Acker. 1) Überhaupt so viel als pflügen. 2) Besonders, bey der Sommersaat, zum letzen Mahle pflügen, welches auch zur Saat pflügen, und saatfurchen, in der Mark Branderburg aber, in Ansehung der Gerstensaat, streichen, genannt wird. Das letzte Pflügen bey der Wintersaat wird dagegen an den meisten Orten ären genannt. 3) Bey den Kupferstechern bedeutet es die zur schwarzen Kunst bestimmte Platte mit der Wiege aufreißen, um hernach das Licht hinein zu schaben.1
(1) <Vb.> Schwer / angestrengt / viel arbeiten; sich abmühen; oft aber auch nur synonym zu arbeiten. (mehr …)
Wie sollte es auch anders sein, ist doch das Musizieren in der Nürnberger U‑Bahn, so wie’s aussieht, streng untersagt. Und genau darauf bezieht sich der selbstverliehene Titel »Queen of the Underground«, auf die Londoner U‑Bahn. Nicht dass die Londoner »tube« da seit jeher schon liberaler gewesen wäre. Mitnichten.»Busking« (Straßenmusizieren) war auch dort strikt untersagt. Aber seit einiger Zeit hat sich das geändert. Man kann sich als »busker«, (mehr …)
Aber über den Schnuller, um den es hier gar nicht gehen soll, kann Ihnen die Wikipedia mehr erzählen. Oder, was seine linguistische Seite angeht, der Grimm:
schnuller, m. saugläppchen Schmeller 2, 576. Schmid 409. Sartorius 112. Klein prov.-wb. 2, 138: (der artigste junge,) der jemals kindsbrey gegessen und an einem schnuller gesuckelt hätte. Wieland 15, 157; schnuller, tabakspfeife Hartmann-Abele volksschausp. 597 (s. DWB schnullen). schnuller bezeichnet im hessischen penis Vilmar 364, vgl. DWB schnullen, harnen. Pfister erg. 2, 34 bezeugt für schnuller die bedeutung kaulquappe. (mehr …)