Ame­ri­ka­ner in Franken

Also, Nürnberg, gab ein Wandrer aus Gebieten weit entlegen, wie er schritt durch deine Gassen, fromm dir seinen Liedersegen...                                   Henry Wadsworth Longfellow (dt. von Ferdinand Freiligrath) Amerikaner in Franken?…

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Algo­rith­men, Syn­ony­me, Dumm­heit & Bücherverbrenner

Natür­lich weiß ich, dass es kein Schwein wirk­lich inter­es­siert, dass man einen Traum­be­ruf gewählt hat, der sich dann als lau­sig bezahl­tes Geran­gel mit klug­schei­ßen­den Analpha­be­ten erweist. War­um soll­te es auch, es geht heu­te einer gan­zen Rei­he von Berufs­grup­pen schlecht, nicht nur den Über­set­zern. Aber so wie der kuli­na­risch Inter­es­sier­te sich heu­te mit aller­hand The­men rund um die Küche befasst, so soll­te auch der lite­ra­risch Inter­es­sier­te – oder wer immer sonst im Feuil­le­ton blät­tert – hier und da ein Auge auf den All­tag des Über­set­zens ris­kie­ren. Er gibt ja immer­hin Geld für das durch Über­set­zen ent­stan­de­ne Pro­dukt aus und schmückt sich mit dem (i.e. reisst das Maul damit auf), was er alles »gele­sen« hat. Dass das hier lang­sam zur Gran­tel­ecke wird, nun, lesen Sie ein­fach mal wei­ter und Sie wer­den ver­ste­hen warum.

Es bedürf­te kei­ner wei­te­ren Dis­kus­si­on, dass man ein sel­ten dum­mes Stück Mensch sein muss, meint man auch nur einen Teil eines Motors durch einen ande­ren erset­zen zu kön­nen, wenn man Auf­bau und Funk­ti­ons­wei­se des betref­fen­den Motors nicht kennt. (mehr …)

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»in an ago­ny of« – Der Ago­ni­en zwei­ter Teil

Wie so eini­ge bemerkt zu haben schei­nen, stel­le ich hier in die­ser klei­nen (hier begon­ne­nen) Serie das Sam­meln & Ana­ly­sie­ren bereits gedruck­ter Über­set­zun­gen als eine der eher dünn gesä­ten Fort­bil­dungs­mög­lich­kei­ten des Über­set­zers vor. Es ist dies eine durch­aus auf­wän­di­ge Metho­de, sicher, aber man lernt dabei auch mehr als durch irgend­ei­ne ande­re. Und ohne den Wil­len, stän­dig wei­ter­zu­ler­nen und sich dafür auf den Hosen­bo­den zu set­zen, soll­te man ohne­hin erst gar nicht ans Über­set­zen den­ken. Nach der Ein­füh­rung letz­tes Mal folgt am Bei­spiel der Wen­dung »in an ago­ny of« dies­mal ein Blick in die Wör­ter­bü­cher, um zu sehen, wel­che Lösun­gen sich dort anbieten…

Im letz­ten Bei­spiel aus der Frau in Weiß ist der Über­set­zer einem fal­schen Freund auf­ge­ses­sen. Was übri­gens gera­de bei die­ser Wen­dung bis auf den heu­ti­gen Tag auf­fal­lend oft vor­kommt. Dass in all die­sen Fäl­len der deut­sche Satz schlicht kei­nen Sinn ergibt, scheint nie­man­dem auf­zu­fal­len – »die Todes­angst des Mit­leids« … hm

Exkurs: Einer der gro­ßen Vor­tei­le die­ser Fort­bil­dungs­me­tho­de besteht dar­in, dass man bei ande­ren die Feh­ler weit schnel­ler zu sehen  und ein­zu­se­hen geneigt ist als bei sich selbst. Und gera­de die blitz­ar­ti­ge Erkennt­nis »was für ein Unfug« hilft einem beim Ver­wer­fen sich anbie­ten­der Lösungen.

