Mei­nungs­bil­dung zur Mei­nungs­ma­che in Thril­ler-Form: Die Somalia-Doktrin

Ent­wick­lungs­hil­fe ja / nein? Soll der Staat was geben und falls ja wem? Soll man gar als krö­ten­ar­mer Pri­vat­mensch spen­den? Dass einem ein Thril­ler hier bei der Mei­nungs­bil­dung hel­fen soll­te, klingt im ers­ten Augen­blick viel­leicht etwas abwe­gig. Aber so etwas gibt’s. Und Sie kön­nen das, falls Sie wol­len, so gut wie umsonst nach­prü­fen. Alles, was Sie brau­chen, ist ein Kind­le-Rea­der und knapp drei Tacken fürs ers­te Buch. Einen Hau­drauf von einem Ken­ner der Mate­rie, der Sie durch­aus zum Nach­den­ken anre­gen wird…

Wir haben das ja in der Schu­le gelernt, in Geo­gra­phie, wie ich mich erin­ne­re: Ent­wick­lungs­hil­fe ist gut.1 Die bringt unge­mein was für die armen Unter­ent­wi­ckel­ten die­ser Welt. Und dann kam als Bei­spiel Rour­ke­la, das deut­sche Stahl­werk in Indi­en aus den 1950er-Jah­ren. Den hal­ben Urwald haben sie dafür abge­holzt. Super. Stadt­pla­nung auf dem Reiß­brett. Drei Dut­zend Dör­fer umge­sie­delt. Beein­dru­ckend, sicher, aber das war irgend­wie wohl auch die Kolo­nia­li­sie­rung der hal­ben Welt durch eine klei­ne Nord­see­insel, Herr­gott­noch­mal. Ich (mehr …)

  1. Ich spre­che von den 1960er-Jah­ren. Falls dem heu­te nicht mehr so ist, hin­ter­las­sen Sie gern einen Kom­men­tar… []

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Wäh­ler vs. Wahl­män­ner — das ewi­ge Rät­sel um die ame­ri­ka­ni­schen Wahlen

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In ein paar Tagen ist es wie­der so weit: In den USA wird der mäch­tigs­te Mann der Welt gewählt und wie so oft schon wird, je nach Stim­men­knapp­heit, jemand die Fra­ge stel­len, ob er denn eigent­lich tat­säch­lich von der Mehr­heit der Bevöl­ke­rung gewählt wor­den ist. Und wie immer steckt hin­ter dem Pro­blem das merk­wür­di­ge, für uns sogar eher geheim­nis­vol­le Sys­tem der so genann­ten »Wahl­män­ner«.

Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin ermahn­te die Ame­ri­ka­ner ja mal vor nicht all­zu lan­ger Zeit, den Mund in Sachen Demo­kra­tie nicht so voll zu neh­men, schließ­lich sei gera­de ihre Metho­de der Prä­si­dent­schafts­wahl herz­lich frag­wür­dig. Ich habe mich sei­ner­zeit hier mal damit befasst. Aber da sich an die­sem Sys­tem, bei aller Kri­tik auch in den Staa­ten selbst, so schnell nichts ändern wird, haben wir nächs­te Woche wie­der mal das Pro­blem, die ame­ri­ka­ni­schen Wah­len auch tat­säch­lich zu ver­ste­hen.

Der Kern des Pro­blems liegt wohl in dem Umstand, dass nicht eigent­lich der Bür­ger, also das Stimm­vieh, par­don, Stimm­volk, den Prä­si­den­ten wählt, son­dern dass man dies einem Mann sei­nes Ver­trau­ens über­lässt. Mit ande­ren Wor­ten, der Wäh­ler wählt jeman­den, von dem er weiß, wen er zum Prä­si­den­ten wäh­len wird. (mehr …)

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Gil­les Peter­son ist wie­der da!

Der bes­te DJ der Welt (man muss das jetzt nicht alles so ernst neh­men) ist ab heu­te jeden Sams­tag­nach­mit­tag auf BBC 6 zu hören! Wer also sei­ne Sat-Schüs­sel – oder wenigs­tens eine davon – auf das eng­li­sche Astra-Rudel aus­ge­rich­tet hat, ist da wie­der mal fein raus…

Wer Musik mag… Ich mei­ne nicht das ete­pe­te­te Blech­ohr, das sich über die haar­fei­ne Spar­te Musik defi­niert, die er hört, und dann alle ande­ren als Idio­ten abtut, die was ande­res hören… Wer Musik mag, ohne Gren­zen – nach dem Mot­to: »Es gibt nur zwei Arten von Musik – gute und schlech­te.« –, der hör­te die letz­ten 141 Jah­re, Gil­les Peter­sons World­Wi­de.

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Die Sen­dung hat mich seit Ende der 1990er Woche für Woche auf so vie­les gebracht, vom Gotan Pro­ject über Jill Scott und Mula­tu Astat­ke bis hin zu Roy Har­gro­ve. Das geht ins Geld, sicher, aber wenn man Musik nun mal braucht wie die Luft zum Atmen… World­Wi­de wur­de von vie­len Sen­dern gekauft & aus­ge­strahlt. Mei­ne liebs­te Sen­de­zeit war jah­re­lang die auf Radio Nova sonn­tags um 12 Uhr mit­tags – für einen arbei­ten­den Men­schen nicht zu ver­säu­men. Die nach­mit­ter­nächt­li­chen Ter­mi­ne waren für einen, der um fünf Uhr mor­gens auf­steht, kaum zu hal­ten. Als Radio Nova die Sen­dung auf Sams­tag um 18 Uhr ver­leg­te, wur­de es schwie­ri­ger, aber da hal­fen dann die Öster­rei­cher von FM4 aus, bei denen am Sonn­tag um 17 Uhr World­Wi­de ange­sagt war. Die auch immer frü­her dran waren, was die Über­nah­me der Sen­dun­gen anging, will sagen, die Sen­dun­gen waren näher am Ori­gi­nal-Ter­min von BBC. Der sich, wie gesagt, schlicht aus zeit­li­chen Grün­den ver­bot. Nach­ho­len ließ sich das Gan­ze natür­lich in jedem Fall auf giant­step, aber doch ein bis­sel schwach auf der Brust, weil’s eben doch nur ein Web­stream ist. Man­ko war bei allen Sen­dern die Wer­bung, die selbst­ver­ständ­lich dazu füh­ren muss­te, dass die 120 Ori­gi­nal­mi­nu­ten schrumpf­ten. Nicht dass das nicht zu ver­kraf­ten gewe­sen wäre bei der Musik. (mehr …)

