Eine vom übersetzerischen Standpunkt her ganz interessante Geschichte ist bei Larry Kings Interview mit Wladimir Putin passiert: der Dolmetscher, der Putin ins Englische übersetzte, hat zuweilen etwas Schwierigkeiten, zu einem sauberen englischen Satzbau zu finden. Was hin und wieder zu Stellen führt, bei denen erst das Nachlesen der Abschrift die Erkenntnis bringt.
Ein Beispiel dafür ist die Stelle gleich zu Beginn, als Putin in einer durchaus raffinierten Retourkutsche das amerikanische Demokratieverständnis in Frage stellt:
I’d like to recall the fact that twice – twice! – in the history of the United States of America, there were cases, the candidate to the presidency who subsequently became president of the United States were voted by majority of electorate, with the delegates representing the lesser number of electorate as a whole. Is that democracy?
Ich für mein Teil hab’ das beim Hören nicht kapiert. Obwohl ich mir sicher bin, dass ein eiskalter Kunde wie Putin sich im Russischen durchaus klar ausgedrückt hat. Nicht dass das Transkript geholfen hätte. Man verrenkt sich die letzten Synapsen, aber der Satz ergibt erst einen Sinn, wenn man seine paar Brocken Kenntnisse über das amerikanische Wahlsystem aus der Schublade zerrt. Dann könnte man das Ganze folgendermaßen sehen: (mehr …)
Julian Assange. Selbst als eingefleischter Fan von Verschwörungsthrillern von Three Days of the Condor über Marathon Man und Conspiracy Theory bis hin zu Eagle Eye möchte man seinen Augen und Ohren nicht trauen. Ein Mann, der die maßgeblichen Regierungen der Welt der Lüge nicht nur bezichtigt, sondern zigtausendfach Beweise für seine Behauptungen geliefert hat, sieht sich plötzlich auf der Flucht. Höchste Stellen stecken die Köpfe zusammen. Man heckt einen Plan aus, den Mann reinzuhängen,1 ein internationaler Haftbefehl wird ausgestellt. Der Mann muss untertauchen.2 Das weltweite Imperium des Gesindels, das uns regiert, schlägt zurück.
Es gibt Wörter, die sich geradezu aufreizend der Übersetzung entziehen, weil sie – in der Regel eine Folge komplexer Unterschiede in Geschichte und Denken der Völker – einfach kein so recht passendes Gegenstück in der Zielsprache haben. „Table“ ist mit „Tisch“ meist problemlos getroffen, selbst wenn es von Abarten nur so wimmelt: »bedside table«, »card table«, »dinner table«, »dressing table«, »extension table«, »gaming table« – alle sind sie definiert und haben im Deutschen ihr Gegenstück.1 Für den Profi gilt: Alle diese Tische sind etwas Konkretes, Fassbares – mit dem passenden Wörterbuch erledigt sich die Übersetzung von selbst.
Anders dagegen verhält es sich mit allem, was nicht buchstäblich fassbar ist, Dingen aus den Humanwissenschaften etwa, Sachverhalten aus dem kulturellen Bereich. So ist auch das Wort »governance« ein eher irritierender Fall. Und was »governance« noch irritierender macht, ist der Umstand, dass es es sich in den letzten Jahrzehnten zum politischen Modewort aufgeschwungen hat. Es begegnet einem, eine Beschäftigung mit dem Zeitgeschehen vorausgesetzt, schier Tag für Tag.
Der einschlägige Eintrag in der Wikipedia bringt das Wissenswerte sehr schön auf den Punkt, (mehr …)
Und die Unsitte, aus einem »coffee table« einen »Kaffeetisch« zu machen statt einen »Couchtisch«, unter dem man sich etwas vorstellen kann, rührt nur daher, dass das Übersetzen längst in die Hände blutiger Amateure gefallen ist, die Wörter übersetzen statt Sinn. [↩]
Beim Übersetzen, ich musste mich erst jüngst wieder schmerzlich daran erinnern lassen, zahlt es sich aus, gerade immer wieder mal die Dinge nachzuschlagen, die man zu wissen meint. Es ist dies eine an sich feste Regel, die man im Eifer des Gefechts – den ganzen lieben langen Tag nachschlagen! – immer weder mal gern vergisst. Auch wenn sie einen hundert mal vor peinlichen Schnitzern bewahrt hat. Aber natürlich gibt es bei jeder Übersetzung nicht zu knapp Neues nachzuschlagen – da meint man schon mal, man könne sich die ollen Kamellen sparen. Zuweilen freilich sitzt man nicht lediglich einem dieser leidigen falschen Freunde auf; zuweilen ergibt die Lösung mit einem solchen im Kontext dessen, was man gerade übersetzt, einfach keinen Sinn.