Wie auch immer, wir waren bei fal­schen Freun­den: »Ago­ny« hört sich an wie »Ago­nie«, also – so die irri­ge Annah­me – muss auch der Angel­sach­se dar­un­ter ver­ste­hen, was der Deut­sche unter dem Fremd­wort »Ago­nie« ver­steht. Volks­nä­her aus­ge­drückt, die Lösung fällt in die Kate­go­rie »ner­vi­ger Wört­lich­keit«, die sich bei nähe­rem Hin­se­hen als das genaue Gegen­teil sel­bi­ger Wört­lich­keit, sprich als kras­ser Feh­ler ent­puppt. Ein­fa­cher gesagt: Man darf selbst bei ver­meint­lich bekann­ten Fremd­wör­tern den Blick ins zwei­spra­chi­ge Wör­ter­buch nicht ein­fach über­ge­hen und leid­glich – wenn man über­haupt nach­schlägt – in den Fremd­wör­ter­du­den sehen. (mehr …)

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Dia­lekt, boah – vol­le Dröhnung

Falls Sie auch der Mei­nung sind, dass neu­es Umgangs­deutsch aus­schließ­lich aus lau­sig syn­chro­ni­sier­ten ame­ri­ka­ni­schen Fil­men & Fern­seh­se­ri­en kom­men soll­te, und es ent­spre­chend lie­ben, ins Kino zu gehen, anstatt ein­fach ger­ne zu gehen, sind Sie zwar falsch hier, soll­ten das Fol­gen­de aber dop­pelt so gründ­lich lesen. Und falls Sie der Ansicht sind, ich hät­te einen guten Job gemacht anstatt gute Arbeit geleis­tet, gilt das drei­mal. Und ich lege noch eins drauf, falls Sie den­ken, man müs­se die Spra­che vor irgend­et­was ande­rem schüt­zen als denen, die sie unter Schutz stel­len wol­len.  Ver­ges­sen Sie Ihre alber­nen Kli­schees vom Wach­sen der Sehn­sucht nach Hei­mat und Zuge­hö­rig­keit in einer glo­ba­li­sier­ten Welt, hier geht es um brauch­ba­ren Wort­schatz in einer blut­lee­ren Übersetzungswelt…

»Mund­art als Anlass für Dis­kri­mi­nie­rung« hieß ein net­ter Arti­kel im Bay­ern-Teil der SZ vom Syl­ves­ter letz­ten Jah­res.1 Hans Krat­zer stellt dar­in den Augs­bur­ger Sprach­wis­sen­schaft­ler Wer­ner König, einen der Her­aus­ge­ber des Baye­ri­schen Sprach­at­las, vor. Es hört sich erst mal recht emp­find­lich an, was der eme­ri­tier­te Ger­ma­nist über die Benach­tei­li­gung zu sagen hat, die uns Süd­deut­schen zuteil wird, nur weil wir das »r« rol­len, aber letzt­lich hat er natür­lich Recht. Wir Bay­ern und Baden-Würt­tem­ber­ger kön­nen zehn­mal den Rest die­ser Repu­blik wirt­schaft­lich mit durch­zie­hen, ernst neh­men wol­len uns die Preus­sen ober­halb der Main­li­nie nicht. Zu schwei­gen von der Über­heb­lich­keit, mit der man uns unse­rer Spra­che wegen begeg­net. »Eine süd­li­che Fär­bung« der Aus­spra­che, so meint König, »reicht aus, um im Deut­schen Fern­se­hen als Vollexot vor­ge­führt zu wer­den.« Oder als »Voll­depp, der kein Deutsch kann«, wie der Autor des Arti­kels erklä­rend nachschiebt.