  1. habe eben noch mal nach­ge­guckt: seit 1998 []

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Klei­nes Occu­py-Glos­sar (1)

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Die Über­set­zung des Occu­py-Buchs von David Grae­ber, einem der Leu­te der ers­ten Stun­de bei OWS, ist mehr oder weni­ger erle­digt und soll in ein paar Wochen wohl schon in den Buch­hand­lun­gen sein. Grae­ber ist Anthro­po­lo­gie und lehrt in Lon­don, nach­dem er als Pro­fes­sor in Yale raus­ge­flo­gen war. Er hat­te sich mit sei­nen Akti­vi­tä­ten als über­zeug­ter Anar­chist wohl nicht eben beliebt gemacht. Sein – unter Anthro­po­lo­gen – gefei­er­tes Buch über Schul­den (Schul­den — Die ers­ten 5000 Jah­re) ist eben­falls gera­de auf deutsch erschie­nen. Es hat mit Occu­py Wall Street inso­fern zutun, als ein Gut­teil der Beset­zer in den USA jun­ge Men­schen sind, die sich mit der Bür­de eines unge­heu­ren Schul­den­diens­tes für ihren Stu­di­en­kre­dit belas­tet sehen. Hier ein ers­tes Kon­tin­gent von Schlüs­sel­be­grif­fen der Bewegung…

99%: Nach dem von David Grae­ber ange­reg­ten und von zwei wei­te­ren Beset­zern der ers­ten Stun­de kom­plet­tier­ten Slo­gan »We are the 99 per­cent« die Anhän­ger der Occu­py-Bewe­gung, die sich im Gegen­satz zu dem einen Pro­zent der Super­rei­chen sieht, bei denen sich der Reich­tum der USA kon­zen­triert. Die Zah­len dahin­ter sind kom­plex, aber ein­deu­tig: Wäh­rend zwi­schen 1979 und 2007 laut Anga­ben des Con­gres­sio­nal Bud­get Office das Ein­kom­men der Ame­ri­ka­ner mit mitt­le­rem Ein­kom­men (60% der Ame­ri­ka­ner) um 40% stieg, leg­te das Ein­kom­men der Topp­ver­die­ner (dem besag­ten 1%) Ame­ri­kas um 275% zu. 2007 kon­zen­trier­te sich 34,6% des ame­ri­ka­ni­schen Gesamt­reich­tums auf die­se eine Pro­zent der Bevöl­ke­rung; 50,5% des Gesamt­reich­tums gehört den fol­gen­den 19%, so dass 20% der Ame­ri­ka­ner 85% des Reich­tums gehö­ren. 80% der Bevöl­ke­rung tei­len sich die rest­li­chen 15%. Nach der 2007 ein­set­zen­den Gro­ßen Rezes­si­on gehör­ten besag­ten 20% gar 87,7% des Gesamt­reich­tums. »Wir sind die 99%« steht damit als das Sym­bol für die unge­rech­te Ver­tei­lung des Reichtums.

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Adbus­ters: Von Kal­le Lasn 1989 gegrün­de­te Zeit­schrift, die sich dem öko­lo­gisch ori­en­tier­ten Kampf gegen den Kon­sum, »gegen die Macht der Kon­zer­ne, gegen die Macht der Mar­ken­welt, gegen den Kapi­ta­lis­mus in den Köp­fen«1  ver­schrie­ben hat. (Ich habe mir ein paar Num­mern der Zeit­schrift Adbus­ters aus Kana­da kom­men las­sen; es ist defi­ni­tiv das schöns­te Radi­ka­len­ma­gaa­zin, dass mir je unter­ge­kom­men ist.)

Anony­mous: Ein loses Kol­lek­tiv von Inter­net­nut­zern bzw. Hackern, das in sei­nem Kampf gegen Zen­sur auch mit der Occu­py-Bewe­gung sym­pa­thi­siert. Auch das Kol­lek­tiv bedient sich der Guy Faw­kes-Mas­ke.

Cul­tu­re Jamming: Über­be­griff für eine Rei­he sub­ver­si­ver Stra­te­gien kon­sum­kri­ti­scher Bewe­gun­gen zur »Stö­rung«2 kul­tu­rel­ler Ein­rich­tun­gen des Main­streams wie etwa der Wer­bung sowie der Glo­ba­li­sie­rung. Sie die­nen dem Auf­zei­gen poli­tisch frag­wür­di­ger Grund­an­nah­men unse­rer Kon­sum­welt, wie etwa der der ver­meint­li­chen Frei­heit des Kon­sums und des Rechts der Kon­zer­ne auf die Ver­ein­nah­mung des öffent­li­chen Raums. Eine Metho­de ist etwa die der sati­ri­schen Über­nah­me von Medi­en und Inhal­ten. (mehr …)