So verhielt es sich denn mit einem Artikel, den ich eben zu übersetzen hatte, und in dem von einem »Bush moment« die Rede. Es hieß da:
Remember that old witticism of the neocons of the ascendant Bush moment back in 2003: “Everyone wants to go to Baghdad. Real men want to go to Tehran”?1
Nun scheint man ja unter einem »Bush moment« jene Augenblicke zu verstehen, in denen es beim vorletzten ‘kanischen Präsidenten mal kurz aussetzte. Der Begriff »Bushism« scheint in diesem Zusammenhang wohl bekannter zu sein.
Brander Matthews unterscheidet vier Kategorien von Slang, deren erste drei wir hier vorgestellt haben. Wir erinnern uns, dass die ersten beiden »unwürdig« waren, die dritte dagegen, sie besteht aus alten und vergessenen Wörtern und Wendungen, die jetzt nach langer Brache wieder an die Oberfläche zu kommen versuchen, durchaus akzeptabel, auch wenn sie unter dem Stigma, das den ersten beiden anhaftet leidet. Mit der vierten Kategorie verhält sich das nun völlig anders. Sie umfasst Matthews’ Ansicht nach all jene Begriffe, die sozusagen noch ihre Lehre absolvieren und von denen noch ungewiss ist, ob die offizielle Sprache sie aufnehmen wird. Wenn sie nicht vorher verschwinden, was in der Regel dem »Slang der Metropolen« widerfährt, den Matthews als durch die Bank dumm bezeichnet. Aber was hält sich denn dann?
Brander Matthews
Die Funktion des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on English (1901)
Teil IV
Wenn wir jedoch hören, wie ein Autor aus dem amerikanischen Westen die Wirkung von tanglefoot-Whisky beschreibt, so spricht das Adjektiv für sich selbst und bringt damit seine Rechtfertigung mit. Und ganz unmittelbar sehen wir die kühn kondensierte Metapher in dem Schild »Don’t monkey with the buzz-saw«; die Bildhaftigkeit des Wortes buzz-saw wie auch seine Brauchbarkeit leuchten auf den ersten Blick ein. So verstehen wir bei der Lektüre von »Buck Fanshaw’s Funeral« auch ohne weiteres die Wendung »he never went back on his mother« und finden Gefallen an seiner Aussagekraft; desgleichen gilt für die Erklärung des Mannes, der für »Banty Tim« einspringt:
“Ef one of you teches the boy
He’ll wrestle bis hash to-night in hell,
Or my name ’s not Tilman Joy.”
To wrestle one’s hash ist keine elegante Wendung, wie man zugeben muss, und sie wird wohl kaum Aufnahme in die literarische Sprache finden; aber sie ist wenigstens kraftvoll und keinesfalls dumm. To go back on dagegen hat gute Aussichten auf einen Platz in unserer Sprache, so nützlich und kraftvoll wie diese Wendung ist.
Von den weiten, windigen Ebenen des Westens kam blizzard, und obwohl angeregt wurde, dass es sich bei dem Wort um einen Überlebenden eines britischen Dialekts handle, so gebührt dem amerikanischen Westen dennoch ein Lob dafür, es vor dem Vergessen bewahrt zu haben. Aus den Holzfällerlagern des Nordwestens kam boom, auch das wiederum ein altes Wort, wenn auch mit neuer Bedeutung, und wurde von der Sprache umgehend akzeptiert. Von noch weiter westlich kam der Gebrauch von sand im Sinne von Stehvermögen, Rückgrat – das eben, was man in Neuengland als grit und im alten England als pluck (ein weit weniger ausdrucksvolles Wort) bezeichnet. Aus dem Südwesten haben wir cinch,1 das sich vom Festzurren des Packgurtes an einem Maultier ableitet und somit in übertragener Bedeutung auf einen in jeder Hinsicht besonders festen Halt weist. (mehr …)
nach dem auch die modernen Hifi-Stecker benannt sind, die der Deutsche penetrant falsch »tschintsch«nennt [↩]
£250 Bußgeld muss die böse Cat Lady aus Coventry nun dafür berappen, dass sie im August gaudihalber eine Katze, die ihr auf der Straße untergekommen war, in die nächste Mülltonne geworfen hatte. Das Thema hatte die englische Presse wochenlang bewegt und zu einer Hasskampagne auf Facebook sowie zu Todesdrohungen gegen die Tierquälerin geführt.