Aber für mich ist das nur die eine Hälf­te eines all­ge­mei­ne­ren Pro­blems mit den Dia­lek­ten, (mehr …)

  1. Süd­deut­sche Zei­tung, Nr. 300, Samstag/Sonntag, 29./30. Dezem­ber 2012, S. 41. []

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Jeder ist ein Über­set­zer – über im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein­ge­bil­de­te Wörtlichkeit

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Jeder kann über­set­zen. Natür­lich, so wie jeder im Prin­zip alles auf die­ser Welt kann: kochen, lau­fen, klemp­nern, Leu­te hin­sicht­lich ihrer Steu­ern bera­ten. Jeder von uns kann zu einem hohen Pro­zent­satz, was jeder ande­re kann. Nur, wenn Sie drei­ßig Jah­re Moto­ren bau­en, dann sehen Ihre Moto­ren eben anders aus als der, den sich da gera­de ein blu­ti­ger Amateur­schrauber zusam­men­zurammeln ver­sucht. Das Pro­blem ist nur, außer beim Über­set­zen müss­te man das in kei­nem ande­ren Metier auf der Welt dis­ku­tie­ren. Weder beim Moto­ren­bau, noch beim Leis­tungs­sport. Und auch die Män­gel des Ama­teur­pro­dukts wären über­all rasch zu sehen.

Ich höre als Über­set­zer immer wie­der mal, dass man denn doch lie­ber mit jeman­dem arbei­ten wür­de, der »wört­lich« über­setzt und des­sen Über­set­zun­gen sich den­noch »gut lesen«. Von mir aus. Als pro­fes­sio­nel­ler Über­set­zer bin ich die­se Dis­kus­si­on herz­lich leid. Ich ver­knei­fe mir selbst die Bemer­kung, man soll­te selbst­ver­ständ­lich dort­hin gehen, wo man gelie­fert bekommt, was man als blu­ti­ger Ama­teur für das Bes­se­re hält; es führ­te doch wie­der nur zur ewig glei­chen alber­nen, weil sinn­lo­sen Dis­kus­si­on. Ner­vig ist natür­lich, wenn man ein »redi­gier­tes« Manu­skript zur Durch­sicht zurück­be­kommt, das sich mehr oder weni­ger als eben die Inter­li­ne­ar­ver­si­on ent­puppt, die man durch mehr­ma­li­ge Über­ar­bei­tung bewusst hin­ter sich gelas­sen hat. Mehr oder weni­ger, weil plötz­lich auch mas­sen­wei­se Feh­ler drin­ste­hen, die man als Pro­fi nie gemacht hätte.

Es ist immer die­sel­be Illu­si­on: dass die­se offen­sicht­lich so wün­schens­wer­te »Wört­lich­keit« beim Über­set­zen die bes­se­re Lösung sei.1 Was man – hier wären eine Rei­he von Exkur­sen über Stil von­nö­ten – noch als Geschmack­sa­che abtun könn­te, läge das ers­te Gegen­ar­gu­ment nicht immer gleich auf der Hand: Die­se Art der wört­li­chen Über­set­zung geht so gut wie immer (es gibt natür­lich Über­set­zun­gen unter­schied­li­cher Schwie­rig­keitsgrade) Hand in Hand mit einer weit gerin­ge­ren Tref­fer­quo­te – sprich: einer grö­ße­ren Zahl von Über­set­zungs­feh­lern. War­um? (mehr …)

  1. Das hat viel mit der Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit zu tun, mit denen der Ama­teur in einem Wald von Wör­tern steht. Er sieht noch nicht ein­mal, dass er in sei­ner Ver­zweif­lung, sich da durch­zu­fin­den, vor lau­ter Bäu­men den Wald nicht mehr sieht. Man muss aber den Text vor­ne­weg stel­len, man muss wis­sen, was man damit machen will, was für ein Gesicht die Über­set­zung haben soll. Da hat der ein­zel­ne Satz sich dann eben unter­zu­ord­nen. []

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Ein Ame­ri­ka­ner in Brüs­sel prä­sen­tiert: die eier­le­gen­de Woll­milch­sau (3)

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Wir haben in den ers­ten bei­den Tei­len – hier & hier – der Mini­se­rie über Jere­my Rif­kins jüngs­ten Best­sel­ler Die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on erfah­ren, wie­so der Autor so voll­mun­dig von einer Drit­ten und Letz­ten Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on spricht und wie Rif­kin und sein Team sich die­se Drit­ten Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on vor­stel­len. Zum Abschluss möch­te ich noch eini­ge Kon­se­quen­zen und Per­spek­ti­ven darstellen.