  1. Spie­gel-Online 23. Dezem­ber 2011 []
  2. »jamming« knüpft von der Bedeu­tung her an das beab­sich­tig­te Stö­ren des Funk­ver­kehrs an: »radio jamming«, »radar jamming« etc. []

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Occu­py vs. Che

Pos­ter by Rai­na Dayne

Pos­ters. Wer hat­te nicht mal das eine oder ande­re an der Wand? Als Zei­chen blo­ßer Vor­lie­ben oder als Aus­druck eines, und sei es auch noch so vagen Pros­tests. Und immer auch als Schmuck­stück. Che Gue­va­ra ist ein alter Favo­rit, der eher wie­der an Beliebt­heit gewon­nen zu haben scheint; das »I Want You!«-Poster mit Uncle Sam oder Frank Zap­pa auf dem Thron. Was die letz­ten Jahr­zehn­te anbe­langt, bin ich da nicht so auf dem Lau­fen­den. Aber in jüngs­ter Zeit fie­len mir im Web eine gan­ze Rei­he gra­fisch hoch inter­es­san­ter Pla­ka­te zu einem brand­ak­tu­el­len The­ma auf. Da sind rich­tig star­ke Sachen dabei. Gra­phi­sches zur und aus der Occupy-Bewegung…

Pos­ter by B.L. Singelton

Als Über­set­zer war­te ich wie­der mal. Dies­mal auf ein Manu­skript aus Ame­ri­ka, genau­er gesagt auf das jüngs­te Buch des Anthro­po­lo­gen David Grae­ber, das dann als Schnell­schuss über die Büh­ne gehen muss. Alles steht in den Start­lö­chern, damit der Titel – so die Hoff­nung aller Betei­lig­ten – gleich­zei­tig mit dem Ori­gi­nal in den Staa­ten erscheint. Da ist hier nicht nur Groß­rei­ne­ma­chen bei mei­nen PCs ange­sagt, da emp­fiehlt sich natür­lich auch etwas Recher­che vor­ab. Es soll um die Occu­py-Bewe­gung gehen. Kar­ten vom Ort der Hand­lung habe ich noch von der Über­set­zung eines Bob Dylan-Titels im Herbst an der Wand: die Wall Street ist ja, zumin­dest von weit, weit oben gese­hen, vom Green­wich Vil­la­ge gar nicht so weit ent­fernt. Und heu­te, nach­dem sich das Vil­la­ge kein nor­ma­ler Mensch und mit Sicher­heit kein auf­stre­ben­der Künst­ler mehr leis­ten kann und die Mit­tel­lo­sen unter den Krea­ti­ven über den East River gezo­gen sind, ist die Ent­fer­nung auch gefühs­mä­ßig nicht mehr so groß wie in den 50er- und 60er-Jah­ren. (mehr …)

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Ein Ame­ri­ka­ner in Brüs­sel prä­sen­tiert: die eier­le­gen­de Woll­milch­sau (3)

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Wir haben in den ers­ten bei­den Tei­len – hier & hier – der Mini­se­rie über Jere­my Rif­kins jüngs­ten Best­sel­ler Die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on erfah­ren, wie­so der Autor so voll­mun­dig von einer Drit­ten und Letz­ten Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on spricht und wie Rif­kin und sein Team sich die­se Drit­ten Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on vor­stel­len. Zum Abschluss möch­te ich noch eini­ge Kon­se­quen­zen und Per­spek­ti­ven darstellen.

Wir haben gese­hen, was nach Ansicht des Erfolgs­au­tors und »Welt­be­ra­ters« Jere­my Rif­kin getan wer­den muss, um sowohl der Kli­ma­ka­ta­stro­phe als – fürs ers­te – auch dem end­gül­ti­gen Kol­laps der Welt­wirt­schaft zu ent­ge­hen. Aber wo genau soll das denn sei­ner Ansicht nach alles hin­füh­ren? Nun, eben in eine voll­kom­men neue Ära, deren Weg­be­rei­ter die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on sein soll. Aber was wird uns denn im Ein­zel­nen auf dem Weg in die­se neue Zeit passieren?

Nun, zum einen wer­den etwa alte Macht­struk­tu­ren in der Wirt­schaft an Bedeu­tung ver­lie­ren. Wenn »Hun­der­te von Mil­lio­nen Men­schen ihre eige­ne grü­ne Ener­gie pro­du­zie­ren und sie in einem ›Ener­gie­in­ter­net‹ mit ande­ren tei­len«, dann führt das zur Demo­kra­ti­sie­rung der Ener­gie und die­se wie­der­um zu einer fun­da­men­ta­len Neu­ord­nung zwi­schen­mensch­li­cher Bezie­hun­gen: Die­se »wird sich auf unse­re Art, Geschäf­te zu machen, eben­so aus­wir­ken wie auf die Erzie­hung unse­rer Kin­der, unser Leben als Staats­bür­ger und unse­re Art zu regie­ren«. Rif­kin spricht hier von »late­ra­ler Macht«, in der Glei­che das Sagen haben, im Gegen­satz zur alten hier­ar­chi­schen Macht, die von oben nach unten regiert.

Und so wie in der Wirt­schaft wird auch die Macht in der Poli­tik in die Brei­te gehen. Mit der EU als Bei­spiel sieht Rif­kin statt auto­no­mer Natio­nal­staa­ten eine Welt von Kon­tin­tal­bünd­nis­sen. Die EU ist allen vor­an, aber die Ansät­ze dazu sind auch in Asi­en, Afri­ka und Süd­ame­ri­ka längst gemacht.