Wie’s der Zufall so wollte, saß ich, als ich gestern die Nachricht im Radio hörte, gerade wieder mal über einem meiner Endlosprojekte, einer brauchbaren Dialektdatenbank, insbesondere der britischen Dialekte. Vor dem Hintergrund, dass besagte Dame unter Polizeischutz gestellt werden musste, bietet mein jüngster Neuzugang in Sachen Dialekt einen interessanten Einblick in den weiten Weg, den die englische Volksseele zum Thema Tierquälerei hinter sich hat.
Man übersetzt aus der Fremdsprache in die Muttersprache. Das ist so die Regel. Natürlich wird man immer wieder mal darum gebeten, es »anders rum« zu machen, und wenn es nicht zu umfangreich ist und keinen Schaden anrichten kann, nimmt man so etwas gefälligkeitshalber an. Aber so richtig beschäftigen tut man sich nicht mit der Übersetzung vom Deutschen ins Englische. Es ist einem ferner, als der Nichtübersetzer sich das vorstellen mag. Ich habe seit 40 Jahren hier irgendwo eine Tin Drumherumkugeln, die ich gerne mal gegen das Original halten würde, das immer in Reichweite steht, aber ich bin nie dazu gekommen. Abermals geweckt wurde mein Interesse an der Übersetzung ins Englische, als ich vor einigen Jahren im Web auf einen Vortrag einer englischen Kollegin stieß: Anthea Bell.
Gekommen bin ich auf sie über Ihren Vortrag »Translation as Illusion« und das eher zufällig. Oder auch nicht. Da Anthea Bell in diesem Vortrag etwas anspricht, was mir selbst das Übersetzerleben vergällt: »The Curse of the Copy Editor«. Der Fluch des Lektorats hört sich wunderbar romantisch nach Dr. Mabuse an oder nach Fu Manchu, ist aber weit weniger spannend oder unterhaltsam, als Klein Hänschen so denken mag – in die Autobranche übersetzt hieße dieses Phänomen: Das Auto, dass Sie da eben gekauft haben, ist von einem Amateur nachgearbeitet und würde nicht fahren. Aber lassen wir meine persönlichen Probleme mal beiseite; bleiben wir bei der Aussage der englischen Kollegin zum Thema, die mir die Übersetzung Ihrer Worte ins Deutsche bitte nachsehen mag: (mehr …)
Zum Büro des Übersetzers gehören heute nicht nur vier Wände voll mehr oder weniger einschlägiger Wörterbücher…
… sondern auch ein paar Dutzend Websites, die man ständig an den Fingerspitzen haben sollte – mindestens auf einem zweiten Bildschirm, am besten aber gleich auf einem zweiten Rechner, sprich an einem dritten Bildschirm; glauben Sie mir, es zahlt sich aus. So ein zweiter Rechner kann alles mögliche erledigen, während man arbeitet, ohne dass einem diese Aufgaben bei der eigentlichen Arbeit in die Quere kommen. So lassen sich zum Beispiel die Datenbanken mit Unmengen von Beispielsätzen für die verwegensten Konstruktionen füllen, ohne dass man sich groß drum kümmern muss.