Wir haben gese­hen, was nach Ansicht des Erfolgs­au­tors und »Welt­be­ra­ters« Jere­my Rif­kin getan wer­den muss, um sowohl der Kli­ma­ka­ta­stro­phe als – fürs ers­te – auch dem end­gül­ti­gen Kol­laps der Welt­wirt­schaft zu ent­ge­hen. Aber wo genau soll das denn sei­ner Ansicht nach alles hin­füh­ren? Nun, eben in eine voll­kom­men neue Ära, deren Weg­be­rei­ter die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on sein soll. Aber was wird uns denn im Ein­zel­nen auf dem Weg in die­se neue Zeit passieren?

Nun, zum einen wer­den etwa alte Macht­struk­tu­ren in der Wirt­schaft an Bedeu­tung ver­lie­ren. Wenn »Hun­der­te von Mil­lio­nen Men­schen ihre eige­ne grü­ne Ener­gie pro­du­zie­ren und sie in einem ›Ener­gie­in­ter­net‹ mit ande­ren tei­len«, dann führt das zur Demo­kra­ti­sie­rung der Ener­gie und die­se wie­der­um zu einer fun­da­men­ta­len Neu­ord­nung zwi­schen­mensch­li­cher Bezie­hun­gen: Die­se »wird sich auf unse­re Art, Geschäf­te zu machen, eben­so aus­wir­ken wie auf die Erzie­hung unse­rer Kin­der, unser Leben als Staats­bür­ger und unse­re Art zu regie­ren«. Rif­kin spricht hier von »late­ra­ler Macht«, in der Glei­che das Sagen haben, im Gegen­satz zur alten hier­ar­chi­schen Macht, die von oben nach unten regiert.

Und so wie in der Wirt­schaft wird auch die Macht in der Poli­tik in die Brei­te gehen. Mit der EU als Bei­spiel sieht Rif­kin statt auto­no­mer Natio­nal­staa­ten eine Welt von Kon­tin­tal­bünd­nis­sen. Die EU ist allen vor­an, aber die Ansät­ze dazu sind auch in Asi­en, Afri­ka und Süd­ame­ri­ka längst gemacht.

Dazu wird es laut Rif­kin so oder so kom­men, wich­tig ist nur unter wel­chen Vor­zei­chen. Das Zeit­al­ter der Zusam­men­ar­beit set­ze ein grund­le­gen­des Umden­ken vor­aus, (mehr …)

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Ein Ame­ri­ka­ner in Brüs­sel prä­sen­tiert: die eier­le­gen­de Woll­milch­sau (2)

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Der jüngs­te Titel des ame­ri­ka­ni­schen Erfolgs­au­tors und uner­müd­li­chen »Welt­be­ra­ters« Jere­my Rif­kin Die Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on: Die Zukunft der Wirt­schaft nach dem Atom­zeit­al­ter ruft, wie der Titel schon sagt, auf zu einer »drit­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on«, wie er Rif­kin das nennt. War­um er von einer sol­chen Drit­ten Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on spricht, das habe ich vor eini­ger Zeit hier bereits umris­sen. Wie aber stellt Rif­kin sich die­se Drit­te Indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on ganz kon­kret vor?

Nun, Jere­my Rif­kin und sein Team, um das so knapp als mög­lich zu umrei­ßen, haben einen Fünf-Säu­len-Plan mit zwei­er­lei Ziel aus­ge­ar­bei­tet: Zum einen soll er durch die Ein­füh­rung des koh­len­stoff­frei­en Zeit­al­ters die Kli­ma­ka­ta­stro­phe abwen­den und damit letzt­lich die Spe­zi­es vor dem Aus­ster­ben bewah­ren; zum ande­ren soll er unse­re gute alte Markt­wirt­schaft wie­der in Schwung brin­gen, und sei es auch nur für ein aller­letz­tes Mal.