Dazu wird es laut Rif­kin so oder so kom­men, wich­tig ist nur unter wel­chen Vor­zei­chen. Das Zeit­al­ter der Zusam­men­ar­beit set­ze ein grund­le­gen­des Umden­ken vor­aus, (mehr …)

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Ein Ame­ri­ka­ner in Brüs­sel prä­sen­tiert: die eier­le­gen­de Woll­milch­sau (2)

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Der jüngs­te Titel des ame­ri­ka­ni­schen Erfolgs­au­tors und uner­müd­li­chen »Welt­be­ra­ters« Jere­my Rif­kin Die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on: Die Zukunft der Wirt­schaft nach dem Atom­zeit­al­ter ruft, wie der Titel schon sagt, auf zu einer »drit­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on«, wie er Rif­kin das nennt. War­um er von einer sol­chen Drit­ten Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on spricht, das habe ich vor eini­ger Zeit hier bereits umris­sen. Wie aber stellt Rif­kin sich die­se Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on ganz kon­kret vor?

Nun, Jere­my Rif­kin und sein Team, um das so knapp als mög­lich zu umrei­ßen, haben einen Fünf-Säu­len-Plan mit zwei­er­lei Ziel aus­ge­ar­bei­tet: Zum einen soll er durch die Ein­füh­rung des koh­len­stoff­frei­en Zeit­al­ters die Kli­ma­ka­ta­stro­phe abwen­den und damit letzt­lich die Spe­zi­es vor dem Aus­ster­ben bewah­ren; zum ande­ren soll er unse­re gute alte Markt­wirt­schaft wie­der in Schwung brin­gen, und sei es auch nur für ein aller­letz­tes Mal.

Aber wie sol­len sie denn nun aus­se­hen, die­se wun­der­sa­men fünf Säu­len der drit­ten und letz­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on? Nun, kurz gesagt:

  • Säu­le 1 besteht im Umstieg von koh­len­stoff­hal­ti­gen fos­si­len Brenn­stof­fen auf grü­ne, also erneu­er­ba­re Energien.
  • Säu­le 2 besteht in der Umwand­lung der welt­wei­ten Bau­sub­stanz in Mini- bzw. Mikro­kraft­wer­ken«, die vor Ort erneu­er­ba­re Ener­gien erzeu­gen und sammeln.
  • Säu­le 3 sieht die Auf­stel­lung von Was­ser­stoff- und ande­ren Ener­gie­spei­chern in jedem Gebäu­de und über die gan­ze Infra­struk­tur ver­teilt an Kno­ten­punk­ten zur Spei­che­rung von inter­mit­tie­ren­der Ener­gie vor; hier geht es dar­um, die »wei­chen«, also inter­mit­tie­ren­den Ener­gien zu spei­chern, um einen kon­ti­nu­ier­li­chen Nach­schub an grü­ner Ener­gie zu garan­tie­ren. (mehr …)

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Ein Ame­ri­ka­ner in Brüs­sel prä­sen­tiert: die eier­le­gen­de Woll­milch­sau (1)

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Unser Glo­bus pfeift auf dem letz­ten Loch: Kli­ma­wan­del, Umwelt­dreck, Arbeits­lo­sig­keit, Erd­öl­fal­le. Eini­ge Ideen, ach was, einen fer­tig aus­ge­ar­bei­te­ten Plan, wie alle­dem bei­zu­kom­men und die Kur­ve vor der bevor­ste­hen­den Apo­ka­lyp­se viel­leicht gera­de noch mal so zu krie­gen wäre, fin­den Sie in Jere­my Rif­kins neu­es­tem Buch Die drit­te indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on. Im Rah­men sei­ner nun­mehr gut 50-jäh­ri­gen Bemü­hun­gen, unse­re Welt zu ret­ten – oder sie wenigs­tens ein biss­chen bes­ser zu machen – prä­sen­tiert die wan­deln­de Denk­fa­brik nichts Gerin­ge­res als die eier­le­gen­de Woll­milch­sau. Und sie ist ange­sichts der Rat­lo­sig­keit des Rests der Welt nicht nur einen nähe­ren Blick wert, die Arbei­ten dar­an sind bereits wei­ter gedie­hen als man mei­nen möch­te. Gön­nen Sie sich einen inter­es­san­ten Blick in die Werk­statt eines impo­san­ten Nimmermüden.

Das hört sich ziem­lich nach Wasch­zet­tel an, ich weiß. Aber dem ist nicht so, wie ich hier gleich dar­le­gen wer­de. Ich habe mich, nicht zuletzt aus den hier ange­ris­se­nen Grün­den, ziem­lich gefreut, den »neu­en Rif­kin« über­set­zen zu dür­fen. Auch wenn es furcht­bar schnell gehen muss­te. Mich erfass­te bei der Arbeit neben dem Adre­na­lin­stoß, der jeden Schnell­schuss zum Spaß für sich macht, auch ein merk­wür­di­ger Opti­mis­mus, was unse­ren Glo­bus angeht. Naiv, natür­lich, nicht zuletzt, weil der Autor trotz sei­nes schlicht genia­len Pla­nes zur Ret­tung der Welt selbst weit weni­ger opti­mis­tisch ist. Nicht was sei­nen Plan angeht, son­dern unser aller Bereit­schaft, ihn mit ihm zusam­men ver­wirk­li­chen zu wol­len. Aber ich werd’ den Teu­fel und mir mei­nen Spaß an der Schwar­te neh­men lassen.