Aber wie gesagt, es gibt reihenweise Websites, die man parat haben sollte. Ich spreche natürlich von englischen, da ich aus dem Englischen übersetze und der Ansicht bin, dass es nicht eigentlich seriös ist, aus mehreren Sprachen zu übersetzen – dazu gibt es zu viel zu wissen über eine Sprache und ihr Land. Wenn Sie freilich bei Schwachsinn wie »zahnloser Diener« nicht wissend in Lach- oder Heulkrämpfe verfallen,1 dann ist es vermutlich egal. (mehr …)
immerhin nehmen einem Dumpfbacken, die solche Fehler machen, die Butter vom Brot – egal ob nun der Übersetzer dafür verantwortlich ist oder das Lektorat [↩]
»Im Wörterbuch lauert der Tod«, ist nicht etwa ein Titel aus dem Nachlass von Agatha Christie, es handelt sich vielmehr um eine Erkenntnis des amerikanischen Dichters James Russel Lowell. Und diese Erkenntnis hat letztlich mehr mit Slang zu tun, als Sie je geahnt hätten. Lesen Sie dazu doch die dritte Lieferung von Brander Matthews Essay, in der er auf eine weitere Kategorie von Slang eingeht – wir hatten bisher drei – und unter anderem auf die Unterschiede zwischen dem Slang der Großstadt und dem des amerikanischen Westens…
Brander Matthews
Die Funktion des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on English (1901)
Teil III
Gar noch wichtiger als diese dritte Klasse von Slang ist die vierte, die all jene Begriffe umfasst, die sozusagen noch ihre Lehre absolvieren und von denen noch ungewiss ist, ob man sie schließlich in die Gilde guter Sprache aufnehmen wird. Diese Begriffe sind entweder nützlich oder nuztlos; sie schließen entweder eine Lücke oder sie schließen keine; sie leben oder sterben also entsprechend der allgemeinen Einschätzung ihres Wertes. Wenn sie sterben, dann landen sie im Verließ vergessenen Slangs, und was Vergessen anbelangt, gibt es kein dunkleres Loch. Wenn sie überleben, dann weil sie in die literarische Sprache Aufnahme finden, nachdem sie dem Gespür eines Meisters der Sprachkunst, des Sprachhandwerks genehm waren, unter dessen Patenschaft man sie dann als vollwertiges Mitglied aufnahm. Daran sehen wir, dass Slang eine Vorbereitungsschule für neue Ausdrücke ist; nur die besten Schüler bekommen das Langlebigkeit verleihende Diplom; die anderen wird unweigerlich ihr Schicksal ereilen. (mehr …)
Kürzlich hat man mir eine große Freude gemacht. Ich war mal ein richtiger Filmfan. Einer, der sich alle möglichen alten Schwarz-Weiß-Streifen reingetan hat. Panzerkreuzer Potemkin und so. Einer, der alle Rezensionen gelesen hat. H. C. Blumenberg fällt mir ein. Und an der Schule hatte ich für einige Zeit das ansonsten verwaiste Amt eines Filmreferenten1, wo ich im Festsaal abends hin und wieder Filme gezeigt habe. Die man damals noch in zentnerschweren Rollen mieten musste, vom Bahnhof abholen, 16-mm-Apparat mieten, Leinwand organisieren, einen technisch begabteren Mitschüler als Vorführer abkommandieren, einen Kassenwart, wenigstens hundert Leute in den Festsaal bekommen, sonst zahlte ich drauf…
Das ist ewig her. Aber François Truffaut war damals der Größte. Sicher nicht von ungefähr widmete die phantastische blaue Reihe Hanser (gibt’s vermutlich längst nicht mehr) Truffaut den ersten Band. 1974 war das. Ich habe in mehr als einigen Kartons gekramt und die Reihe gefunden. Mit den Fellini-Büchern von Diogenes. Und Büchern über Robert Altman und Preston Sturgess, Herrgott noch mal. (mehr …)
Das hat richtig Arbeit gemacht; zu so was waren die, die sich nur gerne reden hörten, zu faul. [↩]
Selbstverständlich kann man von den meisten Autoren Anthologien ihrer Kurzgeschichten im Laden erstehen. Aber bei den heutigen Möglichkeiten, an die Quellen zu kommen, ist mir das mittlerweile zu langweilig. Das Web bietet dem Geduldigen längst die Möglichkeit, nach den Originalen dieser Geschichten zu stöbern, in eben den Magazinen, in denen sie zunächst erschienen sind. Derer gab es wenn schon nicht ungezählte, so doch eine ganze Menge. Eine Hilfe beim Stöbern für den britischen Raum bietet dabei der INDEX TO BRITISH POPULAR FICTION MAGAZINES, 1880–1950 von Mike Ashley und William G. Contento. Und wer sich das Suchen der Originale alter Geschichten nicht gleich zur Lebensaufgabe machen möchte, muss auch nicht die sechsbändige Ausgabe oder die CD-ROM des Index erstehen. Für einen ersten Einblick genügt das Stöbern auf der Website des Index.