Aber wie sol­len sie denn nun aus­se­hen, die­se wun­der­sa­men fünf Säu­len der drit­ten und letz­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on? Nun, kurz gesagt:

  • Säu­le 1 besteht im Umstieg von koh­len­stoff­hal­ti­gen fos­si­len Brenn­stof­fen auf grü­ne, also erneu­er­ba­re Energien.
  • Säu­le 2 besteht in der Umwand­lung der welt­wei­ten Bau­sub­stanz in Mini- bzw. Mikro­kraft­wer­ken«, die vor Ort erneu­er­ba­re Ener­gien erzeu­gen und sammeln.
  • Säu­le 3 sieht die Auf­stel­lung von Was­ser­stoff- und ande­ren Ener­gie­spei­chern in jedem Gebäu­de und über die gan­ze Infra­struk­tur ver­teilt an Kno­ten­punk­ten zur Spei­che­rung von inter­mit­tie­ren­der Ener­gie vor; hier geht es dar­um, die »wei­chen«, also inter­mit­tie­ren­den Ener­gien zu spei­chern, um einen kon­ti­nu­ier­li­chen Nach­schub an grü­ner Ener­gie zu garan­tie­ren. (mehr …)

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Das Dre­cki­ge Dut­zend (1)

Ich schaue mir als Über­set­zer sehr vie­le Über­set­zun­gen an; zusam­men mit dem Ori­gi­nal. Satz für Satz. Seit den 1970er-Jah­ren schon. Das ist eine gute Mög­lich­keit, sich das eine oder ande­re abzu­gu­cken. Es gibt immer eine Lösung für ein Pro­blem, die auto­ma­tisch – in einer Daten­bank – parat zu haben, ganz prak­tisch ist; es gibt immer eine, auf die man selbst nicht gekom­men wäre. Und natür­lich fin­det man dabei auch jede Men­ge klei­ne­ren oder grö­ße­ren – auch him­mel­schrei­en­den – Murks. Das hat mich vor eini­gen Jah­ren auf die Idee gebracht, der­lei Klöp­se in einer Glos­se zusam­men­zu­tra­gen. Nicht alle, das wäre nicht zu schaf­fen und lang­wei­lig oben­drein, aber ein Dut­zend pro Titel scheint mir durch­aus ver­tret­bar. Also, bit­te­schön, das ers­te dre­cki­ge Dutzend.

Ich könn­te nicht sagen, ob Über­set­zun­gen heu­te schlech­ter denn je sind, das erfor­der­te etwas umfas­sen­de­re sta­tis­ti­sche Arbeit; ich kann nur sagen, dass sie trotz all der Mög­lich­kei­ten, die sich dem Über­set­zer heu­te bie­ten, nicht bes­ser gewor­den zu sein schei­nen. Aber ehr­lich gesagt, wie soll­ten sie auch? Über­set­zer­sei­tig tum­meln sich heu­te in die­sem Metier mehr blu­ti­ge Ama­teu­re denn je.1 Und ver­lags­sei­tig sieht es nicht viel bes­ser aus. Alles, was zu faul zum Arbei­ten ist, bie­tet sich heu­te als frei­er Lek­tor an. Über das Lek­to­rat – frei oder nicht – habe ich hier im Blog schon das eine oder ande­re gesagt, ich möch­te die ein­schlä­gi­ge Arie hier mal außen vor las­sen; Tat­sa­che ist, der Über­set­zer hat heu­te weni­ger über den Inhalt »sei­ner« Über­set­zung zu bestim­men denn je.2 Des­halb ist »das dre­cki­ge Dut­zend« auch kei­ne Über­set­zer­kri­tik, son­dern eine Über­set­zungs­kri­tik, will sagen eine Kri­tik des fer­ti­gen Pro­dukts, das in jedem Fal­le besag­tes Lek­to­rat zu ver­ant­wor­ten hat.3

Ich habe eben das mehr oder weni­ger ver­kaufs­fer­ti­ge Pro­dukt »mei­ner« vor­vor­letz­ten Über­set­zung zurück­be­kom­men, Teil eines Schnell­schus­ses zu einem aktu­el­len The­ma, bei dem ich einer von vie­len war.4 Im Begleit­schrei­ben aus dem Lek­to­rats­bü­ro heißt es sinn­ge­mäß, Hin­wei­se auf »Böcke« neh­me man gern ent­ge­gen, was natür­lich rei­ne Rhe­to­rik ist. Ich mei­ne, wann hät­te ein Lek­tor schon mal einen Feh­ler gemacht? (mehr …)