Aber was hat es denn nun auf sich mit die­ser »drit­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on« im Titel die­ses Buchs? Nun, etwas abs­trakt vor­weg: Die von Rif­kin pro­pa­gier­te Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on ist nicht eine wei­te­re Pha­se von vie­len in »der gro­ßen indus­tri­el­len Saga«, son­dern die letz­te. Und sie ist gleich­zei­tig Über­gangs­pha­se – »Inter­re­gnum«, wie Rif­kin sagt – zu einer neu­en Peri­ode der Wirt­schafts­ge­schich­te: dem Zeit­al­ter der Zusam­men­ar­beit oder der kol­la­bo­ra­ti­ven Zeit. Den gro­ßen Plan dazu lie­fert er. Nun liegt es an uns ihn die Tat umzu­set­zen. (mehr …)

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McCar­thy im fal­schen Aus­schuss – uname­ri­ka­ni­sche Umtriebe

Wann immer wir heu­te den Namen McCar­thy hören, kommt uns unwei­ger­lich der schau­ri­ge Begriff »uname­ri­ka­ni­sche Umtrie­be« in den Sinn – und umge­kehrt. Der »McCar­thy­ism und sei­ne ver­häng­nis­vol­len Fol­gen für Kar­rie­re und Leben zahl­rei­cher Krea­ti­ver wur­de – mit siche­rem zeit­li­chen Abstand, ver­steht sich – in zahl­rei­chen gro­ßen und klei­nen Fil­men the­ma­ti­siert. Was hier­zu­lan­de jedoch kaum jemand zu wis­sen scheint: Joe McCar­thy hat­te mit dem House Un-Ame­ri­can Acti­vi­ties Com­mit­tee, dem berüch­tig­ten Aus­schuss des Reprä­sen­ta­ten­hau­ses gegen uname­ri­ka­ni­sche Umtrie­be gar nichts zu tun.

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Im April die­ses Jah­res leg­te der US-Senat unter dem Titel Wall Street and the Finan­cial Cri­sis: Ana­to­my of a Finan­cial Col­lap­se den defi­ni­ti­ven Bericht über die Finanz­kri­se 2008 vor. Was in der 635-sei­ti­gen Schwar­te steht, weiß ich nicht, soll auch hier gar nicht inter­es­sie­ren, son­dern nur dass ihn ein Gre­mi­um namens United Sta­tes Sena­te Home­land Secu­ri­ty Per­ma­nent Sub­com­mit­tee on Inves­ti­ga­ti­ons oder kurz Per­ma­nent Sub­com­mit­tee on Inves­ti­ga­ti­ons erar­bei­tet hat. Und genau die­sem 1952 ein­ge­rich­te­ten Aus­schuss stand 1953/54 fünf­zehn Mona­te lang der Sena­tor aus Wis­con­sin Joseph McCar­thy vor.

Auch wenn, wenigs­tens im Web, der eine oder ande­re McCar­thy in den fal­schen Aus­schuss steckt, für Ame­ri­ka­ner mit einem Mini­mum an Schul­bil­dung liegt das Ver­se­hen auf der Hand: Joe McCar­thy war Sena­tor und hät­te als sol­cher in einem Aus­schuss des House of Repre­sen­ta­ti­ves gar nichts ver­lo­ren gehabt. (mehr …)

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Mur­doch, Whit­man, Stimm­vieh & Tratsch

Im Rah­men der degou­tier­li­chen Geschich­te um Medi­en­zar Rupert Mur­doch und sei­ne Jour­na­lis­ten­ban­de ist ja immer wie­der die Rede davon, dass es seit Jahr­zehn­ten weder in sei­ner Hei­mat Aus­tra­li­en, noch in Eng­land Regie­run­gen gege­ben habe, die ihm nicht gepasst hät­ten.1 In den USA scheint sei­ne Macht weni­ger aus­ge­prägt, sonst wären offen­sicht­lich Clin­ton und Oba­ma nicht »pas­siert«. Trotz­dem ist man jetzt auch in dem Land auf­ge­wacht, in dem Mur­doch mit dem Fox News Chan­nel einer der wider­lichs­ten TV-Sen­der gehört, in den ich je näch­tens rein­ge­zappt bin. Und irgend­wie geht es bei alle­dem um das mehr oder weni­ger zar­te Gebil­de Demokratie.

In so einem Augen­blick merkt man schon auf, wenn man, eher zufäl­lig in Walt Whit­mans Pro­sa­schrif­ten blät­ternd, in den Demo­cra­tic Vis­tas auf Pas­sa­gen wie die fol­gen­de stößt:

»Ich wer­de die Wör­ter Ame­ri­ka und Demo­kra­tie als aus­tausch­ba­re Begrif­fe benut­zen. Es geht hier um nichts Gewöhn­li­ches. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten sind dazu bestimmt, ent­we­der die glanz­vol­le Geschich­te des Feu­da­lis­mus zu über­win­den oder andern­falls sich als der unge­heu­er­lichs­te Fehl­schlag aller Zei­ten zu erwei­sen. Nicht den gerings­ten Zwei­fel habe ich hin­sicht­lich der Aus­sich­ten auf ihren mate­ri­el­len Erfolg. Ihre glor­rei­che Zukunft in den Berei­chen Geschäft, Geo­gra­phie und Pro­duk­ti­vi­tät ist gewiss, und das in grö­ße­rem Umfang und in grö­ße­rer Viel­falt denn je.  In die­ser Hin­sicht wird die Repu­blik bald (wenn sie es nicht bereits getan hat) alle bis­her bekann­ten Bei­spie­le über­flü­geln und die Welt domi­nie­ren.«2

Kein Zwei­fel, der »mate­ri­el­le Erfolg« hat sich ein­ge­stellt und auch die welt­be­herr­schen­de Stel­lung der Ame­ri­ka­ner ist kaum zu über­se­hen. Und »die glanz­vol­le Geschich­te des Feu­da­lis­mus« haben die USA nun sicher über­wun­den; (mehr …)

  1. Dass ver­schie­de­ne Par­tei­en an der Macht waren, liegt dar­an, dass Mur­doch selbst hier und da die »Rich­tung« gewech­selt hat. []
  2. Walt Whit­man, Demo­cra­tic Vis­tas, 1871 – Über­set­zung von mir []