Brander Matthews teilt den Slang grob in vier Kategorien, die in diesem zweiten Teil seines Essays umrissen werden. Es wird sicher viele erstaunen, dass Slang über das unmittelbare Gaudium hinaus eine wichtige Funktion innerhalb unserer Sprache hat. Interessant sind auch die Zeiträume, von denen hier die Rede ist: dass Wörter binnen drei Jahrhunderten aus der Gosse aufsteigen und wieder in der Gosse verschwinden können, hat nun sicher nichts mehr von der »Rasanz«, von der Matthews in diesem Zusammenhang spricht. In dieser Hinsicht müsste man heute natürlich der Beschleunigung der Zeit Rechnung tragen. Und sicher müsste man auch »vulgär« und »Gosse« neu definieren. Aber das machen wir, wie gesagt, später. Bleiben wir mal bei den Grundlagen. Es hat sich hierzulande praktisch nie jemand wirklich damit befasst.
Brander Matthews
Die Funktion des Slangs
aus Parts of Speech: Essays on English (1901)
Teil II
Eine Analyse modernen Slangs offenbart uns die Tatsache, dass sich die Wörter und Wendungen, aus denen er sich zusammensetzt, grob in vier Kategorien einteilen lassen, alle recht unterschiedlichen Ursprungs und sehr verschiedenen Werts. Zweien dieser Kategorien gegenüber mag die Verachtung zulässig sein, die dem Slang als Ganzes gegenüber so oft zum Ausdruck gebracht wird. Den beiden anderen Kategorien gegenüber ist ein solches Gefühl ganz und gar nicht gerechtfertigt, da sie der Sprache einen unschätzbaren Dienst erweisen. (mehr …)
Angst vor dem ersten Date? Dem Manne kann geholfen werden. Ob dass im Zeitalter von Handy, Ritzenflitzer und Schlampenstempel auch funktioniert? Ehrlich gesagt, ich gehe mal schwer davon aus. Ich…
Gestern Abend gab’s auf BBC2 den zweiten Teil eines Interviewmitschnitts, den Jazzsänger und ‑pianist Jamie Cullum von seinem Besuch in den Eastwood Sound Studios mitgebracht hat. Für alle, die die Sendung nicht gehört haben, ein paar Highlights daraus. Weil’s gar so nett war.
Während man im ersten Teil auf Eastwoods Einstieg in den Jazz zu sprechen kam, ging es diesmal um Filmmusik, um Kyle Eastwood und um das Monterey Jazz Festival, in dessen Kuratorium Clint Eastwood sitzt. Was mir neu war. Was vielleicht auch den Festivalbesuch des Protagonisten in Eastwoods erster RegiearbeitPlay Misty For me erklärt. Ich hatte hier mal was drüber geschrieben, als ich den Film zum letzten Mal sah. In Monterey hat er offensichtlich auch Jamie Cullum kennen und bewundern gelernt. Die beiden haben sich so gut verstanden, dass Clint Cullum bei seinem Film Gran Torino um Mitarbeit bat. Cullum erzählt, wie nervös ihn Eastwood machte, der seinem Konzert anscheinend mit unbewegtem Gesicht folgte! Was denkt der Mann? Findet er mich nicht gut? Herrlich. Aber Eastwood versichert ihm, dass ihn das Konzert an dem Abend zum Fan gemacht hat. Eastwood hat dort auch Diana Krall kennen gelernt, die ja mit »Why Should I Care« einen von Eastwoods eigenen Songs im Repertoire hat. Man hört einen Livemitschnitt des Songs, nach dem Diana Krall meint: »Written by Mr. Clint Eastwood«. Worauf Clint bescheiden meint: »Wenn jeder, der sich mal ein paar Noten notiert, das Glück hätte, die von Diana Krall gesungen zu kriegen…«