  1. Den Grund dafür habe ich mal ange­ris­sen. []
  2. Falls es ande­re Lek­to­ren gibt, kei­ne Ahnung, wie die guten Über­set­zun­gen, die ich so fin­de, zustan­de gekom­men sind, mel­den Sie sich doch bei mir. []
  3. Dar­über dann im Rah­men die­ser Serie ein ander­mal mehr. []
  4. Das Schnell­schüs­se von vie­len gemacht wer­den müs­sen, ist auch so eine Unsit­te der Bran­che, die noch einer nähe­ren Erklä­rung bedarf. Sie folgt irgend­wann in die­sem Thea­ter. []

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Wiki­Leaks und Trans­pa­ren­cy International

Immer wie­der sehe ich mich die­ser Tage dank Wiki­Leaks an eine Über­set­zung erin­nert, die ich vor eini­gen Jah­ren gemacht habe: Das Jahr­buch Kor­rup­ti­on 2005 von Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal.1 Las­sen Sie mich das kurz erklären…

bei ama­zon

Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal ist eine Orga­ni­sa­ti­on, die sich den Kampf gegen die Kor­rup­ti­on auf die Fah­nen geschrie­ben hat. Welt­weit. Ihr Grün­der ist Peter Eigen,2 ein deut­scher Jurist, der unter ande­rem als Welt­bank-Mana­ger in West­afri­ka tätig war. In die­ser Eigen­schaft erleb­te er aus ers­ter Hand, wel­chen Scha­den Kor­rup­ti­on anrich­tet, in der drit­ten wie über­all sonst auf der Welt. Ich habe wäh­rend der Über­set­zung eine unge­mei­ne Bewun­de­rung ent­wi­ckelt für die­sen Mann. In einem der zahl­rei­chen Fall­bei­spie­le ver­schie­de­ner Autoren ging es um Russ­land. Es wird dar­in ziem­lich anschau­lich geschil­dert, wie kor­rup­te Machen­schaf­ten den indus­tri­el­len Mit­tel­stand ent­eig­net haben. Nicht zuletzt sind das die Machen­schaf­ten, die zu den Mil­li­ar­den­ver­mö­gen geführt haben, die laut Putin heu­te in Deutsch­land bzw. Euro­pa nach Anla­ge­mög­lich­kei­ten  ver­lan­gen.3
Was mich an das Buch bzw. die­sen Arti­kel erin­nert hat, ist fol­gen­de Pas­sa­ge in einem Leit­ar­ti­kel des bri­ti­schen Guar­di­an: (mehr …)

  1. Ist die Tat­sa­che, dass ein Buch von die­ser Bedeu­tung bei amazon.com nicht einen ein­zi­gen Leser­kom­men­tar her­vor­ge­bracht hat, ein Hin­weis dar­auf, wie sehr das Schick­sal die­ser Welt Gene­ra­tio­nen zugeta­cker­ter Deo­rol­ler am Arsch vor­bei­geht? Auch wenn 2005 drauf steht, das Buch gehört mehr denn je gele­sen. []
  2. * 11. Juni 1938 in Augs­burg. Er ist Grün­der und war Vor­sit­zen­der der NGO Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal, deren erklär­tes Ziel es ist, sich gegen Kor­rup­ti­on zu enga­gie­ren. Seit 2004 ist er mit Gesi­ne Schwan ver­hei­ra­tet. Im Jahr 2007 grün­de­te er zusam­men mit Burk­hard Gnä­rig das Ber­lin Civil Socie­ty Cen­ter, ein Forum für inter­na­tio­nal täti­ge Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, das den Aus­tausch von Erfah­rung und Wis­sen inner­halb der Zivil­ge­sell­schaft und mit ande­ren Berei­chen erleich­tern soll. []
  3. Süd­deut­sche Zei­tung, Samstag/Sonntag, 27./28. Novem­ber 2010, »Putin: Euro­pa miss­ach­tet rus­si­sche Inves­to­ren« []

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