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Fremd­schä­men – eine Lek­ti­on von den Marx Brothers

Vor ein paar Jah­ren schien es plötz­lich einen Begriff für eine Malai­se zu geben, die mich immer schon als ein­zi­gen zu belas­ten schien. Oder jeden­falls konn­te ich sie nie­man­dem ver­ständ­lich machen. Ich spre­che, von dem Bedürf­nis, dem Zwang, Din­ge zu mei­den oder – falls sie im TV pas­sie­ren soll­ten – abzu­schal­ten, die mir für den, der sie sich zuschul­den kom­men lässt, pein­lich sind. Und mit »pein­lich sein« mei­ne ich ein nach­ge­ra­de in der See­le schmer­zen­des Genie­ren. Und plötz­lich soll­te das zur Volks­krank­heit gewor­den sein, sodass es einen Aus­druck dafür braucht? Ich erlau­be mir, Zwei­fel anzu­mel­den, ach was, Protest… 

»Fremd­schä­men«. Geht man danach, wie häu­fig einem der Begriff heu­te unter­kommt, scheint das in den letz­ten – ich weiß nicht, bei­den? – Jah­ren zum Volks­lei­den gewor­den zu sein. Als offen­sicht­lich von Geburt an fremd­schä­mi­ger Mensch kann ich das nicht akzep­tie­ren – nicht in einer bru­ta­len Arsch­gei­gen­kul­tur, in der bereits die Kleins­ten auf dem Spiel­platz ein­an­der ihre tiefs­ten Ängs­te mit einem »Du Opfer!« in die Fres­se hau­en. 1

Ich wage mal zu behaup­ten, dass hier zwei Din­ge durch­ein­an­der gekom­men sind: das ech­te schmerz­li­che Sich-für-den-ande­ren-Genie­ren und das Sich-Auf­gei­len-an-der-Pein­lich­keit-ande­rer. Bei­des sind mensch­li­che Regun­gen, sicher, aber die eine die des­je­ni­gen, der dem ande­ren hilf­reich bei­sprin­gen wür­de, wenn er könn­te, und die ande­re die des Sadis­ten, der den Betrof­fe­nen noch tie­fer in den Dreck tre­ten wür­de, wenn er könn­te. (mehr …)

  1. Bei uns hieß das »Du drei­mo­to­ri­ge Wüs­ten­sau!« Und dann kam als Retour­kut­sche »Du zehn­mo­to­ri­ge Wüs­ten­sau!« Und wem als ers­ter die Zah­len aus­gin­gen, der hat­te ver­lo­ren. Gegen »mil­lionmo­to­rig« war kaum anzu­kom­men, wenn man von »Mil­li­ar­den« kei­nen Schim­mer hat­te. Nicht sehr intel­li­gent viel­leicht, aber mit Sicher­heit nicht mit einem Bein in der Psy­cho­pa­tho­lo­gie. Man hat­te sich abre­agiert und der Käse war geges­sen. []

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Ein Biss­chen Ägyp­ten hier, ein Biss­chen Madi­son da

Der ame­ri­ka­ni­sche Sozio­lo­ge Moham­med Bamy­eh bringt im neu­es­ten Heft von Lett­re mit benei­dens­wert kla­rem Blick den Volks­auf­stand in Ägyp­ten bzw. Nord­afri­ka auf den Punkt. Als eines der wesent­li­chen Merk­ma­le die­ses Auf­stands nennt er die »Mar­gi­na­li­tät«, die Rand­stän­dig­keit derer, die für all die Umwäl­zun­gen im ara­bi­schen Teil des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents ver­ant­wort­lich sind. Aus­ge­rech­net in Tune­si­en begann die Volks­be­we­gung, einem Land, das im Bewusst­sein des­sen, was den Kon­ti­nent aus­macht, beim bes­ten Wil­len nicht zählt. Und auch auf die Gefahr, mich lächer­lich zu machen, mich erin­nert das an die Vor­komm­nis­se im ame­ri­ka­ni­schen Madi­son. Und nicht nur weil Bamy­eh ganz zufäl­lig an der Uni­ver­si­ty of Wis­con­sin in Madi­son lehrt.


 
 

Noch nicht mal als stu­dier­ter Ame­ri­ka­nist hät­te ich die Haupt­stadt von Wis­con­sin nen­nen kön­nen; und den Staat selbst habe ich noch bei jedem Ver­such, die 50 Bun­des­staa­ten auf­zu­zäh­len, ver­ges­sen. Wenn wir also von Mar­gi­na­li­tät spre­chen. Zu schwei­gen von Micha­el Moo­re, die­sem merk­würdigen Under­dog, der trotz eines wacker erar­bei­te­ten Wohl­stands noch immer direkt aus dem Trai­ler­park zu kom­men scheint.

Hier die deut­sche Über­set­zung der Anspra­che von Micha­el Moo­re vor dem Madi­soner Capitol.

 

Micha­el Moore
Ame­ri­ka ist nicht pleite

 
Anspra­che vor dem Capi­tol in Madi­son, Wis­con­sin, am 5. März 2011
 

Was immer die an der Macht euch ein­re­den wol­len, damit ihr eure Ren­te auf­gebt, damit ihr euch das Gehalt kür­zen lasst, damit ihr euch mit dem Lebens­stan­dard eurer Groß­el­tern zu­frieden gebt – Ame­ri­ka ist nicht plei­te. Nicht im Ent­fern­tes­ten. Das Land schwimmt in Wohl­stand und Geld. Nur dass ihr nichts davon habt. Das Geld ging im größ­ten Raub­zug der Geschich­te über von den Arbei­tern und Kon­sumenten an die Ban­ken und die Port­fo­li­os der Megareichen.