Wir sollten natürlich nicht vergessen, dass Eastwood für die Soundtracks einiger seiner Filme verantwortlich zeichnet. Und ich meine damit als Komponist. Mystic River zum Beispiel. Million Dollar Baby. Flags of our Fathers. Grace is Gone. Changeling. Dabei setzt er Musik eher sparsam ein. Bei ihm wird nicht jede Gefühlsregung von Streichern erklärt, nichts wird erstickt. Und er setzte hier zunehmend auch seinen Sohn Kyle Eastwood ein. (mehr …)
Wir hatten mal einen Mathematiklehrer, den Gauss, dessen pädagogischer Eifer angesichts unserer Tumbheit ab & an in dem Ausbruch gipfelte: »Man müsste ein Holzscheit nehmen und es ihm auf den Kopf hauen, immer auf dieselbe Stelle – b i s s i e p l a t z t!«
Ich würde das nicht im Falle von Schülern unterschreiben, aber dafür umso mehr im Falle eines jeden, der direkt oder indirekt mit einem von ihm verantworteten deppert übersetzten Satz Geld verdient. Steh ich gestern mit meiner Flasche Allzweckreiniger im Drogeriemarkt an. Da hat man ja Zeit für einen genaueren Blick auf die drogeriemarkttypischen Produkte. DVDs zum Beispiel. Und da hieß es auf einer, den Film habe ich vor Schreck vergessen: »Basierend auf der Lebensgeschichte…« oder »Basierend auf einer wahren Geschichte« oder was auch immer… Tut mir leid, aber ich habe seither nur ein pulsierendes »basierend auf« vor den Augen und dazu das durchdringende ieeeek-ieeek-ieeek! aus Psycho im Ohr.
Mir kratzen ja schon “webbasiert”, “NT-basiert” und dergleichen Dummheit-basierte Übersetzungen am nun wirklich nicht sonderlich deutschen Gemüt, (mehr …)
Heute, auf den Tag , vor 48 Jahren fand man Marilyn Monroe tot in ihrer Wohnung.»Man« ist ihr Hausmädchen Eunice Murray, das darauf Monroes Psychotherapeuten anrief... der ihr den Posten…
Die Welt verdankt uns Deutschen ja leider nicht nur Gutes. Das gilt auch für die englischsprachige Welt. Um so erstaunlicher, dass sich doch eine stattliche Reihe von deutschen Wörtern dort eingebürgert bzw. gehalten haben.*
Dass man im Englischen »Gesundheit!« sagt, wenn jemand niest, ist hierzulande sattsam bekannt – und übrigens seit Jahren laut Knigge bereits unhöflich, da man damit wohl ein »Gebrechen« seines Gegenüber zur Kenntnis nimmt. Und dass die Engländer den in Guernica geprobten deutschen »Blitzkrieg« nicht aus den Knochen bekommen, kann man verstehen. Ich meine mich noch zu erinnern, dass Boris Beckers Sieg in Wimbledon als »blitzkrieg« Schlagzeilen machte, was in der deutschen Presse Entrüstung hervorrief. Zu Unrecht, denn das Wort hat sich längst vom Zweiten Weltkrieg gelöst. Allerdings muss man sagen, dass es sich im Alltag nicht in Gänze gehalten, sondern als »blitz« überlebt hat. In dieser Form freilich ist es womöglich erfolgreicher als jeder andere deutsche Import. »Blitz« bezeichnet nicht nur jede Art von Attacke, etwa im American Football, sondern jede Art von hektischer Betriebsamkeit, mit der man etwas in Angriff nimmt. Googeln Sie nur mal nach »ad« oder »advertising blitz«. Im Guardian hieß es bereits 1960 mal: »The women did only the bare essentials of housework during the week with a ›blitz‹ at weekends.« Und selbst im aktuellen schwarzamerikanischen Slang findet man »blitz up on someone«, wenn jemand auf den anderen los geht, sei es physisch oder verbal. (mehr …)
Man mag von seinen Verschwörungstheorien halten, was man will, langweiliges Kino macht er jedenfalls nicht. Was immer der Mann je gesagt hat, so gut wie alles, was je über ihn…