Nur 400 Ame­ri­ka­ner sind heu­te wohl­ha­ben­der als die Hälf­te aller Ame­ri­ka­ner zusammengenommen.

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Staats­macht alt und neu

Hier nun der zwei­te Teil des Abschnitts über Wil­liam Blakes Zusam­men­stoß mit der Staats­macht, hin­ter dem sein Bio­graph Ches­ter­ton1 eine Ver­schwö­rung vermutet.

Wenn Ches­ter­ton nicht aus­schlie­ßen möch­te, die Staats­macht könn­te den Jako­bi­ner Bla­ke im Zuge der im Gefol­ge der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on über Eng­land her­ein­ge­bro­che­nen Schre­ckens­herr­schaft pro­vo­ziert haben, so soll das frei­lich nicht hei­ßen, dass ich die Ver­schwö­rungs­theo­rien um die Anzei­ge gegen Juli­an Assan­ge unter­schrei­be. Jeden­falls nicht was die bei­den betrof­fe­nen Frau­en angeht. Nur dass ein inter­na­tio­na­ler Steck­brief wegen eines Delikts, das sonst noch nicht ein­mal eine Mel­dung im Stadt­an­zei­ger wert gewe­sen wäre, auf die Über­le­gen­heit der Staats­macht über das Prin­zip der Rechts­st­at­lich­keit weist. Und dass man in Ame­ri­ka an einem Gesetz labo­rie­ren soll, das aus der Wiki­leaks-Geschich­te im Nach­hin­ein einen Hoch­ver­rat zau­bern und dann rück­wir­kend gel­ten soll… Da müss­te man welt­weit Mil­lio­nen von Straf­ta­ten auf der Basis im Nach­hin­ein geschlos­se­ner Geset­zes­lü­cken ahn­den. Ich brau­che kein Anwalt zu sein, um sagen zu kön­nen, dass da Staats­macht am Recht zu dre­hen versucht.

Aber hier in mei­ner Über­set­zung die betref­fen­de Stel­le aus Ches­ter­tons Bla­ke:

Eines Mor­gens im August des Jah­res 1803 trat Bla­ke hin­aus in sei­nen Gar­ten und fand dort einen Sol­da­ten der Ers­ten Dra­go­ner im schar­lach­ro­ten Rock, der sich mit der zu­frie­denen Mie­ne des Besit­zen­den die Land­schaft besah. Bla­ke äußer­te den Wunsch, der Dra­go­ner möge den Gar­ten ver­las­sen. Der Dra­go­ner äußer­te – »unter zahl­rei­chen ab­scheulichen Flü­chen« – den Wunsch, Bla­ke die Augen aus dem Kopf zu hau­en. Mit ver­blüf­fen­der Behen­dig­keit stürz­te Bla­ke sich auf den Mann, bekam ihn mit den Ellen­bo­gen von hin­ten zu fas­sen und warf ihn aus dem Gar­ten wie einen Streu­ner. Der Mann, der wahr­schein­lich betrun­ken und zwei­fels­oh­ne über­rascht war, ent­fern­te sich unter vie­len Anwür­fen, jedoch kei­ner davon poli­ti­scher Art. Kurz dar­auf jedoch tauch­te er mit einer schwer­wie­gen­den Anzei­ge auf, Bla­ke habe bei die­ser Gele­gen­heit fol­gen­de – eher unwahr­schein­li­che – Wor­te geäu­ßert: (mehr …)

  1. Der maß­geb­li­che Bio­graph Wil­liam Blakes ist übri­gens Alex­an­der Gil­ch­rist, des­sen Life of Wil­liam Bla­ke (1863) zahl­rei­che Auf­la­gen und Aus­ga­ben erlebt hat. []

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Hil­la­ry Clin­ton, Wiki­leaks, Red­ford, Pol­lack & Faye Duna­way– und das alles in einem ein­zi­gen Traum

bei amazon.com

Wenn man dem Rest der Welt schon nicht ver­bie­ten kann, was er zu dru­cken hat, dann soll­te man das, was er denn druckt, wenigs­tens im Auge behal­ten. Rigo­ros. Und wenn man sich auch nur irgend­wie den Anschein der Demo­kra­tie geben möch­te, dann unter­lässt man es eher, Kami­ka­ze-Ter­ro­ris­ten dazu zu ermu­ti­gen, gan­ze Stadt­vier­tel in die Luft zu spren­gen wie im Fal­le der isla­mis­ti­schen Dumpf­ba­cke jüngst in Stock­holm. Moham­med-Kari­ka­tu­ren – nu hört aber auf! Was ist nun die nächst­bes­te Metho­de? Nun, dar­um soll es hier gehen.

Big Brot­her… Ich woll­te erst in der Über­schrift von Big Brot­her spre­chen, als mir klar wur­de, dass dies das Gros der Zugeta­cker­ten heut­zu­ta­ge nicht mehr auf Orwell bezie­hen wür­de, son­dern sofort auf den gleich­na­mi­gen »Idio­ten­con­tai­ner«,1 von dem, wie ich mit Stolz behaup­ten möch­te, selbst mit Durch­zap­pen nicht eine Minu­te gese­hen habe.2

Aber für die, die Big Brot­her noch mit Orwells 1984 in Ver­bin­dung zu brin­gen ver­mö­gen … (mehr …)

  1. Ori­gi­nal­ton Tho­mas Gott­schalk []
  2. Den Schlag­zei­len rund um mich kann ich mich dum­mer­wei­se nicht ganz ent­zie­hen; aber man muss ja auch ein biss­chen Bescheid wis­sen, was rund um einen rum so pas­siert. []

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Sus­an Saran­don: John Len­non & New York

Ein Hin­weis, bevor es zu spät ist: BBC2 brach­te am 7. & 8.12 zum drei­ßigs­ten Todes­tag von John Len­non eine zwei­stün­di­ge Wid­mung, mode­riert von Sus­an Saran­don, die man gehört haben soll­te. Viel Zeit dazu haben Sie aller­dings nicht mehr; die Pod­casts der BBC sind gera­de mal eine Woche lang zu hören. Des­halb hier der Hin­weis dar­auf; ich möch­te hier nichts zu sei­nem Tod abson­dern, das wäre mehr als über­flüs­sig. Aber wenn Sie ein Fan waren, hören Sie sich das mal an.

Ver­ges­sen Sie die all den spe­ku­la­ti­ven Infor­ma­ti­ons­müll aus drit­ter Hand. Hier kommt Len­non vor allem selbst zu Wort. Dazu selbst­ver­ständ­lich Yoko. Und David Bowie, Elton John, Jann Wen­ner (Rol­ling Stone), Bob Gruen (Foto­graf), Klaus Voor­mann, Allan Tan­nen­baum, Lar­ry King (Jour­na­list), Alan White, Elli­ot Mintz1, Jack Dou­glas, Jona­than Cott, May Pang (Assis­ten­tin & Gelieb­te), Micha­el Lind­say-Hogg, Ethan Rus­sell and Sohn Juli­an Len­non.

Die Sen­dung ver­folgt, wie gesagt, über zwei Stun­den Len­nons Lie­be zur heim­li­chen Haupt­stadt Ame­ri­kas. Schon 1964, bei der ers­ten Tour der Beat­les (bei der sie aus­ge­rech­net der Jour­na­list Lar­ry King beglei­te­te!) woll­te John als ers­tes Bob Dylan ken­nen ler­nen;2 und offen­sicht­lich kiff­te man sich bei die­ser ers­ten Begeg­nung letzt­lich nur herz­haft zu.  Von da an soll­te auch Johns Musik nie wie­der die alte sein.

Laut eige­ner Aus­sa­ge hat­te Len­non schon immer von  New York geträumt, (mehr …)

  1. * Febru­ary 16, 1945; Ame­ri­can media con­sul­tant and publi­cist who­se cli­ents have included the John Len­non Estate, Bob Dylan, Paris Hil­ton, Chris Brown, Yoko Ono, Chris­tie Brink­ley, Crosby, Stills and Nash, Dia­na Ross, Don John­son, Mela­nie Grif­fith and others. []
  2. Dylan war damals noch nicht die Iko­ne, die er kurz dar­auf wer­den soll­te []

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Wiki­Leaks und Trans­pa­ren­cy International

Immer wie­der sehe ich mich die­ser Tage dank Wiki­Leaks an eine Über­set­zung erin­nert, die ich vor eini­gen Jah­ren gemacht habe: Das Jahr­buch Kor­rup­ti­on 2005 von Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal.1 Las­sen Sie mich das kurz erklären…

bei ama­zon

Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal ist eine Orga­ni­sa­ti­on, die sich den Kampf gegen die Kor­rup­ti­on auf die Fah­nen geschrie­ben hat. Welt­weit. Ihr Grün­der ist Peter Eigen,2 ein deut­scher Jurist, der unter ande­rem als Welt­bank-Mana­ger in West­afri­ka tätig war. In die­ser Eigen­schaft erleb­te er aus ers­ter Hand, wel­chen Scha­den Kor­rup­ti­on anrich­tet, in der drit­ten wie über­all sonst auf der Welt. Ich habe wäh­rend der Über­set­zung eine unge­mei­ne Bewun­de­rung ent­wi­ckelt für die­sen Mann. In einem der zahl­rei­chen Fall­bei­spie­le ver­schie­de­ner Autoren ging es um Russ­land. Es wird dar­in ziem­lich anschau­lich geschil­dert, wie kor­rup­te Machen­schaf­ten den indus­tri­el­len Mit­tel­stand ent­eig­net haben. Nicht zuletzt sind das die Machen­schaf­ten, die zu den Mil­li­ar­den­ver­mö­gen geführt haben, die laut Putin heu­te in Deutsch­land bzw. Euro­pa nach Anla­ge­mög­lich­kei­ten  ver­lan­gen.3
Was mich an das Buch bzw. die­sen Arti­kel erin­nert hat, ist fol­gen­de Pas­sa­ge in einem Leit­ar­ti­kel des bri­ti­schen Guar­di­an: (mehr …)

  1. Ist die Tat­sa­che, dass ein Buch von die­ser Bedeu­tung bei amazon.com nicht einen ein­zi­gen Leser­kom­men­tar her­vor­ge­bracht hat, ein Hin­weis dar­auf, wie sehr das Schick­sal die­ser Welt Gene­ra­tio­nen zugeta­cker­ter Deo­rol­ler am Arsch vor­bei­geht? Auch wenn 2005 drauf steht, das Buch gehört mehr denn je gele­sen. []
  2. * 11. Juni 1938 in Augs­burg. Er ist Grün­der und war Vor­sit­zen­der der NGO Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal, deren erklär­tes Ziel es ist, sich gegen Kor­rup­ti­on zu enga­gie­ren. Seit 2004 ist er mit Gesi­ne Schwan ver­hei­ra­tet. Im Jahr 2007 grün­de­te er zusam­men mit Burk­hard Gnä­rig das Ber­lin Civil Socie­ty Cen­ter, ein Forum für inter­na­tio­nal täti­ge Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, das den Aus­tausch von Erfah­rung und Wis­sen inner­halb der Zivil­ge­sell­schaft und mit ande­ren Berei­chen erleich­tern soll. []
  3. Süd­deut­sche Zei­tung, Samstag/Sonntag, 27./28. Novem­ber 2010, »Putin: Euro­pa miss­ach­tet rus­si­sche Inves­to­ren« []

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